Wie versteht mich mein Hund?
Um eine funktionierende Sozialbeziehung mit einem Hund zu führen, müssen wir auf der Ebene der Hunde mit ihnen kommunizieren.
Nur so ist es möglich, Missverständnisse zu verhindern.
Wir erlernen nach unserer Geburt die Kommunikation unter Menschen, Blicke, Gesten und Laute. Später erlernen wir Worte, arbeiten mit verschiedenen Tonfällen und benutzen diese hauptsächlich zur Verständigung.
Menschen rücken im Laufe der ersten Lebensjahre von der Beobachtungskommunikation ab und bauen immer weiter die Ausdrucksmöglichkeiten über die Spache aus.
Tieren bleibt diese menschliche Kommunikation in ihrer Vielschichtigkeit aber verschlossen.
Hunde decodieren (entschlüsseln) Körpersignale, Bewegungen und Lautäußerungen* ihres Gegenüber und reagieren entsprechend.
(*Körpergerüche auch – aber auf diese können wir nicht bewusst einwirken)
Wie versteht mich mein Hund?
Akustik
Menschen kommunizieren zum größten Teil über Töne, die zu Worten werden.
Unsere Wahrnehmungsfähigkeit liegt nur zu einem geringeren Teil auf Gestik, Mimik und Körperspannung und auch unsere Ausdrucksfähigkeit ist im taktilen Bereich oft unterentwickelt.
So setzen wir meist auf Worte, auch, um uns unserem Hund mitzuteilen.
Seit vielen Jahren hält sich die landläufige Meinung, man müsse die Kommandos nur klar und exakt vokalisieren, um sich einem Hund verständlich zu machen.
Aber was verstehen Hunde wirklich?
Hunde können Wörter nicht nach ihrer Bedeutung, sondern lediglich nach ihrem sinnlich – akustischen Charakter unterscheiden.
Diese Einschätzung des akustischen Tones ist sehr ungenau – verändert man das Wort in einen ähnlich klingenden Laut (Phonem), so behält der Lautkomplex für den Hund den erlernten Auslösecharakter.
Die Exaktheit der akustischen Differenzierung der menschlichen Laute ist Rasse und Anlage/Interesse bedingt.
Es gibt Hunde, die Wörter nur grob unterscheiden können, bei ihnen sollten die Kommandos mit unterschiedlichen Wortlauten erfolgen und keine gleichklingenden Worte. Andere registrieren auch sehr feine Unterschiede der menschlichen Laute, dies muss allerdings trainiert werden.
Hunde verfügen über die Fähigkeit, an der Lautstärke, der Betonung und der Sprechart sowie an den Bewegungen und der Gestik eines Menschen dessen Stimmung zu erkennen.
Hunde setzen diese Signale nur zusammen, wenn sie mit Menschen Kontakt hatten und von ihnen lernen konnten.
Was bedeutet das für die Praxis?
Jedem Hund müssen einfache Assoziationen zu verbal klaren Tönen vermittelt werden.
Ein verbal klarer Ton sollte
- sich von den anderen unterscheiden (sitz,komm,bleib usw)
- im Tonfall zu der Situation passen (ZB freudig oder mit Nachdruck)
- nicht zu lang sein (max ein bis zwei Wörter z. B. “Blue hier” – keine Sätze)
Ein Beispiel:
Waldi, kommst Du jetzt hierher! Was hab ich gesagt? Nun wird Herrchen aber sauer …
Der Hund hört:
Waldi bla bla bla bla …
Selbst, wenn erlernte Wortkommandos innerhalb des Satzen sind (hier/hierher), so kann der Hund diese kaum herausfiltern und als Aufforderung verstehen.
Eine einfache Assoziation bedeutet, für den Hund sollte klar sein, was von ihm erwartet wird.
Z. B. sitz-hinsetzen und sitzen bleiben bis zum Aufheben des Kommandos sitz usw
(Nicht “Nun setz Dich mal hin” und eigentlich nervt der Hund nur weil er unruhig umhergeht)
Selbstverständlich gibt es immer wieder Situationen, in denen Menschen menschlich ausgerichtete Kommunikation mit ihren Hunden praktizieren.
Man erklärt sich, möchte sich mitteilen oder mag die Aufmerksamkeit, die Hunde bei den ausführlichen “Reden” zeigen – nur sollte man nicht erwarten, dass der Hund ein Tonschwall versteht. Vielmehr versteht er die Stimmung des Meschen.
Der Hundename spielt eine zentrale Rolle
Wie aber soll der Hund aus dem ganzen Gerede der Menschen, den für ihn bestimmten Teil herausfiltern, wenn viele Hunde oder Menschen zusammen sind?
Ein einfaches “Komm” wirkt nur, wenn der Hund sich gleich angesprochen fühlt.
Dieses “Komm” wird aber oft vokalisiert, wenn der Hund gar nicht gemeint ist.
“Nun komm schon” “Kommst Du um 4 Uhr?” “Ach komm”
Er wird die, hoffentlich eindeutigen, Gesten zu lesen lernen, dies funktioniert aber nur, wenn er nicht abgelenkt ist und grundsätzlich die Bereitschaft dazu hat.
Vor das Wortkommando sollte grundsätzlich eine unmissverständliche Ansprache erfolgen; das ist meist der Name des Hundes, kann aber auch ein anderes Signal sein.
Der Name sollte klar vokalisiert werden und eindeutig erhörbar sein.
Hunde indentifizieren sich mit ihrem Namen, sie wissen, dass sie gemeint sind.
Optik
Weitaus wichtiger als die Akustik sind die optischen Signale.
Diese werden meist höher bewertet als die Töne.
Stimmen Optik und Akustik nicht überein – verunsichert dies den Hund.
Z. B. der Mensch ist sauer und (versucht) trotzdem freundlich zu rufen, wird der Hund diese Unterschiedlichkeit der Signale wahrnehmen und verunsichert reagieren.
Außerdem ist es möglich, Hunde ausschließlich über optische Signale zu führen.
Dies muss man bei tauben oder gehörbehinderten Hunden, aber auch bei gesunden ist eine alleinige oder zusätzliche rein optische Kommunikation sinnvoll.
Sie ist frei von Witz und Ironie, lässt nur wenig Missverständnisse zu und für den Hund leichter zu decodieren.
Hunde nehmen die kleinsten Gefühlsregungen an uns war, sie können z. B. eine Endorphinausschüttung olfaktorisch wahrnehmen und einschätzen.
Hunde lassen sich leichter führen, wenn man eine ruhige Körperspannung hat, sie lassen sich so eher motivieren und betrachten ihren Menschen mit einer präsenten Ausstrahlung auch als führungsfähig.
Was bedeutet das für die Praxis?
- Die Gestik und Mimik muß kontrolliert und nachvollziehbar eingesetzt werden.
- Starke Gefühlsschwankungen sind behindernt für die Kommunikation mit Hunden, diese sollte dann so gering und klar wie möglich ausfallen.
- Sichtzeichen sollten klar erkennbar und differentzierbar sein.