Mit dem Clicker mich mal weggeclickert oder aber ich clicker dich frei
Seitdem der Clicker in Deutschlands Haushalte eingezogen ist, habe ich einen Trend beobachten können, der mich etwas beunruhigt.
Der Clicker.
Ja, ich gebe zu, kein großer Freund des Clickers zu sein. Aber eigentlich auch nur deshalb nicht, weil ich die Handhabung dieses Hilfsmittel bei vielen Hundehaltern als unprofessionell und zum Teil auch kontraproduktiv beobachte. Und ja, auch das stimmt, richtig eingesetzt und dosiert, mit entsprechender tatsächlichen Kenntnis über das Training mit einem diesen, kann ein Clicker wirklich wahre „Wunder“ bewirken.
Wie sieht es oft aus? Es wird wild herum geclickert. Ohne einen wirklichen Plan, was der Clicker nun eigentlich bewirken soll. Alles wird durcheinander geschmissen. Ob nun Anzeigen und Benennen, einfache Konditionierung wie: Sitz, Platz, Aus … egal, worum es geht, der Clicker clickt sich durchs Hundeleben und wir uns damit einfach aus der konzentrierten Wahrnehmung unseres Hundes weg. Wir sind überhaupt nicht mehr im Focus und auf den Menschen muss Hund auch nicht achten. Der Click ist wichtig! Der geliebte Vierbeiner reagiert nur noch auf das eine Geräusch, auf das des Clickers. Kommt der Impuls nicht, passiert auch nichts. Und Herrchen und Frauchen können ohne dieses kleine Dingsda und gefüllten Futtertaschen nicht mehr aus dem Haus. So wie bei süchtigen Rauchern, die ohne ihre Zigaretten das Haus nicht verlassen.
Dabei kann ein Clicker tatsächlich helfen. Ja, richtig in der Anwendung, kann er bei der Gegenkonditionierung, bei der Desensibilisierung, bei Ängsten und unerwünschten Verhalten erfolgreich eingesetzt werden.
Aber wann setzt man ein Clickertraining eigentlich ein? Nun, zum Beispiel, wenn Ihr Hund auf bestimmte Umweltreize reagiert – und zwar angespannt, gar heftig – egal aus welchem Grund, sei es Angst, Unsicherheit oder Fehlverhalten, gar gesteigerte Aggression gegen Reizauslöser.
Wie beginnt man denn am besten mit dem Clicker? Nun, ich denke, so, wie Sie alles andere auch versuchen, beizubringen. Nämlich dann, wenn Ihr Hund gar keinen Stress hat. Wenn der Erregungslevel auf dem Tiefpunkt ist.
Am besten sogar, wenn Sie mit Ihrem Hund ganz ausgelassen sind, etwas gespielt haben oder sogar das Clickern als Spiel sehen.
Bei allem, das Sie irgendwann mal clickern möchten, bei allem, wobei Sie Ihrem Hund helfen wollen – beginnen Sie bitte schon früh damit, den Blick Ihres Hundes zu Ihnen zu bestätigen.
Ein bestimmtes Verhalten soll erlernt werden, ein bestimmter Reiz ausgehalten.
1. Angucken und nichts Schlimmes dabei empfinden:
Damit geht es eigentlich los. Ihr Hund schaut ein Objekt an. Er sieht eigentlich einen Auslöser, reagiert aber noch nicht, weil wahrscheinlich noch viel zu weit weg, um reagieren zu müssen. Dieses Verhalten wird nun gemarkert – so nennt man das im Hundetraining – und verstärkt.
Im besten Fall beginnen Sie erstmal in Ihrem häuslichen Umfeld. Manche jedoch können es nicht abwarten und möchten dieses Training direkt auch nach draußen verlagern. Selbstverständlich ist es möglich, natürlich können Sie das auch. Zumal draußen ja auch mehr Reize für Ihren Hund vorhanden sind als im häuslichem Umfeld, in dem Ihr Hund ja eh bereits „alles“ kennt und er sich sicher fühlt. Wenn Sie allerdings draußen spielerisch anfangen zu trainieren, fangen Sie wirklich bitte banal an. Glauben Sie nicht, irgendetwas wäre lächerlich und zu einfach. Sie möchten doch den Clicker richtig einführen, also fangen Sie mit kleinen Schritten an.
Das Anzeigen soll im Grunde so eingeführt werden, dass Ihr Hund einen bestimmten Reiz zwar wahrnimmt und sieht, dieser ihn aber in keiner Weise aufregt und er ihm auch keine erhöhte Aufmerksamkeit schenkt.
Im Grunde kann man sagen: “Ich sehe was, das mich nicht nervt …“
Und hier ist Ihr Einsatz: CLICK!
Das machen Sie nun weiterhin so. Clickern Sie schon früh in eine solche Situation.
Ich möchte ein Beispiel geben, das mal nicht auf allen Seiten zu finden ist – vielleicht eben mal eines aus meinem Umfeld:
Kommen wir aus der Haustür heraus, ist es nicht selten, dass der Kälberstall gegenüber offensteht. Mein Zulu musste sich dann erstmal darüber aufregen. Naja, wie kann es auch sein, dass süße Kälbchen aus dem Stall rausschauen und vielleicht auch noch Muhallo sagen?
Wann immer wir nun rauskamen und er war ruhig, blieben wir stehen. Er schaute rüber aber guckte halt nur – CLICK! 21-22 -Leckerchen schlucken! Das haben wir immer wieder geübt und trainiert. Heute, wenn der Kälberstall offen ist, schaut er zu mir …. Und es gibt, na, was denken Sie? Nein – kein Leckerli (mehr). Das ist jetzt normal und ich darf ja wohl erwarten, dass er die Kälber mittlerweile kennt (ok, wohl sicher nach den Jahren nicht die gleichen, sie haben sicher schon selbst wieder welche, aber Sie wissen, was ich meine, oder?)! Kälber sind nun völlig uninteressant für ihn.
Danach gingen wir eine Stufe weiter. Manchmal stehen verletzte oder erkrankte Tiere auf einer angrenzenden Koppel, um sich zu erholen. Die Kühe sind dann aber schon groß und wer Kühe kennt, weiß ja auch, dass sie extrem neugierig sind. Das war dann schon immer wieder Grund für Zulu, wie ein Flummie in die und an der Leine zu springen. So nach dem Motto: „Trau dich ja nicht weiter – ich mach dich fertig.“ Gut, dieses Verhalten musste ich natürlich abstellen, also begannen wir, hier weiter daran zu arbeiten. Sind wir an der Koppel vorbei, ohne dass ein Tier draufstand und er guckte nur rüber – CLICK- 21-22 – Leckerli. Nach einigen Trainingseinheiten blieben wir auf Höhe der Koppel stehen. Ab und an natürlich lief da dann auch ein Hase – Gucken – Click – 21-22 – Leckerli schlucken!
Als das alles saß, versuchten wir es mit einer Kuh auf der Koppel. Zulu schaute – in dem Moment habe ich SOFORT geclickert – 21/22 – Leckerlies schlucken. Mit viel Freude sind wir gerannt … an der Koppel vorbei …. mit Lachen und Spaß.
Heute können wir am Tag super gut an der Koppel vorbei – was auch für angrenzende Kuhkoppeln/-Weiden gilt.
So, das war also der erste Schritt.
Nun geht es weiter. Wir haben also gelernt, Anzeigen kann ganz einfach sein. So macht man es beispielsweise auch mit Hunden, die man – also Ihr Hund – nicht verträgt. Sie üben auf der Hundewiese oder mit Hunden, die Ihr Liebling akzeptiert und die er mag. Wann immer er einen Hund nur mal eben anschaut – CLICK-21-22-Leckerlie schlucken.
Sie üben das Anzeigen also immer im entspannten Umfeld. Ich hoffe, das war verständlich?
Aber nun zu Schritt 2!
Aus dem Anzeigen möchten Sie nun die Aufmerksamkeit Ihres Hundes auf sich selbst lenken. Sprich, Sie trainieren eine schnelle Umorientierung.
Ziel ist es, dass Ihr Hund den Blick vom „Verursacher“ seines Ihnen nicht, sagen wir mal so gefallenen Verhaltens, abwenden kann.
Das heißt, schafft Ihr Hunde es, etwas wahrzunehmen, zu sehen, zu registrieren, ohne gleich aus der Haut zu fahren, sollten Sie nun zusehen, dass sich Ihr Vierbeiner nicht festguckt, wenn man das mal so sagen darf. Versuchen Sie bitte nun den Blick auf Sie zu lenken. Nun heißt es nicht nur clickern: „Gut gemacht, du hast gezeigt, dass da was ist“, sondern nun heißt es: „Ah, du hast etwas gesehen, komm schau zu mir! Schafft er das noch nicht, weil der Reiz einfach zu groß ist, haben Sie bereits Schritt 3 vor dem 1. getan. Gut, Sie müssen diese Situation aber retten und darum können sie tricksen.
Das bekommen Sie am besten hin, wenn Sie nach dem Click das so gewollte Leckerli (es muss aber auch wirklich schon etwas Besonderes sein!) vor der Nase Ihres Fellfreundes in Ihre Richtung bewegen. Das heißt, Bellos Nase sollte sich mit dem Leckerchen in Ihre Richtung bewegen. Funktioniert es, dann super! Manche lassen auch ein Leckerchen vor Bellos Nase fallen, in der Hoffnung, dass er es aufnimmt.
Was, wenn er das Leckerchen nimmt, aber doch gleich wieder zum Auslöser schaut? Ja, gut so, clickern Sie direkt wieder in diese Situation. Denn nun zeigt er ja im Grunde wieder an. Aber aufpassen …. er bekommt das Leckerchen nun nicht mehr, weil Sie clickern, sondern weil er Sie anschaut!
So geht’s dann eben weiter. Schafft es Ihr Hund, Sie nach dem Click anzuschauen, dann haben sie den größten Schritt schon mal gemacht. Ab nun ist das Finetuning angesagt.
Nun wird Ihr Hund anscheinend clever und meint, Sie in der Tasche zu haben. Denn, wenn er das Prinzip verstanden hat, wird er Sie nun auf die Probe stellen.
Dann geht es in etwa so: Ihr Hund sieht zum Reizobjekt, schaut zu Ihnen und wieder zurück, wird etwas ungeduldig und scheint zu sagen: “Hallo? Da vorne ist x, y, ich habe es gesehen, und nun pack mal die Leckerchen aus!” Jetzt ist er soweit, also geht’s eben weiter im Training, denn nun heißt es: Vokabeln lernen!
Also weiter mit Schritt 3!
Viele benutzen immer er den gleichen Satzanfang. Die meisten, die ich in dieser Arbeit gesehen habe, beginnen mit:
„Wo ist …. (Hund, Kuh, Auto, Mann, Mülltonne …..)
Ich selbst beginne auch immer mit dem gleichen Satzanfang: Bei mir heißt es dann:
„Ist das ein(e)….(Hund, Kuh, Kaninchen, Hase, Reh?)
„Wo ist …“, geht bei uns nicht, weil die Frage: „Wo ist …“, eine Suchaufforderung in unserem Training ist. Sie müssen also aufpassen, wie Sie und womit Sie einführen und konditionieren!
Also, los geht’s. Ihr Hund sieht beispielsweise einen Hund in einer Entfernung, in der Sie ihn noch gut kontrollieren können. Er zeigt an, dass er den Hund gesehen hat. Sie clickern – er schaut zu Ihnen: CLICK – 21/22 – schluck runter – und nun führen Sie ihre erste Benennung ein, die erste Vokabel sozusagen: Also: „Ist das ein HUND?“ Das natürlich präzise
mit dem Click und dem Leckerli.
So fahren Sie mit den verschiedenen Auslösereizen fort. Keine Ahnung, wie viel Ihr Hund zu „bemeckern“ hat, der eine mehr , der andere weniger. Mehr heißt eben dann auch mehr Vokabeln lernen, die etwas gelasseneren Vierbeiner werden ein nicht so großes Wörterbuch im Geiste mit sich tragen (müssen).
Also, was wären das nochmal für Vokabeln? Beispiele:
1. Ist das ein HUND?
2. Ist das ein AUTO?
3. Ist das ein KIND?
4. Ist das ein Schirm?
5. Ist das ein Fahrrad?
6. Ist das ein Jogger?
7. Ist das ein Mann?
8. Ist das eine Mülltonne?
9. Ist das ein Reh?
Prinzip verstanden?
So, nun müssen sie natürlich, wenn das eingeübt wird, etwas Anderes anbieten, als nur,
1. Ich gucke- Click – Leckerchen
2. Ich gucke – Click – ich gucke zu Herrchen / Frauchen – Click – Leckerchen
3. Ich gucke – Click – ich gucke zu dir – CLICK – Leckerli – ich gucke wieder zum Reiz – Click – ich gucke zu dir – Click -Leckerli
Dabei kann es ja nicht bleiben.
Also weiter mit der Verknüpfung!
Dieses müssen Sie etwas vorbereiten, damit das Ziel tatsächlich wirklich erreicht wird. Hat Ihr Hund Probleme mit anderen Fellfreunden, sollten Sie sich mit Hundehaltern, deren Hunde Ihr Vierbeiner gut vertragen kann, zur Hilfe holen. Denn nun heißt es, das Gelernte auch wirklich zu verknüpfen.
Wie kann das gehen?
Ihr Hund zeigt an, dort ist ein Hund! CLICK! – 21-22 Leckerli – schluck runter. Dann geht’s ans Vokabel abrufen; „Ist das ein HUND?“ Und er bekommt ein Leckerchen.
Doch nun bewegen Sie sich dabei. Laufen Sie weiter, drehen Sie sich um die Achse – mit Hund natürlich- oder schauen Sie zu, wie der andere Hund einfach aus dem Blickfeld verschwindet. Oder aber, und hier brauchen Sie eben Ihre Hundekumpels, Sie lassen einen anderen Vierbeiner am Horizont erscheinen und dann geht’s von vorne los. Ihr Hund guckt: Click- schaut Sie an! Prima – „Ist das ein Hund?“ Leckerchen- Wieder angezeigt und weiter geht’s …
Bitte bedenken Sie, dass nicht jeder Hund unbedingt immer ein Leckerchen braucht, um sich gut zu fühlen. Es gibt reichlich Vierbeiner, denen es völlig ausreicht, und es ihnen auch viel wichtiger ist, von Ihnen einen sicheren, ruhigen Blick zu bekommen! Das ist super! Er MUSS nicht fressen, ok?
Soweit schaut das ganze ja schon gut aus. Aber wie ist es eigentlich. Sie haben es verstanden, prima, aber Ihr Hund auch? Wir machen den Vokabeltest. Jaja, auch Hunde müssen ab und an geprüft werden.
So können Sie im normalen Umgang mit Ihrem Hund dann einfach mal eine Vokabel testen. Hier vielleicht, weil wir gerade damit gearbeitet habe, der „Hund“. So laufen Sie eventuell gerade entspannt mit Ihrem Vierbeiner und er schnüffelt durch die Gegend, fragen Sie ihn: „Ist das ein Hund?“ Schaut er sich um und guckt, ob da einer ist und ob es einer ist- tja, dann würde ich mal sagen, Test bestanden. Herzlichen Glückwunsch an Sie Zwei!
Und weil Hunde auch nur „Menschen“ sind, werden Sie natürlich immer wieder diese Vokabeln testen müssen, immer wieder trainieren – ist ja klar. Haben Sie mal eine Fremdsprache gelernt und nicht wieder angewendet? Na, wie viel wissen Sie noch? Genau, also, immer wieder mal üben!
Nun ist es an der Zeit, Ihrem Hund etwas mehr zuzumuten oder zuzutrauen? Das kommt auf Ihre Einstellung und Ihr Trainings an. Ich möchte ja gerne „zuzutrauen“ sagen, denn jetzt soll er lernen, auszuhalten. Also nicht nur anzeigen und benennen. Jetzt geht es auch um das Aushalten!
Dabei lassen Sie Ihren Clicker einfach mal langsamer werden. Sie clickern nicht sofort, nicht direkt in alles rein, sondern lassen sich etwas Zeit. Bitte fangen Sie mit dieser Übung erst an, wenn Sie selbst fitt und wach sind und natürlich auch dann erst, wenn Ihr Hund alles andere zuvor echt beherrscht.
Jetzt sieht es nämlich so aus, dass der „Feind“ nicht nur gesehen wird und auch wir direkt reagieren, nun sollte Ihr Hund das auch mal ein wenig ertragen können. Wir wissen ja alle, wie das manchmal so ist. Zwar versuchen wir vor unserem Hund alles Mögliche zuerst zu sehen, aber wie oft geschieht es, dass der Hund seinem Namen alle Ehre macht und er noch vor uns sieht, erkennt, hört – weiß …. Tja, dann können Sie nicht gleich Ihren bunten Clicker rausholen, die Leckerlis bereit haben wie im Kampf, dann muss Ihr Hund ganz auf sich alleine gestellt, mit dem „Feind“ klarkommen. (War etwas lustig dargestellt – ist es aber eigentlich nicht, denn nun beweist es sich, wie gut Sie gearbeitet haben). Versucht Ihr Hund Sie nun darauf aufmerksam zu machen, Ihnen zu zeigen, anzuzeigen, dass da was ist, hält er das Gesehene ein wenig aus, dann sind Sie echt weeeeiiiiiit! Sie müssen es allerdings auch bemerken und nicht Ihren eigenen Gedanken nachhängen. Schaut er hin, dann zu Ihnen, wieder hin und meint zu sagen: „Guck doch mal: Ist das ein HUND?“ Müssen Sie das auch wahrnehmen … CLICK!!!!!!!! !!!! Super gemacht!
Viel Erfolg!