Was gehört zur Schnauzenzärtlichkeit?
Große Fragezeichen und enorme Sorge, wenn der Kopf im Maul verschwindet.
Haben Sie das auch schon mal gesehen? Plötzlich reißt Bello sein Maul auf und umschließt den Kopf eines anderen … Himmel … und ihr Atem stockt(e)? Oder aber Sie haben sich so darüber erschrocken, dass Sie sofort los schrien, um den armen Hund zu retten? Man nennt das auch Schnauzenzärtlichkeit.
Ja, gerade unsere neuen Hundehalter werden sicher erstmal völlig überfordert sein und Angst bekommen bei diesem Anblick.
Oder aber diejenigen, die sich einen Zweithund als Freund gewählt haben, sind/ waren verzweifelt, weil nun Angst aufkommt/ aufkam, dass die zwei sich gar nicht miteinander verstehen würden und sie sich zu Tode beißen.
Ich möchte Sie beruhigen und etwas zu diesem Verhalten schreiben.
Hunde kommunizieren eben viel über ihre Schnauze. Diese können Sie ein wenig mit unseren Händen vergleichen. Unsere Hände streicheln, liebkosen, ermahnen und sind auch mal etwas fester im Druck. Schnauzenzärtlichkeit gehört zur taktiken Kommunikation.
So handhaben Hunde diese ganzen unterschiedlichen Facetten auch – nur eben mit ihrer Schnauze.
Vielen Dank an Sabine Himsel, die auch für diesen Artikel wieder tolles Material zur Verfügung stellte.
Die meisten Schnauzenaktionen gehören zur Schnauzenzärtlichkeit. Hunde beknabbern sich, belecken sich. Diese Verhalten sehen Sie vorzugsweise zwischen Bindungspartnern. Hunde, die zusammen leben, sich mögen oder aber auch zwischen Hundefreunden.
Beobachten wir dieses Schnauzen – und Kopfumfassen genau, stellen wir fest, dass dieses Verhalten zu einer sehr feinen, facettenreichen Kommunikation gehört. Dabei können wir sehen, dass gerade ältere wie auch ausgesprochen soziale Tiere die Schnauze freundlich, fast zärtlich, umfassen. Das alles immer in entspannter Stimmung, ohne aggressive Sequenzen.
Während dieser Schnauzenzärtlichkeit werden auch immer wieder Grenzen gesetzt, Regeln klar gemacht. Sie ist wichtig für das Zusammengehörigkeitsgefühl, für Stabilität unter Bindungspartnern. Die Schnauze des Hundes leitet auch das Grooming ein oder bricht es ab. Besonders die Welpen werden mit der Schnauze erzogen und das Spiel über diese geregelt, wobei hier auch immer wieder Beschwichtigungsgesten gezeigt werden. Dabei wird oft der ganze Kopf umfasst.
Wie könnte diese Schnauzenzärtlichkeit im Einzelnen aussehen?
- leichtes Maulumfassen bei Hunden, die sich sehr zugetan sind
- seitliches Schnauzenumfassen, sodass die Schnauzenecken – oder spitzen an den Mundwinkel des Bindungspartners anliegen
- das sanfte Umfassen eines (meist) Welpenkopfes gehört dazu
- ein etwas festerer Griff – meist ein „Über-den Fang-Griff“, was auch Sanktionen oder Erziehungshinweise einleitet
- Bei adulten Hunden wird die Fellpflege über den Schnauzenkontakt gezeigt
- Schnauzenzärtlichkeit, die Zähne in Zähne – Zeremonie, kann zur Begrüßung gezeigt werden
Diese Schnauzenaktionen werden aber auch gezeigt, um Bewegungen zu kontrollieren, ein ständiges Belecken zu stoppen, oder aber in einer Art Spielkampf.
Alle diese hier genannten Beispiele sind ohne aggressives Verhalten, ohne Blecken der Zähne, ohne Fixierblick in den Bereich Schnauzenzärtlichkeit einzuordnen und alle diese Verhalten werden nur unter Bindungspartnern, Sozialpartnern gezeigt. Sie geht ja auch grundsätzlich mit einer Distanzunterschreitung einher.
Wir können also festhalten, dass Schnauzenzärtlichkeit immer gehemmt und sehr vorsichtig gezeigt wird. Sie dient der Festigung von Bindungen, ist wichtig, soziale Sicherheit zu vermitteln.
Auch uns gegenüber zeigen Hunde Schnauzenzärtlichkeit. Hundehalter, die sich ausgiebig mit den Vierbeinern beschäftigt haben, wissen, dass unsere Hände unbedingt die Schnauze eines Hundes simulieren sollten. Es ist ganz, ganz wichtig, die Hunde nicht nur zur streicheln und lieb zu haben, sondern eben auch intensiv zu begrabbeln.
Natürlich mag es nicht jeder Mensch, vom Hund im Gesicht abgeschleckt zu werden. Aber sind wir ganz ehrlich, ist es genau das, was uns Menschen glücklich machen sollte. So zeigen sie uns doch nicht nur ihre Bindungsbereitschaft, sondern eben ihre tatsächliche Bindung und Liebe zu uns.
Unser Zulu ist hier ein ganz klassisches Beispiel. Er liebt es, mir am Kinn rumzuknabbern und wann immer er die Gelegenheit hat, tut er es auch – und ich lasse es zu.
Unser Tango putzt und putzt … Auch knibbelt er die Arme hoch und runter. Ist es entspannt, darf er … alles gut und beide werden selbstverständlich auch von mir und uns beknibbelt ….
Liebe Neuhundehalter, bleiben Sie entspannt. Auch das gehört dazu, lebt man mit unseren Freunden, den Hunden, zusammen.
1 Kommentar
Interessant, Ich habe das Verhalten unter unseren Cairn Terriern auch oft beobachtet und es meist als liebvolle Zurechtweisung empfunden. In der Regel machen es bei uns in dieser Form nur Ältere mit Jungtieren, Wie gesagt, um dem „Junggemüse“ in sanfter Form klarzumachen, wer eigentlich das Sagen hat.
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