Positive Verstärker, positive Verstärkung
Sie wissen sicher selbst aus Erfahrung oder aber auch durch die vorangegangenen Artikel, dass Hunde am Erfolg lernen. Hunde sind äußerst erfolgsorientiert und arbeiten grundsätzlich nur nach diesem Prinzip. Das müssen Sie verinnerlichen, denn egal, was Ihr Hund tut; er tut es, um am Ende erfolgreich zu sein – und das heißt: Er will erfolgreich sein und das muss sich nicht zwangsläufig mit Ihren Vorstellungen und Ansprüchen decken.
In der Hundeerziehung arbeiten wir mit Lerngesetzen. An der Genetik eines Hundes können wir Hundehalter nicht rumbasteln, sie nicht verändern, aber wir können natürlich am Lernen des Hundes arbeiten. Dazu bedient man sich der bereits schon erlernten Verhalten und Reaktionen und dem Wissen über das Erlernen an sich.
Um Ihren Hund nun aber dahin zu führen, dass Sie beide, nämlich Sie Mensch und Ihr Hund am gleichen Strang ziehen und Erfolg fast gleichsam erfahren, bedarf es einer gewissen Struktur und eines Verständnisses darüber, wie ein Hund lernt und wie Sie bestimmte Verhalten positiv als auch negativ verstärken können und was man unter positiven und negativen Verstärkern versteht.
Befassen wir uns in diesem Abschnitt des Kapitels, der Begriffserläuterungen nun mit dem Thema: Positive Verstärker
Allgemein sind Verstärker, ob nun positiv oder negativ, letztendlich daraus entstehende Konsequenzen, die das Auftreten eines Verhaltens, einer Handlung, einer Reaktion verstärken, also eine Verhaltensverstärkung durch Verstärker. Und zwar in der Art verstärken, dass sie öfter, länger oder intensiver ausgeführt werden. Die Frage, ob eine Konsequenz auch als Verstärkung wirkt, zeigt sich erst nach einer gewissen Arbeit mit dieser, nämlich dann, wenn das Verhalten in der Folgezeit tatsächlich verstärkt auftritt. In der Unterscheidung der Verstärker geht man von positiven und negativen Verstärkern aus. Hier stehen positiv und negativ allerdings nicht als Wertung. Darin liegt schon in der Umsetzung und im Verständnis vieler in Bezug auf die Verstärkung ein großer Irrtum vor. Denn positiv heißt in diesem Zusammenhang nicht etwa schön und toll, sondern etwas hinzufügen, während negativ hier auch nicht doof und ablehnend bedeuten, sondern ganz einfach nur, dass etwas entfernt wird.
Unterscheiden Sie bitte hierbei auch zwischenVerstärker und Verstärkung.
- Verstärker sind jene Verhaltenskonsequenzen, die die Auftretenswahrscheinlichkeit eines vorausgegangenen Verhaltens erhöhen.
- Verstärkung ist der Prozess, in dem dieses geschieht.
Positive Verstärker.
Unter einem positiven Verstärker versteht man also das Hinzufügen etwas Angenehmen, damit ein Verhalten häufiger auftritt. Es bedeutet also nichts anderes, als dass Ihr Hund unmittelbar nach einer erwünschten Handlung, einem gewünschten Verhalten, eine angenehme Konsequenz (Primärverstärker/ Belohnung) erhält. Arbeiten Sie also in diesem Kontext mit Primärverstärkern, erhält Ihr Hund auf eine gewünschte Handlung eine Belohnung, ist natürlich davon auszugehen, dass durch diesen positiven Verstärker, Ihr Hund genau dieses Verhalten öfter zeigen wird. Sprechen wir also von positiven Verstärkern, meinen wir das Hinzufügen von etwas Angenehmen; positiv heißt in diesem Zusammenhang also hinzufügen.
Beispiele:
- Sitz: Hund setzt sich – Hund bekommt zur Belohnung, beispielsweise Futterbelohnung
- Hund kommt bei Abbruchsignal zurück: Er erhält als Belohnung beispielsweise einen gemeinsamen Sprint.
- Hund setzt sich vor dem Fressen vor den Napf und wartet auf Freigabe. Je schneller er sich setzt, desto früher kann er fressen.
- Sie unterbrechen Ihren Hund beim Spielen, er soll bitte zu Ihnen kommen. Nachdem er bei Ihnen war, darf er wieder zurück spielen gehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er beim nächsten Mal schneller zu Ihnen kommt, ist groß.
- Hund läuft vorweg. Bleibt er stehen und schaut nach Ihnen, gibt es direkt eine positiven Verstärker, beispielsweise ein freundliches PRIMA!
Bei uns Menschen gelten als positive Verstärker beispielsweise Annerkennung, Lob, Geld.
Positive Verstärker. Die meisten Hundehalter verstehen unter positiven Verstärkern oft das Geben von Leckerchen. Sicher ist diese Geste wohlwollend gedacht, jedoch reicht das nicht aus. Hunde müssen auch bedürfnisorientiert belohnt werden. Haben Sie beispielsweise einen Jagdhund und schaffen es, ihn per Abbruchsignal zu sich zu holen, ist es zwar recht nett, sein Verhalten mit Leckerchen zu belohnen, aber seien Sie mal ehrlich, ist das Leckerchen jetzt das, was sein Bedürfnis entspricht? Das Jagen ersetzen kann? Wohl kaum. Hier wäre eine gute Idee, beispielsweise einen Futterbeutel zu werfen oder gemeinsam einer Spur hinterher zu gehen oder aber auch das Buddeln an einem Mauseloch könnte eine bedürfnisorientierte Belohnung sein.
Lernen durch positive Verstärker ist weitaus effizienter als das Lernen über Strafe (wird in einem anderen Kapitel erklärt). Aber Hundetrainer, die damit werben, ausschließlich nur über positive Verstärkung zu arbeiten, bedienen sich Ihrer Unkenntnis. Es ist gar nicht möglich, nur über positive Verstärkung zu trainieren. Denn egal, welches Trainingsziel Sie anstreben, egal, in welche Erziehungsrichtung Sie gehen, kein Training ist ohne Strafe möglich. Und jede Belohnung für Ihren Hund hat einen Mangelzustand voraus gehend. (Das heißt, ein Mangel entstand, wenn ein Bedürfnis nicht befriedigt werden konnte). Und hier erklärt sich die positive Verstärkung erneut, positive Verstärkung wird auch als befriedigende Verstärkung bezeichnet, weil ein Bedürfnis des Hundes befriedigt wird. Um den Zusammenhang zwischen dem Bedürfnis und dem Mangel noch mal klar zu stellen, am Rande ein Beispiel:
Nehmen wir wieder das Beispiel Jagdhund: Rufen Sie Ihren Hund ab, ist das Kommen nicht unbedingt, was Ihr Hund gerade gerne tut. Eigentlich will er jagen. Arbeiten Sie nun mit einem Jagdersatz, bspw. Futterbeutel (positiver Verstärker), empfindet Ihr Hund dieses Nachjagen nach dem Futterbeutel nun nicht als das Non plus ultra, aber es wird voraussichtlich funktionieren, weil er das Wild nicht jagen darf und er somit einen Mangel hat.
Positive Verstärker. Die Arbeit mit positiven Verstärkern wird oftmals nicht richtig gesehen oder umgesetzt. Leider ist es so, dass viele Menschen noch glauben, dass positive Verstärker nichts anderes als Bestechung ist. Dabei ist die Arbeit mit positiven Verstärkern doch eher sehr anspruchsvoll; muss der Hundehalter doch sehr konsequent sein und eine klare Struktur vorgeben. Versteht man dieses Thema richtig, hat man die besten Erfolge in der Arbeit mit dem Hund, wenn man die positiven Verstärker mit der negativen Strafe kombiniert (Das Wort Strafe ist leider absolut negativ besetzt; wir kommen aber nicht umher, diesen Begriff zu nutzen. Das Thema Strafe behandeln wir separat.)
Merke!
- Unter einem positiven Verstärker versteht man das Hinzufügen etwas Angenehmen; positiv heißt in diesem Zusammenhang also hinzufügen.
- positive Verstärkung wird auch befriedigende Verstärkung bezeichnet
- Hunde müssen auch bedürfnisorientiert belohnt werden.
- Lernen durch positive Verstärker ist weitaus effizienter als das Lernen über Strafe
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- Verstärker sind jene Verhaltenskonsequenzen, die die Auftretenswahrscheinlichkeit eines vorausgegangenen Verhaltens erhöhen.
- Verstärkung ist der Prozess, in dem dieses geschieht.