Das Training mit der Schleppleine
In einem vorangegangenen Artikel haben Sie gelesen, was eine Schleppleine ist und wozu sie dient bzw. gut sein soll.
Heute soll es um das Training an sich gehen. Natürlich kann ich Ihnen die Arbeit mit der Schleppe nur in Theorie näher bringen. Die Praxis sollten Sie dann aber doch zunächst einmal mit jemanden, dem das Schleppleinentraining geläufig ist, gemeinsam meistern.
Wie bereits schon geschrieben, brauchen Sie zunächst neben der Schleppleine, Brustgeschirr, Handschuhe, festes Schuhwerk, Haufen Leckerlies, vielleicht einen Ruckdämpfer und volle Konzentration.
Wie geht’s denn los?
Führen Sie Ihren Hund an einer normalen Leine und Geschirr an einen ruhigen Ort, möglichst ohne Ablenkung. Die Schleppe haben Sie bei sich.
Sind Sie an Ihrem ausgewählten Wanderweg angekommen, wechseln Sie die Leinen. Schleppe ran, Leine um Sie umgehängt und Hände frei.
Unabhängig wie lang Ihre Schleppe ist, sie wird bitte noch nicht ganz abgerollt und auch noch nicht auf den Boden fallen gelassen. Sie geben nur etwas Leine nach und nach frei und zwar so, dass Ihr Hund nicht mit voller Kraft in diese laufen kann. Die Schleppleine wickeln Sie bitte NIEMALS um Ihre Hand. Sie wird locker in und durch die Hand geführt.
Geben Sie so viel Meter frei, wie Ihr Hund sich in Ihrem gewählten Radius entfernen darf. Die Schleppleine läuft dabei immer sachte durch Ihre Hand und Sie greifen bitte immer wieder nach, um sie aufzuwickeln, bzw. die Leine kürzer zu halten, auch, wenn Ihr Hund sich auf Sie zubewegt. Dabei gewährleisten Sie, dass Ihr Hund nicht in die vielen Meter, die Ihre Schleppleine im Ganzen zählt, läuft, sondern immer nur in das kurze Stück, das Sie frei geben und können somit Ihren Hund auch halten und sichern.
Um die Schleppleine sicher zu führen, sollte es Ihnen jemand zeigen, der das kann. Sie haben die Möglichkeiten, Ihren Hund durch Ihre Hand zu halten, was sehr schwierig werden kann, die Leine über den Rücken laufen zu lassen, um mehr Kraft zu haben, oder im Ernstfall auch einen Fuß auf die Schleppe zu stellen und somit die physikalische Kraft der Hebelwirkung zu nutzen. Alle 3 Möglichkeiten bieten Ihnen aber auch Unfallgefahren und sollten tatsächlich im Vorfeld ausprobiert werden, damit Sie eine Ahnung davon bekommen, was passiert, wenn …
Und nun geht’s los …
Ihr Hund soll sich in einem bestimmten Radius um Sie herum bewegen. In diesem Umfeld darf er sich also „frei“ bewegen. Kennt er diesen Radius noch nicht, beginnen Sie mit dem Schleppleinentraining folgendermaßen.
Haben Sie im Kopf schon ein Signal? Was möchten Sie sagen, damit Ihr Hund stoppt? Gehen wir hier davon aus, dass Sie tatsächlich als Stoppsignal das Wort „STOPP“ auch nutzen.
Ihr Hund darf sich etwa 5 Meter um Sie herum bewegen? Ok, gehen wir davon mal aus. Dann markieren sie bitte Ihre Leine 2 Meter bevor die Leine gespannt wäre, also etwa 2 Meter vor dem Ende. Einige Hundehalter machen dort einen Knoten ran, andere wiederum nutzen eine Hundetüte, die sie dort ranknoten. Wie Sie markieren wollen, ist Ihnen überlassen. Zur besseren Verdeutlichung:
Ihr Hund darf zunächst 5 Meter Radius einhalten, dann markieren Sie bitte die Schleppleine so, dass eine Markierung, vielleicht ein Knoten, 2 Meter an der Ihrem Ende der Leine sichtbar oder fühlbar ist.
Läuft Ihr Hund langsam die ganze Leine aus und sie spüren den Knoten durch Ihre Hand laufen, können sie in dem Moment schon das Signal „STOPP“ geben und bleiben stehen. Somit hat Ihr Hund genau die 2 Meter zeit, Ihr Signal wahrzunehmen und im besten Fall umzusetzen, bis er durch Sie, bzw. den Stopp durch das Festhalten der Leine mechanisch gestoppt wird. Warten Sie dann bitte auf eine Aktion Ihres Hundes.
Hier zeige ich Ihnen anhand eines Videos, den Moment, als ich der Schleppe Länge gab, Tango signalisierte : „Steh“. Er hatte nun Zeit, die Strecke der auslaufenden Leine, stehenzubleiben, was er aber noch nicht machte. Daher ging die Leine auf Spannung, ich blieb stehen und er musste sich mit meiner Hilfe entscheiden, nicht nur stehen zu bleiben, sondern auch zu kommen.
Lockert Ihr Hund dann die Leine und schaut im besten Fall zu Ihnen, dann holen Sie ihn nonverbal zu sich (benutzen Sie ein Handzeichen, das Sie immer einsetzen). Kommt er, dann wird Ihr Hund natürlich ausgiebig belohnt – klar, mit Leckerchen oder was ihm Freude macht (Ball oder so). Wer weder einen futterverrückten noch verspielten Hund sein Eigen nennt, belohnt ihn einfach mit dem Weiterlaufen. Bleibt Ihr Hund stehen und Sie bekommen ihn nicht zu sich herangeholt, dann haben sie die Möglichkeit, sobald er in die Leine gelaufen ist, sich umschaut, ein paar Schritte rückwärts zu gehen, damit Ihr Hund Ihnen folgt. Ist er da, bekommt er natürlich seine Belohnung.
Das sollten Sie nun zunächst einige Male, Tage … Wochen? üben und trainieren.
So geht’s weiter …
Im nächsten Schritt soll Ihr Hund dann soweit sein, dass er auf das Signal „STOPP“ hin anhält. Also noch bevor er durch das Ende der Leine aufgehalten wird. Sie sagen „STOPP“ – er hält an, obwohl die Leine nicht ganz ausgereizt ist. Nur das „STOPP“ wird ab jetzt belohnt.
Macht Ihr Hund das zuverlässig, fangen Sie an, Ihren Hund nur noch ab an zu belohnen. Nicht mehr bei jedem „STOPP“, sondern zufällig … und vielleicht mit einem „Prima“ oder „Fein“ ..
Wichtig im Arbeiten mit dem Radius ist es, Ihren Hund wirklich für das Einhalten zu belohnen und ihn in seinem Verhalten zu bestätigen. Wie auch immer Sie das für sich entscheiden, zu tun.
Frage: Muss der Hund immer zu Ihnen zurück kommen?
Nein, das wollen Sie ja mit der Arbeit im Einhalten des Radius gar nicht erreichen. Sie möchten doch eigentlich nur, dass er sich in einem akzeptablen Umfeld in der Nähe von Ihnen bewegt. Das trainieren Sie zunächst. Aber natürlich können andere Verhalten, die Ihr Hund zeigt, auch belohnt werden. Nämlich bleibt er stehen, bevor die Leine auf Zug ist und schnüffelt, scharrt oder er frisst vielleicht genüsslich ein paar Grashalme … alles ist gut, was innerhalb des Radius passiert und eine Belohnung wert. Das heißt nicht, dass Sie nun mit Ihren Leckerchen Ihrem Hund hinterher rennen müssen. Braucht er keines zur Belohnung – umso besser.
Und manchmal werden Sie auch lachen können!
Bei allem Training – lassen sie sich Zeit! Lassen Sie Ihrem Hund Zeit! Geduld und Konsequenz ist die sicherste Rezeptur zum Erfolg!
Dieses Training sollten Sie nun auf andere Orte verlegen. Sie wissen ja wie das mit dem Hundeplatz und Ihrem natürlichen Umfeld so ist. Auf dem Hundeplatz führt Ihr Hund super aus, aber auf Ihren gemeinsamen Runden klappt es anfänglich, wenn Sie nicht trainieren, nicht so gut …
Haben Sie das so gut trainiert, dass der Radius eingehalten wird oder aber Ihr Hund tatsächlich bei jedem „STOPP“ auch stehen bleibt, haben Sie das Schlimmste hinter sich. Diese Arbeit ist die schwierigste, langwierigste und auch langweiligste. Für beide Parteien. Für Sie und auch Ihren Hund.
Auf zur nächsten Lektion …
So, und nun mit großen Schritten weiter im Schleppleinentraining:
Jetzt lassen Sie die Schleppleine los, lassen sie diese einfach am Boden schleifen. Übertreibt Ihr Hund und will den Radius selbständig erweitern, dann setzen Sie das eingeführte Stoppsignal ein. Anfangs sollten Sie darauf achten, dass das Ende der Leine in Ihrer Nähe schleift, damit Sie im Notfall eben mal kurz drauf stehen können (Bitte nochmal mein Appell an Sie: Lassen Sie sich das wirklich zeigen, damit Sie nicht wohlmöglich stürzen).
Sollte Ihr Hund immer wieder seinen Radius ausweiten wollen und ihn nicht einhalten, dann müssen Sie bitte wieder zurück zum Anfang und das Signal nochmal sauber aufbauen. Üben Sie dann wieder wie gehabt, bis der Radius sitzt und Sie Ihren Hund nicht mehr ständig mit Ihrem Signal zum Stoppen bringen müssen.
Dann lassen Sie die Schleppe wieder fallen und trainieren weiter.
Wenn Ihr Hund soweit ist, dass die Leine gut hinter ihm schleifen kann, er sich quasi frei bewegt, nicht festgehalten wird und trotzdem seinen Radius einhält, und das eben auch in allen Auslaufgebieten, in denen Sie trainieren, auch mit erhöhten Ablenkungen, dann haben auch Sie diesen Schritt geschafft und es kann weiter gehen zum nächsten im Training, nämlich dem sogenannten Ausschleichen der Schleppe.
Vorstufe zum Freilauf …
Letzter Schritt im Schleppleinentraining – das Ausschleichen
Der letzte entscheidende Schritt ist eigentlich ein psychologischer. Nun schleichen Sie die Schleppleine aus. Dafür müssen Sie sich und Ihren Hund selbst ein wenig betuppen.
Sie tauschen nun Ihre Schleppleine gegen ein Seil oder auch eine ganz normale Wäscheleine aus, irgendetwas an Seil, Band … . Sie können alles mögliche an Schnur nehmen, lang genug sollte sie aber – Ihre Schummelleine – sein. Machen Sie sich keine Sorgen darum, ob Sie Ihren Hund an dieser Leine überhaupt halten können usw. Einen Knoten sollten Sie aber am Ende der Schnur haben, um das Seil oder was Sie benutzen, dann doch wenigstens im Ansatz halten zu können bzw. mal eben schnell auf dieser stehen zu können. Sie selbst haben das Gefühl, dass Sie Ihren Hund noch an der Schleppe haben und er läuft quasi nicht frei und Ihr Hund fühlt irgendwas, das sich nach Leine anfühlt, selbst, wenn diese doch auch viel leichter zu sein scheint. Manche Hunde allerdings sind oberschlau und haben sich an das Gefühl, das Gewicht der richtigen Schleppleine derart gewöhnt, dass sie die kaum merkbare nun als nicht vorhanden wahrnehmen und sich bewegen, als wären sie gar nicht gesichert.
Irrtum, liebe Hunde, da ist noch etwas Kontrolle über euch und nun lernen Sie bitte anhand dieser Schnur, Ihre Signale durchzusetzen und Iehren Ihren Hund seinen Radius einzuhalten. Das heißt, Sie trainieren an dieser Schnur genau wie vorher mit der Schleppleine.
Trainieren Sie nun mit der Leine abwechselnd mal mit und ohne. Dabei sollte die Zeit ohne Leine kürzer sein als die an der Leine.
Gibt es noch mehr, was an der Schleppleine trainiert werden kann?
Aber ja, alles können Sie an der Schleppe üben. Etwa „Komm“, „Steh“, „Bleib“ … was auch immer. Die Schleppleine ist im Grunde dafür da, damit Sie jederzeit auf Ihren Hund einwirken können und er nicht selbständig losläuft und seine eigene Runde rennt mit vielleicht auch noch erfolgreichen und positiven Jagderlebnissen.
Mit der Schleppleine haben Sie auch die Möglichkeit, Signale auf großer Distanz zu trainieren.
Wie auch immer Sie trainieren. Eines müssen Sie bitte verinnerlichen. Alles, was Ihr Hund ausführt, soll und muss er dringend freiwillig ausführen. Es hilft Ihnen nur begrenzt, wenn Sie Ihrem Signal etwas Taktiles hinzufügen, wie zum Beispiel einen kleinen Ruck an der Leine, so dass er versteht, was er tun soll. Ihr Signal, Ihr gesprochenes Wort, soll dem Hund ausreichen, auszuführen, zu agieren, wie Sie es sich wünschen, wie Sie sich zusammen stressfrei und gefahrenfrei bewegen können. Sie müssen wirklich so agieren und so timen und bestätigen, dass sein Verhalten freiwillig gezeigt und so im Laufe der Zeit auch generalisiert wird.
Dann können Sie bald Ihren Hund an der unsichtbaren Leine führen und ihn frei laufen lassen.
Bitte bauen Sie Ihre Signale ganz sauber und mit viel Zeit auf. Nur dann wird das Ergebnis wirklich super und von Ihrem Hund auch tatsächlich verstanden und verinnerlicht.
Ich hoffe, Ihnen ein wenig geholfen zu haben und Ihnen einen Einblick in die Arbeit mit der Schleppleine gegeben zu haben und Sie vielleicht nun auch ein wenig Anreiz, Lust bekommen haben, so mit Ihrem Hund zu arbeiten.
Achtung!
Wir möchten dringend und eingehend darauf aufmerksam machen, das das Stehen auf der Schleppleine, um den Hund aufzuhalten, N I C H T bei großen und kräftigen Hunden anzuraten ist. Die Unfallgefahr ist sehr hoch und es ist uns Menschen kaum möglich, den physikalischen Kräften entgegenzuwirken. Wir erklären Ihnen in einem weiteren Artikel anschaulich auch warum.
Eine kurze Demonstration: