Trennungsangst erkennen
Das, was wir als eines der größten Geschenke in der Beziehung zwischen Mensch und Hund empfinden und es als solches Geschenk achten, ist die tiefe Verbundenheit, die wir einander spüren und fühlen. Diese Verbundenheit, die so stark sein kann, dass man meinen möge, das ist nur zwischen uns möglich.
Aber genau eben auch diese Verbundenheit kann so manchen Vierbeiner das Leben schwer machen, und somit auch uns. Aus diesem Gefühl heraus kann nämlich auch eine Abhängigkeit entstehen.
Eine Abhängigkeit, die in Trennungsangst ausartet, sobald wir uns entfernen.
Viele Hundehalter können darüber berichten, dass auch ihre Fellpfoten diese Angst durchlebten. Sie können Geschichten darüber erzählen, die schon teilweise wirklich ganz furchtbar sind. Denn sowohl der Hund als auch der Mensch leiden.
Überlegen wir uns dann , dass gerade die Probleme, die durch eine solche Trennungsangst hervorgerufen werden, die Hauptursache darstellen, warum Hunde beispielsweise in ein Tierheim abgegeben werden, dann kann es uns schon mal das Herz zusammen schnüren, nicht wahr?
Ja, es ist schwierig, diese Angst aufzulösen, je nachdem, wie stark dieses Gefühl ausgeprägt ist und unter welchen Umständen es zu dieser Angst kam, ist die Arbeit mit der Trennungsangst leider keine einfache.
Schauen wir uns an, wie Hunde das Zusammenleben mit uns Menschen sehen, können sie nicht nur Liebe in uns wecken, sondern sie könnten einem sogar manchmal leid tun. So sind doch wir, die Menschen, das allerwichtigste im Leben des Hundes. Diese vierbeinigen Geschöpfe, die nicht nur kontaktfreudig sind, sondern auch nicht alleine leben, gehen mit uns freudig eine Beziehung ein. Nicht nur wir „adoptieren“ sie, sondern die Hunde auch uns, sie akzeptieren uns als ein Mitglied in ihrem Rudel/ ihrem Verband. Hunde würden am liebsten den ganzen Tag mit uns verbringen. Wenn sie könnten, würden sie uns auf Schritt und Tritt begleiten.
Umso verständlicher ist es, dass es ihnen schwer fällt, wenn sie zurück bleiben müssen; sie nicht mit dürfen oder können. Für einen Hund ist dies zunächst nicht verständlich. Daraus und auch aus den möglichen gemachten Erfahrungen resultieren dann manchmal Verzweifelung und Angst, die unterschiedlich ausgeprägt sein können.
Zunächst jedoch ist Ihr Hund erstmal verwirrt und kann nicht verstehen, warum er nicht bei Ihnen sein kann und weiß nicht, versteht es auch nicht, wohin Sie gehen, wann Sie wohl wieder zurück sein werden. Sind Sie getrennt, ist alles, was der Hund will, wieder mit Ihnen zusammen sein, bei Ihnen sein!
Dabei können Hunde zu Akteuren werden, die nicht unbedingt unseren Beifall ernten. Oft machen sie uns fassungslos, bringen uns fast um den Verstand, treiben uns Tränen in die Augen, bereiten uns Sorgen, lassen uns verzweifeln.
Ja, und Strafe ist hier NICHT die Antwort und Lösung – es ist so schwer, ruhig zu bleiben und dann zu realisieren: Ok, wir müssen gemeinsam lernen, trainieren. Sie müssen verstehen, Ihr Hund hat selbst Stress, Stress der dazu führte, Dinge zu machen, die völlig unakzeptabel sind. Und kommen Sie dann nach Hause , endlich nach Hause, ist es fatal, egal wie hoch der Schaden auch sein mag, Ihren Hund abzustrafen – er ist ein Hund und konnte (es) zunächst nicht anders: Seine Trennungsangst freien Lauf zu lassen und sie beherrschen, sie zu besiegen.
Nun sind eben Sie gefordert, Ihrem Hund Vertrauen auch in dieser schweren Situation zu schenken, Liebe, Geborgenheit und Halt zu geben. Sie müssen Ihrem Hund die Angst nehmen, er würde alleine zurück gelassen.
Was aber führt zu einer Trennungsangst?
Was nachweisbar tatsächlich zu einer Trennungsangst führte, lässt sich nicht zu 100 % nachweisen. Aber anhand von Beobachtungen und Studien ist davon auszugehen, dass gerade Hunde, die sich zuvor einmal in einer Notsituation befanden, stärker zu dieser Angst tendieren. Dazu gehören natürlich die Tierheimhunde, die ihren Bezug verloren, demzufolge also auch alle Nothunde, die nicht unbedingt aus einem schlechten Umfeld heraus in die Vermittlung geraten.
- Eine Bezugsperson, einen geliebten Menschen, auch Freunde auf vier Pfoten zu verleiren, ja, das soziale Umfeld, das Hunde verlieren/ verloren, kann zu Trennungsangst führen.
- Stark betroffen sind Hunde, die in ein Tierheim abgegeben wurden. Sie leiden extrem unter Trennungsangst.
Aber es gibt auch andere Gründe, die zu einer Trennungsangst führen können.
- Schon allein, wenn Sie Ihren Tagesablauf ändern,
- oder Sie haben einen neuen Hundesitter,
sind Möglichkeiten zum Auslösen einer Trennungsangst.
- Sie sind normalerweise tagsüber bei Ihrem Hund und nun bekommen Sie eine andere Arbeit – das kann Ihren Hund völlig aus der Bahn werfen.
- Woran oft gar nicht gedacht wird, ist beispielsweise ein Umzug. Wenn Sie in eine andere Gegend ziehen, kann auch dieser Umstand zu Trennungsangst führen.
- Einige Hundehalter erleben bei ihren Hunden auch Trennungsangst, wenn ein Familienmitglied über eine längere Zeit nicht da ist oder aber auch verstorben ist.
- Veränderte Arbeitszeiten
- Hatten Sie eine Weile Urlaub oder waren arbeitslos und hatten viel Zeit, die Sie mit Ihrem Hund verbringen konnten? Und dann gehen Sie wieder arbeiten? Das kann dazu führen, dass Ihr Hund ängstlich und verzweifelt ist.
- Auch ein Gewitter, das über das Haus zieht mit lautem Donnern und Blitzen kann zukünftig Trennungsangst auslösen, wenn Ihr Hund bei diesem alleine zuhause war und sich ängstigte. Ihr Hund wird dann dieses traumatische Ereignis mit Ihrer Abwesenheit verknüpfen.
- Gerade auch Hunde, die selten alleine gelassen werden, und extrem auf die Familie fixiert sind, neigen zur Trennungsangst.
Denken Sie daran, Hunde sind Gewohnheitstiere und alle Änderungen können sehr beunruhigend und verwirrend für unsere Vierpfotler sein.
Es gibt viele Theorien darüber, was zu Trennungsangst führt. In einigen Fällen kann Ursache oder Auslöser auf ein bestimmtes Ereignis zurück geführt werden, so wie ich es bereits schrieb: Hunde entwickeln Trennungsangst , wenn sie in Notsituationen gerieten.
Zahlreiche Gründe mag es geben, aber sehr oft gibt es keine Erklärung. Dennoch, diese Angst, diese Trennungsangst, tritt regelmäßig auf und betrifft fast alle Hunde.
Sie werden es kennen. Die meisten Hunde fangen an, unruhig zu werden, sobald Sie Ihren Autoschlüssel in die Hand nehmen, Ihre Jacke holen. Aber es kann auch schon vorher los gehen. Nämlich in dem Moment, wenn Sie anfangen, sich fertig zu machen. Die Hunde haben unseren Tagesablauf sehr schnell gelernt und kennen uns in- und auswendig. Sie wissen, wann etwas anders ist, schon dann, wenn Sie außer der Reihe ins Bad gehen, um sich für einen Termin, eine Verabredung usw. fertig zu machen, was nicht in den normalen Tagesplan gehört. Sie werden sehen, Ihr Hund ist unruhig, gar beunruhigt, er folgt Ihnen überall hin, wird zu Ihrem Schatten, legt sich in Ihre Nähe, vor Ihre Badtür, beobachtet ganz genau und hält soweit es ihm möglich ist alles unter Kontrolle.
Bei den meisten Hunden legt sich die starke Trennungsangst im späteren Verlauf wieder und/ oder sie zeigen diese seltener. Einige Vierbeiner jedoch leiden extrem unter dieser Angst und mit ihnen natürlich auch ihre Menschen. Zum einen tun sie einem natürlich unendlich leid, zum anderen jedoch stehen wir uns auch oft hilflos gegenüber, wenn die geliebten Fellnasen ihre Gefühle in z. B. Zerstörungswut äußern.
Woran erkennen wir Trennungsangst und welche Symptome können auf einen solchen Zustand hinweisen?
Hier einige Besipiele:
- Urinieren oder Absetzen im Haus
- Bellen und Heulen
- An allem rum kauen, tiefe Löcher graben (auch durch Holzfußböden hindurch), verbunden mit Panikattacken
- Selbstzerstümmelung
- Durchfall
- Appetitlosigkeit
- Speicheln
- Erbrechen
- Zerstören von Mobiliar oder überhaupt Zerstörungswut
- Versuch, aus dem Haus zu entkommen (Türen öffnen, Versuch durch Fenster zu entkommen)
- Fenster und Türen anbellen
- Bestimmte Schrittmuster, man nennt das auch Pacing: Hunde laufen eine bestimmte Wegstrecke nach einem Muster, sie können sich immer wieder im kreis drehen oder den ein und selben Weg hin und her laufen
- Den eigenen im Haus abgesetzten Kot fressen
- Übermäßiges Lecken als destruktives verhalten (Hunde lecken sich regelrecht wund)
Diese Auffälligkeiten zeigt Ihr Hund, leidet er unter Trennungsangst, während Ihrer Abwesenheit, sprich, wenn Sie voneinander getrennt sind.
Dabei sind Urinieren, Zerstörungswut (destruktives Verhalten) und anhaltendes Bellen die häufigsten Symptome, die auf eine Trennungsangst hinweisen.
Auch das Ihnen stets und ständig Folgen und Beunruhigt – sein, sind Sie nicht in seiner Nähe, ist ein sicheres Zeichen dafür. Dazu stimmt dann auch das Verhalten wie nach Hause kommen und Ihr Hund nimmt Sie vollkommen ein.
Im nächsten Teil, Trennungsangst Teil 2, gehen wir auf die Möglichkeiten ein, Trennungsangst abbauen zu können.
1 Kommentar
Es erging dem Hund meiner Eltern ebenso. Sie ließen sich scheiden und der Hund war plötzlich allein mit meinem Vater. Als Gewohnheitstier lief er trotzdem jeden Tag gegen fünf zur Tür und wartete dort auf meine Mutter, die nicht mehr kam. Dass Tiere als Gegenstände anzusehen sind, hat uns erst der Anwalt für Familienrecht erläutert.
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