Die machen das schon unter sich aus … oder?
So wie wir, haben viele beispielsweise Rüden, die sich mit anderen nicht verstehen (wollen). Wir nehmen es gelassen und meinen, unser Rüde muss andere auch nicht mögen und sich ganz bestimmt auch nicht mit jedem gut verstehen (müssen). Auch braucht und soll er gar nicht mit jedem anderen Hund spielen (können).
Hunde klären das unter sich.
Oft wurden wir deshalb angegriffen. Es hieß, wir hätten besser mal mehr Training machen sollen … Die Frage ist nur, wozu und was hätte es diesbezüglich unserem Hund gebracht?
Auch war ich nie ein großer Freund von Hundewanderungen, Hundetreffen, gemeinsamen Strandspaziergängen. Dennoch habe ich mich das eine oder andere Mal dazu hinreißen lassen und meine damalige Spice mitgenommen, die am Ende der ganzen Hunde lief und klar kommunizierte: “Sprich mich nicht an!” “Geh weiter, bleib nicht stehen, geh, ich will meine Ruhe!” Es ging mit ihr gut und so nahm ich auch auch mal meinen damals noch jungen Rüden Zulu mit. Er, damals ganz entspannt und eigentlich nur Pluto, lief völlig unbedarft in die Runde von vielen Hunden. Er musste sich zunächst mal orientieren und ob er Spaß hatte oder aber nur Stress, bleibt mal dahin gestellt. Zumindest nahm ich es noch recht offen, bis ein Rüde von den vielen, immer wieder meinen Schatz anpöbelte. Ich bin stets hin, um dieses „Angemache“ zu unterbrechen. Mein Zulu wusste gar nicht so recht, wie er sich eigentlich verhalten solle und war , so glaube ich ganz froh, dass ich ihm beistand.
Jedenfalls nervte es mich und mein Hund tat mir auch sehr leid. So bin ich dann zu der Rüdenbesitzerin und bat sie, ein Auge auf ihren Hund zu haben und ihn nicht völlig unkontrolliert so sein Ding machen zu lassen. Was ich dann als Antwort bekam, war eigentlich so typisch für viele Hundehalter, die einmal so gar keine Ahnung haben. Sie meinte nur: “Die klären das schon unter sich. Lass sie mal, die regeln das schon. Vielleicht knallts gleich mal, aber dann ist die Rangordnung geklärt … Mach dir nicht ins Hemd!”
??? Hääää???? Was soll bitte geklärt werden? Welche Rangordnung? Unter Hunden, die sich nicht mal kennen, soll was bitte geklärt werden? Und die Frauen um uns herum sagten geschlossen NICHTS.
Hunde klären das unter sich.
Nein, natürlich habe ich sie nicht gelassen und mich von allen Menschen abgewandt (nicht, weil ich nichts mehr mit ihnen zu tun haben wollte, sondern um meinem Hund beiszustehen, ihn zu (be)schützen). Und natürlich kam es wie es kommen musste. Ihr Rüde wurde immer aufdringlicher, immer ein Stückchen weit aggressiver und kam immer direkter auf Zulu zu. Mein Junge stand dann schon hinter mir und ich vertrieb den anderen Rüden. Der aber drehte wieder um und kam erneut mutig auf uns zu, natürlich nicht mit besten Absichten. Das war dann der Zeitpunkt, als auch mein Hund vorging und ihm klar machte, nun soll es mal gut sein. Und ehe ich mich versah, hätte es beinahe eine Beißerei gegeben. Allerdings habe ich es kommen sehen und unterbrach sofort und direkt.
Ja, und ich beschloss, meinen Hund zu nehemn, zu gehen und war seitdem nie wieder auf einem gemeinsamen Spaziergang.
Was ist es, das so viele Hundebesitzer glauben lässt, es sei gut, ihre Hunde alleine zu lassen, sie machen zu lassen, was und wie sie wollen. Warum glauben immer noch so viele Hundehalter, dass es normal sei, Hunde selbst etwas klären zu lassen?
Wer sich mit Hunden beschäftigt, und ich meine wirklich beschäftigt, sollte wissen, dass zwischen fremden Hunden keine Rangordnung geklärt wird und dass ein sogenanntes Rudel (was die wenigsten führen und in der Definition auch etwas anderes ist, als die meisten zu wissen meinen), nicht der Stärkste, sondern der Besonnenste, der Ausgeglichenste, der intelligentere Hund anführt. Ein ranghöherer Hund hat besondere Fähigkeiten, er zeichnet sich auch dadurch aus, dass er sich und sein Rudel/ seinen Verband nicht vorsätzlich in Gefahr bringt. Gehen wir davon aus, dass Hunde konfliktvermeidend agieren (wollen), so dürfen wir von einem „Rudelführer“ erwarten, dass er also immer bestrebt ist, Ruhe unter seinen Weggefährten zu halten. Er attackiert nicht einfach so. Er führt! Also ist in der Begegnung mit fremden Hunden hier keine Rangordnung zu klären, denn wozu und welcher Grund sollte vorliegen? Das ist absurd.
Hunde klären das unter sich.
Und nun beleuchten wir mal, wie sich die Menschen, die ihre Hunde etwas klären lassen, ihren Hunden gegenüber verhalten. Sie möchten als Chef akzeptiert werden, sie selbst wollen ein so genannter “Rudelführer” sein! Mitnichten! Denn was machen sie denn? Sie überlassen ihre Hunde sich selbst. Helfen nicht, klären nicht, stehen nicht bei. Sie sind nicht verlässlich. Sie lassen ihre Hunde im Stich! Sie führen nicht!
Was macht ein Mensch, der tatsächlich der „Rudelführer“ ist? Der tatsächlich ein gewissenhafter und verlässlicher Partner für seinen Hund ist? Er lässt nichts klären. ER klärt, wenn es tatsächlich etwa zu regeln gilt!
Das Resultat, das am Ende dabei raus kommt, kann ein Hund sein, der solche Situationen falsch verknüpft. Er kann gelernt haben, dass seine Menschen ihn ganz sicher nicht beschützen, keine Führungsqualitäten haben und von nun an, das Zepter selbst in die Hand nehmen (müssen), um sich zu schützen und eben auch die Menschen, denn sie haben ja bewiesen, dass sie das gar nicht können.
Andersrum ist es natürlich auch furchtbar. Denn lassen Sie Ihren Hund solche Kämpfe austragen und er geht aus diesem Kampf als Sieger hervor, gibt es einen enormen Hormonschub. Beim nächsten Mal ist er schon nicht mehr unsicher und weiß genau, wie er sich verhalten muss … und lassen Sie ihn dann auch ruhig noch mal siegen – wunderbar! Jawoll! Und nun stehen Sie da mit Ihrem doch einst so lieben Rüden, der sich immer mit allen verstanden hat – und schwups – nun geht er auf alles los, was nicht bei drei mit Herrchen verschwunden ist. Denn diese Glückshormone sind einfach nur toll! Für Sie, als Mensch, bedeutet das unter Umständen ab jetzt Stress!
Wie verhält man sich aber nun, wenn Fremde der Meinung sind, dass die Hunde doch auch ruhig mal miteinander spielen können. Nun, wenn sich abzeichnet, dass sie es können, wunderbar – aber nur wenige fremde Hunde verstehen sich so toll, dass sie sofort unbekümmert in den Tag hinein spielen (wollen).
Niemand kann voraus sagen, wie sich die Hunde untereinander verhalten werden. Und es kann Ihnen auch niemand voraussagen, dass Sie Zeuge des Beginns einer wunderbaren Freundschaft werden. Und spätestens, wenn Ihr Gegenüber meint, Sie sollen die Hunde doch mal von der Leine lassen, die klären das schon unter sich: Nehmen Sie Ihren Hund und rennen! Laufen Sie, was das Zeug hält. Das können nicht nur die Menschen sein, die ihre Hunde nicht nur nicht (be)schützen, sondern dann auch völlig paralysiert zusehen, wie sich die Hunde verletzen und Sie sehen sich alleine gezwungen, die Hunde wieder auf Spur zu bekommen.
Hunde klären das unter sich.
Sollten Sie also auf die Menschen treffen, die nicht verstehen, dass Ihr Hund nicht mit dem anderen spielen will oder aus Ihrer Sicht nicht soll, dann diskutieren Sie bitte nicht. Erstens bringt es meist in dieser Situation gar nichts und zweitens haben die Hunde an sich sehr viel Zeit, sich gegenseitig zu fixieren und nicht nur ihre eigenen Energien zu verändern – Sie verändern sie bei der Diskussion auch und übertragen diese. Eine Spannung ist vorprogrammiert.
Sollten Sie also einen Hund haben, der mit anderen Hunden nicht so gut klar kommt, aber in Ihrem Verband super sozial ist, dann ist das völlig in Ordnung.
Zwingen Sie Ihren Hund auch nicht durch hunderte Hundeschulenbesuche dazu, sich mit jedem und Allem vertragen zu müssen. Das liegt überhaupt nicht in der Natur des Hundes.
Wenn Sie aber einen Hund haben, der sich mit jedem versteht und den Sie auch auf alle Hundetreffen mitnehmen (können), haben Sie immer einen Blick auf Ihren Hund. Sie wissen ja wie das so ist. Da quatschen die Menschen, reden über Gott und die Welt und die Hunde machen ihr Ding – bis einer aus der Reihe tanzt oder eine unvorhergesehene Situation auftritt und plötzlich gibt es eine im besten Fall Rangelei, in die oft dann nicht nur ein Hund beteiligt ist. Beobachten Sie Ihren Hund und auch die anderen, damit Sie erste Anzeichen bereits im Keim ersticken können.
Mir wurde mal gesagt, es wäre fast etwas langweilig, mit mir zu laufen, weil ich kaum rede. Stimmt, denn ich achte immer auf die Hunde und das Umfeld, laufe vorausschauend und versuche meine Hunde aus allen gefährlichen Situationen raus zu nehmen, bzw. diese Situationen erst gar nicht aufkommen zu lassen.
In diesem Sinne: Bleiben oder werden Sie ein verlässlicher Partner für Ihren Hund! “Hunde klären das unter sich” kann fatale Folgen in vielen Bereichen haben.
5 Kommentare
Hallo,
Super geschrieben ! Hatte erst heute wieder so ein Treffen, eine Dame hat einen 8 Monate alten Dalmatiner Rüden ( vermutlich bereits kastriert), wir haben uns an einer Wiese getroffen. Meiner war, weil wir kurz zuvor eine Strasse überquert hatten, an der Leine, mein Hund ist 2 Jahre alt. Sie nahm Ihren Dalmatiner, der sofort freudig winselte, an die Leine und zog ihn ganz weit von uns weg. Als ich fragte, wie alt und ob er krank sei, meinte sie ” Die Hundeschule hätte ihr gesagt, dass die Hunde an der Leine keinen Kontakt haben dürfen damit sie sich auf die Besitzer prägen, nicht einmal schnuppern, nur Kontakt ohne Leine denn dann,” jetzt kommt`s “Klären die Hunde das unter sich !” Also wenn die Hundeschulen das propagieren, wundert mich nichts mehr. LG Marion
Hallo Marion,
ja, und da fragt man sich auch ernsthaft, was einige Trainer an Wissen vorweisen müssen, um die sehr umstrittene Erlaubnis zur Ausbildung von Hunden zu erhalten.
Nette Grüße
Birthe Thompson
Danke, endlich sagt jemand was ich immer für meine Hunde tat und belächelt wurde ich sei überfürsorglich.
Ein sehr interessanter Artike, auch passend zu unserem großen Problem: Wir führen momentan noch eine Fernbeziehung, ich habe einen Entlebucher Rüden (5), mein Freund zwei Dalmatiner Rüden (10 und 13). Wir haben bislang einmal versucht, die drei zusammenzuführen, was nicht funktioniert hat. Auf neutralem Boden gingen die zwei Dalmatiner auf meinen los, Mein Freund ging dazwischen, dann ging es einigermaßen. Mein Entlebucher machte den Eindruck, als würde er sich unterordnen. Zuhause bei mir allerdings wollte er natürlich in seinem Revier Chefhund bleiben, der ältere und nicht kastrierte Dalmi akzeptierte dies im Gegensatz zu seinem jüngeren, kastrierten Kumpel nicht. Es gab immer wieder Reibereien und angehende Beißereien zwischen beiden Vollrüden, woraufhin wir die drei trennten und in separaten Räumen hielten.
Das Ganze ist natürlich doof, und wir haben uns fast damit abgefunden, dass es nicht funktioniert. Gibt es vielleicht doch einen Lösungsvorschlag? Wir wollen es eben auch nicht die Hunde unter sich klären lassen, da dies vermutlich beim Tierarzt endet.
Hallo Sabine,
ja, das müsste sich jemand anschauen, der wirklich Ahnung in der Zusammenführung von Hunden hat. Es gibt einige wenige gute Pensionsinhaber, die freie Hundegruppen führen. Sie können sehen, herausfinden, welche Hunde sich zusammen in eine Gruppe integrieren lassen. Als Beispiel …
Und dann müsste man auch mal wissen, wie die Erstbegegnung vonstatten ging. Zu empfehlen wäre, das nächste Mal, wenn ihr euch alle wieder trefft, die Hunde an Leinen zu führen. Viele gemeinsame Aktionen zu organisieren, also Spaziergänge und angenehme Erlebnisse zu schaffen. DAs kann Arbeit bedeuten, muss nicht unmöglich sein.
Es passen tatsächlich nicht immer alle Hunde zusammen. Ich würde euch empfehlen, in eurem Umkreis nach einer Fachfrau/ Fachmann Ausschau zu halten, die/der im Zusammenführen von Hunden sattelfest ist.
Nette Grüße
Birthe
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