Sollten Hartz IV Empfänger Hunde halten?
Gesellschaftlich wird dieses Thema sehr kontrovers diskutiert. Und ja, natürlich ist es auch so, dass es doch einige Menschen gibt, denen man jedwedes Verantwortungsbewusstein abspricht – absprechen muss – und da versteht es sich natürlich von selbst, dass man dieser sozialen Schicht, die aber nicht den Löwenanteil ausmacht, keinen Hund anvertraut.
Ich möchte gerne eine Lanze brechen für Menschen, die sich in einer schwierigen Lebensphase befinden. Und ich möchte auch gerne nochmal an Sie, liebe Tierschützer, appellieren, Hartz IV – Empfänger nicht grundsätzlich als Pflegestelle abzulehnen.
Ich möchte gerne über Menschen mit Hunden schreiben und auch für Menschen mit Hund schreiben.
Hartz IV – Empfänger mit eigenen Hunden. Hartz IV Hunde.
Das Geld, das diese Menschen bekommen, reicht weder zum Leben noch zum Sterben. Diese Menschen überleben – Tag für Tag. Nun sind sie in einer Lage, aus der es schwer wird, wieder herauszukommen, wenngleich dieses natürlich grundsätzlich möglich ist – dazu gehört aber auch nun mal eine Portion Glück. Das Leben, das System im eigenen Land hat sich eben auch verändert. Nun haben aber diese Menschen einen Hund, manchmal sogar 2. Diese Hunde zu versorgen, ist im Grunde völlig aussichtlos. Das Geld reicht ja hinten und vorne nicht. Ich erinnere mich an sehr viel frühere Jahre, in denen diese Hundehalter vom Sozialamt monatliche Unterstützung für ihre Vierbeiner erhielten. Das jedoch ist schon wirklich viele, viele Jahre her.
Was nun aber, wenn es nicht reicht, den Hunden auch nur nahezu regelmäßig Hundefutter zur Verfügung zu stellen? Dazu kommen Steuern und Versicherung und natürlich wird der Fellfreund auch mal zum Tierarzt müssen.
Wenn Sie das so lesen, was denken Sie? Mal ganz ehrlich? Kommt Ihnen dann auch der Gedanke, dass die Menschen dann eben keinen Hund halten können? Dass die Mitmenschen so denken, die noch nie eng mit einem Hund das Leben teilen, ist gar nicht selten. Aber was meinen Sie? Eigentlich ganz klar, oder? Wenn man ganz rechnerisch und nur mit dem Kopf, ohne irgendwelche andere Parameter mit einzubeziehen, an die Sache ran geht, müsste man doch hier mit “Ja, sie sollen die Hunde abgeben”, antworten, stimmst?
Nun … ich persönlich sehe das aber ganz anders. Ich kann nur sagen: Um Gotts Willen, das wäre das Schlimmste, was diesen Menschen passieren kann.
Foto: S. Diehl Foto steht nicht im Zusammenhang mit ArtikelHartz IV Hunde. Überlegen wir uns, wie sich das Leben plötzlich verändert … Von heute auf morgen befinden sich Hartz IV –Empfänger in der unteren Gesellschaftsschicht. Wenngleich sie das erst gar nicht fühlen, werden sie das aber sehr schnell lernen. Zu Freunden und Bekannten hat man schnell keinen Kontakt mehr. Und es ist nicht ganz richtig, dass diese mit den Menschen nichts mehr zu tun haben wollen; es ist doch eher so, dass von den Hartz IV Empfängern die Kontakte gar nicht aufrecht erhalten werden können. Sie können es drehen wie Sie wollen. Entweder es sind keine finanziellen Mittel da, um sich mal in der Stadt auf einen Kaffee zu treffen, zusammen auszugehen, ins Kino zu gehen … Überhaupt irgendwo hinzukommen … Denn unterhalten Sie mit Hartz IV mal ein Auto und befüllen es auch noch mit Sprit. Einladungen zum Geburtstag? Ja, das wäre schön … aber, es ist kein Geld da, um ein Geschenk zu kaufen, Klamotten sind alt, einen Frisör kann man sich nicht leisten, man sieht bald aus wie ein Hartz IV Empfänger …
Ja, und wenn Sie denken, gut, dann besteht ja auch die Möglichkeit, dass die Freunde und Bekannten zu ihnen nach Hause kommen. Klar, das geht. Aber, das wollen diese Leute dann auch oft nicht und zwar deshalb, weil ihr Kühlschrank leer ist, sie nichts zum Anbieten haben, weder Kuchen kaufen noch backen können. Kleine Snacks – unmöglich und manchmal gibt es auch nicht mal Kaffee, den man abgeben kann, weil dieser schon Tasse für Tasse auf den Monat eingeteilt ist.
So, und nun haben sie schon so gut wie gar keine Sozialkontakte mehr. Isolieren sich natürlich unfreiwillig und sind bereits schon zum Außenseiter der Gesellschaft geworden.
Da kommt es doch gerade recht, wenn sie den Tipp bekommen, die Köter vielleicht doch besser mal abzugeben.
Nein, die Hunde schaffen es, den Menschen Halt zu geben. Struktur, einen Tagesablauf und ja, dann auch wieder Sozialkontakte, die unbedingt und wirklich wichtig sind. Diese Menschen müssen täglich raus, ihre Hunde bewegen, verändern somit ihren Standort, können mit anderen Hundefreunden reden, sehen und hören andere und spüren, sie sind nicht alleine.
Die Suizidgefährdung bei Menschen mit Hunden ist alarmierend geringer als bei Menschen ohne Tier. Hartz IV Empfänger mit Hund, können Ihre Fürsorge, ihr soziales Verhalten weiter pflegen, haben sie einen Hund und zum anderen bekommen sie so viel von ihren Fellfreunden zurück. Es sind nicht unbedingt diejenigen, die ein Fell benötigen, um dort hineinzuheulen, aber es sind diejenigen, die liebevoll mit ihnen umgehen.
Umso schöner ist es, wenn diese Menschen Hilfe bekommen. Es gibt schon einige Tiertafeln in Deutschland. Es sollte noch mehr geben. Und ich denke, es wäre noch viel schöner, wenn Privatpersonen, die von einem Schicksal hören, hier auch helfen. Ein Sack Hundefutter mal abgegeben, bricht vielen Mitmenschen keinen Zacken aus der Krone, hilft aber Harz IV Empfängern so enorm.
Hartz IV Hunde. Es gibt auch unzählige freiwillig arbeitende Tierärzte. Auch diese arbeiten für Hunde von Hartz IV Empfängern umsonst. Die Medikamente allerdings müssen dennoch bezahlt werden. Hier gibt es wieder so wundervolle Menschen, die einfach mal 50 oder 100 Euro bei ihrem Tierarzt abgeben zur freien Verwendung. Natürlich ist es entsprechend besprochen worden und so nehmen diese Tierärzte dieses Geld, um Rechnungen von unseren ärmeren Mitmenschen zu begleichen. Ja, das wissen wir, denn auch unser Tierarzt hat so tolle Kunden, die Geld abgeben und somit helfen sie gemeinsam den weniger gut Gestellten in einer schweren Zeit. Vielleicht wäre ja auch das mal eine Idee für Sie?
Fakt ist, die Menschen haben im Grunde nichts mehr, als ihre Hunde, die Liebe ihrer Hunde. Sie helfen, nicht zu vereinsamen, sich nicht völlig ab- oder auszugrenzen und helfen, menschenwürdig weiter zu leben und zu kämpfen.
Nun die Hartz IV Empfänger, die keinen Hund (mehr) haben. Vielleicht ist der Hund bereits verstorben und man möchte in der unsicheren Zeit keinen Hund aufnehmen. Oder aber, sie würden gerne einen Hund aufnehmen, sich um einen sorgen, wissen aber nicht, wie sie es finanziell schaffen sollen und aus dem Tierschutz bekommt ja eh niemand einen Fellfreund, wenn nicht schon mittlerweile – ich übertreibe ein wenig – die Kontoauszüge vorlegen.
Aus meiner eigenen Tierschutzarbeit weiß ich, dass der Gedanke, Hartz IV Empfänger als Pfegestelle zu akquirieren überhaupt nicht gern nachgegangen wird. Ich habe mir diesbezüglich wirklich viele unschöne Argumente anhören müssen. Wenn nichts mehr half, argumentierte man immer damit, dass diese Leute noch nicht mal den Hund versorgen können.
Nun, kommt ein Hund aus dem Tierschutz in eine private Pflegestelle, so sollte es normal sein, dass der Hund auch von dem Verein oder der Orga unterhalten wird. Das gilt für Futter, Arztkosten, Steuern und Versicherung. Ja, es gibt private Pflegestellen, die das alles selbst stemmen und das ist natürlich ein Glücksfall für den Tierschutz, weil dadurch ein weiterer Notfall eine Chance bekommen kann.
Nun sind Pflegestellen aber auch nicht reich besät und es werden so viele benötigt. Warum also nicht mit Menschen arbeiten, die Ahnung von Hunden haben, sich der Verantwortung bewusst sind und dem Tier vorübergehend ein gutes Heim geben können?
Es ist doch eine Win-Win- Situation. Der Tierschutz hat eine Pflegestelle, die tatsächlich viel Zeit mit den Hund verbringen kann, ihn aufpäppeln usw. und der Mensch, der Harz IV Empfänger, hat eine Aufgabe, fühlt sich gebraucht, fristet kein sinnfreies Leben und knüpft auch wieder Sozialkontakte. Und manchmal, auch das habe ich schon erlebt, können so diese Menschen auch wieder den Sprung ins Arbeitsleben schaffen ….
Und wenn ich dann lese, dass Welpen, die beschlagnahmt wurden, in einer Pension, egal wie gut sie sein mag, aber doch nur in einer Pension untergebracht werden, verstehe ich es um so weniger.
Das alles gilt auch für Rentner. Es gibt fitte Rentner, die aber auch Hartz IV zu ihrer Rente beantragen müssen. Diese Rentner haben 2 Gedanken: Reicht das Geld? Was, wenn der Hund mich überlebt? Hier wäre doch auch eine Pflegepatenschaft eine super Idee – für beide Seiten.
Hartz IV Hunde. Ich hoffe, einigen Lesern, den Blick auf Hundehaltung trotz Hartz IV etwas zu erweitern und vielleicht auch eine Idee zur Hilfe im eigenen sozialen Umfeld geliefert zu haben.
In diesem Sinne
Herzlichst
Birthe Thompson