Falsch verstandene Apportierarbeit kann Hunde zu Balljunkies werden lassen.
Apportieren heißt nicht Stöckchen holen!
Viele Dinge in der Hundehaltung werden verallgemeinert. Vieles hat den eigentlichen Sinn schon längst verloren und zu viele Hundehalter glänzen im Speziellen mit Halbwissen. Bitte missverstehen Sie mich nicht. Wir alle können nicht alles wissen …
So ist es gar nicht verwunderlich, dass wir unzählige Ball-Junkies verzeichnen. Hunde, die wie in Trance darauf warten, dass das Stöckchen wieder fliegt.
Und dann höre ich in meiner Arbeit, dass Bello am liebsten apportiert …
So nun auch bei der Hündin Caya.
Caya geriet total außer Kontrolle. Immer seltener war sie ansprechbar. Die Halterin der Hündin wusste sich keinen Rat mehr. Und wie das dann so ist, haben ja viele Menschen einen Rat … bis eben dahingehend, dass Caya Psychopharmaka erhielt.
Leider hat sich der Zustand von Caya drastisch verschlechtert und die Halterin bekam den Tipp, mich mal anzurufen. Frei nach dem Motto: Fragen kostet ja nichts …
Als ich mit der Halterin telefonierte, konnte ich schnell erkennen, dass hier vieles schiefläuft und Caya nicht wirklich verstanden wird. Aber ich konnte natürlich auch keine Ferndiagnose abgeben und musste mir zunächst einmal ein Bild vor Ort von der Hündin und dem Zusammenleben zwischen Mensch und Hund anschauen.
Wir verabredeten uns und ich fuhr über eine Woche lang zu den beiden, um sehr viel Zeit mit ihnen zu verbringen.
Cayas Geschichte können Sie mit einem Klick auf diese Info nachlesen
Was hat es denn aber nun mit dem Apportieren und dem Ballwerfen auf sich? Und was möchten Sie eigentlich wirklich? Apportieren oder Balljunkie?
Gerade Hundeanfänger machen oft den Fehler, Apportieren mit Ballwerfen oder Stöckchen holen in Zusammenhang zu bringen. Dabei ist das grundsätzlich falsch.
Das Apportieren an sich bezeichnet das Bringen der vom Jäger erlegten Beute.
Im Gegensatz hierzu verstehen aber zu viele Hundehalter darunter, dass das Stockwerfen und Ballwerfen Apportierarbeit ist. Leider bringen sie aber ihren Hund systematisch in einen Zwangszustand. Denn das unkontrollierte Werfen bringt ihre Hunde geradezu in einen erhöhten Erregungszustand, der dazu führt, diesen Dingen hinterherzuhetzen.
Wie oft sehen Sie solche Hunde? Bello fixiert geradezu den Ball in Herrchens Hand, nimmt nichts und niemanden um sich herum überhaupt noch wahr und wartet hochaufgeregt, hechelnd, völlig irre darauf, dass der Ball endlich fliegt. Dabei geraten sie in einen Rausch voller Glückshormone, in einen Zustand, der sie völlig losgelöst von allen um sie herum Geschehnisse isoliert. Und die Hundehalter an sich, die meinen, die volle Aufmerksamkeit ihres Hundes zu haben, irren leider hier total, denn der Hund hat in diesem Zustand überhaupt gar keinen Kontakt mehr zu ihnen. Der Hund wird zu einem Junkie. Und alles, was man von dem Fellfreund gerne möchte, wie zum Beispiel Ruhe zu bewahren, volle Aufmerksamkeit, Gelassenheit, sind nun absolut nicht mehr möglich.
Einen Hund, der so gehalten wird, nimmt man Lebensqualität. Er braucht den Rausch, um in einen Erregungszustand zu gelangen, der glücklich macht. Sie dürfen sich das gerne vorstellen, als wäre er drogenabhängig. Selbstbelohnendes Verhalten ist das Ergebnis eines solchen systematisch aufgebauten Zwanges.
Um einen Hund, der genetisch bedingt schon viel Freude an einer jagdlichen Arbeit hat– egal ob Jagdhund oder nicht, jagdliches Arbeiten umfasst viele Facetten – gut auszulasten, ist es wichtig, eine ausgewogene Beschäftigung anzubieten, die dem Vierbeiner die unerwünschte Jagd an sich, in den Hintergrund treten lässt. Dafür eignet sich am besten das Apportieren.
Hat man dann einen Welpen, kann man ihn hervorragend auf die Apportierarbeit vorbereiten und ihn daraufhin trainieren. Natürlich geht es auch mit einem erwachsenen Hund, aber hat ein Vierbeiner bereist schon positive Jagderlebnisse in seiner Biographie, ist dieses natürlich schon etwas schwieriger.
Zum Apportieren gehören Dummys – keine Bälle, keine Stöcke! Das Ziel dieser Dummyarbeit ist es, mit dieser das Suchen, Finden und Bringen zu trainieren. Hunde suchen gerne, sie machen gerne Beute und so kann man ihre Anlagen hier hervorragend nutzen, um sie zu einem gemeinsamen Arbeiten zu bringen. Und was gibt es schöneres als gemeinsame Interaktion?
Je öfter Sie Ihrem Hund die Möglichkeit geben, zu suchen, zu finden, die „Beute“ zu bringen und sie dann auch im Austausch gegen etwas ganz Tolles an Sie abzugeben, um so motivierter wird Ihr Freund sein, vielleicht auch mal größere Distanzen, längeren Fährten zu folgen.
Die Vorteile dieser Arbeit sind ganz klar. Diese Art der Beschäftigung fördert Konzentration, Bindung, Interesse, Ruhe und Geduld.
Gehören Sie vielleicht auch zu den Hundehaltern, die ihrem Hund eigentlich nur Gutes tun wollen, nun aber in dieser Mühle feststecken und wissen Sie nicht, wie Sie diesem Kreislauf entfliehen können? Dann kontaktieren Sie mich doch. Es gibt immer einen Weg, dieses Verhalten zu unterbrechen und Ihnen eine Möglichkeit zu geben, gezielt umzulenken.