Wozu tendieren Sie – zur Mehrhundehaltung oder Einzelhund?
Eine persönliche Sichtweise!
Ja, es ist ein Unterschied, ob man einen Hund, zwei oder gar eine Mehrhundehaltung betrachtet.
Alle Seiten sind schön, aber alle Seiten haben auch Vor – und Nachteile.
Und natürlich werde ich wieder aus eigener Erfahrung berichten. Selbstverständlich trifft meine subjektive Sichtweise nicht auf jeden von Ihnen zu. Es sind halt eben meine eigenen Erfahrungen und Gedanken.
Es war schon relativ klar beim Einzug meiner ersten wirklich eigenen Hündin, dass eine weitere einziehen wird. Diese habe ich bei „meinem“ damaligen Züchter auch angemeldet. Die erste Hündin war gekauft nach Eigenschaften, die 2. angemeldet auf Zuchtziel mit ganz klaren Vorstellungen.
Es verging kein Jahr, als ich auf einer Reha den Anruf erhielt, dass nun die gewünschte Hündin im Grunde zur Abholung bereitstünde. Oh, das ging schnell und obwohl mich so viele Menschen davor warnten so früh schon eine weitere Hündin einziehen zu lassen, gab es für mich aber überhaupt gar keine Zweifel. Ja, und das war auch verdammt gut so. Die beiden wurden unzertrennlich und verstanden sich einfach nur großartig. Die Entscheidung fiel auch relativ schnell, doch nicht in die Zucht zu gehen, sondern nun intensiver im Tierschutz zu arbeiten. Für mich heute immer noch eine der besten Entscheidungen, die ich getroffen habe.
Je älter die Hündinnen gemeinsam wurden, umso enger wurde das Verhältnis zwischen ihnen. Recht erschrocken nahm ich zur Kenntnis, dass die eine ohne die andere kaum mehr „lebensfähig“ war. Sie konnten nur gemeinsam ihre Geschäfte verrichten, konnten auch nur gemeinsam fressen usw.
Und plötzlich kam ein Einfluss von Außen. Ein ganz junger Rüde stand zur Abgabe. Ein Rüde! Ich bin/ war ein Hündinnen-Mensch … Tja, aber es war ein Rüde! Gut, nach reiflicher Überlegung und was gut für die Hündinnen wäre, entschied ich mich dazu, den Rüden aufzunehmen. Mein Wunsch war, dass die Mädels wieder etwas anderen Einfluss bekommen und nicht so dermaßen voneinander abhängig.
Ab nun änderte sich mein Leben drastisch. Das entspannte Spazierengehen mit den beiden Hündinnen, war nun vorbei, denn ab nun begleitete uns ein Rüde, der natürlich seiner Natur nach auch mit zunehmendem Alter nicht mehr so locker mitlief. Mit 3 Hunden im Schlepp wurden die Hunderunden strukturierter, die Jobs innerhalb des Verbundes neu vergeben. Und ja, nun mussten wir eben nicht mehr nur aufpassen, dass keine Kinder unangemeldet auf das Grundstück kamen, nun mussten wir halt das Grundstück so absichern, dass überhaupt niemand mehr unangemeldet auf das Grundstück überhaupt gelangte.
Wir haben uns gut zusammengefunden und sehr harmonisch gelebt. Wie ich bereits anmerkte, engagierte ich mich mehr und mehr im Tierschutz und so hatten wir als Pflegestelle auch nach und nach doch so einige Hunde in unserem Kreis, was tatsächlich nicht immer so einfach, aber erfolgreich war.
Eine weitere Hündin bereicherte unseren Verband und auch sie machte sich hervorragend als Lehrerin für die ganzen Notnasen. Sie war unsere „Krankenschwester“ und nahm ihren Job extrem ernst. Eine wirklich bemerkenswerte Hündin. Verschiedene Nothunde zogen unter ihrer Aufsicht ein und aus …
Auch nahmen wir eine überaus kranke Hündin bei uns auf – Pflegestelle auf Lebenszeit, sozusagen:
Es gab in keiner Überlegung der Gedanke, einen weiteren Hund fest bei uns aufzunehmen, bis zu dem Tag, als mein Traumbild, das eben halt ein Traum – ein Bild – war, plötzlich auf meinem Monitor aufpoppte und ich dachte, ich müsste vom Stuhl fallen. In meinem Kopf hatte ich einen ganz bestimmten Hund, der, sollte es der Zufall einmal so geschehen lassen, derjenige gewesen wäre, den ich mir doch noch einmal kaufen würde. Tja, ein Anruf bei der Züchterin machte die Aufnahme dieses wieder RÜDEN zur Wirklichkeit – er zog ein.
Nach und nach sind alle Hündinnen verstorben und mit dem Einzug des Rüden nahmen wir auch keinen weiteren Nothund auf.
Nun waren die beiden Jungs ganz alleine und ja, die Arbeit wurde weniger. Dennoch war der Junior so arbeitsintensiv, hat mich so sehr an meine Grenzen gebracht, dass der Gedanke, einen weiteren Hund wieder einziehen zu lassen, gar nicht aufkam. Später, so dachten wir, später, wenn der Junior richtig gefestigt ist, sollte es wieder ein Nothund werden.
Nun, jetzt war der Junior kein Junior mehr, sondern ein gestandener gefestigter Rüde und wir haben gerade begonnen, entspannter zu leben.
Wie Sie bereits gelesen haben, hat auch unser Jüngster unseren Verband verlassen und nun ist von allen Hunden, die bei uns fest oder vorübergehend lebten, unser Senior als Einzelhund geblieben. Er hat viele kommen und gehen sehen. Hat sich mehrfach verabschieden müssen. Hat Tod und Leben sehr intensiv miterlebt und wir waren nun in sehr großer Sorge um ihn.
Unser Zulu als Alt-Rüde, scheint sehr gut mit der Situation zurecht zu kommen und nach langer Beobachtung sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass er nun keinen weiteren Hund an seiner Seite benötigt. Er scheint die ungeteilte Aufmerksamkeit nicht nur zu genießen, sondern diese ihm auch gut zu tun.
Aber wie sieht es bei uns Menschen aus? Von einem ganz getackten Tagesablauf, festen Zeiten. Ruhephasen, in denen wir intensiv arbeiten konnten und genau eben auch nach Plan arbeiteten, Fütterungszeiten. Beschäftigungszeiten, Trainings usw. ist jetzt ein Tag übriggeblieben, der auf einmal gefühlt 50 Stunden hat.
Unabhängig von dem Verlust und der Trauer, ist es jetzt zudem auch extrem ruhig. Es gibt keine wirklich geregelten und schon gar nicht riesigen Hunderunden mehr. Unser Senior fordert nicht mehr so viel und verweigert dann eben auch.
Betrachtet man nun alles mal emotionslos und objektiv, ist vieles einfacher geworden. Auch, wenn unser Tagesablauf neu organisiert und strukturiert werden muss, so ist doch ein großer Teil unserer Lebenszeit, die für die Hunde gelebt wurde, wieder an uns zurückgegangen.
Wie würde ich ohne Trauer entscheiden?
Wofür werde ich mich entscheiden? Für eine Einzelhundhaltung oder liebe ich das Leben mit vielen Hunden? Wohin wird die Reise gehen?
Ich weiß es nicht, aber bin mir sehr sicher, dass man oft genau diese Entscheidung nicht ganz alleine trifft. Es wird, wie so oft im Leben, eine Entscheidungshilfe von Außen kommen und dann werden wir sehen, wie unser „Hundeleben“ weitergeht.