Die Hundevielfalt – Hat Rasse wirklich mehr Klasse?
Ich breche die Lanze für alle nicht als Rasse deklarierten Hunde.
Liebe Leser, heute schreibe ich für alle Hunde, die zu keiner anerkannten Rasse gehören. Sie sind allzu oft unterschätzt und bekommen tatsächlich nicht die nötige Aufmerksamkeit.
Im Laufe der vielen Jahre meiner eigenen Hundehaltung habe ich das selbst erfahren. Ich selbst, immer Halterin von Hunden der Rasse Rhodesian Ridgeback, bekam oft Aussagen von Hundehaltern der so genannten Mischlingen zu hören, sie hätten ja „leider“ keinen Rassehund, aber sie seien mit ihrem Hund auch glücklich. Oft hörte sich das an, als würden sie sich für ihren Hund entschuldigen.
Das trifft mich sehr. Wirklich, es trifft mich, denn ALLE Hunde sind Hunde und alle Hunde sind toll.
Mischlingshunde
Bedenken wir doch, dass auch alle Hunde im Grunde Mischlingshunde sind. Die Entwicklung der Hunde zu betrachten, ist schon sehr interessant. Ohne, dass es vor Millionen von Jahren schon Rassen und Rassestandards gab, spricht man aber von unterschiedlichen nachgewiesenen Rassen, die zum Teil schon wieder ausgestorben sind oder sich weiter entwickelten.
Spannend ist über die 6500 Jahre alten Knochen – und Fossilienfunde, auf allen Kontinenten der Welt, zu lesen, die nachweislich die Existenz verschiedener Hunderassen in menschlichen Siedlungen besiegeln. Interessant auch, dass davon ausgegangen werden kann, dass die Molosser dabei die erste Rasse waren, die mit den Menschen lebten.
Man spricht davon, dass die ersten Europäer, die im 15. und 16. Jahrhundert nach Amerika kamen, bereits schon auf mehr als 20 Hunderassen trafen – davon existieren aber heute nur noch wenige. Welche Rassen das sind, entzieht sich meiner Kenntnis und ich bin mir auch nicht sicher, ob diese wirklich wissenschaftlich nachgewiesen werden können.
Die Entscheidung für einen Mischling oder Rassehund sollte gut überdacht werden. Denn Hunde, egal, ob sie einem Standard zuzuordnen sind oder nicht, besitzen spezielle Eigenschaften. Diese sollte man kennen. Auch sollte man die eignen Ansprüche an den Hund sowie das persönliche und soziale Umfeld berücksichtigen, dazu gehört eben auch die Wohnumgebung.
Fällt die Wahl auf einen Rassehund, ist die Frage nach Anspruch, Eigenschaften usw. meist einfacher. Man lernt in der Regel auch die Elternteile kennen. So kann man dann meist beim eigenen Welpen einige Verhaltensweisen verstehen. Zudem werden Rassehunde so gezüchtet, dass spezielle Eigenschaften, Aufgaben und wahrscheinliche Arbeitskriterien erfüllt werden können.
Mischlinge, es sei denn, auch hier kennt man die Eltern, sind sowas wie ein Überraschungsei. Halter sind hier besonders gefragt, ihre Hunde gut zu beobachten und die ihm typischen Eigenschaften herauszuarbeiten.
Wie ich eingangs schon schrieb, sind im Grunde ja alle Hunde Mischlingshunde. Kein Hund ist als der Hund, als Rasse, auf die Erde gekommen. Die Hunde haben sich entwickelt und sind aus verschiedenen Kreuzungen entstanden. Der Unterschied zwischen Rassehund und Mischling liegt doch vielmehr darin, dass Rassehunde mit derselben Rasse gekreuzt werden. Mischlinge hingegen sind das Ergebnis einer zufälligen Kreuzung von Hunden verschiedener Rassen oder von Mischlingen. So entstanden auch unsere Rassehunde!
Besonders traurig finde ich, dass das Schicksal eines Mischlings häufig negativer ist als das eines „teuren“ Rassehundes.
Schauen wir uns alleine mal an, wie hoch die Vermittlungschancen eines Hundes aus dem Tierschutz sind.
Natalie Reineke von Sammy’s Farm brachte es mal auf den Punkt, als durch uns ein Rüde der Rasse Rhodesian Ridgeback, der derzeit aktuell als gefährlicher Hund eingestuft wurde aufgrund eines Beißvorfalls. Sie äußerte sich dahingehend, dass ein solcher Hund es viel einfacher hat, ein neues Zuhause zu finden, als ein „normaler“ – auch Mischling – Hund.
Und ja, sie hat damit absolut recht.
Und dabei sprechen dann doch viele von einem Freund als Begleiter, einem Hund, der zu ihnen passen soll, der von Charakter so und so sein soll. Das alles kann ein Mischling mitbringen – dennoch, manchmal reicht es nicht aus, ein ganz toller Hund zu sein – manchmal muss er einfach rassisch sein.
Mischlinge sind die gleichen Hunde wie Rassehunde. Nein, sie kosten nicht so viel Geld, haben keinen Stammbaum – was den Hunden aber ehrlich gesagt, sehr egal ist. Und ja, ein Mischling fühlt wie ein Rassehund, hat dieselben Fähigkeiten, seine Menschen zu lieben.
Und wir unterscheiden natürlich bei allen Hunden zwischen verschiednenen Hundetypen. Wer nicht weiß, was alles genetisch – welche Rassen – ins einem Hund vereint sind, kann zumindest anhand der Typen mal versuchen, herasuzuarbeiten, wozu der eigene Hund denn zählen könnte. Dann kann man vielleicht auch bereits die eine oder andere Eigenschaft, das eine oder andere Verhalten erkennen und verstehen.
- Doggenartige
Wolfsartige
Brackenartige
Fuchsartige
Dackealrige
Windhundartige
Rino Falappi beschreibt diese Typen wie folgt:
Doggenartige:
Massiver Kopf, rund oder kubisch, Schnauze eher kurz, Lippen dick und lang, deutlich ausgeprägter Stop: massiver, kräftiger, häufig riesiger Körper
Wolfsartige:
Der Kopf scheint eine waagerechte Pyramide zu bilden, mit langgezogener, schmaler Schnauze; die Lefzen sind fein und eng anliegend, leichter Stop; wohlproportionierter und gelenkiger Körper.
Brackenartige:
Der Kopf nähert sich einer Prismenform, wobei die Schnauze an der Basis gleich breit ist wie am Ende; große hängende Ohren, lange herabhängende Lefzen, ausgeprägter Stop, robuster Körper.
Fuchsartige:
Fell mit eher langen Haaren sowie einer Ringelrute; wolfsähnlicher Kopf, aber mit breitem Schädel und feinerer Schnauze, die ein wenig an einen Fuchs erinnert; kleine aufrechte Ohren; kurzer und kompakter Körper.
Dackelartige:
Unverhältnismäßig kurze Beine im Vergleich zum Körper; mit krummen (Pekinese) oder geraden (Corgi) Läufen; auch andere Hundetypen können dackelartige Merkmale aufweisen (durch Rachitis oder Fehlbildungen). Es gibt aber bisweilen auch bei Molossern (Pekines) Fuchsartihe (Corgi) Wolfsartigen (Cairn-Terrier) Brackenartige (Dackel) usw. Tendenzen zum Dackelwuchs.
Windhundartige:
Länglich konischer Kopf mit engem Schädel; kelienn, nach rückwärts gewandeten, bisweilen aufstehenden Ohren: lange und dünne Schnauze mit kräftigem Biss, Stop fast nicht vorhanden; Nase ragt über das Maul hinaus, schmale und anliegende Lippen; schlanker Körper mit dünnen Beinen und stark eingezogenem Bauch.
Die „Stärke der Hybriden „ oder Heterosiseffekt – so beschreiben es die Biologen
Dieses Phänomen beschreibt, die Entwicklung eines Mischlings gegenüber einem Rassehund. So ist es nämlich möglich, dass wenn Sie einem Mischling in ein positiv neues Leben verhelfen, dieser Ihnen bedingungslos zugetan sein wird. Dieser Hund wird sich den Bedürfnissen der Familie anpassen und oft entwickeln sie auch auch gesundheitlich besser, wird kräftiger und auch manchmal „küger“ als ein Rassehund.
Das kann man sich bei unseren Rassehunden doch wahrlich vorstellen, oder? So überzüchtet wie unsere Hunde mittlerweile sind, frage ich mich ernsthaft, wie lange die Rasse-Hunde und wir Menschen noch Freude aneinander haben werden.