Tiergesundheit liegt auch in unserer Verantwortung
Tiergesundheit ist zu Zeiten, in denen Tierärzt*innen in ihren Praxen immer mehr unter Druck stehen, mehr in unserem Focus. Die Verantwortung der Tierhalter*innen für die Gesundheit ihrer pelzigen Gefährten wird immer wichtiger. Statistiken zeigen, dass im Durchschnitt nur noch knappe 9,38 Minuten für die Behandlung eines Tieres zur Verfügung stehen. Dieser Zeitmangel führt dazu, dass Veterinär*innen vermehrt Fließbandarbeit leisten müssen, was die Qualität der Versorgung beeinträchtigen kann. Das bemängeln beide Seiten, sowohl die Tierärzt*innen als auch wir Halter*innen.
Tiergesundheit aktuell: In einem kürzlich besuchten Webinar für Tierärzte, das ich besuchen durfte, wurde dieses Problem deutlich: Die Praxen sind überfüllt, Termine sind schwer zu bekommen, und die Tierärzt*innen selbst sind gestresster denn je.
In den letzten Monaten habe ich so viele Hundehalter*innen zu dieser Gesamtproblematik gesprochen und es scheint einen Konsenz zu geben: Die knappe Zeit für jede Untersuchung zwingt Tierarzt*innen zu raschen Entscheidungen, was nicht immer im besten Interesse des Tieres ist. Unsorgfältige Kommunikation und sogar falsche Diagnosen können die Folge sein.
Ein allgemeines Beispiel verdeutlicht diese Problematik:
Ein besorgter Tierhalter, aufgrund von Informationen aus sozialen Medien, bringt seinen Hund mit Symptomen wie Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit in die Praxis. Er ist überzeugt, dass die Ernährung des Hundes das Problem ist. Der Tierarzt, in Eile und unter Druck, vermutet dasselbe und empfiehlt einen teuren Ernährungs-und Futterwechsel.
Was jedoch übersehen wird, ist eine zugrunde liegende ernsthafte Erkrankung, die dringend medizinische Aufmerksamkeit erfordert. Hier zeigt sich, wie die Macht der sozialen Medien und die Fülle an Informationen zur Tierernährung Tierärzt*innen und Tierhalter*innen gleichermaßen beeinflussen können. Während eine ausgewogene Ernährung wichtig ist, darf sie nicht dazu führen, dass ernsthafte gesundheitliche Probleme übersehen werden.
Die Verantwortung der Tierhalter*innen geht weit über die Auswahl des Futters hinaus. Es ist wichtig, die Bedürfnisse und das Verhalten des eigenen Haustieres zu verstehen. Regelmäßige tierärztliche Untersuchungen sind unerlässlich, um Krankheiten frühzeitig zu erkennen. Tierhalter*innen sollten sich auch bemühen, vertrauenswürdige Informationen zu sammeln, statt sich auf ungeprüfte Ratschläge aus dem Internet zu verlassen.
In Zeiten knapper Tierarztzeit und wachsendem Druck auf die Veterinär*innen liegt es an den Tierhalter*innen, proaktiv für die Gesundheit ihrer Tiere zu sorgen. Die Zusammenarbeit mit den Tierärzt*innen ist entscheidend, um sicherzustellen, dass Haustiere die bestmögliche Versorgung erhalten.
Fallbeispiel: Amy – Ein Fall aus meiner Praxis als Tierheilpraktikerin
Amy, eine knapp 10-jährige Hündin, kam mit erheblichen gesundheitlichen Problemen zur Vorstellung. Sie war stark untergewichtig, hatte starken Juckreiz, stumpfes Fell mit abgebrochenen Haaren, und ihre Ohren waren schwarz. Darüber hinaus war sie extrem schreckhaft und schien psychisch in sich gefangen.
Die Fallgeschichte von Amy lehrt uns viel über die Verantwortung der Tierhalter*innen und die Notwendigkeit, die Informationen von Tierärzt*innen kritisch zu diskutieren, im besten Fall mit ihnen selbst und nicht in irgendeinem Forum.
Nach vielen Gesprächen und gründlichen Untersuchungen, einschließlich einer detaillierten Anamnese, begannen wir mit einer weiterführenden Untersuchung, nämlich des Kots. Die Laborergebnisse zeigten, dass eine Umstellung der Ernährung und eine gezielte Darmreinigung notwendig waren. Amy erhielt außerdem Mykotherapie, und allmählich begann sich ihr Zustand zu verbessern. Ihre schwarzen Ohren, die zuvor als altersbedingtes Problem angesehen wurden, erstrahlten wieder in gesundem Rosaton. Ihr Fell wurde glänzender, voller und gesünder, und sie erreichte ein ideales Gewicht. Der Gesamteindruck war geradezu fantastisch, und es zeigte sich, wie viel möglich ist, wenn man sich intensiv mit einem Tier beschäftigt.
Doch ein aktueller Besuch bei der Tierärztin war unerlässlich, denn Amy entwickelte eine Ohrenentzündung, die dringend untersucht werden musste. Es wurden Diagnose und Medikament benötigt. Hier hätte eine Odyssee begonnen, wäre die Tierhalterin nicht gut informiert gewesen. Die erste Reaktion der Tierärztin war überraschend. Amy sah (sieht) toll aus, und ihr Gewicht war (ist) super. Man war positiv erstaunt über ihren Zustand. In das betroffene Ohr konnte die Tierärztin nicht blicken, da es zu stark entzündet war. Das andere Ohr zeigte keine Auffälligkeiten. Die Diagnose lautete: Amy leide an einer Sekundärinfektion aufgrund einer Unverträglichkeit. Die Tierhalterin wurde aufgefordert, das Futter zu wechseln. Die Tierhalterin weigerte sich, da Amy sich nun wirklich gut fühlte, es ja bereits eine Futterumstellung gab, worauf sich die Hündin so positiv entwickelte. Die Tierärztin beharrte darauf, dass Amy Allergien haben müsse, sie müsse dringend auf ein hyperallogenes Trockenfutter wechseln. Die Tierhalterin fragte nach einem Allergietest, der ja in der Vergangenheit bereits ohne Befund durchgeführt worden sei.
Verwirrt und besorgt wollte die Tierhalterin wissen, warum ihre Hündin plötzlich als Allergikerin eingestuft wurde. Die Tierärztin erklärte, dies sei aufgrund der Infektion der Fall und der dunklen Haut am Bauch. Schließlich wurde vorgeschlagen, zumindest eine Darmsanierung durchzuführen, aber die Halterin lehnte auch dieses ab, da bereits eine gezielte Sanierung aufgrund einer Untersuchung und eines Kotlabors erfolgt sei. Amy erhielt Medikamente, und einige Tage später wurde eine Kontrolluntersuchung durchgeführt, bei der die Tierärztin erstmals in Amys Ohr blicken konnte und eine Tupferprobe nahm. Das Ergebnis: Staphylokokken. Die zuvor erwähnten Unverträglichkeiten und Allergien waren plötzlich kein Thema mehr. Es wurde auch kein Wort darüber verloren, dass die Tierärztin falsch lag…
Hier muss ich die Tierhalterin loben. Sie hat mir wirklich immer genau zugehört und konnte sich positionieren.
Dieses Fallbeispiel verdeutlicht, wie wichtig es ist, als Tierhalter*in Verantwortung zu übernehmen und Informationen kritisch zu hinterfragen. Manche Tierärzt*innen sind nicht immer in der Lage, einen Verdacht auf eine “Krankheit” zu äußern, auch mal zu sagen, dass sie hier gerade auch nicht wissen, wohin die Reise geht und stellen zu voreilig eine Diagnose, um den Termin abzuschließen.
Es scheint, gerade in der heutigen Zeit der Therapieeinstieg über ein von Tierärzt*innen empfohlenes Futter zu erfolgen. In diesem Fall wäre es fatal gewesen, wenn die Tierhalterin den Empfehlungen der Tierärztin blind gefolgt wäre, das Futter geändert hätte und die bewährten Ergänzungen eingestellt hätte.
Manchmal müssen Tierhalter*innen mehr Verantwortung übernehmen und nicht nur die Informationsflut und Angebote aus dem Internet konsumieren.
Tiergesundheit erfordert eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Tierärzt*innen und Tierhaltern, in immer mehr Fällen auch Tierheilpraktiker*innen bei der kritische Fragen gestellt werden dürfen und gemeinsam die beste Lösung für das Tier gefunden wird.
Und noch einen gut gemeinter Tipp: Schmeißen Sie nicht einfach alles in Ihren Hund, nur weil es als natürliche Nahrungsergänzungen beworben ist. Oft ist es “heiße Luft”, manchmal durch die Zusammensetzung ergebnislos und leider auch mal den Zustand verschlimmernd.
Haben Sie Fragen und/ oder suchen nach Hilfe? Kontaktieren sie mich gerne.
Tierheilpraktikerin Birthe Thompson