Bürohund – ein Für und Wider
Immer mehr Unternehmen gehen dahin über, Hunde im Büro zu erlauben. Der Trend zu Bürohunden wird immer größer und welcher Arbeitnehmer freut sich nicht darüber, wenn sein Hund mit zur Arbeit darf?
Im Rahmen einer schriftlichen Arbeit einer Studentin, wurde ich genau auch zu diesem Thema befragt und gebeten, diese Arbeit mit meinen Ansichten zu unterstützen. In diesem Kontext habe ich davor gewarnt, aus unseren Hunden Bürohunde machen zu wollen. Vorab: Ich bin nicht grundsätzlich dagegen, es ist wie mit allem: Alles in Maßen und gut bedacht!
Nicht jeder Vierbeiner eignet sich zu einem Bürohund. Da mag man sich das so sehr wünschen, Arbeit und „Vergnügen“ kombinieren zu können, und doch sieht die Realität leider manchmal ganz anders aus. Vor allem dann, wenn die Hunde von heute auf morgen „funktionieren“ sollen.
Selbstverständlich hat es natürlich auch etwas sehr, sehr Gutes, hat man einen wirklich geeigneten Bürohund. Er verbreitet gute Laune, bringt Menschen ins Gespräch, sorgt auch mal für Pausen und lässt nicht nur den Halter, sondern auch Kollegen mal vom Schreibtisch aufstehen. Die Pausen werden nicht durchackert oder im Internet surfend – wieder am Schreibtisch – verbracht, sondern man schnappt sich seinen Schatz und geht mit ihm spazieren. Das alles ist einfach klasse.
Außerdem gibt es eine Menge Hunde, die gerne mit Frauchen und Herrchen mitgehen – egal, wohin. Wichtig für sie ist, dass sie dabei sind, nicht alleine sein müssen.
Und dann gibt es noch Büros, in denen auch andere Kollegen ihre Hunde mitbringen. Vorausgesetzt, die Vierbeiner mögen sich, schlägt man gleich mal wieder 2 Fliegen mit einer Klappe. Die Hunde sind versorgt, man kann arbeiten gehen und die Vierbeiner haben zudem auch noch Sozialkontakte. Fast zu schön um wahr zu sein, oder?
Dennoch möchte ich den Artikel auch ein wenig provozierend verfassen, eben ein Für und Wider sprechen lassen.
Wie sieht so ein Tag denn aus? 8 Stunden Arbeitszeit, dazu noch die Pausen und Hin – und Rückweg. Nach der Arbeit kaputt und vielleicht muss nun auch erstmal noch eingekauft werden, mit den Kindern Schularbeiten gemacht werden usw.
Klar, dennoch hätten viele eben einen Hund und da ist es doch toll, kann man ihn mit zur Arbeit nehmen. Dort darf er dann gerne ruhig auf seinen Platz liegen, nicht bellen, wenn die Tür aufgeht, ruhig sein, wenn man wichtige Gespräche am Telefon zu führen hat. Bitte nicht mitten in einer konzentrierten Arbeit Gassi gehen müssen und wenn möglich noch anfangen zu fiepen.
Nun, ich kenne diese Situationen, denn, wenn ich ganz ehrlich bin, ist es bei uns ja auch nicht anders. Gerade eben auch ich arbeite von „Zuhause“ aus, haben unser Büro im Haus und was soll da anders sein, als bei den Menschen, die in ein Büro fahren? Klar, nicht viel, bis auf den kleinen und sehr komfortablen Unterschied, dass ich morgens, nach dem Aufstehen bereits schon die wichtigen Mails mit ungeputzten Zähnen lese, den Rechner hochfahre, bevor ich mir einen Kaffee mache und in Nachtwäsche mir den ersten Überblick verschaffe, manchmal auch so schon erste Telefonate führe. Erst dann standen unserer Hunde/ steht auch mein Hund auf und wir können gemütlich zunächst mal eine Runde laufen, bevor wir frühstücken und unseren Tag beginnen. Ja, so streckt sich der Tag eben auf mehr als die üblichen Bürostunden und wir sitzen dann schon mal bis Mitternacht und arbeiten. Sprich, wir können uns halt eben die Zeit frei einteilen, vorausgesetzt es stehen keine verbindlichen Termine an. Das alles können aber die Hundehalter, die einen festen Bürojob haben, in der Regel nicht. Wer Gleitzeit im Vertrag stehen hat, ist noch etwas variabel, aber muss halt eben auch zu bestimmten Stoßzeiten leisten.
Was ist dann aber mit dem Hund? Im besten Falle, und das können Sie mir ja sicher alle bestätigen, schläft er und öffnet ein Auge, wenn Sie vom Stuhl aufstehen. Natürlich oft in der Hoffnung, dass es jetzt losgeht. Geht’s meist aber nicht.
Ich kenne einige Beispiele von „Bürohunden“ und somit auch Hunde, die das nicht nur toll machen oder aushalten, sondern denen das Büroleben dem Anschein nach echt gefällt. Dann ist das natürlich suuuuuuuuper – bekommt Bello nach getaner Arbeit auch seine Freizeit.
Aber ich kenne auch den einen oder anderen Bürohund, der das überhaupt nicht witzig findet. Die das frühe Aufstehen schon als Qual empfinden, die überhaupt keine Lust haben, den ganzen Tag in einem Raum zu verbringen, in dem immerzu jemand durch die Tür kommt, das Telefon klingelt, überall Stimmen zu hören sind, dauernd an den Platz geschickt zu werden, um dann mal eben ganz kurz um das Bürogebäude die nötigsten Geschäfte machen zu können. Und klar, einige von ihnen können das auch gar nicht ab. Es sind dann vielleicht auch Beschützer unter ihnen, die der Meinung sind, sie müssten Frauchen am Schreibtisch bewachen usw. Also kurz und knapp: Stress pur – für beide- Hund und Mensch.
Und dann gibt es die Hundehalter, die es perfekt verstehen, zu organisieren. Entweder, sie arbeiten eh nur halbtags oder aber haben den Tag so gestaltet, dass sie Bello für 4 Stunden mit ins Büro nehmen (das kann jeder Hund lernen) und dann wird er entweder abgeholt oder aber, wenn möglich, in der Mittagspause nach Hause gebracht. Auch eine gute Idee.
Was sollte denn beachtet werden, hat man das Glück, seinen Hund mit zur Arbeit nehmen zu dürfen?
Im besten Fall haben Sie einen Welpen, den Sie nach und nach an das Büroleben gewöhnen können. So lernt er, über einen bestimmten Zeitraum schon die so gewünschten Ruhephasen und kann sich an den Stress gewöhnen.
Stress? Haben Hunde dabei Stress? Was denken Sie? Na klar, die meisten schon, auch wenn es gar nicht so aussehen mag. Sie meinen Bello schläft doch die ganze Zeit? Nun ja, möglich …. hat sicher die Augen zu. Aber Ruhe? Richtige Ruhe – die hat er nicht und ist innerlich “BEREIT”. Das heißt, so richtig runter kann er sicher nicht fahren, es sei denn, Sie sitzen alleine im Büro, niemand stört Sie und Sie sich Ihr eigener Chef (mal so überzogen dargestellt).
Auch wissen Sie, dass Sie Ihre eigene Stimmung auch auf den Hund übertragen, sollten Sie also auch darüber nachdenkenen, dass Sie Ihren Alltags- also Bürostress auch auf den Hund übertragen. Haben Sie also Stress auf der Arbeit, merkt ihr Hund das sofort und kann selbst eben auch unruhiger und gestresst wirken. Das kann eine fatale Kettenreaktion auslösen.
Ihr Hund muss auch erstmal lernen, dass jeder, der in Ihr Büro kommt, kein Besucher darstellt und es auch nicht so gewünscht ist, dass Bello jeden begrüßt. Auch, das kann eben schon mal passieren, kann es Streit zwischen Kollegen und Ihnen geben … Da wird es dann schon mal lauter und wie soll Ihr Hund damit umgehen, wenn Sie auch noch anfangen, wütend zu werden? Kopfkino!
Ihr Hund sollte lernen, in der Zeit, in der Sie vielleicht mal auf Toilette sind, sich im Büro ruhig zu verhalten und die Akten und das ganze Papier dort zu belassen, wo Sie es nach Rückkehr auch gerne wiederfinden möchten.
Er muss auf Kommando still sein und auf Kommando darf er wieder atmen – nämlich, wenn Sie Zeit haben oder einer der Kollegen meint, Ihren Hund therapeutisch „missbrauchen“ zu müssen. Denn sind wir mal ehrlich: Wie oft lesen wir, dass Hunde im Büro guttun, sie einen therapeutischen Charakter haben und unsere Hunde werden sehr schnell zu Therapiehunden ohne Ausbildung. Ich mag mir das gar nicht immer so vorstellen.
Ich weiß, wie es teilweise bei uns aussieht. Manchmal ist auch hier ein Kommen und Gehen und stets waren unsere Hunde immer auf hab Acht! Da heißt es dann ein Auge auf die Arbeit, eins auf die Hunde … Nicht ganz so einfach! Leistet man dann 100 %???? Mal so in den Raum geworfen.
Wenn der Vierbeiner sich nun wirklich zu einem Arbeitsbegleiter eignet, sollte man vielleicht auch einmal darüber nachdenken, dass er keinen offiziellen Anspruch auf geregelten Urlaub usw. hat. Zum Feierabend gehts dann direkt weiter … Weil vielleicht Frauchen oder Herrchen ja nun auch noch etwas mit dem Hund machen wollen … Also ab zur Hundeschule, auf den Hundeplatz oder zum Trailen usw. Also wieder keine Zeit, zu entspannen. Dann ab nach Hause, da sind die Kinder, Eltern…. Besuch … Keine Zeit zum runterfahren.
Darum würde ich ganz vorsichtig anmerken – ich möchte wirklich niemanden auf die Füße treten – dem Hund nach getaner Arbeit einfach mal etwas Ruhe zu gönnen. Gehen Sie mit ihm laufen, klar, schöne entspannte Runden. Erholen Sie sich beide von dem Tag. Nicht nur Sie haben 8 Stunden Arbeit hinter sich – Ihr Hund auch!
Ich möchte daher abschließend einfach mal behaupten wollen, dass es sie gibt, die Hunde, die sehr, sehr gut mitgehen können zur Arbeit – ins Büro. Aber ich behaupte auch, dass es keine Bürohunde gibt, dazu sind sie einfach nicht gemacht und auch nicht artypisch dafür bestimmt.
Und ja, ich behaupte, es gibt die Hundeleute, die genau all diese Punkte bedenken und deren Hunde es wirklich gut haben, wenn sie mit zur Arbeit gehen, aber ich behaupte auch, dass es viele Menschen gibt, die bislang noch nicht erkannt haben oder aber gar noch nicht wissen, dass Arbeit – Büro – auch Arbeit für die Hunde heißt und auch sie einen Feierabend brauchen.
Sie dürfen sehr gerne mitdiskutieren. Und wie Sie sehen, haben wir eine Vielzahl von wunderschönen Fotos, die Sie zum Vergrößern anklicken können, bekommen von Hunden im Büro – darunter auch Bilder von unseren eigenen „Arbeitshunden“.
7 Kommentare
Ein sehr interessanter Bericht, der mit seinen kritischen Anmerkungen interessant ist.
Früher hätte ich gerne meinen Hund mit zur Arbeit genommen. Heute sehe ich das etwas anders.
Ich darf – was ich klasse finde – meinen Hund in Notfällen, mit einer besonderen Genehmigung ins Büro mitnehmen und bin sehr froh, dass diese Notfälle bei uns wirklich ganz selten eintreten.
Ich finde es selber anstrengend meinen Hund ins Büro zu nehmen, weil ich eine lange Anfahrt habe, mich nicht mit ihr beschäftigen kann, die Gassimöglichkeiten am Dienstort begrenzt sind. Wenn ich sehe, wie mein Hund zu Hause seinen Tag verbringt, dann muss ich zugeben, dass ich ihr dies im Büroalltag nicht bieten kann. Ich freue mich aber für jeden, der seinen Hund mit ins Büro nehmen kann und es wunderbar klappt…
Viele liebe Grüße
Sabine mit Socke
Hallo Sabine, Sie Socke-nHalterin (super klasse – hahahah),
danke für Ihr Feedback. Verstehe total, was Sie meinen, auch wie toll, dass es eben möglich ist, Socke mitzunehmen, wenn tatsächlich keine andere Versorgung möglich ist. Das ist ja schon ein enormer Vorteil vielen anderen Hundehaltern gegenüber. Klasse Arbeitgeber …
Nette Grüße
Birthe Thompson
Also Daisy ist nicht der ideale bürohund, vielleicht auch weil ich ja nicht in einem klassischen Büro arbeite sondern Hörgeräteakusti kerin bin und ja auch Kundentermine habe. Solange diese Hunde auch toll finden, Daisy diese begrüssen darf und mal neugierig sein darf ist ihre hundewelt in Ordnung. Da aber nunmal nicht alle Menschen Hundemenschen sind, möchte ich natürlich erstmal, dass sie sich ruhig verhält wenn jemand reinkommt und auf Aufforderung wartet. Das ist nicht ihr Ding und ein Tag mit Daisy auf der Arbeit und mit vielen Terminen ist ein stressiger Tag. Für beide, also tue ich ihr das nicht an. Sie bleibt lieber zu Hause und wir haben vorher und nachher Hundezeit. Manchmal, wenn ich den ganzen Tag arbeiten muss und niemand zu Hause ist an beiden Halbtagen nehme ich sie mit. Mit vorher dafür eingerichtetem Terminkalender. Das findet sie dann spannend, aber in der Regel arbeite ich effektiver ohne einen gestressten Hund an meiner Seite und sie entspannt daheim besser.
Allerdings habe ich sie ja auch nicht von Welpe an sonder sie war 2,5 Jahre alt. Unser Rüde war auch kein Bürohund, er hat einen auf Beschützer gemacht. Also war auch er nur in Ausnahmefällen mit dabei. Er hat sich aber im Laufe der Zeit arrangiert mit den Fremden, die da sein Frauchen teilweise rumkommandieren. Aber in den meisten Fällen sehr freundlich sind.
Liebe Birthe, du hast das schön beschrieben. Es gibt einige Tage da könnte ich verzweifeln. Allerdings sind die selten und lange her 🙂 Ich habe aber auch das Glück ein Büro für mich zu haben und sehr kulante Kollegen/Chef und wir sind ein kleines Büro mit wenig Kundenverkehr. Vor der Tür ist ein Park und mittags wird die Runde mit der Nachbarshündin gemacht 🙂 Voraussetzungen, die selten sind. Umso glücklicher sind wir, dass dies uns Ava überhaupt möglich gemacht hat! <3
Wie schön, Johanna,
ja, das sind optimale Voraussetzungen und natürlich ein Traum für euch alle. So kann man echt entspannt arbeiten gehen – super!
L. G.
Birthe
Das ist mit Sicherheit ein sehr komplexes Thema, wird aber meiners Erachtens hier etwas zu negativ dargestellt. Jedes Büro, alles damit zusammen hängende und nicht zuletzt auch jeder Hund sind total individuell zu betrachten und ich glaube nicht, dass es keine “Bürohunde” gibt, sprich diese Hunde nicht zufrieden sind. Meine Hündin hat mich fast 11 Jahre täglich ins Büro begleitet und sie war schon erwachsen als sie zu mir kam. Sie durfte sich jederzeit frei bewegen (2 große Büros, langer Flur, sonniger Vorrraum) und für den Kopf gab es Suchspiele zwischendurch. Mittags sind wir mindestens 30 Minuten spazieren gegangen und danach hat sie erst einmal tief und fest geschlafen – meist bis zum Feierabend. Ja, sie hat geschlafen und nicht nur geruht (ich kenne den Unterschied). Sie hatte anfänglich Angst vor Männern (kam aus dem TS), was sich u. a. durch meine Kollegen und deren Streicheleinheiten komplett verflüchtigte. Ich denke, wenn die Möglichkeit besteht den Hund mit ins Büro zu nehmen, ist das immernoch besser als ihn 9 Stunden oder länger allein Zuhause zu lassen (käme für mich niemals in Frage, dann würde ich lieber auf einen Hund verzichten). Sicher gibt es auch eher ungeeignete Hunde, aber mit Liebe, Geduld und konsequenter Erziehung bekommt man das hin, denn ich denke auch, dass manche Hunde lernen müssen mal runter zu fahren. Auch die Gewohnheit kommt vielen Hunden mit Sicherheit zugute – meine Hündin hatte eine innere Uhr, ich konnte 1000x aufstehen, hat sie nicht interessiert. Außer zur Mittagszeit und zum Feierabend. Natürlich war das Alles nicht gleich von Anfang an so, alles braucht seine Zeit, aber auch meine neue Hündin, die Ende der Woche bei mir einziehen wird (und schon um die 10 Jahre alt ist), wird ein “Bürohund”. 🙂
Hallo Nic,
das liest sich wirklich toll und es freut mich ganz ehrlich, dass es so wunderbar klappt.
Ja, das tut es auch bei sehr vielen, so wie ich geschrieben habe. Wir hatten bereits auch schon mehrere Hunde, auch sehr viele Pflegehunde, die allesamt das Büroleben lernen mussten, da auch wir natürlich arbeiten müssen. Aus meiner Erfahrung heraus kann ich sagen, dass die Hunde hier vor Ort alle sehr unterschiedlich waren. Der eine und andere machte das ganz wunderbar und unser eben nun allein lebende Rüde schläft auch, während wir arbeiten. Aber, es gab auch die Hunde, mit denen es echt schwierig war. Denke ich nur an unseren gerade verstorbenen Tango … das war eine echte Herausforderung überhaupt etwas zu schaffen. Auch bei den Pflegehunden war es oft problematisch.
Ich denke eben auch, es hat etwas mit dem Umfeld (das eigentliche Büro), der Arbeit im Büro, den Kollegen usw. zu tun und natürlich auch ein wenig mit der eigenen Arbeitsorganisation und nicht zuletzt mit den Hunden an sich, denn es eignene sich nicht alle Hunde für so ein Leben. Einen Hund 9 Stunden alleine zu lassen – ja, darauf muss ich nicht eingehen, oder? Das wäre ja schon wieder tierschutzrelevant….
Ich glaubte, den Artikel nicht so negativ geschrieben zu haben und war natürlich subjektiv der Meinung, alle Facetten aufgezeigt zu haben- Alle Für und Wider. Aber wie gesagt – ist halt subjektiv und umso mehr freue ich mich natürlich über dieses Feedback. Dankeschön!
Nette Grüße
Birthe Thompson
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