Typ B Hunde: Gehört Ihr Hund eher in diese Kategorie?
In diesem Artikel geht es um die Typ B Hunde. Im vorangegangenen Beitrag habe ich versucht, ein wenig in die Geheimnisse der Typ A Hunde zu tauchen. Dabei war unser Rüde Zulu ein wenig in den Focus geraten, damit ich es etwas besser erklären konnte.
Nun aber geht es um die Typ B Hunde. Wie gut, dass unser anderer Rüde, der Tango, zu dieser Kategorie zu zählen ist. Somit kann ich anhand dieses Jungen versuchen, es etwas zu erklären.
Typ B Hunde: Die Beobachter, Wächter, und Denker
Unser jüngerer Rüde, Tango, ist ein typischer B Kandidat.
- Tango begegnet neuen Situationen skeptisch. Er würde nicht sofort die Initiative ergreifen und blindlinks „ins Verderben“ laufen. Er bleibt stehen, schaut sich das ganze erstmal mit entsprechendem Abstand an.
- Niemals würde Tango ein Leckerchen nehmen, das er nicht kennt. Neues Futter wird erstmal untersucht. Mehrfach wird es wieder ausgespuckt und erneut probiert. Erst, wenn er sich sicher ist, dass das Fressen für ihn gut ist, nimmt er es – danach aber jederzeit ohne weitere Untersuchung.
- Tango sitzt stundenlang vor dem Fenster und beobachtet, was da draußen vor sich geht. Er schlägt keinen Alarm, er guckt erstmal, wie sich das ganze so verhält. Man könnte meinen, er studiert Fauna und Flora. Sieht er einen Menschen, vielleicht auch mit Hund, wird er sehr aufmerksam – aber – er beobachtet nur.
- Am Morgen, wenn wir alle noch schlafen, er jedoch wach ist, liegt er stundenlang, schaut er über sein Kingdom und wacht darüber. Der Nachbar, der jeden Morgen zu seinen Rindern geht, wird mit seinen Augen begleitet.
- Während Zulu, Typ A, sofort meldet, wenn er meint, melden zu müssen, steht Tango auf, stellt sich dazu und „sagt“ nichts. Er guckt! Erst, wenn er „Gefahr“ als solche erkennt oder beurteilt, schlägt er an – dann aber richtig! (Schlägt Tango an, nehmen wir es viel, viel ernster!)
- Tango ist im Allgemeinen viel zurückhaltender. Er ist introvertiert, wenn man es so sagen will.
Entgegen den A Typen, verhalten sich Typ B Hunde eher reaktiv. So kann man über Tango im Vergleich zu Zulu sagen:
- die Klingel läutet: „Ohren auf“
- ein Grashalm bewegt sich von links nach rechts: „Gucken“
- das Telefon klingelt im Fernseher verdächtig: „Ohren auf“.
- Ein Hund bellt im Video auf dem Handy – Nase auf das Display pressen und abwarten, was passiert!
- Während Zulu nicht nur meldet, sondern direkt und sofort vorgeht, reagiert Tango viel, viel besonnener: Am besten ist das Verhalten erkennbar, wenn draußen irgendwo im Garten wieder ein anderer Vierbeiner hoppelt. Machen wir die Tür auf, so beschrieb ich es im ersten Teil, rennt Zulu bellend und völlig durchgeknallt, die vielen Meter bis zum Ende des Grundstücks … planlos, spurlos – aber Attacke nach vorne. Tango jedoch geht auch raus, bleibt aber auf der Terrasse stehen, Nase in den Wind, auf den Boden … nimmt Witterung auf, sucht eine Spur und bewegt sich zielsicher zum Busch, aus dem Meister Lampe den Zulu beobachtet. Dabei ist Tango sehr spursicher, leise und mit einem ungebrochenem Willen, zu finden, das ihm in die Nase kam.
- In Fremdbegegnungen mit anderen Hunden ist Tango grundverschieden zu Zulu. Kommt ein Hund – wird Tango langsamer, oft bleibt er auch erstmal stehen und guckt. Er beobachtet den anderen Vierbeiner sehr genau, wie er sich verhält, näher kommt … Er studiert ihn regelrecht, unaufgeregt aber mit ganz hoher Aufmerksamkeit. Meistens geht Tango dann entspannt weiter, guckt mal eben rüber – das wars. In sehr, sehr wenigen Ausnahmen reagiert der Tango mit einem leisen Knurren oder aber auch mal einem kräftigen Belllaut.
- Stellen sich Herausforderungen oder auch Probleme, geht Tango anscheinend sehr systematisch vor. Er schaut sich das alles erstmal an, man meint, er denkt erstmal nach, was er jetzt tun kann. Fällt er eine Entscheidung, ist sie dann aber auch gefallen und Tango ist davon im Grunde kaum abzubringen.
- In der sozialen Interaktion ist Tango nicht derjenige, der sofort und direkt loslegt, er wartet immer erstmal etwas ab. Seine Grundstimmung ist immer erstmal eine neutrale bis freundliche!
Wer nun aber meint, er ist ja so einfach zu führen, so einfach im Handling – NEIN, das ist er nicht! Dieser Junge ist so sicher in dem was er tut, wenn er entschieden hat oder auch Gelerntes anbringt, dass er mit seinem unerschütterlichen Willen schon eine Rakete sondergleichen ist.
Bei Typ B Hunden muss man ein bisschen Acht geben. Wir haben nun das Glück, dass unser Tango ein absolut sicherer Hund ist und wir ihn bei seiner Entscheidungsfindung anfänglich oft behilflich waren.
Für Hundehalter, für die dieses Thema jedoch ganz neu ist, möchte ich gerne einen Hinweis geben.
Kommt ein Vierbeiner vom Typ B Hunde in Stresssituationen, wird vorrangig das Cortisolsystem aktiviert. Das heißt, hier entsteht eine kleine Hemmung, also in der Form, dass Ihr Hund etwas zögerlich reagiert, das System lässt Ihren Hund, sollte sich ein Problem, eine unüberschaubare nicht einzuschätzende Situation zeigen und verstärken, sagen wir mal, inaktiver werden.
Einige Hunde entscheiden dann besser gar nichts zu tun. Nun wissen wir aber, dass Hunde ja auch durch Erfolge und Misserfolge lernen. Wenn nun aber die Entscheidung getroffen wurde, nichts zu tun, so gar keine Erfolge bringen, können Sie schnell mit Ihrem Hund ein anderes Problem bekommen, nämlich das der erlernten Hilflosigkeit.
Darum möchte ich Sie bitten, wenn Sie Ihren Hund als einen dem Typ B zugehörigen erkennen, doch das eine oder andere Mal unterstützend in einer Entscheidung einzugreifen. Lösen Sie gerne gemeinsam Probleme, gehen Sie gemeinsam in die unterschiedlichsten Situationen und bieten Sie Lösungsansätze an.
Man sagt den Hunden des Typs B nach, dass sie die angenehmeren Hunde sind, dass sie super tolle Eigenschaften haben und das Leben mit ihnen „leiser“ ist. Ja, aber es ist nicht so, dass Sie diesem Typus weniger Aufmerksamkeit, Erziehung und Schule des Lebens widmen müssen. Ganz im Gegenteil.
Und noch ein Hinweis. Hunde kopieren unser Verhalten. Zeigen Sie doch bitte immer wieder ein gleiches, das Sie wünschen, was Ihr Hund tun solle – er wird irgendwann automatisch genau dieses tun!
Ich hoffe, Ihnen die beiden Typen von Hunden ein bisschen näher gebracht zu haben und vielleicht verstehen ja auch einige Hundehalter, besonders auch die Menschen, die sich gerade erst einen Hund angeschafft haben, ihre Fellfreunde etwas besser.
2 Kommentare
Nun habe ich beide Posts gelesen und bin verunsichert. Gibt es auch A/B Hunde?
Unsere Hündin würde ich sofort als Typ A Hund klassifizieren.
Bei unserem Rüden bin ich nicht sicher. Er bellt nicht beim Klingeln, er kann Menschen, die am Fenster vorbeigehen kommentarlos beobachten, allerdings frisst er auch alles sofort und düst in D-Zug-Endgeschwindigkeit auf Artgenossen zu – wenn man ihn lässt.
Frage ich mich also: Gibt es auch Mischtypen?
Liebe Grüße
Martina
Hallo Martina,
nein, Mischtypen gibt es wohl nicht. Die Richtungen, die ich hier so versuchte darzustellen, sind im Grunde ja grob. Da müsste man im Einzelfall natürlich genauer schauen und hier gäbe es mit sehr großer Sicherheit noch einige mehr Faktoren, die eine Beurteilung in A oder B beeinflussen. Wenn man nicht ganz sicher ist, muss man sich einige andere Verhalten anschauen, im Kontext analysieren. Es ist aber relativ einfach, unsere Hunde zu „kategorisieren“. Anfangen kannst ja schon mal, herauszufinden, wie du einschätzt, ob deine Streifenhörnchen und die Lady eher extrovertriert oder introvertiert sind.
Wir können sehr gerne ja mal wieder telefonisch fachsimpeln …
Liebe Grüße
Birthe
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