Graue Schnauzen in Not – wenn Senioren zu Nothunden werden
Bei jedem Nothund, der zum Club Graue Schnauzen gehört und von dem wir Kenntnis bekommen, erfüllt sich unser Herz mit Schmerz. Keinem Hund mag man eine Trennung von seinem bisherigen Leben wünschen – na, gut, einigen sei es wirklich vergönnt, aber das sei hier nicht das Thema.
Für jeden Hund, der in diese Notsituation kommt, ist es schwer. Nun schreibe ich aber heute über Graue Schnauzen in Not und darum sind auch sie in meinem Focus.
Verliert ein Senior sein Zuhause, stürzt eine ganze Welt für ihn ein. Er verliert alles. Sein Zuhause, seine Menschen, seine Hundekumpels, alle Ressourcen, alles was ihm lieb und teuer ist und alles, was sein Leben ausgemacht hat, ihn zu dem machte, wer er heute ist – eine Graue Schnauze in einem tollen Alter.
Sein zufriedenes, gelerntes Leben, alle ihm bekannten Geräusche, der Tagesablauf … alles vorbei. Seine gelernte Kommunikation – alles wird sich nun verändern.
Im allerbesten Fall darf der Senior nun weiterhin in der Familie bleiben, wird von Mitgliedern dieser aufgenommen oder aber auch von einem Freund der Familie, der eventuell schon des Öfteren der benötigte Hundesitter war. Glück gehabt!
Doch dieses Glück haben die wenigsten.
Graue Schnauzen in der Abgabe in ein Tierheim.
Wird ein Senior in ein Tierheim abgegeben, ist er in Not, in richtiger Not. Welcher Hund bitte hat Chance auf ein Zuhause? Wer von den Grauen Schnauzen wird von Menschen tatsächlich so wahr genommen, wer wird sich für sie, einen Senior entscheiden? Da unsere Tierheime völlig überfüllt sind, sind die Möglichkeiten, Graue Schnauzen aufzufangen, wahrlich mehr als nur begrenzt. Wie vermag es einem solchen Hund wohl gehen? Unaufhörliches Hundegebell von allen Seiten … Kein Kuscheln oder Kontaktliegen mehr … alleine, selten in einen Auslauf gebracht, oftmals nur solange, bis die Geschäfte verrichtet wurden. Sichtschutz zwischen den Geländen, damit sich Hunde nicht in die Haare bekommen. Futter, das gerade vorrätig ist, ganz oft nicht unbedingt das beste, denn zu vielen Tierheimen geht es einfach zu schlecht. Hier ist man dann auch auf Spenden angewiesen, ja, auch auf Futterspenden und da kommt eben alles durcheinander …
Und dann stelle ich mir noch weitere Horrorszenarien vor, die leider auch vorkommen. Egal, ob der abgegebene Hund bereits ein Senior ist, wird er nach erster ärztlicher Untersuchung mal direkt kastriert. Unkastrierte Hunde werden eben nicht vermittelt … Ja, genau! Ich weiß gar nicht recht, ob ich das weiter ausführen muss – ich denke nicht!
Graue Schnauzen, die in ein Tierheim abgegeben werden und keiner der Liebhaber eines solchen gerade „eingelieferten“ Hundes ihn entdeckt, wurden abgegeben mit der Prognose: Im Tierheim verstorben.
Graue Schnauze in Pflegestellen
Ein viel größeres Glück haben die Hunde, die in eine Pflegestelle ziehen können, aber auch nicht einfach eben „nur“ eine Pflegestelle, sondern in eine mit Bleiboption. Die meisten guten Vereine lassen genau das zu; sie geben die Option, einen Hund in Pflege zu nehmen – mit Bleiboption. Natürlich werden Pflegestellenversager nicht so gerne gesehen, bricht dann doch immer diese eine weg und die Vereine oder Vermittler müssen neue aufbauen, aber bitte was kann dem Hund besseres passieren, als dass er nicht nochmal umziehen muss – eben auch in diesem Alter?
Graue Schnauzen mit neuem Wirkungskreis
Der Optimalfall in diesem Zusammenhang ist, wenn die Hundehalter, die ihren Schatz aus welchen Gründen auch immer, abgeben müssen, rechtzeitig nach einer neuen Familie suchen können. Klappt es nicht im eigenen sozialen Umfeld, stehen natürlich die Vereine zur Unterstützung beiseite oder auch einzelne Personen, die sich den Hunden verschrieben haben. Dann kann man ohne Druck nach den Menschen, nach dem Zuhause suchen, in dem die Graue Schnauze es genauso gut oder vielleicht sogar noch besser haben kann. Man hat Zeit, zu schauen, ob sich Menschen – vielleicht auch vorhandene Hunde – und die Graue Schnauze gut zurecht kommen können und den Umzug bedacht und gut organisiert vorbereiten. Leider finden sich nicht so sehr viele Menschen, die ein Heim für eine graue Schnauze bieten, was ich persönlich sehr, sehr schade finde. Und darum schreibe ich auch in einem weiteren Artikel darüber. Nämlich über die Grauen im Glück.
Zu dieser Artikelserie gehören folgende Beiträge: