Brut – und Setzzeit – Man wird doch mal laut denken dürfen?
Ich glaube, jeder von uns weiß mittlerweile, was Brut – und Setzzeit bedeutet und vor allem, was es für uns Hundemenschen eben auch heißt. Darum möchte ich hier gar nicht näher darauf eingehen …
Wer brütet, wölft und setzt – wann?
Es bringt uns seine Jungen dar,
der Dachs im Monat Februar.
Im März darauf und im April,
die wilde Bache frischen will.
Im vierten Monat wölft der Fuchs,
auch Marder, Iltis, Wiesel, Luchs.
Das Rehwild, Rot- und Damwild setzt
im Mai und Juni noch zuletzt.
Eine wunderschöne Landschaft, die wir täglich durchstreifen. Überall Naturschutzgebiet und überall Jagdgebiet. Das eine Revier ist ohne das andere zu durchstreifen, nicht erreichbar …
Mit leisen Sohlen laufen wir vier, 2 Menschen und 2 Hunde, um die Natur nicht zu stören. Eine Traumkulisse und dann sehen wir eine Heerschar von Enten und Gänsen aufsteigen … Es wird laut, denn die Vögel sind aufgebracht – es wird lauter, denn eine Trans-All, die täglich ihre Manöverübungen absolviert, fliegt tief über unsere Köpfe hinweg … Es ist Brut – und Setzzeit.
Was für Farben, welch eine friedliche Gegend. Nur wenige Meter von uns entfernt, können wir Rehe liegen sehen. Leise sind wir unterwegs, ganz leise, bis wir sehen, wie sie panisch aufstehen und fliehen. Ein Jägerauto fährt vorüber, aus seinem Auto heraus, seinen Hund führend. Es ist Brut – und Setzzeit.
Still ist es, zu still … Keine Vögel zu sehen, kein Wild, das steht. Nur das Brummen eines Traktors, der unermüdlich Heuballen hin und herfährt ist zu hören. Der Landwirt fährt mitten durch eine Ansiedlung von Wild, also ein bekannter Ort, an dem sehr viel Wild steht …. Lange … sehr lange … Es ist Brut -und Setzzeit.
Wir laufen unsere Strecken, kaum sehbar, kaum hörbar. Keiner der Vögel steigt auf, alles ist ganz ruhig. Die Kiebitze brüten – wir wissen auch wo. Es wird lauter, die Vögel steigen auf und ein Auto hält an. Ein Vogelfreund, der uns anhält, um uns zu fragen, ob wir es für eine gute Idee halten würden, genau mit unseren Hunden hier zu laufen; es würden schließlich die Kiebitze brüten. Ja, wir wissen es, und ja, wir finden die Idee gut und fragten den Vogelfreund, ob er es denn für eine gute Idee halten würde, mit seinem Auto die Vögel zu beobachten. Er könne gerne zu Fuß gehen, dann wären alle Vögel entspannter. Es ist Brut – und Setzzeit.
Einsamkeit und eine fast unangetastete Natur. Überall stehen die Schafe. Wunderschöne Bilder, eine traumhaft schöne Atmosphäre. Die Schafe schauen uns an, die meisten stehen nicht einmal auf, wenn wir dicht an ihnen vorbeigehen. Plötzlich wird es unruhig und die Schafe flüchten … Ein Auto mit Männern, die eine behördliche Lizenz zum Töten von Fischen besitzen, fahren laut plaudernd, Scheiben heruntergedreht an uns vorbei. Gefolgt von einem weiteren Auto mit einem Jäger, der natürlich bei uns anhält und uns darauf aufmerksam macht, dass die Hunde an der Leine bleiben sollten … Ja, wir wissen: Es ist Brut- und Setzzeit.
Mitten im Nirgendwo steigen Hunderte von Wildvögeln auf … Wir schauen irritiert … Ein Kampfhubschrauber düst mit lauten Geräuschen über das Naturschutzgebiet … Es ist Brut – und Setzzeit.
Kurze Zeit später werden wir angehalten und darauf angesprochen, dass unsere Hunde die Vögel jagen – unsere Hutschnur reißt.
ES REICHT!
17 Kommentare
Sehr treffend geschrieben – und es kommt mir nur zu bekannt vor… Hier in der Bauerschaft erst vor wenigen Tagen noch erlebt: Dort fand den ganzen Vormittag eine Jagdprüfung zur Quersuche mit Hunden statt – mitten im Feld. Nicht ganz kniehohes Getreide, ca. 20 Jäger mit Hunden standen rund ums Feld, mitten im Feld 5-6 weitere, während immer je einer der Hunde kreuz und quer durch das gesamte, nicht gerade kleine, Feld hetzte. In eben diesem Feld leben noch Feldhasen, die aktuell auch Junge haben, dort brüten Kiebitze (von denen man in letzter Zeit immer wieder liest, wie selten sie doch geworden sind) und vor einigen Tagen haben wir selbst dort noch ein Kitz im hohen Getreidegras liegen sehen. Auf die BuS-Zeit angesprochen, bekamen wir von einer Jägerin dann als Antwort: „Aber wir schießen ja nicht!“… :-/
Eehmmm, sorry, es stimmt leider nicht, dass Vögel ‚entspannter‘ sind wenn Leute zu Fuß an ihnen vorbei gehen, anstatt mit dem Auto vorbei zu fahren. Vögel sehen Menschen als Bedrohung, nicht aber Autos. Es ist viel besser Vögel aus dem Auto heraus zu beobachten, und das sage ich aus professioneller Erfahrung.
Hallo Berrit,
liest sich interessant. DAs hätte ich niemals so gesehen. Kann hauptsächlich halt nur aus meiner Erfahrung berichten. Gerade eben auch die Gänse und Enten, die hier leben, lassen sich von uns nicht stören …
Wissen Sie vielleicht auch, wieso das so ist? Kennen die uns eventuell schon, weil wir täglich an ihnen vorbei laufen und sie sich somit von uns halt nicht bedroht fühlen? Könnte durchaus sein, oder?
Nette Grüße
Birthe Thompson
Wunderbar geschrieben. Danke!
Auch bei uns werden leider im Mai die ersten Wiesen gemäht und auf Rehkitze und Bodenbrüter keine Rücksicht genommen. Aber Hauptsache die Hunde sind an der Leine……
Letzte Woche wurden die ersten Felder gespritzt, auf die brütenden Feldlerchen wurde keinerlei Rücksicht genommen 🙁
Viele Grüße aus Niedersachsen!
Wir wohnen auch im Norden und können das gleiche beobachten, dabei leider auch viele Hundehalter, die es keinen Deut interessiert ob ihre Hunde an der Leine laufen sollen oder nicht. Ältere, die nur hinterhertrotten – finde ich gar nicht so schlimm. Aber die HH, die ihre Hunde mit dem Ball über das Feld „hetzen“, das muss nicht sein.
Davon abgesehen richten sie aber am wenigsten Schaden an. Hier läuft keiner das Feld ab, bevor der Trecker kommt, der wenden auch Rückwärts ins hohe Gras (wo nachweislich Enten brüten). Wir haben hier immer ein Entenpärchen das wir vom Garten aus beobachten können.
Der Nachbar mäht so gerne mit seinem Aufsitzrasenmäher und fährt dann auch gleich mal am Feldrand lang, die Söhne sind auf den Feldern in den Ferien mit ihren Mopeds (natürlich nicht angemeldet oder versichert) unterwegs, da sie auf der Strasse nicht fahren dürfen.Übrigens ist beginnt direkt am Rand des Feldes ein Naturschutzgebiet.
Jedes Jahr finden wir Elterntiere und Nester, die zerquetscht sind und zerbrochen. Der Anblick ist nicht schön und mir entzieht sich der Sinn bei solchen Bildern was die Anleinpflicht für Hunde angeht. Unsere Vierbeiner machen noch den wenigsten Schaden 🙂
mir erging es auch so, Unser Feldweg (betoniert) wird von Getreidefeldern umgeben, auf dem rechten Feld, großer Tracktor, sprüht Gift, auf dem linken Feld liegt ein Reh, kaum sichtbar nur die Ohren schauen heraus. Ich denke: „Hoffendlich sprüht er jetzt nicht noch auf der rechten Seite. Es brüten lärchen dort doch die Bauern halten sich NICHT an die Brut- u. Setzzeit. Ebenso im Wald, wo JETZT Bäume gefällt werden, unerträglicher Lärm BRUT- u. SETZZEIT…
Danke Birthe! Am gruseligsten finde ich die Tatsache, dass bald die Wiesen im uns herum abgemäht werden und vorher wieder nicht geschaut wird, ob im hohen Gras Rehkitze liegen! Letztes Jahr habe ich bei einem Spaziergang über eine abgemähte Wiese ein halbes Kitz gesehen, mit standen die Tränen in den Augen! Ich melde mich heute bei der Kitzsuche an!
Und noch eins: hier fährt immer eine Frau mit ihrem Quad über die Wiesen und Straßen, um sie herum läuft frei eine Riesenschnauzerdame, das geht auch gar nicht, konnte bisher leider noch kein Foto machen ?
Liebe Grüße
Mareile mit Finny
Nun, liebe Mareile,
und es gibt noch eine sehr unangenehme Wahrheit. Hier handelt es sich dann um die Maifeuer. Überall sieht man die Berge von Geäst sich häufen, die zum Maifeuer zusammengetragen und verbrannt werden. Wie viele Tiere diese für sie geschützten Höhlen wählen, um sich Nester zu bauen, zu brüten …
Tja, und dann werden in den wenigsten Gegenden vor dem Abbrennen die Haufen umgesetzt, damit die Tiere fliehen können. Das Ergebnis sind dann viele verbrannte Vögel, Nager …
Es ist entsetzlich!
Liebe Grüße
Birthe Thompson
Schöne „Fundstücke“ aus der Brut- und Setzzeit.
Es fehlen dabei aber noch die „Alltäglichkeiten“, als da wären:
– manch spielende Kinder
– „wilde“ Badegäste, vor allem in warmen Ferienzeiten
– laute Gruppen von Wanderern
– durch Uferzonen trampelnde Angler, auch gern solche ohne Lizenz
– Cross- und Mountainbikefahrer
– wilde Camper, die sich als Naturfreunde bezeichnen
Ach, und dann noch die städtischen Baumbeschneider und Uferzonen- bzw Grabenreiniger, sowie diverse Bauherren.
Gebrütet und gesetzt wird ja nicht nur in Naturschutzgebieten, in denen ein verantwortungsbewußter Hundehalter ganzjährig Rücksicht nimmt.
Du sprichst mir aus der Seele, ja genauso ist es. Brut- und Setzzeit gilt anscheinend nur für Hundehalter. Alle anderen scheinen die Wildtiere nicht zu stören ….
Liebste Grüße
Dani mit Inuki und Skadi
Kaum zu glauben, dass jemand angesprochen wird, wenn die Hunde angeleint Gassi gehen… falls doch ist es verständlich, dass einem gewissenhaften Hundebesitzer die Hutschnurr reißt!
Mir braucht keiner blöd kommen es ist Brut und Setzzeit wenn meine Hunde angeleint oder perfekt bei mir gehen.
Hab ich in meinen 20 Jahren Hundeführung auch noch nicht erlebt!
Mit hundefreundlichen Grüßen
Ja, ist leider so … Hat nur die Vögel aufsteigen sehen und uns kommen … Dachte wahrscheinlich, dass unsere Hunde vorher frei gewesen waren oder so. Wie dem auch sei, selbst WENN sie frei gewesen WÄREN, jagen sie ganz sicher keine Vögel …
Hunde haben im öffentlichen Raum angeleint zu sein, außer in den dafür ausgeschriebenen öffentlichen Zonen!
Wie sich andere da Verhalten oder ob die Hunde gut abgerichtet wurden hat in dem Zusammenhang nicht zu interessieren!
Hallo Herr Ricardo,
ja, aber Ihr Beitrag ist am Thema vorbei.
Nette Grüße
Birthe Thompson
Ach ja, und wie sich sonst andere im öffentlichen Raum bewegen, hat uns alle nicht zu interessieren? Das ist allerdings wirklich sehr interessant, Herr Ricardo. Erstaunlich! Also heißt das: Naturschutz beginnt und endet mit den Hunden? Wenn dem so wäre, hätten wir eine heile Welt … Sie sollten einmal darüber nachdenken!
Abgerichtet? Würde eher sagen erzogen.was manchem Mensch auch gut täte…
Ganz toller Bericht, höflich aber zu 100% zutreffend. Vielen Dank dafür
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