Flexileinen – sind diese wirklich praktisch oder was sollten wir über diese noch wissen?
Bei Flexileinen streiten sich bekanntlich die Gemüter. Das eine Lager lässt auf diese nichts kommen, andere wiederum warnen schon lange vor den Folgen dieser.
Dieser Fachartikel wurde uns von Frau Mag. Alexandra Schweiger zur Verfügung gestellt. Sie ist die Hundetrainerin, welche die Assistenzhündin von Klara Zösmayr, Ylvi, trainiert. Sie haben sicher den entsprechenden Artikel über die Assistenzhunde gelesen?
Flexileinen
Allseits beliebt und oft gekauft, da diese Leinen so praktisch und bequem sind. Kein Leinen-Kuddel- Muddel wie bei Schleppleinen, der Hund hat trotzdem einen großen Bewegungsfreiraum, sauber bei Schlechtwetter.
Aber es gibt genügend Gründe die gegen die Verwendung dieser Leinen sprechen:
1. Verletzungsgefahr:
Egal, ob dünne Schnur oder breites Band – schnell durchgezogen können schwerste Verbrennungen oder Schnitte entstehen, die zu unfreiwillig amputierten Fingern oder flächenweise abgetrennten Hautlappen führen können.
2. Korrektur für den Hund:
Viele Hunde laufen zick-zack beim Schnüffeln und können sich dadurch mit der langen Rollleine an Pfosten, Bäumen und Sträuchern leicht verheddern und selber fesseln – was bei der dünnen Schnur wieder zu erheblichen Verletzungen führen kann. Zudem kommt es zu einem Rückstoß, wenn der Hund schnell um ein Hindernis herumläuft und die Leine abrupt zu Ende ist. Auch wenn man die Leine locker hängend mit dem Stopper führt und die Taste dann los lässt, rollt die Leine sich schnell auf und es kommt wieder zu einem Ruck. Das alles spürt der Hund und ist äußerst unangenehm und aversiv, vor allem wenn der Hund am Halsband geführt wird.
3. Gefahr der Traumatisierung:
Vor kurzem habe ich einen Hund ins Training bekommen, der schwerst traumatisiert ist und Panik bekommt, wenn es zum Spaziergang losgeht. Dem Halter fiel der Griff der Flexileine aus der Hand, der sauste durch das automatische Aufrollen dem Hund hinterher und krachte voll auf das Tier. Abgesehen davon, dass Leine und Brustgeschirr für diesen Hund nun Stressauslöser sind, war eine Menge Vertrauensarbeit notwendig, dass der Hund sich wieder zu seinem Menschen hintraute, da er diese Situation auch mit diesem verknüpfte. Manche Hunde rennen auch panisch davon – auf die Straße, in den Wald, verheddern sich, verletzen sich und können nicht mehr weg.
4. Leinenführigkeit:
Durch Flexileinen lernen Hunde erst recht das Ziehen an der Leine. Durch den ohnehin vorhandenen Zug, da sich die Leine aufrollt, lernt der Hund, dass er ziehen muss, um zum gewünschten Ziel und der erwünschten Bewegungsfreiheit zu kommen. Entspanntes Leine- gehen wird dadurch schwer bis nicht möglich.
5. Handhabung:
• Manchmal funktioniert die Stopp-Taste nicht, im Worst-Case genau dann, wenn der Hund auf die Straße läuft und ein Auto kommt. Ebenso aber bei Hundebegegnungen, die dadurch besonderes Konflikt- und Verletzungspotential erhalten.
• Außerdem ist kein schnelles Eingreifen möglich, da das Aufrollen der 5 m mit Stop- Ziehen-Stop-Ziehen ziemlich lange dauert. Greift man dann mit der Hand in das Band um das Einsammeln zu beschleunigen und der Hund zieht, kann man ihn nicht gut halten und es können wieder erhebliche Verletzungen entstehen.
• Je nach Größe des Hundes kann auch die Schnur reißen, oder der Hund beißt diese sekundenschnell durch.
6. Versicherung:
Manche Haftpflichtversicherungen sichern keine Schadensdeckung bei Ausziehleinen zu. Bsp: Führt man den Hund beim Abendspaziergang an der Flexi und ein Fahrradfahrer fährt im Dunkeln in die unsichtbare Leine, könnte die Versicherung eventuell aussteigen und den Schaden nicht übernehmen. Zudem kann sich auch hierbei der Hund maßgeblich verletzen und verknüpft Radfahrer als potenzielle Gefahr, die ab sofort in die Flucht geschlagen wird müssen.
7. Stresspotential:
Viele Hunde können sehr gestresst sein, da sie nie wissen, wann er wie viele Meter bekommt und wann der Stopper gedrückt wird.
Befürworter der Ausziehleinen sagen immer wieder, dass diese Gefahren und Risiken alle kalkulierbar und bei richtiger Handhabung auszuschließen sind. Jedoch entwickeln sich solche Situationen rasant und auch ohne eigenes Zutun, da der Hund ein Lebewesen ist und kein programmierter Roboter, bei dem man jeden nächsten Schritt voraus sagen kann.
Und schließlich gefährdet man dadurch auch andere Mensch-Hund-Teams und seine Umwelt.
Autorin: Frau Mag. Alexandra Schweiger
2 Kommentare
Hey,
zum 4.Punkt “Leinenführigkeit” denke ich nicht, dass die Rollleine kontraproduktiv ist und den entspannten Freilauf stören würde, weil man muss ja nicht unbedingt die Leine während des Laufens verlängern, sondern mann kann sie entweder von anfangan optimal einstellen, sodass man sie als “verlängerte Führleine” nutzen könnte oder eben verlängert, wenn der Hund still steht, sodass er nicht lernt an der Leine zu ziehen:
Klar wenn man es während des Laufens macht wird er zum zieher.
Hallo Elke,
jaaaaaaaaaaa …. es wäre wünschenswert, wenn jeder Käufer eine kleine Einführung in diese Leine bekommen würde. Ich sehe es hier ähnlich wie bei einer Schleppleine. Sie ist nützlich, kennt man den Umgang mit ihr, aber kann genauso schaden, bekommt man den Einsatz nicht richtig erklärt oder im besten Fall auch gezeigt!
Nette Grüße
Birthe Thompson
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