Leinenführigkeit
Leine und Führung
Teil 2
Element 1: Der Mensch – der führt
Es wird festgestellt, dass es keinen Hund geben wird, der einem anderen Hund befehligen oder zwingen könnte, ihm zu folgen, einer Richtung zu folgen. Dies kann nur der Mensch. Und um dieses auch durchzusetzen, bedarf es Führung. Aber hier müssen wir Menschen an uns arbeiten. Denn nicht viele Menschen wissen, wie sie es anstellen sollen, richtig zu führen. Hierzu brauchen die Hundehalter natürlich Qualitäten – Führungsqualitäten. Wir müssen schon Führungsansprüche signalisieren! Das heißt also, wir wünschen, dass unser Hund beispielsweise „Bei Fuß“ geht und stellen somit einen spezifischen Anspruch dar. Dieser muss allerdings auch durchgesetzt werden.
Das beinhaltet, dass wir Menschen auch die Bereitschaft dazu haben, den Hund zu führen. Dazu gehört auch, dass wir Menschen in der Lage sind, den Hund mit der Leine zu führen, einfühlsam und sensibel! Dazu müssen wir uns eben auch mit dem Wesen unseres Hundes auseinandersetzen. Der leinenführige Hund vertraut uns!
Elemet 2: Die Leine – damit wird geführt
Als erstes ist es wichtig zu wissen, dass ein Hund angeleint nicht reagiert, als würde er frei laufen. Hier ist es notwendig, dass wir dem Hund vermitteln, dass er ganz entspannt an der Leine laufen kann. Dass er auch an der Leine ganz entspannt sein kann. Das kann er aber nur, wenn er uns vertraut. Er muss die Erfahrungen machen, dass er in Konfliktsituationen seinem Führer, also dem Leinenführer, seinem Halter vertrauen kann, wir quasi entsprechende Hilfestellung geben.
Nehmen wir unseren Hund an die Leine, begeben wir uns in eine Kommunikation mit ihm. Was heißt das? Ganz einfach, mit dem Einsatz der Leine kommen Gesten, Zeichen oder ähnliches zum Einsatz. Belegen wir bestimmte Signale in Verbindung mit der Leine, können wir unsere Hunde sicher an der Leine führen. Die Hunde lernen, zu verstehen.
In diesem Zusammenhang hat Herr Fichtelmeier 4 grundlegende Funktionen der Leine definiert.
- Kontrolle und positives Bindeglied zwischen Mensch und Hund
- Leine als Kommunikationsmittel
- Hilfsmittel für soziales Lernen
- Leine als Problemlöser in der Therapie.
(Nachzulesen : Anton Fichtelmeiers “Der Hund an der Leine”)
Element 3: Der Hund – der geführt wird.
Hierunter müsste ausführlicher berichtet werden. Das dann gerne in einem anderen Artikel. Denn wenn wir unseren Hund sicher (an der Leine) führen möchten, bedarf es einem ausgiebigen Auseinandersetzen mit unserm Vierbeiner. Wir müssen sein Wesen erfassen, lernen, wie Bindung überhaupt entsteht und zwar nicht nur zwischen Hund und Mensch, sondern zunächst mal zwischen Hunden. Hunde sind da sehr viel lernbereiter, denn sie sind sehr gut darin, mit uns zu kommunizieren, und unsere Signale und deren Bedeutung zu erfassen und darauf zu reagieren.
Wie beginnen Sie nun mit dem Leinentraining?
Zunächst mal sollte Ihr Hund lernen, nachdem er verstanden hat, dass Leine was Gutes bedeutet, sich Ihrer Geschwindigkeit anzupassen und gleichzeitig seine Aufmerksamkeit auf Sie zu richten hat.
Und nun geht’s schon los: Fängt Ihr Hund an, zu ziehen, spannt die Leine und er gibt nicht nach … bitte, Sie auch nicht! Ihr Hund muss unbedingt lernen, dass es keinen Meter weiter geht, solange die Leine nicht wieder durchhängt und er ganz entspannt wieder weiter laufen wird. Hier habe ich unsere Hunde darauf konditioniert, dass es
1. nicht weiter geht, wenn sie ziehen,
2. es erst weiter geht, wenn die Leine locker ist und
3. der Hund mich anschaut – somit wieder bei mir ist! Dann gibt’s ein „Prima“ – nicht zu überschwänglich, damit der Hund nicht wieder hoch fährt und weiter geht’s!.
Erfolgt das nach Wunsch, belohnen Sie Ihren Vierbeiner bitte; denn Erfolg ist wichtig, damit der Hund motiviert weiter mitarbeitet und lernt!
Beginnen Sie mit dem Training, arbeiten Sie bitte zunächst in kurzen Zeitfenstern. Lieber öfter einbauen, aber nicht zu lange ausdauernd, denn dann entsteht Frust und Unkonzentration. Regel: Der Hund muss Freunde am Lernen haben!
Ich habe unsere Hunde auf das Wort „Leine“ konditioniert. Sind sie im Freilauf und sollen nun aber bitte wieder angeleint werden, rufe ich sie nicht bei Fuß, sondern nur das Wort : „Leine“. Der ältere Rüde kommt zu mir, um sich anleinen zu lassen, der Jüngere bleibt sofort stehen bis wir aufschließen und anleinen. Das Ganze hat sich mittlerweile so eingeprägt, dass wenn ich nur den Kleinen anleinte, der Große beleidigt war. Schließlich rief ich „Leine“, er kam und ich habe die Bindung zwischen uns nicht zugelassen (In meiner Sicht wollte ich ihn bevorteilen, er brauchte nicht an die Leine – aus seiner Sicht aber wurde er bestraft). Hier musste ich umlernen und beide direkt anleinen, um dann im späteren Verlauf einen abzuleinen.
Leine ich dann an, gibt es immer den gleichen körpersprachlichen Ausdruck. Ich stehe immer gleich und nach dem Anleinen streichele ich immer sanft hinter dem rechten Ohr mit den Begelitworten: „Guter Junge“. Erst dann setzen wir uns in Bewegung. Auch die Jungs – sie gehen ohne diese ritualisierte Handlung nicht los.
Wenn Sie also mit Ihrem Hund trainieren, er sich auf Sie konzentriert, aber doch mal abschweifig wird, korrigieren Sie, zieht er, bleiben Sie stehen, bis die Spannung aus der Leine verschwindet, trödelt Ihr Hund und verlangsamt seine Bewegung, nimmt Ihre Geschwindigkeit zu. Hier gibt es dann auch unterschiedliche Möglichkeiten, dem Hund die Geschwindigkeit zu vermitteln und sie an eine bestimmte Schrittgeschwindigkeit zu gewöhnen.
- Sie wollen normal laufen: Fuß
- Sie wollen schnell gehen (Straße überqueren) Fusssss
- Sie wollen Geschwindigkeit raus nehmen: Fuuuuuuuuuuuß
Das funktioniert. Üben Sie es einfach immer wieder. Die Hunde lernen sooo schnell!
Und denken Sie immer daran: Ihr Hund sollte gedanklich bei Ihnen sein, Ihr vierbeiniger Freund soll motiviert sein, Ihnen zu folgen, aber eben auch Motivation dadurch bekommen, dass er mit Ihnen gehen darf! Macht er das alles gut, dürfen Sie ihn belohnen.
Damit Sie mit Ihrem Hund an der Leine auch mal ein Gespräch führen können, lohnt es sich, dem Hund beizubringen, dass Leine auf dem Boden (oder Leine fallen lassen) immer heißt: ruhig sitzen bleiben, auch ruhig liegen bleiben. Wir machen es immer so, dass wir zunächst das Kommando geben, was wir erwarten: Steh, Sitz oder Platz und dann die Leine auf den Boden fallen lassen. Das heißt, so lange ausharren, bis wir die Leine wieder aufnehmen und es weiter geht. Ich habe einmal gesehen, wie ein junges Pärchen einem älteren Nothund, einem ausrangierten Zuchtrüden, der nichts gelernt hatte, 8-jährig, sogar beibrachte, einzuparken. Das heißt, es gab das Kommando: Parken, der Halter öffnete etwas seine Beine und der Rüde parkte quasie von hinten zwischen sein Beine ein und wartete, bis es weiter ging. War sehr beeindruckend und hat mir sehr gut gefallen. Eine schöne Möglichkeit! Und Sie sehen, es ist immer möglich, einem Hund zu vermitteln, wie Sie sich den Umgang mit ihm vorstellen, vorausgesetzt natürlich, Sie wissen auch, was der Hund möchte und wie er tickt. Respekt und Vertrauen sind das A und O!
Lernen Sie mit Ihrem Hund, entspannt an der Leine zu laufen. Gewinnen Sie sein Vertrauen, helfen Sie ihm, kritische Situationen zu meistern, indem Sie für IHN da sind, seien Sie konsequent, ruhig, aber bestimmend. Versuchen Sie Ihre Energie zu kontrollieren und achten Sie auf das Lernpensum.
Ich wünsche Ihnen entspannte Spaziergänge!