Hämangiosarkom – der schleichende und doch schnelle Tod
Und wieder begegnet uns der Krebs – heute geht es um das Hämangiosarkom.
In der Regel habe ich mich stets gefreut, wenn ich in Sachen Hundewissen eben auch aus eigener Erfahrung berichten kann. Das ist schon etwas Anderes, als für bestimmte Beiträge oder Artikel zu recherchieren. Möchte man Hundewissen verständlich erklären, geht es eben am besten, wenn man tatsächlich weiß, worüber man schreibt.
Nun habe ich wieder eine erneute Erfahrung, die ich mit Ihnen teilen möchte. Heute zwar unter Tränen, aber ich denke, es ist wichtig, auch unangenehme Themen anzusprechen.
Viele von Ihnen haben erfahren, dass unser Tango plötzlich aus seinem und somit auch aus unserem Leben gerissen wurde. Es ging ihm plötzlich gar nicht gut und er musste sich mit seinem Tierarzt verabreden.
Was war passiert? Wie verlief sein Krankheitsbild?
Tango, ein absolut High-Energie-Hund, der kaum zu bremsen war, wurde nach und nach immer etwas futtermäkliger. Morgens fraß er vermehrt Gras und hat mir auch mal das eine oder andere Mal sein Futter wieder vor die Füße geworfen. Stets aufmerksam, wenn der Hund sein Futter wieder unverdaut hervorbringt, gab es aber Entwarnung, da er die nächste Mahlzeit gerne oder weitere Probleme aufnahm. Auch war er für Leckerchen zu haben und sein Stuhl meistens ok.
Es wurde warm und unsere Jungs mochten nicht mehr so viel laufen. Ja, ok, es war halt warm. Klar, mein Mann und ich wunderten uns schon auch mal, dass Tango auch nicht wollte, lief er sonst bei jedem Wetter, Sturm und Regen … Aber gut, so dachten wir, er wird jetzt eben auch endlich ruhiger, älter – darauf hatten wir ehrlich gesagt ja auch schon gewartet. Zudem wurde er abends dann doch wieder aktiv und lief seine Runden.
Er bekam Durchfall … wovon? Beobachtet – war schon wieder vorbei und sein Stuhl ohne weitere Auffälligkeiten.
Er wurde noch futtermäkeliger. Wollte das nicht mehr fressen, und dies nicht mehr anrühren. Das gefiel uns gar nicht. Er sah nicht gut aus und ich wurde nervös. Ich fing an, für ihn zu kochen und hatte den Tierarzt im Kopf.
Dort schon vorsichtshalber im Notdienst angerufen, weil ich im Gefühl hatte, nicht warten zu können oder zu wollen, wurden wir direkt „eingeladen“ zu kommen. Die erste Frage galt, woher Tango käme, ob er vielleicht aus dem Ausland kommen würde oder aber, ob wir im Ausland waren. Ja, waren wir, in Portugal. Ich erzählte ihm dann aber, wir hätten doch alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Ein Blut – Schnelltest ließ darauf schließen, dass es sich um eine der Mittelmeerkrankheiten handeln KÖNNTE. Auch wurde bereits eine Annemie festgestellt. Anhand der Symptome wurde geäußert, dass der Verdacht auf Anaplasmose aufkäme. Es musste Blut in ein Labor geschickt werden, um genauere Informationen zu erhalten.
So geschehen, zwischenzeitlich wieder vorstellig, weil es Tango zunehmend schlechter ging. Ich musste ihn mittlerweile zwangsernähren und so wurde er geröntgt und ein Ultraschall gemacht. Dem Tierarzt gefiel das gar nicht und er war sichtlich besorgt. Was, wenn es keine Anaplasmose ist, so verbalisierte ich auch und er gab zu bedenken, dass wir dann nach tumorösen Veränderungen Ausschau halten müssen. Mir war übel …
Mit erneuten Medikamenten und „Kosmonautennahrung“ – und noch ohne Laborwerte ging es wieder nach Hause. Tango ging es immer schlechter.
Er fraß gar nicht mehr und so rief ich an, um die Auskunft zu erhalten, er müsse gleich am Morgen stationär aufgenommen werden, um ihn zu infudieren. Meine Idee: ich rufe den Schlachter an und frage, ob er wirklich schlachtfrisches Fleisch hätte, was bejaht wurde und ich fuhr los, um für Tango einzukaufen. Wir waren erleichtert. Angekommen, stand er direkt auf und steckte seinen Kopf in die Tüte und bettelte nach dem Futter. Sie können sich nicht vorstellen, wie froh wir waren. Ein Stück nach dem anderen bekam er – seine letzte Mahlzeit in seinem Leben.
Die Nacht verlief für meinen Mann voller Sorge. Er wachte über Tango, dessen Atemfrequenz anstieg. Das kannten wir schon von einer unserer Hündinnen, die dann an Krebs verstarb. So zählten wir seine Atemzüge und ich rief wieder an, um gleich zum TA zu fahren.
Unser Tierarzt schaute hoch besorgt und schütteltet den Kopf. Er war nicht mehr auf dem Weg zur Anaplasmose und veranlasste direkt ein Röntgenbild. Nach der Auswertung teilte er mir schon mit, dass wir Tango so nicht nach Hause nehmen könnten, sondern direkt in die Tierklinik fahren müssen, um ein CT machen zu lassen. Allerdings gefiel mir sein Ausdruck nicht und wir drucksten so ein wenig herum, überlegend …. Ich bat ihn eine Braunüle zu setzen, damit ich Tango zuhause infudieren könne und er nicht stationär aufgenommen werden müsse.
Dann sagte er, er möchte nochmals schallen. Er möchte auf jeden Fall nochmal raufschauen. Er fiel – so wie ich – fast hinten über, denn was wir sahen, ließ uns schockgefrieren. Tango war hoch tumorös. Milz und Leber betroffen, die Milz schon so groß, dass diese vor Platzen stand.
So schnell wie dann alles ging, konnte ich kaum denken. Ein Kollege kam hinzu um auch nochmal rauf zu schauen, der leider bestätigte, was ich nicht fassen konnte:
Hämangiosarkom.
Da ich weiß, dass Hämangiosarkome zu den bösartigsten überhaupt gehören und Tango nicht zu retten, da schon dermaßen gestreut, informierte ich meinen Mann, der mich bat, ihm jedwedes Leid zu ersparen und ihn von ihm zu küssen. Das tat ich und schickte ihn Kopf an Kopf auf seine Reise.
Normalerweise leiden oft ältere Hunde hierunter. Es ist relativ selten, dass auch junge Hunde schon von einem Hämangiosarkom befallen sind.
Darum möchte ich Sie von Herzen bitten, sollten Sie an Ihrem Hund folgendes bemerken:
• Lustlosigkeit
• Appetitlosigkeit
• Grauweiße und nicht schöne rosa Schleimhäute
• Leistungsschwäche
• Gewichtsreduzierung
• Erbrechen
… lassen Sie bitte Ihren Hund untersuchen. Gerade auch ältere Hunde, denen man gerne nachsagt, dass er nun eben älter wird und darum nicht mehr so will wie früher, sollten tatsächlich mindestens einmal im Jahr, zur Routineuntersuchung, geschallt werden.
Zusammenfassend lässt sich zum Hämangiosarkom folgendes aussagen:
Ein Hämangiosarkom ist ein sehr aggressiver Tumor, der von den Blutgefäßen ausgeht und an vielen Stellen auftreten kann. Das Hämangiosarkom kommt vor allem bei Hunden vor und hier am häufigsten in der Milz. Andere typische Lokalisationen sind Herz, Leber, Niere, Lunge, Muskel und Haut. Häufig sind ältere Tiere betroffen.
Die Symptome können sehr unterschiedlich sein. Sie können mit unspezifischen Anzeichen einhergehen wie Gewichtsverlust, Mattigkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit. Nicht selten kann es jedoch auch passieren, dass ein bisher gesunder und aktiver Hund plötzlich zusammenbricht. Das geschieht meist dadurch, dass eines der tumorös veränderten Blutgefäße gerissen ist, und der Hund in eine der Körperhöhlen blutet. Typische Symptome neben dem Schwächeanfall sind blasse Schleimhäute, ein aufgetriebener Bauch und schwere Atmung.
Wie ist die Prognose bei Diagnose Hämangiosarkom?
Zitat: „Wird eine alleinige operative Entfernung des Tumors vorgenommen, liegt die Überlebenszeit in der Regel bei lediglich 1 – 3 Monaten. Bei zusätzlicher Anwendung der Chemotherapie kann dies auf 8 – 9 Monate gesteigert werden. Dabei ist das Ziel die Steigerung der Lebensqualität mehr als die der –quantität.
Sind zum Zeitpunkt der Diagnose bereits Tochtergeschwülste sichtbar, ist die operative Entfernung des Primärtumors in den meisten Fällen sinnlos.
Faktoren, die die Prognose negativ beeinflussen, sind:
• Junges Alter
• Unvollständige Tumorentfernung
• Bereits bei Diagnosestellung sichtbare Tochtergeschwülste
Riss des Tumors mit Blutung in eine Körperhöhle (Abschwemmung von Tumorzellen)“
Quelle: Tierärtzliche Spezialisten Hamburg
Werden Sie bitte immer hellhörig und gehen Sie zum Tierarzt. Auch, wenn es bedeuten könnte, Sie können Ihrem Hund nicht mehr helfen. Dann zumindest können Sie ihn davor bewahren, still leidend, aber eben leidend, zu verenden.
2 Kommentare
Wie furchtbar, ich wünsche Ihnen ganz viel Kraft, den Verlust von Tango zu verarbeiten. Haben Sie vielen Dank für diesen Artikel, gerade vor dem Hintergrund Ihrer persönlichen Betroffenheit. Auch ich finde es wichtig, das Leben nicht immer nur von der Schokoladenseite zu zeigen…
Danke Carlotta.
Nette Grüße
Birthe Thompson
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