In diesem Kapitel: Positive und negative Strafe, geht es um die Erläuterungen, was unter Strafe, Bestrafung, zu verstehen ist. Dieses ist schon ein heikles Thema und sollte auch peinlichst genau verstanden und wenn überhaupt auch so umgesetzt werden.
Vorweg: Bestrafung hat die Reduzierung der Wahrscheinlichkeit eines Auftretens zur Folge, zumindest soll es das Ziel sein. Dabei muss es keinen Bestrafer an sich geben.
Es gibt 2 Arten von Strafe oder Bestrafung
- die positive Strafe
- die negative Strafe
Positive Bestrafung
Positive Strafe bedeutet nichts anderes, als dass ein spezielles Verhalten einen unangenehmen Reiz zur Folge hat oder nach sich zieht. Das heißt, es liegt in der Begrifflichkeit keine Wertung, etwa wie sinnvoll vor, sondern vielmehr wird damit erklärt, dass Sie Ihrem Hund eine unangenehme Konsequenz hinzufügen.
Negative Bestrafung
Hierbei handelt es sich darum, dass nach einem speziellen Verhalten, ein positiver Reiz entfernt wird. Das heißt, negativ heißt auch hier nicht schlecht und böse, sondern ist so zu verstehen, dass Ihrem Hund etwas vorenthalten wird. Ihrem Hund wird lediglich etwas Angenehmes verwehrt oder auch weggenommen.
Und hier kommen dann also auch wieder die Verstärker/ Verstärkungen ins Spiel. Sie erinnern sich, dass ich darauf hinwies, als wir über positive Verstärker und Verstärkungen als auch über negative Verstärker, Verstärkungen lasen, dass Verstärker auch mit Strafe zusammenhängen? Ja, und nun möchte ich natürlich auch erklären, warum. Und, ich schrieb bereits auch, dass das Wort Strafe und sein Inhalt sehr negativ besetzt ist. Aber, da in der Hundeerziehung Bestrafung/ Strafe nun mal dazu gehört – ja, auch in unserem menschlichen Leben – und ich hierfür nun kein anderes Wort einführen möchte und kann, müssen wir uns damit abfinden, dass wir in diesem Kapitel eben auch über Strafen als Strafe lesen werden.
Verhältnis Verstärker/ Bestrafung
Wie sieht das Verhältnis zwischen Verstärkern und Bestrafung aus? Man kann es ganz einfach darstellen:
Ich erkläre es am besten an dem Beispiel „Platz“:
Sie geben Ihrem Hund das Kommando PLATZ.
Beispiel positive Verstärkung und negative Strafe.
a) Ihr Hund legt sich ab und bekommt direkt dafür ein Leckerchen (für Ihren Hund ist die Ausführung dieses Kommandos erfolgreich – es lohnt sich!)
b) Ihr Hund legt sich nicht ab, so drehen Sie sich von dem Hund weg und die Belohnung bleibt aus. Ihr Hund war nicht erfolgreich! Sie haben ihn bestraft, weil Sie ihm etwas entzogen haben.
Unter a) haben sie etwas Positives hinzugefügt: Positive Verstärkung
Unter b) haben Sie etwas Positives entzogen, weg genommen: Negative Strafe
Beispiel Positive Strafe und negative Verstärkung
a) Da sich Ihr Hund nicht ablegen möchte, rucken Sie etwas kräftiger an der Leine. Ihr Hund legt sich, weil er dem Ruck und dem damit verbundenen (hoffentlich nicht richtig starken!!!) Schmerz entfliehen will. Es ist ihm unangenehm.
b) Sie rucken an der Leine nach unten, bis sich Ihr Hund ablegt. Dann lässt der Druck nach. Ihr Hund lernt, legt er sich hin, lässt der Druck oder Schmerz nach
Unter a) haben Sie etwas Negatives hinzugeführt: Positive Strafe
Unter b) haben Sie dem Hund etwas Negatives entzogen: Negative Verstärkung
Eigentlich klingt es ganz logisch und dennoch sind wir Hundehalter meistens nicht in der Lage, Strafe richtig anzuwenden. Darum, und das ist auch begründet, wird oft und hauptsächlich dazu geraten, mit Verstärkern zu arbeiten.
Ein großes Problem in der Arbeit mit der Strafe ist nämlich auch, dass diese nicht mit Ihnen in Verbindung gebracht werden darf. Wenn Sie nämlich im Training Strafe anwenden, ist es möglich, dass Ihr Hund Sie als den Bestrafenden erkennt und schlussfolgert, dass Sie, der Hundehalter, der unangenehme Reiz sind! Seine Logik erkennt, dass er nur dann bei einem bestimmten Verhalten bestraft wird, wenn Sie sich in seiner Nähe aufhalten.
Don: Foto: Familie WoidaKritische Gesichtspunkte in Bezug auf positive Strafe
Gerade die positive Strafe steht in Kritik. Sie ist tatsächlich schwer anwendbar. Für Hundeanfänger ist diese Art der Bestrafung nicht zu empfehlen.
Es gibt bestimmte Voraussetzungen, um hier tatsächlich erfolgsorientiert arbeiten zu können. Dazu gehört es, dass eine positive Strafe sehr intensiv sein muss und sich ein Hund auch erschrecken sollte, damit sein Verhalten unterbrochen wird. Zudem muss die Strafe konsequent immer erfolgen, natürlich im gleichen Kontext. Zeigt Ihr Hund ein spezielles Verhalten, muss die Strafe unmittelbar erfolgen. Aber, um hier tatsächlich Erfolge zu erzielen, sollte Ihr Hund zuvor bereits auch schon Alternativen, also Verhaltensalternativen gelernt haben, damit er überhaupt auch die Möglichkeit hat, einer positiven Strafe zu entkommen. Das haben die meisten Hundehalter nicht im Focus und bringen damit ihren Hund in Stress und Unsicherheit.
Positive Strafe ist auch daher kritisch zu betrachten, da Ihr Hund wie schon geschrieben, einem enormen Stresslevel ausgesetzt ist. Man bräuchte sich selbst ja nur einmal vorstellen, Sie sollten innerhalb kürzester Zeit eine Menge von Vokabeln lernen und bei jedem Fehler, bei jeder falschen Übersetzung, würden Sie bestraft werden. Wie gut lernen Sie dann noch? Und es ist nun mal auch so, dass wenn man Stress hat, weniger lernfähig ist.
Positive Strafe in der Verhaltenstherapie
In der Verhaltenstherapie ist die positive Strafe ein Thema, das ganz behutsam behandelt wird. Denn Ergebnis dieser Bestrafungsart ist die Ausschüttung von Kortisol und Adrenalin im Zusammenhang mit Endorphinen. Diese Reaktion, die auf Stress beruht, dient dem Körper des Hundes belastbarer zu werden und den Körper auch schmerzunempfindlicher zu machen. ER trainiert auf Notsituationen. Das kann dazu führen, dass das Strafmaß stets verstärkt werden muss, um überhaupt Wirkung zu zeigen. Hier sind die Therapeuten gefragt, denn gerade auch bei Aggressionsstörungen kann diese Ausschüttung, dieser sogenannte Cocktail, belohnend wirken und das Aggressionsverhalten steigern.
Sie sehen also, positive Strafe ist eigentlich nichts für normale Hundehalter und Sie sollten darauf verzichten.
Wer über Strafe arbeitet, sollte es über die negative Strafe und positive Verstärkung leisten. Diese Kombination ist zudem auch viel motivations-effektiver.
Strafen und Verknüpfungen
Warum Strafen auch allgemein kritisch zu betrachten sind, ist die Tatsache, dass Hunde verknüpfen. Verknüpfungen, die aus Bestrafungen erfolgen, können tückisch sein. Denn unsere lieben Vierbeiner sind in der Lage, alles, was um sie herum ist, passiert, mit dem Moment der Bestrafung, also alles, was in dem Moment der Bestrafung um sie herum passiert, zu verknüpfen. So möchte ich mal ein ganz lächerliches Beispiel geben, das aber auch im normalen Leben so passieren kann.
Ihr Hund geht in den Garten und hebt ein Bein an Ihrer Lieblingsrose. Sie greifen direkt zum Gartenschlauch und halten ihn auf Ihren Hund. Was könnte passieren? Worauf kommen Sie vielleicht nicht? Ihr Hund geht von da an nicht mehr raus in den Garten, denn für ihn heißt Garten nun: Der Graten ist gefährlich, Garten macht nass, Garten ist kalt und tut weh. Ja, das kann passieren.
Darum noch mal. Seien Sie bitte vorsichtig im Umgang mit Bestrafungen, konzentrieren Sie sich wenn, auf negative Bestrafung und positive Verstärkung.