Affe trifft Wolf

Affe trifft Wolf

Dominieren statt kooperieren?

Die Mensch-Hund-Beziehung

Autoren:

Günther Bloch
Elli H. Radinger

Verlag:
Franckh Kosmos Verlag

ISBN-10: 3440132064
ISBN-13: 978-3440132067

“Affe trifft Wolf” ist wieder ein Buch, das uns näher an den Hund bringt.

In unserer Gesellschaft zwar auf den Hund gekommen, aber immer weniger Hund denkend, tut dieses Buch der Autoren Bloch und Radinger einfach gut.

Zugegeben, “Affe trifft Wolf” sollte man frei lesen, objektiv und vielleicht auch mit einer gewissen Leichtigkeit.

Der Autor, Günter Bloch, polarisiert gerne und es ist in diesem Buch doch auffallend, dass er eine opponierende Feder schwingt. Darum rate ich dazu, dieses Buch neutral zu lesen.

Der Grundtenor des Buches ist ein Einblick in die Ko-Evolution zwischen Affen, Wölfen, Rabenvögel und die Domestikation unserer Haushunde. Wir erfahren viel aus der Kulturgeschichte Mensch – Hund und den biologischen Beziehungsebenen, über Gefühle, Empathie und Moral. Wenngleich doch vieles nicht neu ist und auch bereits schon anderweitig publiziert, darf man mit dem Lesen dieses Buches jedoch gerne nochmal sein Wissen vertiefen.

“Affe trifft Wolf” hat keinen wissenschaftlichen Anspruch. Aufgrund der Beobachtungen der Autoren und Aussagen von Kollegen und Kynologen wagen Bloch und Radinger hier Thesen, die sie mithilfe von Feldnotizen untermauern. Diese Feldnotizen sind allerdings ein Highlight und absolut lesenswert.

Zudem bekommen wir auch etwas Geschichtsunterricht und lernen uns, den Menschen, nochmal kennen, erfahren inwieweit Wölfe, Raben und auch wir Menschen gelernt haben, zu kooperieren.

Vieles in diesem Buch darf man annehmen, einiges zum Nachdenken anregen lassen und wiederum vielleicht das eine oder andere auch stehenlassen – wir sind die Leser, die Autoren die Beobachter, die uns ihre Erfahrungen und Kenntnisse übermitteln.

Bloch und Radinger haben mit diesem Buch eine sehr gute Lektüre geschaffen, die uns aufzeigt, dass wir wölfisches Verhalten doch etwas besser lernen sollen, um auch das hündische Verhalten zu verstehen. Hervorragend dargelegt wird von den Autoren, dass nicht wir Menschen auf eine großartige soziale Vergangenheit zurückblicken können, sondern dass es doch die Wölfe waren, die unter evolutionsbilologischen Aspekten auf eine solche blicken dürfen. Immer wieder wird uns vor Augen gehalten, wie egoistisch wir Menschen sind und dass auch dieses nicht zuletzt darin fußt, dass wir eben von den Affen abstammen.

Dieses kurzweilig und zudem unterhaltsame Buch, das trotz einiger kleineren Widersprüche super lehrreich ist, erklärt nachvollziehbar wie affig wir uns im Zusammenleben mit den gescheiten und nach dem Lesen des Buches, neidvoll zugeben müssend, hochsozialen Hunden, aufführen. Im Grunde dürfen wir erfahren, dass auch in der heutigen Zeit wir von den Hunden lernen (sollten) so, wie es eben einst die Primaten von den Wölfen.

Erfrischend schlagen die Autoren Bloch und Radinger immer wieder eine Brücke von ihren Ausführungen, Erkenntnissen, Beobachtungen und Thesen zu den uns Hundehalter interessanten Schlussbemerkungen eines jeden (Unter)kapitels: Was bedeutet das für mich als Hundehalter?

Ein schön bebildertes Buch, flüssig geschrieben, dessen Schreibstil jedem liegen mag, mit am Ende des Buches erklärenden genutzten Fachbegriffen, das für jeden, der sich im Bereich Verhaltensbiologie weiterbilden möchte, empfehlenswert ist.

Fazit:

Empfehlenswert für jeden Menschen, der mit einem Hund zusammen leben möchte und nicht zu denen gehört, die einen Hund halten.

Für Menschen, die bereit sind, sich mit sich selbst, mit dem Menschen an sich, auseinanderzusetzen, die bereit sind, zu reflektieren, bereits sind, in Hunden mehr als nur eine Fellpfote zu sehen.

Empfehlenswert für Menschen, die auf keine wieder neu entdeckten Trainingsmethoden stehen, sondern ihren Hund verstehen möchten und eben auch begreifen wollen, was den Unterschied zwischen Mensch und Hund tatsächlich ausmacht und vor allem, was uns gemein ist.

Und natürlich, für die Menschen, die resultierend und wohlwollend zur Kenntnis nehmen können, dass sie eben doch nur vom Affen abstammen.