3.8.2. Sekundäre Verstärker, Sekundärverstärker
Begriffe aus der Hundeerziehung
Nachdem wir uns darüber verständigt haben, was man unter Verstärkern im Allgemeinen versteht und im letzten Kapitel die Primärverstärker etwas näher beleuchtet haben, geht es nun um die Sekundärverstärker (sekundäre Verstärker). Im grunde gibt es hier gar nicht so viel zu erklären, wenn man vorangegangene Artikel gelesen und verstanden hat.
Wir alle arbeiten mit Sekundärverstärkern (sekundäre Verstärker), wenn auch unbewusst und nicht immer mit dem Ergebnis, das wir eigentlich wollen. So ist es Ihnen sicher in der Arbeit mit Ihrem Hund ganz bestimmt schon passiert, dass Ihr Hund, sobald Sie die Hand in der Tasche haben oder mit einer Tüte ein gewohntes Geräusch herbeiführen, Ihr geliebter Vierbeiner doch sofort freudig vor Ihnen steht und eine Erwartungshaltung zeigt. Genau! Der Griff in diese eine Tasche, dieses eine Geräusch ist bereits ein Sekundärverstärker, der den folgenden Primärverstärker ankündigt, nämlich das ersehnte Leckerchen.
Das heißt also, während ein Primärverstärker die Bedürfnisse eines Hundes befriedigt, kündigen die sekundären Verstärker (Sekundärverstärker) lediglich oder bereits die Primären an, sie sind ein so genanntes Versprechen auf eine Belohnung.
Sekundäre Verstärker, Sekundärverstärker, unterscheiden sich also von den Primärverstärkern auch darin, dass diese eben nicht wie bei den Primären bereits angeboren sind. Sekundärverstärker (sekundäre Verstärker) sind erlernt, sie entstehen durch die ursprüngliche Erfüllung eines primären Motivs, beispielsweise Hunger. Sekundärverstärker können bei entsprechender Konditionierung als Ersatz für die Primärverstärker stehen oder ganz diese Funktion einnehmen.
Also ist ein Primärverstärker ein biologisch bedingter Verstärker, während ein sekundärer durch eine operante Konditionierung aus einem zuvor neutralen Reiz durch Assoziation mit einem Primärverstärker zu eben diesem, dem Sekundärverstärker wird. Was nichts anderes bedeutet, als dass ein sekundärer Verstärker, Sekundärverstärker, erst durch die Verknüpfung mit einem Primärverstärker überhaupt zu einem Verstärker wird.
Ein Beispiel anhand des Clickers:
Sie klicken. Ihr Hund kann mit diesem Geräusch aber zunächst nichts anfangen, es ist ihm neu und auch noch bedeutungslos. Aber, er schaut vielleicht, was es denn für ein Geräusch sein könnte! Passiert weiter nichts, bleibt es nach mehrfachen Wiederholen des Klickens eben nur bei dem Wahrnehmen des Geräusches, und Ihr Hund dieses irgendwann ignorieren (Habituation und Gewöhnung). Er entfernt diese Reiz als etwas Besonderes aus seinem Gehirn. Gut, denn wie ich bereits in einem anderen Kapitel, nämlich in der Extinktion schon schrieb, würde das Gehirn Ihres Hundes durch Reizüberflutung völlig überfordert. Geben Sie dem Klick nun aber etwas Positives bei, nämlich beispielsweise ein Leckerchen, ja dann wird Ihr Hund wohl zunehmend aufmerksamer bei jedem Klick. Er lernt: Es klickt – er bekommt eine Belohnung. So wird durch das Klicken ein Verhalten bestätigt, das wiederum eine Belohnung auslöst. Genau genommen konditionieren Sie Ihren Hund nun operant, bestätigen durch ein Sekundärverstärker sein Verhalten (das Erlernte durch Versuch und Irrtum) und belohnen anschließend. Sprich, Ihr Hund hat einen Treffer, der zum Erfolg führt; er lernt quasi über die Konsequenz seines Verhaltens. Zeigt Ihr Hund ein erwünschtes Verhalten, hört er den Klick und bekommt eine Belohnung, wird das gewünschte Verhalten nicht gezeigt, bleibt der Klick aus (und natürlich die Belohnung, die der Klick ankündigen würde). Also, hat der Hund ein erwünschtes Verhalten gezeigt, kündigen Sie dieses mit dem Sekundärverstärker (Klick) an „Richtig gemacht“ und belohnen direkt mit einem Primärverstärker (in diesem Beispiel mit Futter). Durch die zeitnahe Koppelung des Futters mit Ihrem Klick, hat dieser die Bedeutung des Verstärkers angenommen.
Merke:
Sekundärverstärker (sekundäre Verstärker) dienen dem punktgenauen BESTÄTIGEN von richtigem Verhalten.
Bildet sich nun also eine Assoziation zwischen dem Sekundärverstärker ((sekundäre Verstärker) (hier als Beispiel der Clicker)) und dem Futter, so wird der Sekundärverstärker (sekundäre Verstärker) selbst zum Verstärker.
Zusammengefasst:
- Mit Sekundärverstärkern (sekundäre Verstärker) wird Ihr Hund mittels positiver Verstärkung auf gewünschte Verhaltensweisen trainiert.
- Zeigt Ihr Hund ein/ das gewünschte Verhalten, wird dieses als RICHTIG signalisiert. Dieses können Sie nach Belieben machen, entweder durch einen Klick (Clickertarining) oder durch einen Pfiff der Trainingspfeife, oder klatschen … Ihrer Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt, solange es immer das gleiche Signal ist. Das nennt man dann sekundär verstärken. Der Klick oder der Pfiff sind die Sekundärverstärker (sekundäre Verstärker).
- Je häufiger Sie verstärken, umso schneller und sicherer wird Ihr Hund ein Verhalten wieder zeigen. Denn dadurch lernt Ihr Hund am besten und optimal , was genau Sie von ihm möchten oder wünschen.
- Auf den Pfiff oder den Klick folgen dann beispielsweise das Futter oder andere Belohnungen als Primärverstärker.
Hinweis und Rat.
Erarbeiten Sie sich eine Liste der wichtigsten Dinge, die Ihr Hund am liebsten mag. Erarbeiten Sie diese, wenn Familie vorhanden, auch gerne innerhalb dieser. Sie werden sehen, es wird spannend. Arbeiten Sie diese Liste nach Beliebtheitsskala aus. Von 1 bis 10. Was mag Ihr Hund wirklich am aller meisten? Ich bin mir sicher, da gehen die Meinungen innerhalb Ihrer Familie weit auseinander. Wird aber spannend, denn so lernen Sie alle Ihren Hund NOCH besser kennen. Sie werden auch erstaunt sein, wie jeder Einzelne der Familienmitglieder Ihren Hund sieht, worauf auch Ihr Hund bei jedem Einzelnen reagiert! Das ist dann nämlich auch wichtig im Training. Wenn Sie die Liste aufstellen, beachten Sie aber bitte, dass Sie die Beliebtheitsskala aus der Sicht Ihres Hundes erstellen.
Dazu können gehören: Bälle, bestimmtes Futter wie Hühnerherzen, gebackene Leber, getrocknete Sprotten, kleine Leckerchen, Lachsnuggets, Futterbeutel, Löcher buddeln, Schwimmen, Fährte lesen, Suchspiele …
Und jetzt wird es spannend. Wir üben uns einmal in einem Wortspiel in Fachchinesisch:
Haben Sie alles in Bezug auf Verstärker bis hierher verstanden, dann können Sie dem folgen: Versuchen wir es mal:
Sekundärverstärker sind vom Ursprung her neutrale Reize, sei es ein Pfiff, ein optischer Reiz wie Handzeichen oder ähnliches. Diese Reize werden durch die klassische Konditionierung mit den Primärverstärkern assoziiert. Die Assoziation zwischen den Reizen, die klassisch konditioniert wurden, erfolgt über die operante Konditionierung, um einen Primärverstärker im Ergebnis als positive Bestätigung zu erhalten.
In eigener Sache:
Sollte jemand von Ihnen Lust haben, dieses Wortspiel weiter zu spielen anhand von erklärten Begriffen, die bereits schon online sind oder aber in den nächsten Beiträgen erscheinen, dann lassen Sie es mich bitte wissen. Wäre toll, wenn am Ende der Artikelserie eine „fachliche Zusammenfassung“ des Inhaltes dieser Serie „Hundeerziehung- verständlich erklärt“ in Zusammenarbeit der Leser erscheinen würde.
Weiterführende Links zu Beiträgen der Artikelserie “Hundeerziehung – verständlich erklärt”
Fehler vermeiden in der Hundeerziehung