Ein Maulkorb – Training kann äußerst sinnvoll sein!
Um Gottes Willen, denken Sie, Ihr Hund muss niemals einen Maulkorb tragen. Nein, das wünschen wir uns natürlich alle nicht und dennoch sollten Sie darüber nachdenken, dieses Training zumindest doch mal zu absolvieren und Ihren Hund an ein Mauli gewöhnen.
Es gibt verschiedene Gründe für ein Maulkorb – Training. Und dieses sollten Sie schon von Welpenalter an nicht aus den Augen verlieren.
Wer mit einem erwachsenen Hund lebt, vielleicht auch einen aus dem Tierschutz, sollte an diesem Training auch nicht vorbei. Jeder Hund ist in der Lage, einen Maulkorb zu tragen. Wirklich jeder. Es kommt nur darauf an, wie wir ihn an diesen gewöhnen!
So ein Training ist auch immer mal eine gute Beschäftigung für unsere Hunde, wenn es draußen nass und kalt ist und Sie dennoch Ihrem Hund im Haus, in der Wohnung etwas für den Geist anbieten möchten/ müssen. Es tut nicht weh und kann in verschiedenen Situationen mehr als nur hilfreich sein.
So ein Maulkorb – Training, das möchte ich vorwegschicken, soll Spaß machen. Ihr Hund soll durch dieses überhaupt gar keinen Stress bekommen. Locker, flockig und mit Freude können Sie Ihren Hund an einen Mauli gewöhnen.
Anhand einiger Beispiele möchte ich Ihnen vor Augen führen, warum ein Maulkorb manchmal hilfreich ist!
Situation 1:
Sie möchten mit Ihrem Hund ins Ausland in den Urlaub fahren.
In einigen Ländern, in denen wir gerne Urlaub machen, besteht Maulkorbpflicht. Ja, ich weiß, kaum jemanden interessiert es und die wenigsten halten sich daran. Schön für Sie, wenn Sie deshalb in dem von Ihnen besuchten Land keine Schwierigkeiten bekamen. Leider ist es nun mal auch so, dass nicht etwa Sie dann der Leidtragende sind, sondern Ihr Hund. Besser wäre dann doch, wenn Sie darauf angesprochen würden, Sie hätten einen Mauli dabei und Ihr Hund kennt das Tragen eines solchen eben auch erkennbar, nicht wahr?
Situation 2:
Sie möchten mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, beispielsweise einem Zug.
Es besteht Maulkorbpflicht. Und die Kontrolleure können darauf auch bestehen. Ich schrieb in einem anderen Beitrag hierzu bereits schon, dass auch ich mit Hunden Zug fahre und immer einen Maulkorb dabeihabe. Meine erste Frage an den Schaffner ist dann immer, ob mein Hund in seinen Augen gesichert genug sei oder aber ob er darauf bestehe, meinem Hund den Maulkorb anzuziehen. Durchweg sind wir bislang immer „frei“ gefahren. Dennoch, der Maulkorb ist dabei. Auch darum schon, weil doch manchmal der Bahnsteig derart voll ist und auch merkwürdige Leute auf den entsprechenden Steigen sind, dass ich stets auf Nummer Sicher gehen möchte. Denn auch hier gilt. Passiert etwas, wird einer meiner Hunde bedrängt und reagiert er arttypisch, dann hat er das Nachsehen, nicht etwa der Mensch, der ihn in eine derartige Situation drängte, ihm vielleicht auf Rute oder Pfote trat.
Situation 3:
Tierarzt.
Es gibt Tierarztbesuche, die für unsere Hunde nicht sehr schön sind. Dabei ist das Setzen einer Spritze nicht unbedingt der Weltuntergang. Aber hat unser Freund tatsächlich Schmerzen und muss untersucht werden, na, da kann er schon mal reagieren. Manche Hunde mögen das Anfassen von Fremden, also auch dem Tierarzt, so gar nicht. Glückwunsch an Sie, die jetzt zurücklehnend denken: Wir haben damit kein Problem. Ja, schön, wirklich, dennoch kann es durchaus sein, dass Sie vielleicht doch irgendwann mal ein Problem haben können. Hat Ihr Hund nämlich Schmerzen, wird er wegen einer möglichen Arthrose untersucht oder dergleichen, dann ist es eben doch sehr wahrscheinlich, dass Ihr Hund entsprechend reagieren kann.
Und wenn dann aus der Praxis der Maulkorb gezückt wird und Ihr Hund diesen weder kennt, noch dass er nach ihm riecht, wird das sicher nicht dazu beitragen, dass er sich entspannter untersuchen lässt. Besser ist es, Sie haben Ihren Hund daran gewöhnt und können ihn, sich selbst und eben auch den Tierarzt schützen.
Situation 4:
Sie sind unterwegs und Ihr Hund verletzt sich schwer.
Richtig dramatisch kann es sein, wenn Ihr Hund verunfallt. Stellen Sie sich vor, Ihr Hund erleidet einen Schock, bricht sich ein Bein oder was weiß ich auch immer, was passieren kann. Es geht oft so schnell. Sie müssen ihn irgendwie transportieren, gucken, was er hat, zur Not eben auch einen Notarzt bestellen. Und Ihr Hund ist dermaßen in Panik und unter Schmerzen, dass Sie ihn nicht einmal anfassen können. Was dann? Ja, sicher, Sie können mit Ihrer Leine oder Ihrem Schnürsenkel, einem Tuch, das Sie tragen eine Maulschlinge machen und anbringen. Aber, was, wenn Sie nur einen kleinen Lederkurzführer haben, Schuhe mit Klettverschlüssen, kein Tuch …. Ja, was dann? Wenn Leine rutscht und nicht hält?
Ist es hier nicht sinnvoller in Ihrer Tasche, Ihrem 1. Hilfe – Kit, ein Mauli dabei zu haben? Sagen Sie nun nicht, Sie gehen nur mit Ihrem Schlüssel und dem Handy mit Ihrem Hund wandern … Es kann immer etwas sein und passieren. Wohl dem – Hund – dessen Halter vorbeugend und verantwortungsvoll mit seinen Hund seine Kilometer läuft.
Hier ist es auch sehr hilfreich, wenn Sie Ihrem Hund mal eben ein Mauli anlegen können, damit Sie schnell und gezielt gucken können, was genau los ist und wie Ihrem Hund geholfen werden kann. Wenn Sie erstmal immer schauen müssen, wie Sie Ihren Hund am besten anfassen können, ohne dass er schnappt – können Ihnen wertvolle Zeit und wichtige Informationen verloren gehen.
Situation 5:
Ihr Hund wird mit Maulkorb und Leine belegt.
Leider sieht das Hundegesetz vor, dass auch Hunde, die sich arttypisch verhalten haben, dennoch aber zugelangt – und das nicht unbedingt bei einem Menschen, kann auch aus einer Provokation zwischen Hunden passiert sein, mit Maulkorb und Leine belegt werden könne. Meist sind es dann die Menschen des verletzten Tieres, die hier so sehr unter Schock stehen und die andere Partei anzeigt. Die Reaktion darauf ist immer öfter: angeordneter Maulkorbzwang. Bedenken Sie bitte, dass Sie dann einen festen Maulkorb benötigen.
So, und von heute auf morgen muss Ihr Hund unentwegt draußen einen Maulkorb tragen. Wenn er diesen aber gar nicht kennt, beginnt von jetzt auf gleich ein ganz großer Stressfaktor bei unserem Hund. Einerseits kennt er das Tragen eines Maulkorbes nicht, andererseits sind auch Sie dermaßen unglücklich darüber, dass auch Sie sich auf den gemeinsamen Runden anders verhalten. Sie sind nicht mehr locker und flockig unterwegs und versuchen, den nun auf Sie gerichteten Blicken auszuweichen.
Also wäre es doch besser, wenn Sie bereits ein Maulkorbtraining absolviert haben und Ihr Hund das Tragen als gar nicht schlimm empfindet. Es sozusagen auch normal wird.
Situation 6:
Für Ihre Laufgegend sind Giftköderwarnungen ausgesprochen und Sie fühlen sich extrem unsicher. Manche Hundehalter wünschten sich dann, ihr Hund könnte einen Maulkorb tragen. Eine Maulschlaufe oder auch ein offener Mauli helfen dann hier zwar nicht, es muss dann schon ein richtiger fester Maulkorb sein, aber wenn Ihr Hund das Tragen eines solchen kennt, ist es kein Problem, diesen dann doch auch zur Sicherheit anzuziehen. Ein Maulkorb kann also auch Leben retten – das Leben Ihres Freundes.
Aber wie macht man das? Wie kann ich meinem Hund spielerisch und ohne Stress, Druck, das Tragen eines Maulkorbes beibringen?
Nun, genauso! Spielerisch, ganz nebenbei. Und natürlich immer futtermotiviert.
Anhand der folgenden Videos zeige ich Ihnen die Schritte. Klar, so schnell wie auf den Videos geht’s oft nicht, aber meine Hunde kennen es halt und die einzelnen Schritte müssen Sie bitte nun immer üben, wiederholen und trainieren. Irgendwann wird es normal. Und das Schöne ist ja auch, wenn Sie jetzt damit anfangen, Ihrem Hund das Tragen eines Maulkorbes zu lehren, dann haben Sie ja selbst eben auch keinen Stress und keinen Druck, denn er MUSS ihn ja nicht zwingend JETZT unbedingt tragen. Daher können sie täglich immer kleinen Übungen machen, lassen mal wieder ein, zwei Tage aus und lernen erneut. Nebenbei, ohne Erwartungshaltung. Alles „kinderleicht“ und froh dabei, und nicht eben mit tiefer Emotion, weil Ihnen Ihr Hund leid tut.
Viel Spaß beim Üben!
Wir haben für unsere Hunde offene Maulkörbe mit Netz. Feste benötigen sie nicht. Sie können aber genauso wie ich es zeige, auch mit einem festen Maulkorb trainieren. Die Leckerchen gehen dann halt immer durch die Stäbe – das Prinzip ist bei allen Modellen gleich.
Bitte bedenken Sie beim Anschauen des Videos, dass unsere Hunde dieses Training kennen; darum geht es bei uns natürlich alles etwas schneller.
Zudem möchte ich Sie bitten, das Training auf Ihren Hund auszurichten. Das heißt, entsprechend des Energielevels. Haben Sie einen Hund, der schnell aufgeregt ist und schnell eben auch hochfährt, muss das Training sehr, sehr ruhig und langsam absolviert werden. Nehmen Sie sich lieber ein paar Tage/ Wochen mehr Zeit und bauen es dafür aber sicher auf.
Ach, und noch eine Anmerkung.
Wenn Sie trainieren, sollten Leckerchen immer in Verbindung mit dem Maulkorb stehen. Für dieses Training haben Sie vorzugsweise welche, die Ihr Hund sonst nicht bekommt. Schmackhaft und mit hoher Motivationswirkung sollten sie sein.
Und so könnte es gehen – zumindest hat es bei uns so mit allen Hunden geklappt! Wir benutzen im Übrigen diese Maulkörbe mit Netzt, die wir auch immer mit uns führen – man weiß ja nie …
1. Bekanntmachen mit dem Maulkorb
Legen Sie zunächst den Maulkorb an/ auf den Platz Ihres Hundes. So nimmt er durch das Beschnüffeln, Belecken usw. schon mal den Geruch Ihres Hundes auf. Er wird auch schnell nicht mehr als Interessant und neu bewertet.
2. An den Maulkorb gewöhnen – er ist nicht bedrohlich
Nehmen Sie den Maulkorb in die Hand und legen nach und nach ein Leckerchen in diesen. Ihr Hund soll lernen, die Leckerchen aus dem Mauli zu nehmen und die „Angst“ vor dem Ungewissen verlieren.
3. Leckerchen aus dem Maulkorb holen und Schnauze rein stecken ist nicht gefährlich!
Ihr Hund nimmt die Leckerchen ohne Probleme. Nun legen Sie nicht mehr von vorne die Leckerchen rein, sondern durch die Schnauzenöffnung oder beim festen Maulkorb durch die Stäbe. Der Hund soll nun seine Schnauze in den Maulkorb bewegen und ganz vorne das Leckerchen aufnehmen. Ziehen Sie dabei immer mal die Hand raus, wenn Sie einen offenen Maulkorb haben. Ihr Hund soll wirklich die Schnauze ganz reinstecken.
4. Schauen Sie bitte, ob Ihr Maulkorb auch passt.
5. Der Maulkorb legt sich um den Hals
Jetzt soll Ihr Hund lernen, dass zum Maulkorb auch Schlaufen gehören, die um den Nacken gelegt werden.
6. Wenn er diese ganzen Schritte alle ganz toll macht, dann fangen Sie bitte an, Den Maulkorb zu schließen.
Nur ganz kurz – Leckerchen – öffnen und runter damit. Auch das trainieren und wiederholen Sie bitte immer wieder. Sobald Ihr Hund Unbehagen zeigt, lassen Sie das Training bitte sofort sein. Wichtig bei allem ist: Wenn Sie aufhören zu üben, wenn Ihr Hund den Mauli nicht mag und Sie unterbrechen, wird auch bitte sämtliche Aktion unterbrochen und er bekommt auch definitiv kein Leckerchen dafür, dass er nicht mehr üben mag!
7. Geht das alles super und er lässt sich den Maulkorb anziehen, geht es jetzt um das Aushalten.
Üben Sie bitte zunächst immer zu Hause – ganz spielerisch. Dabei steigern Sie im Training die Zeit. Das üben Sie bitte solange, bis Ihr Hund sich spielerisch mit Ihnen und seinem Maulkorb im Haus bewegt und auch von Raum zu Raum läuft. Achten Sie dabei aber anfangs immer darauf, dass Sie den Zeitraum nicht zu groß wählen, kurze Sequenzen sind effektiver! Und die Leckerchen nicht vergessen!
Gerät Ihr Hund in leichte Panik und will den Maulkorb abstreifen, dann nehmen Sie ihn direkt ab – Aktionsunterbrechung – keine Aufmerksamkeit mehr auf den Maulkorb. Sie verhalten sich bitte ganz ruhig und neutral. Das Training wird unterbrochen und zum späteren Zeitpunkt wiederholt.
8. Klappt das super, dann nehmen Sie bitte den Maulkorb mit auf Hunderunde.
Schauen Sie, wie sich Ihr Hund verhält. Eine andere Umgebung, andere Umstände. Möglicherweise fangen Sie hier wieder von vorne an, aber der Vorteil ist, Ihr Hund kennt das Training bereits und hat auch keine „Angst“ mehr vor dem „Schnauzengefängnis“. Nur das Umfeld stimmt jetzt für ihn nicht mehr. Wenn alles funktioniert, lassen Sie ihren Hund mal eine Zeitlang mit Mauli laufen, nehmen ihn dann aber wieder ab. Das üben Sie immer wieder, bis es für Ihren Hund überhaupt kein Problem mehr ist.
Und zu guter Letzt:
Wenn Ihr Hund das Maulkorbtraining absolviert hat und er sicher mit diesem laufen kann, dann vergessen Sie auf gar keinen Fall, immer mal wieder aufzufrischen. Denn Sie wissen ja wie das ist, was man lange nicht mehr gemacht hat, muss erstmal wieder geübt werden.
Ich wünsche Ihnen viel Freude und Spaß am Training in einem Thema, das alles andere als spaßig und freudig ist!