Ein Beispiel für körperliche Auswirkungen durch Stress
Und wieder schreibt das Leben eine Geschichte, die ich Ihnen hier erzählen möchte, denn welche körperlichen Auswirkungen durch Stress gezeigt werden können, musste ich gerade selbst bei unserem Zulu erfahren.In meinem Vortrag noch erzählte ich, dass das, was gestern und heute noch ok war, morgen nicht mehr stimmen muss. Richtig!
Wir waren mit Diara, einer tollen Hündin, und ihrem Halter verabredet und hatten einen wundervollen Spaziergang. Im letzten Drittel unserer Runde sprachen wir über Trainingsmöglichkeiten, die uns die Natur vorgibt. Und klar, Frau Thompson hat selbstverständlich gleich wieder etwas gefunden und musste dieses selbstverständlich auch gleich mal veranschaulichen.
Über einem mit Wasser gefüllten Graben war ein etwa 30 cm breiter Eisenträger fest verankert, der für die Jägerschaft als Übergang eingearbeitet wurde, um Revierpflege zu betreiben. Wir kennen diesen Steg ja schon lange und natürlich sind wir über diesen schon zig Male gegangen.
Nun war es anders. Diara lief erstmals darüber und machte das ganz super! Ich rief meinen Zulu, der aber irgendwie nicht so richtig wollte. Also lief ich ohne ihn und rief ihn mehrfach. Was er für Probleme an diesem Tag zu haben schien, war mir sowas von unklar und ich tat das auch ab. Für mich war einleuchtend, er kommt irgendwann über diesen Steg gelaufen, springt über den Graben oder aber wartet. Es passierte aber gar nichts. Er versuchte den Steg, ging wieder zurück. Und ich dachte noch so: Was ist mit ihm denn? Der kennt das doch … Also lief ich weiter in das Dickicht bis ich ein Jammern hörte. Ich schaute, dachte er liefe nun am Graben unruhig winselnd hin und her – sah ihn aber gar nicht. Sein Schal leuchtete mir nicht entgegen, darum ging ich zurück, um nachzusehen.
Das stand mein Senior etwas auf diesem Steg – zitternd, panisch und war in keiner Weise mehr fähig, auch nur eine Pfote nach hinten zu treten, um wieder festen Boden unter diese zu bekommen. ER hatte Mühe, sich zu halten! Ja, ich also zu ihm, kam auch nicht an ihm vorbei und nun hatten wir ein richtiges Problem. Wenn er nicht rückwärts ginge, nach vorne war es ihm erst recht unmöglich, werden wir wohl irgendwann abstürzen und im Wasser landen. Und fast wäre es auch passiert. Ich hielt ihn an der Halsung, aber 50 kg am Halsband zu tragen, ginge nicht nur über meine körperlichen Grenzen hinaus, er würde auch stranguliert. Immer wieder rutschte er mit einem Bein ab, bis er schon mit der Hälfte des Gesamtkörpers den Steg verließ. Die Gefahr war groß, dass wir beide abstürzen würden. Der Schock, den er dann erlitten hätte, wahrscheinlich therapiebedürftig. Meine einzige Chance war, ganz ruhig zu bleiben, keine Hektik aufkommen zu lassen und meinem Hund zu signalisieren: Wir schaffen es gemeinsam.
So war es letztlich auch. Quasi auf der Brust, halbliegend, ich ihn haltend, schaffte er es, sich auf den Steg zurückzukämpfen und sich zu drehen, so dass er springen konnte. Geschafft! Auch mir fielen ganze Felsen vom Herzen.
Doch dann hatte diese Aktion direkt seine Wirkung gezeigt und diese Panik rächte sich durch körperliche Auswirkungen durch Stress prompt. Zulu bekam keine Minute später Durchfall. Krampfte, buckelte …
Immer wieder versuchte er zu entkrampfen, stand wie ein Rundbogen, versuchte irgendwas zu machen, zu urinieren oder abzusetzen. Es war ihm nicht möglich, das letzte Drittel unserer Runde „entspannt“ weiterzulaufen. Jeder Meter, den er schaffte, war ein Erfolg. Ganze 4 Stunden hat es gebraucht, bis Zulu wieder entkrampfte, was im zweimaligen heftigen Erbrechen endete. Danach war vorbei und er schlief bis zum nächsten Tag – gestern – durch. Dann war alles wieder gut und er war völlig normal.
Ich weiß nicht, was an diesem Tag anders war. Vielleicht ist seine Motorik eingeschränkter als ich bislang vermutete. Vielleicht war ihm der Steg zu kalt, zu unsicher. Vielleicht war er schon erschöpft durch die Runde mit Diara. Vielleicht, eventuell, möglicherweise …
Ja, was gestern noch ok war, muss es morgen nicht mehr sein! Und genau dieses möchte ich hiermit nochmal ganz klar untermauern.
Ich habe die Gefahr nicht vorhersagen können, obwohl ich doch ein sehr umsichtiger Hundehalter bin und war sehr froh, dass ich durch die jahrelangen Erfahrungen in der Lage war, sehr ruhig zu bleiben und auch, dass ich sehen konnte, dass sein Allgemeinbefinden so schlecht war durch die körperliche Auswirkungen durch Stress.
Stress wird immer noch ein wenig „unter“bewertet.
Diese Auswirkungen, die Zulu fast zusammenbrechen lassen haben, waren tatsächlich schon sehr heftig. Ab nun sehe ich unseren Senior noch ein Stück anders, reagiere früher? Nein, ich packe ihn nicht in Watte, aber schaue noch genauer hin. Ja, was er gestern ohne Weiteres einfach so tat – morgen ist ein anderer Tag …
Ich wünsche Ihnen diese Erfahrung nicht und darum teile ich meine aktuell gemachte auch mit Ihnen.
Körperliche Auswirkungen durch Stress zeigen sich unterschiedlich. Hier konnte man tatsächlich gleich sehen, woher es kam, warum es Zulu so schlecht ging – manchmal jedoch ist es ein schleichender Prozess und wir „wachen“ erst zu spät auf.