Warum Hunde mit dem Schwanz wedeln
Das Wedeln mit dem Schwanz bedeutet immer eine Konfliktsituation, auch beim Begrüßen, bei dem der Hund auch Freude zeigt.
Grundlage hierfür ist das große Abhängigkeitsverhältniss des Hundes zum Menschen in Hinsicht auf Futter, Unterkunft und Zuneigung.
Der Hund befindet sich im Konflikt zwischen der Befreidigung seiner Triebe (z. B. fressen) und der Ungewissheit, dies auch zu bekommen.
Hunde, die unter Gehegebedingungen leben und auf den Menschen angewiesen sind, weil er ihnen Futter bringt – wedeln zur Begrüßung mit den Schwänzen.
Hunde unter Gehegebedingungen, die sich “selbst versorgen” (sie bekommen täglich Futter – ohne, dass sie den Menschen damit in Verbindung bringen), freuen sich auch über Bezugspersonen, aber wedeln nicht bzw. kaum mit dem Schwanz.
Der Hund ist angespannt.
Konflikte ergeben sich aus zahlreichen Situationen.
Z. B. zwischen Unsicherheit und Freude über Besuch.
Dominante Hunde wedeln deutlich weniger mit dem Schwanz, da sie kaum in Konfliktsituationen stecken.
Welpen können erst ab einer gewissen Gehirnreifung Konflikte erkennen, sie wedeln frühestens ab dem 30. Lebenstag mit dem Schwanz.
Kommentar:
- Das Wedeln der Hunderute ist eines der am verbreitetsten Irrtümer.
- Sicherlich kann man verstehen, dass ein Hund in einem Konflikt steckt, wenn er angespannt ist, aber die wenigsten können den Konflikt des Hundes bei der (überschwänglichen) Begrüßung nachvollziehen.
- Dieser Konflikt spielt sich immer nur im Hund ab, wenn er mit dem Schwanz wedelt.
- Neurobiologisch ist es erwiesen, dass das Schwanzwedeln immer einen Konflikt anzeigt.
- Dieser Konflikt spielt sich im Hund ab – es ist keine Interaktion.
- Die Grundstimmung kann sowohl positiv als auch negativ sein.
- Der Hund ist sich unsicher und zeigt die Anspannung durch das Wedeln der Rute.
- Nach Morris (Zoologe/Verhaltensforscher) und Feddersen-Petersen (Ethologin/Fachtierärztin für Verhaltenskunde & Tierschutzkunde) liegt dieser Konflikt immer vor.
Beispiel Begrüßungsritual mit dem Bezugsmenschen:
Aus verhaltensbiologischer Sicht werden beim Begrüßungsritual auch Gesten der Beschwichtigung und Anpassung gezeigt.
Häufig sind Gesten des Welpenverhaltens zu beobachten, Demutsgesten, Mundwinkelstoßen/ -lecken, Futterbetteln, Anspringen.
Der Konflikt ergibt sich aus der Anspannung des Hundes vor der Unsicherheit, was ihn bei der Heimkehr des Menschen erwartet.
Er entsteht aus der Abhängigkeit des Hundes vom Menschen – der sozialen und der Erhaltungs-Abhängigkeit.
Gibt es Futter, ist der Mensch angespannt und unberechenbar oder wird der Sozialkontakt aufgenommen?
Bei Treffen von fremden oder bekannten Hunden ergibt sich der Konflikt darin, dass der Hund nicht weiß, wie der andere sich verhalten wird bzw. ob sich die soziale Situation (mit einem bekannten Hund) geändert hat.
Überigens hin und her gewedelt wird wegen der wechselnden Aktivität der Gehirnhälften. Eher nach Linkswedeln, zeigt an, dass der Hund eher Fluchttendenzen zeigt, Rechtswedeln zeigt die Bereitschaft zur Annäherung.
Trotzdem kann man grobe Einteilungen des Schwanzwedelns vornehmen und sicher muss man den Rest der Körpersignale beachten.
So kann das Wedeln mit Demutsgesten (vorallem bei der Begrüßung) einhergehen sowie auch mit Imponiergesten (starker Angriffs-/Verteidigungkonflikt-oft bei der Begrüßung von fremden Hunden)
Im Kreis wedeln (Propellern) tuen Hunde, wenn sie noch zwischen den den Möglichkeiten hin und her schwenken; mit dem Ablauf der Situation ändert sich auch meist das Wedeln.
Da Menschen oft sehr freudig darauf reagieren, dass ihr Hund mit dem Schwanz wedelt, wird es “anerzogen” und gefördert.
Das Wort “dominant” ist von mir vielleicht zu voreilig gewählt – aber umgangssprachlich richtig. “Souverän” ist ok – wobei das Eine das Andere nicht ausschließt.