Alles rund um Fahrrad und Hund
Wenn man sich draußen so umschaut, kann man viele Hundehalter sehen, die unterschiedlich mit ihren Vierbeinern und dem Fahrrad unterwegs sind.
Radfahren mit dem Hund.
Einige fahren sehr gemütlich, dem Tempo des Hundes angepasst, andere wiederum sieht man fahren, viele, viele Meter hinterher den Hund um Anschluss kämpfend, wieder andere sieht man, die ihren Hund in einem Anhänger oder Korb bei sich haben.
Grundsätzlich ist es natürlich schön, wenn man mit dem Rad unterwegs ist und seinen Hund eben auch dabei haben kann. Einige jedoch nutzen das Fahrradfahren, weil sie nicht genug Zeit haben, mit dem Hund eine schöne Runde zu laufen, meinen aber, dem Fellfreund ausreichend Bewegung durch das Fahrradfahren zu bieten. Ich gehe darauf noch ein, denn das ist leider ein Trugschluss.
Möchte man den Hund nun aber an das Rad nehmen, sollte man ihn Step by Step auch daran gewöhnen. Ich erinnre mich nur zu gut an die ersten „Gehversuche“ mit meinen unterschiedlichen Hunden. Die einen waren relativ schnell in der Umsetzung, andere wiederum brachten mir viele blaue Flecken. Nicht selten lag ich auch mal im Graben und bin gestürzt, weil HUND mir ins Vorderrad lief. Ja, alles muss eben erstmal geübt und trainiert werden.
Gehen wir mal systematisch im Thema Radfahren mit dem Hund vor:
Die Begegnung mit dem Rad
Je nach Ihren Möglichkeiten, sollten Sie Ihren Hund zunächst einmal mit dem Fahrrad vertraut machen.
Haben Sie ein Grundstück, ist es natürlich sehr einfach. Sie stellen immer wieder das Rad hin, bewegen es von A nach B .. es wird für Ihren Hund völlig normal, dass es eben DA ist. Später dann schieben Sie es nicht einfach nur, sondern setzen sich auch rauf und schauen, was Ihr Hund so macht. Sicher ist er erstmal hochinteressiert und schnüffelt, guckt, springt Sie vielleicht auch an. Dann heißt es immer wieder; absteigen, was anderes machen, das Rad wieder von A nach B schieben. Das wiederholen Sie, bis es Ihrem Hund egal ist, ob sie auf dem Rad sitzen und dann geht’s weiter im nächsten Schritt – Sie fahren los. Holla, das wird ein Spaß – zumindest für Ihren Hund – weniger wahrscheinlich für Sie! Es ist dann alles möglich. Von bellen, anspringen, nachhetzen, ins Hosenbein beißen. Dann heißt es absteigen, Ruhe bewahren, das Rad schieben, den Hund anleinen und mit dem Rad ein paar Schritte laufen. Sie schieben das Rad und nehmen Ihren Hund an der Leine mit. Das wiederholen Sie nun am besten mehrfach täglich, bis es normal ist, dass Sie sich mit dem Fahrrad bewegen und Ihr Hund neben Ihnen läuft. Halten Sie die Trainingssequenzen kurz, wiederholen Sie lieber mehrfach. Und natürlich darf die punktgenaue Belohnung definitiv nicht vernachlässigt werden. Sobald Ihr Hund neben Ihnen, ohne Sie anzurempeln, anzuspringen, anzubellen oder ins Bein zu zwicken läuft, bekommt er dafür natürlich die entsprechende Bestätigung wie bspw. Ein PRIMA und im gleichen Moment das Guddi in seine süße Schnauze. Beherrschen Sie beide das gut, dann können Sie das Training nach draußen verlegen, sprich, es geht nun langsam in die Natur. Aber bitte, nicht gleich Strecke fahren. Dazu dann im späteren Verlauf noch mehr.
Haben Sie nun aber kein Haus, Garten, eigenes Grundstück, bleibt Ihnen nichts, als den Hund draußen in Ihrer Wohngegend an das Fahrrad zu gewöhnen. Im Grunde geht es genauso wie bereits schon beschrieben. Allerdings sind die Voraussetzungen natürlich anders und nicht ganz so einfach. Nun müssen Sie zusehen, wie Sie es am besten organisieren. Haben sie Ihr Fahrrad im Keller, können sie damit anfangen, dieses mit Ihrem Hund daraus zu holen und es draußen von A nach B zu schieben. Gleiches Procedere wie vorher schon beschrieben. Achten Sie nur bitte immer darauf, dass Ihr Hund entspannt an das Rad gewöhnt werden kann und nicht vielleicht, weil Sie es unsicher führen – schieben – in Stress gerät und der umliegende Verkehr den Hund daran hindert, ein sicheres Verhältnis zu dem Fahrrad aufzubauen. Auch hier gilt dann … schieben Sie das Rad an einen sicheren Ort und beginnen Sie aufzusteigen. Weiter geht’s dann wie vorher beschrieben.
Das Rad ist vertraut – ab geht’s … Lass uns los
Radfahren mit dem Hund. Fahren Sie bitte zunächst nur kurze Strecken. Steigen Sie immer wieder ab. Lassen Sie Ihren Hund auch sein Ding machen. Bewegen Sie sich GEMEINSAM mit dem Rad. Falsch wäre es jetzt: Sie fahren Rad – der Hund läuft irgendwie daneben oder hinterher … Bauen Sie ein gemeinsames Raderlebnis auf. Dann können sie allmählich auch gerne ein paar Meter weiter fahren … Aber bitte immer noch gemächlich und nicht zu weit oder lang. Läuft Ihr Hund dann irgendwann super mit, können Sie ihn ein wenig trainieren.
Achtung Leine!
Radfahren mit dem Hund aus rechtlicher Sicht: Nach der Straßenverkehrsordnung dürfen Sie Hunde an der Leine am Rad mitführen.
Aber natürlich sollten Sie aufpassen, und wirklich mehr als ein paar Mal das an der Leinelaufen am Rad auch trainiert haben. Hier gelten dann auch ein paar Regeln:
- Halten Sie die Leine lose in der Hand.
- Wickeln Sie die Leine niemals um das Handgelenk oder an den Lenker
- Wählen sie eine Längenleine, die bequem ist – weder zu kurz noch zu lang. Zu kurz ist natürlich ungünstig, da Ihr Hund eventuell nicht genug Raum hat und Ihnen ins Rad laufen könnte. Zu lang ist auch definitiv sehr ungünstig, da Sie Ihr Hund gut vom Rad holen könnte, wenn er etwas sieht, das ihm den Impuls gibt, mal hinzurennen – die Kraft, die dann auf die Leine wirkt, werden Sie wahrscheinlich, zumindest bei einem größeren Hund, nicht handeln können – der Sturz kann schlimme Folgen haben.
Eine Alternative zur Leine bietet der sogenannte Springer. Dazu im Verlauf mehr!
Radfahren mit dem Hund ist auch Trainingssache
Bitte bedenken Sie, dass Sie mit Ihrem Hund nicht einfach losfahren können. Ihr Hund muss sich erstmal daran gewöhnen, die Muskeln aufgebaut werden. Was glauben Sie, was das für ein Muskelkater bis auch Zerrungen ein Hund vom Radfahren – also neben dem Rad Herlaufen – bekommen kann. Das sollten Sie unbedingt bedenken und vermeiden. Steigern Sie langsam die Strecke und noch viel langsamer Ihre Geschwindigkeit. Achten Sie hier wirklich auf Qualität des Trainings und weniger auf Quantität – sprich Strecke …
Ihr Hund ist fit- Fahrradtouren sind geplant
Prima, das ist richtig toll. Nun können Sie gemeinsam also als Team, die gesamte Familie mit Hund, Ausflüge machen. Der Hund kann am Rad laufen.
Vorsicht! Überlegen Sie bitte vorher, wohin Sie radeln, wie die Wege sind, welches Wetter Sie haben könnten usw. Und auf Fahrradtouren sollten Sie auch das eine oder andere für Ihren Hund mitführen und noch mehr für Ihren Hund bedenken.
Grundsätzlich gilt: Egal, welcher Hund, sie können nicht unlimitiert mitlaufen. Es gibt zwar Langstreckenläufer, aber auch sie brauchen Pausen und sind irgendwann mal fertig …
Schauen Sie also bitte zuvor, was zumutbar ist, wo Sie Pausen einrichten können und führen Sie bitte auch immer Wasser und 1. Hilfe-Kit mit.
Worauf ist beim Radfahren mit dem Hund zu achten? Was sollten Sie bedenken und eventuell mitführen?
- Führen sie Ihren Hund nicht am Halsband, legen Sie ihm ein passendes Geschirr an.
- Haben Sie Wasser und ggf. auch etwas Futter dabei (Futter für weitere Strecken)
- Führen sie bitte ein Handtuch mit. Das könnten Sie gebrauchen, wenn Sie in Regen kommen oder ihr Hund seinem Badespaß nachkommt. Denken Sie bitte daran, auch Hunde können sich erkälten!
- Führen Sie bitte unbedingt Ihre Notfalltasche mit
- Auch Hundeschuhe/ Pfotenschutz sollten dabei sein. Wie schnell hat sich unsere Fellpfote das Pad aufgeschnitten oder einen Stein eingetreten, die Kralle verletzt. Dann benötigen Sie nun mal Desinfektion, Verbandmaterial und einen Pfotenschutz. Denken Sie bitte auch daran, dass der Untergrund im Sommer sehr heiß sein kann.
- Und, was ganz viele Hundehalter vergessen: Speichern Sie sich bitte direkt mal eine Tiernotrufnummer ein! (Die einheitliche Tiernotrufnummer 01805-5121 ist 24 Stunden am Tag besetzt und aus dem Inland gebührenfrei. Die über diesen Notruf eingehenden Anrufe werden über eine Notdienstzentrale angenommen und an örtliche TA oder an Tierrettungen weitergeleitet. Dadurch wird eine schnelle Hilfe gewährleistet.)
Mitfahrgelegenheiten für Ihren Hund
Haben Sie längere Strecken geplant, sind sogar vielleicht auf einer richtigen Fahrradtour, ja, dann sollten Sie sich natürlich entsprechend umsehen und Ihr Gefährt aufrüsten. Es gibt so viele wunderbare Mitfahrgelegenheiten für unsere Hunde.
Haben Sie kleiner Hunde, sind Hundekörbe super klasse. Hier gibt es die unterschiedlichsten. Ob Sie diesen nun vorne oder hinten platzieren, ist glaube ich, egal. Solange der Korb Ihnen die Sicht nicht versperrt, ist alles ok. Diese Körbe gibt es mit Gitter ringsherum. Praktisch natürlich, dass der Hund nicht rauspringen kann. Allerdings sollten diese Gitter auch entfernbar sein oder zumindest zu öffnen, damit sich Ihr Hund dann auch ein wenig freier rumkutschieren lassen kann. Ansonsten gibt es noch die offenen Gepäckträgerkörbe, die definitiv dann aber mit Riemen zum Anschnallen ausgestattet sein müssen. Vielleicht denken Sie bei heißem Wetter auch daran, einen kleinen Sonnenschirm am Korb zu befestigen oder aber auch ein Tuch mitzunehmen, das Sie drüberlegen können – als Schattenspender!
Für alle Preisklassen ist etwas dabei . Hier mal die De Luxe – Variante
Für größere Hunde denken Sie bitte mal darüber nach, ob Sie nicht etwas Geld investieren können/ wollen, um Ihrem Fellfreund einen Radanhänger zu kaufen. Somit kann Ihr Hund jederzeit in den Anhänger, wenn er eine Pause benötigt, müde ist, schon älter oder aber auch noch viel zu jung, um lange Strecken zu laufen. Diese Fahrradanhänger gibt es ja auch in unterschiedlichen Ausführungen und Größen. Manche nehmen auch Anhänger für Kinder. Der Vorteil eines Anhängers ist gerade für Mehrhundehalter ein großer. Denn hier hat oftmals mehr als ein Hund Platz (kommt natürlich auf die Größe und Last an)
Springer
Es gibt verschiedene Ausführungen von Springern. Sie können in U-Form sein oder in Form eines Gestänges. Der Springer ist ein Gestänge mit kurzer Leine, das fest am Rad montiert ist. Das hat den Vorteil, dass der Hund durch die recht kurze Leine am Springer gut bei Fuß läuft. Hier wäre dann darauf zu achten, dass Sie bitte beide Bremsen im „Griff“ sozusagen haben, damit Sie im Falle eines Ruckes durch Ihren Hund sofort gegenwirken können.
Ist Radfahren mit dem Hund eine gute Auslastung?
Fahrradfahren macht natürlich fit. Keine Frage. Jedoch kann genau das auch absolut kontraproduktiv sein. Unabhängig jetzt mal davon, dass Sie das Radfahren mit Ihrem Hund erst ab einem bestimmten Alter betreiben können – das ist rassenabhängig und hat mit der Knochenentwicklung zu tun, ist das allgemeine Fahrradfahren, um den Hund auszulasten, viel zu einseitig. Sie mögen ihn ja vielleicht für den Moment auspowern, haben ihm aber gar nichts Psychisches angeboten. Wie heißt es? Ein Hund muss physisch und psychisch ausgelastet werden und müder, entspannter ist Ihr Hund, wenn er etwas für den Kopf bekommt. Hier ist zudem die Gefahr, dass Sie sich einen Bewegungsjunkie hochzüchten – einen Leistungssportler.
Darum appelliere ich immer an Hundehalter, die mit ihrem Hund Fahrrad fahren, auch mal abzusteigen, mit ihm zu laufen. Eine Hunderunde zeichnet sich durch gemeinsame Erlebnisse aus und nicht dadurch, dass der Hund läuft! Wenn Sie nur darauf bedacht sind, irgendwie in kürzester Zeit Ihren Hund müde zu bekommen, damit SIE Ruhe und Zeit haben, dann sollten Sie darüber nachdenken, ob ein Hund in Ihr Leben passt!
Fahrrad. de hat in Zusammenarbeit mit Nadja Winter einen Ratgeber herausgegeben:
FAHRRADFAHREN ÜBEN MIT HUND – VORSICHTIG ANFANGEN IST DAS A & O
Sie können Sich diesen Ratgeber kostenlos downloaden!
Wir wünschen Ihnen eine tolle gemeinsame Radtour!