Kann man spazieren rennen auch trainieren?
Training an der kurzem Leine.
In Teil 1 habe ich Ihnen einen Lösungsvorschlag unterbreitet. Sie haben es versucht mit der Schleppleine? Es hat nichts wirklich geholfen? Warum nicht? Weil Ihr Hund sehr schnell lernte, ruhig an Ihrer Seite zu laufen, sobald er an der Leine ist, aber sofort wieder anfängt zu rennen, sobald Sie ihm gestatten freizulaufen?
Na, was soll ich sagen? Zunächst wohl mal: Sie haben keinen doofen Hund … Scherz beiseite, es kann ja schon auch mal nerven. Verstehe ich.
Spazieren rennen. Nun müssen Sie Plan B auspacken. Der sieht vor, dass Sie nun die kurze Leine ins Training nehmen, die Schleppe bleibt außen vor.
Nun dürfen Sie auch mal egoistisch sein. Kümmern Sie sich doch bitte einfach um sich selbst. Haben Sie den Vogel dort gesehen? Bleiben Sie ruhig stehen, gucken ihn an oder nach … bewundern ihn. Oder was ist da denn bitte am Baum? Haben Sie das schon gesehen? Gehen Sie mal hin … Haben Sie die Pilze gesehen? Schauen Sie genau hin … Ach, und die vielen Blumen am Wegesrand, wollen Sie vielleicht mal daran riechen?
Was mit Ihrem Hund ist? Na, den haben Sie doch an der Leine, oder? Was kümmert es Sie …
Ja, hört sich hart an, aber versuchen Sie das doch bitte mal. Versuchen Sie dabei, kein Wort mit Ihrem Hund zu sprechen – er soll Ihnen einfach folgen. Er wird sicher erstmal etwas irritiert sein. Frauchen/ Herrchen geht links, rechts, wieder zurück … was ist denn hier los? Machen Sie das ruhig so lange, bis Ihr Hund ganz bei Ihnen ist – er Ihnen auch wirklich folgt, im besten Fall sogar mit Ihnen interagiert, dort auch schaut, wo Sie gucken usw.
Und nun, so nebenbei, aber auch wirklich ganz nebenbei, lösen Sie unmerklich die Leine. Es sollte kein Kommando wie „Lauf“ oder sonstiges gegeben werden. Unmerklich, nebenbei, ohne große Aufmerksamkeit … Ihr Hund sollte es eigentlich nicht mal registrieren.
Läuft Ihr Hund dann normal … prima, fängt er wieder an, zu rasen, nehmen Sie ihn gerne wieder auch mal kurz an die Leine.
Es gibt ja immer auch mal so Tricks und Kniffe in der Hundehaltung. Ich liebe diese, wenn man sie denn auch kennt.
Spazieren rennen. Trägt Ihr Hund ein Geschirr, hätte ich vielleicht hier etwas für Sie, falls Sie es noch nicht kennen.
Befestigen Sie die Leine nicht am Ring, sondern ziehen sie diese durch das Geschirr, sodass Sie beide Enden der Leine in der Hand halten. Ist Ihr Hund ruhig, läuft er entspannt neben Ihnen, lassen Sie einfach ein Ende der Leine los. So zieht sich die gesamte Leine dann automatisch aus dem Geschirr heraus.
Spazieren rennen. Läuft er gut mit und bei Ihnen – also bleibt in einem angemessenen Tempo in Ihrer Nähe – wunderbar – fängt er wieder an, die Pfoten in den Boden zu hauen – ab an die kurze Leine.
Fällt es Ihrem Hund sichtlich total schwer, einen Gang runter zu schalten, egal, was Sie ihm anbieten, dann trainieren Sie doch bitte immer nur ganz kurz. Man kann seinem Hund natürlich zwischendrin immer mal wieder eine ganz andere Übung anbieten, die Aufmerksamkeit auf sich lenken, in dem man ihn ein wenig arbeiten lässt. Aber, wenn es so schwer fällt, dann brauchen Sie einfach ein wenig mehr Geduld und Ausdauer. Verzweifeln Sie nicht, bleiben Sie dran. Immer wieder kurze Strecken, die dann aber bei guter Ausführung Ihrerseits echt angemessen und ausgiebig belohnt werden sollten.
Spazieren rennen. Üben Sie diese kurzen Sequenzen aufmerksam, nämlich immer nur so lange, bis Sie sehen können, dass Ihr Hund diesen Schritt, dieses Tempo nicht mehr gut aushalten kann. Stoppen Sie dann sofort und lassen Sie Ihren Hund wieder rennen. Passen Sie bitte auf, nicht rennen lassen, wenn er anfängt in die Leine zu gehen. Beobachten Sie ihn bitte sehr gut!
Für die Clickerfreunde:
Spazieren rennen. Sie können natürlich auch das langsame Laufen, das Schrittlaufen auch clickern.
Machen Sie es sich einfach. Nehmen Sie Ihren Hund an die kurze Leine und rennen Sie einfach mal eine Runde mit ihm los. Werden Sie langsamer und sobald auch Ihr Hund das Tempo rausnimmt und die Leine locker wird – CLICK! –und Belohnung nicht vergessen. Das Spiel spielen Sie nun mehrfach hintereinander. Ist Ihr Hund ein guter Spielpartner rund versteht die Regeln, können Sie nun auch das Laaaaangsammm einführen. Das heißt, sobald Sie aber noch nicht Ihr Hund langsamer werden, geben Sie das Signal „Laaaagnsaaaaammmm“.
Dieses Signal haben Sie nun eingeführt und nun muss es richtig gut aufgebaut werden. Benutzen Sie es nun bitte dann, wenn Sie nicht mit ihm laufen, rennen, sondern er wieder alleine rum galoppiert, und zwar dann, wenn er von sich aus Geschwindigkeit raus nimmt und langsamer wird.
Wenn das alles gut aufgesetzt und eingeführt ist, kommt das Laaaaangsaaam in Einsatz, wenn er wieder mal meint, die Erde ganz schnell umrunden zu müssen. Dann geben sie ihm einfach den Hinweis/ das Signal: Laaangsam.
Klappt das, haben Sie es geschafft!
Und nun noch eine kleine persönliche Anmerkung.
Spazieren rennen. Im ersten Teil schrieb ich ja darüber, dass auch wir so einen Knallerhund unser Eigen nennen, dem es manchmal nicht schnell genug geht – ach, was sage ich, manchmal?
Mein Mann und ich haben einen sehr unterschiedlichen Laufstil. Aus gesundheitlichen Gründen ist es mir nicht mehr möglich, den Hundestechschritt zu laufen, so, wie es Hunde eigentlich gerne haben und auch brauchen. Zudem habe ich dem Tango körperlich kaum etwas gegenzusetzen. Mein Mann dagegen und Tango passen sowas von zusammen. Beide vor Kraft strotzend, beide totale Outdoor-Freaks – lach. Was glauben Sie, wie die beiden durch die Welt marschieren? Da liegt der Tango oft waagerecht in der Leine und meint zu sagen: „Komm, schneller, mach mal hin, wir müssen nicht warten, sieh zu“! Na klasse, dachte ich damals, mit dem kann ich niemals mit meinem Rücken laufen, das geht gar nicht. Also Training … Er hat verstanden … Er läuft mit mir anders. Sobald er mich am ende der Leine weiß, nimmt er seinen 4 – Pfotenantrieb raus und läuft mit mir so, wie ich es brauche. Ok, manchmal dreht er nochmal durch und will los, aber dann brauche ich nur zu sagen: Tango, schau, ich bin an der Leine …“ und schon hängt diese wieder durch. Erstaunlich dann, wenn wir gemeinsam laufen und die Leinen mal übergeben. Erst hat mein Mann die Leien in der Hanf und dann heißt es „Marsch!“ und ich übernehme sie dann … dann guckt der Raketenhund sich um nach dem Motto: „Was denn nun?“, und weiß sofort: „Aha – Laaangsammm“.
Fazit:
Mein Mann ist für ihn Arbeit, Action, Abenteuer.
Ich bin für ihn: „Schmetterling – 1 Schaf – 2 Schafe – 3 Schafe – easy und langsaaaam – und ja, etwas langweilig. Lach.
Gut, Sie müssen also sehen, wie Ihr Hund vom Naturell so drauf ist und seine Bedürfnisse auch respektieren. Wenn Ihr Hund einfach nicht langsamer werden kann, weil es überhaupt gar nicht zu ihm passt – tja, dann müssen Sie zusehen, dass Sie etwas schneller werden. Und damit meine ich nicht, dass er zu jeder Zeit galoppieren sollte. Das kann man trainieren. Aber Sie können keine Powerrakete zu einem Schlurfgänger machen – das geht auch nicht!