Das Ruhesignal – eine große Hilfe in der Hundehaltung
Lesen Sie auch immer wieder von dem sogenannten Ruhesignal? Wann immer ich mit Trainern zu tun hatte oder auch Bücher darüber las, wie ich meinen Hunden das Jagen abgewöhnen kann (wie paradox – habe ich mich doch bewusst für eine Jagdhunderasse entschieden und lebe mit dieser schon Jahrzehnte zusammen), kam ich immer wieder mit dem Ruhesignal in Kontakt.
Was versteckt sich aber dahinter und wie wichtig kann dieses im Umgang mit unserem Hund tatsächlich sein?
Aus verschiedenen Gründen kann ein Hund sich aufregen oder auch „nur“ aufgeregt sein. Vielleicht hat er gerade eine Auseinandersetzung mit einem anderen Hund und kommt schlecht runter, ist aufgeregt, eventuell hat er Wild gesehen, hinter das er gerne her wäre und kann nicht, ist deshalb furchtbar aufgeregt, möglicherweise aber bekommen Sie seinen Lieblingsbesuch auf 2 oder 4 Pfoten und Ihr Hund ist völlig aufgeregt … Es gibt viele Situationen, die unsere Hunde aufregen.
Sicher haben Sie schon mehr als einmal versucht, aus einer solchen Situation heraus, Ihren Hund wieder auf Normalmaß zu bringen, ihn zu beruhigen, zu entspannen … Das ist gar nicht so einfach. Versuchen Sie das mal bei sich selbst. Wenn Sie etwas aufregt, wenn Sie aufgeregt sind, dann werden Sie nicht automatisch entspannt und ruhig, wenn Ihnen jemand freundschaftlich auf die Schulter klopft und sagt: Ruhig, alles ist gut. Nun, bei mir klappt es gar nicht, im Gegenteil, dann könnte ich erst recht aus der Haut fahren. Also warum sollte es bei Ihrem Hund anders sein. Er ist ja schließlich auch ein Lebewesen mit Gefühlen, Emotionen und drückt diese aus.
Wie können wir es nun aber schaffen, unserem Hund ein Ruhesignal beizubringen?
In erster Linie, das haben Sie sicher schon geahnt, sind Sie mal wieder gefordert. Denn Sie müssen es zunächst einmal schaffen, ruhig auf oder in eine Situation zu gehen. Egal, was da komme, ein Hund, bei dem Sie schon wissen, es könnte problematisch werden oder Sie sehen ein Reh unweit von Ihnen und wissen, Ihr Hund geht gleich ab … Bleiben Sie ruhig, es ist völlig uninteressant. (Leichter gesagt als getan, ich weiß, denn auch ich bin „nur“ Hundehalter).
Wie können Sie nun aber mit der Sichtung von Wild umgehen?
Ich empfehle Ihnen Wildkino. Das heißt, schleifen Sie Ihren Hund nicht einfach weiter, ziehen und zerren ihn nicht, um so schnell an dem Objekt der Begierde, das äußerst großes Interesse Ihres Hundes weckt, vorbei zu kommen. Besser ist, sie verweilen mit Ihrem Hund an der Leine und gucken Kino. Beobachten Sie gemeinsam so lange, bis sich Ihr Hund wieder beruhigt hat. Ja, das kann schon auch eine Weile dauern! Dann gehen Sie mit ihm weiter. Damit ist dann auch mit der Entspannung die Spannung für diese Umgebung verloren und Ihr Hund wird bei dem nächsten gemeinsamen Spaziergang genau auf diesem Weg nicht mit Erwartung und aufgeregt ausflippen oder gar mit einer solch hohen Erwartung ins Gebüsch, in den Wald verschwinden, dort, wo er das Wild vermutet.
Ein Ruhesignal einzuführen, kann einem Hund helfen, besser, schneller wieder runterzufahren und zu entspannen. Ein solches Signal kann nicht nur Spannung nehmen, es kann Ihrem Hund auch viel Sicherheit bieten.
Um ein Ruhesignal einzuführen, wird meist ein Wort, eine Geste und aber auch ein Geruch verknüpft.
Wort:
Viele mir bekannte Hundefreunde benutzen das Wort“ Easy“, das sie sehr ruhig, mit dunkler, angenehmer Stimme etwas ziehend – ausgedehnt – aussprechen: „Eeeeaaaasyyyy“. Sie können natürlich auch „ruhig“, also „ruuuhig“ sagen. Was auch immer Sie mögen, es muss nur eben auch nach „Ruhe“ klingen und gut sprechbar sein.
Anmerkung von Jenny, Leserin, die ich hier sehr gerne mit anfüge:
“Hallo Birthe, ich praktiziere als Entspannung auch das Wort Easy – nur ich setze es ein, bevor ein Hund ins Stresslevel fällt, also dann, wenn er noch ansprechbar ist. Das Wort muss immer wieder “aufgefrischt” werden, es verbraucht sich sozusagen. Von meiner Cumcane-Trainerin weiß ich, dass man es ca. 200 mal gesagt haben muss (es soll sich ja verknüpfen als wohliges Gefühl) bis man es einsetzen kann.”
Genau, es ist enorm wichtig, dass das Wort auch richtig aufgebaut wird.
Geruch:
Hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Manche machen Sich die Mühe und nehmen auf ihre Hunderunden speziell präparierte Tücher mit, die sie dann den Hunden als Halstuch umhängen, andere wiederum Decken, auf denen die Hunde gelernt haben, zu liegen und die dann eben auch nach ihnen riechen.
Wir hatten früher auch immer so eine Decke, die überall mithingenommen wurde.
Ich erinnere mich noch sehr genau an unsere Spice, die mit mir zu Ausstellungen fuhr. Sie kannte es gut, egal wo wir waren (zu Besuch, im Restaurant, zur Pause inmitten Nirgendwo), wann immer ihre Decke ausgebreitet wurde, legte sie dich darauf und machte Pause und entspannte direkt. So auch bei den Ausstellungen. Ich hatte keine Probleme, mir einen Platz mit ihr zu suchen, denn die Decke war IHR Ruheplatz. Sie legte sich mitten ins Gewühl, es interessierte sie überhaupt nicht, was um sie herum geschah, denn ihre Decke war ihr Ruheplatz, auf dem sie entspannte und auch im Krach und Gewühl einfach schlief. Das hatte hervorragend geklappt.
Sie können natürlich auch andere Gerüche mitnehmen, die sie gut verschlossen mit sich führen. Geschlossen heißt hier tatsächlich, luftdicht verschlossen. Das gilt beispielsweise für in Lavendel oder andere Öle eingesprühte Halstücher.
Gesten:
Zu den Gesten gehören spezielle Körper-und Handzeichen sowie das einfache sich zu dem Hund hocken und/ oder bestimmte beruhigende Berührungen. Meist ist ein sanftes, aber bestimmtes Halten des Hundes hilfreich.
Wie führt man diese Dinge denn nun aber ein?
Wort:
Natürlich werden Sie das Ruhesignal nicht in einer aufregenden Situation trainieren können. Darum ist es klug, dieses Signal im entspannten, ruhigen Moment aufzubauen. Beispielsweise, wenn Ihr Hund zuhause zur Ruhe gekommen ist, vielleicht am Abend mit Ihnen kuschelnd vor dem Fernseher liegt. Dann können Sie zum einen beim Streicheln das Wort einführen. Sie setzen sich zu ihm oder er ist bereits bei Ihnen und sagen z. B. „eeeeaaaasy“ und berühren ihn liebevoll und sanft.
Geruch:
Möchten Sie einen Geruch einführen, dann setzen Sie Ihn bitte ein, wenn Ihr Hund entspannt ist, er schläft, ruhig liegt. Hier dann also zum Beispiel das Tuch. Binden sie es ihm in seiner ruhigen Phase um, sodass er den Geruch automatisch mit der Ruhepause verknüpfen kann.
Dieses bauen Sie nun über einige Tage auf.
Nun gehen Sie zum nächsten Schritt über. Sie setzen Wort oder Geruch ein, wenn der Hund anfängt, zu entspannen. Also noch nicht in der Ruhephase ist, sondern davor, sich bequem hinzulegen oder abzuschalten. Dann hocken Sie sich zu ihm, führen wieder Ihr gewähltes Ruhesignal ein und streicheln ihn sanft – manchmal sogar in den Schlaf oder aber binden ihn das Halstuch um und beruhigen ihn wie beschreiben.
Dieses Ruhesignal bauen Sie nun immer mehr auf. Versuchen Sie auch Situationen, die ein wenig aufregender sind. Aber Achtung! MACHBAR! Dabei sollten Sie die Übungen aber bitte auch immer wieder in einer ruhigen Situation wie oben beschrieben, wiederholen. Das Ruhesignal muss sich festigen.
Sie müssen unbedingt sorgsam mit dem Ruhesignal arbeiten und tatsächlich in kleinen Schritten arbeiten. Wenn Sie das Signal nämlich zu früh und oft in aufregenden Situationen probieren, wird es Ihnen passieren, dass Ihr Hund nicht Ruhe mit dem Signal verknüpft, sondern Aufregung. Und genau das wollen Sie ja gerade nicht.
Nehmen Sie ein Geruch als Ruhesignal, dürfen Sie diesen bitte auch nur in der Situation der Ruhe benutzen. Das heißt, wählen Sie ein Tuch, ein Baumwollstoff oder ähnliches, das sie mit beispielsweise Lavendel beträufeln oder angenehmen ätherischen Ölen, sollten Sie diesen Geruch auch wirklich luftdicht transportieren und nur in der Situation der Ruhe rausholen. Zudem achten Sie bitte auch darauf, dass der Geruch angenehm ist und nicht zu stark für die Supernase.
Gesten:
Wie ich eingangs schon schrieb, können Sie Ihren Hund sanft, aber bestimmt halten. Das ist hier der Fall. Sind Sie beispielsweise im Gelände, dann hocken Sie sich zu Ihrem Hund, nehmen ihn wohlmöglich zwischen Ihre Beine und halten ihn streichelnd, vielleicht mit festen Handflächen fest. Und ja, Sie können ihn ruhig dann auch festhalten. Am besten beginnen Sie am Kopf den Rumpf runter streichend, mit festen, gleichmäßigen Berührungen.
Bei allem, wie und worauf Sie trainieren. Achten Sie bitte unbedingt darauf, in kleinen Schritten aufzubauen. Lieber 4 Woche länger sicher, als nur einmal zu früh …
Wozu benötigen Sie das Ruhesignal?
Wenn Sie sich das nun nach dem Lesen des Artikels fragen, scheinen Sie keinerlei Problem mit Ihrem Hund zu haben. Steht er unter Psychopharmaka? Lach – Das war ein Scherz!
Nun, ein solches Signal kann Ihnen natürlich helfen, bestimmte Situationen, in denen Ihr Hund etwas außer Kontrolle gerät, weil er unheimlich aufgebracht, aufgeregt ist, souverän in den Griff zu bekommen. Das Gute an diesem Ruhesignal ist der Nebeneffekt. Sie selbst müssen Ihrem Hund dieses Signal so ruhig geben, ihn sanft und ruhig auch streicheln, sodass Sie selbst zur gewünschten Ruhe finden. Und im Team, also gemeinsam, entspannt es sich doch besser … und auch leichter …