Welche Formen der Demodikose gibt es?
Im ersten Teil zu diesem Thema habe ich versucht, Ihnen nahe zu bringen, was Demodikose an sich ist, dass diese Erkrankung jeden Hund treffen kann. Wie Sie eine mögliche Demodikose, hervorgerufen durch die Demodexmilben erkennen können und wie diese Krankheit vom Tierarzt diagnostiziert wird.
In diesem 2. Teil geht es nun um die unterschiedlichen Formen der Demodikose.
1. Lokalisierte, spontane Demodikose, Demodex canis
An dieser Form der Demodikose können alle Hunde erkranken. Meist trifft es die jüngeren Hunde im Alter um die Pubertät.
Diese Form ist relativ schlecht erkennbar, weil die Halter der Hunde diese oft gar nicht sehen. Hundehalter von Vierbeinern mit langem Fell haben es hier besonders schwer, einen eventuellen Befall von vermehrten Demodexmilben zu erkennen.
In der Regel zeigen die Hunde nur vereinzelte kahle Stellen auf. Liest man bei den Veterinären, erfährt man, dass diese Form der Demodikose meist nur wenige (meist ein bis fünf) Hautveränderungen, aufweist.
Erschwerend für das Erkennen dieser Erkrankung ist, dass diese Form meist zunächst ohne Juckreiz einhergeht. Aufmerksam jedoch sollte man werden, wenn die betreffenden Stellen eine leichte Rötung oder Schuppenbildung aufweisen.
Bei bakterieller Sekundärinfektion (eine Infektion, die durch eindringende Bakterien entsteht, hervorgerufen durch Kratzen und offene Hautstellen ) kann dann auch Juckreiz dazu kommen.
Oft wird diese Form der Demodikose an Kopf und Hals, aber auch an Gliedmaßen und Rumpf beobachtet. Darum spricht man dann auch von lokalisierter Demodikose, weil genau diese Erkrankung oder sagen wir die Symptome in der Regel immer an den gleichen Stellen auftreten, also z.B. Kopf, Hals, Rumpf oder Gliedmaßen.
Die lokalisierte Form kommt hauptsächlich bei Jungtieren unter einem Lebensjahr vor, kann aber auch beim erwachsenen Hund gelegentlich gesehen werden. Seltener werden Veränderungen an den Hinterbeinen und im Rumpfbereich gesehen. Die meisten Fälle treten im Alter von drei bis sechs Monaten auf und heilen spontan und ohne Behandlung wieder ab (KWOCHKA 1993, REDDY & RAO 1992, SCOTT et al. 2001).
Spontan heißt dann also auch in diesem Zusammenhang, dass diese Form der Demodikose zum einen meist bei Jungtieren auftritt und ohne weitere Behandlung sozusagen spontan auch wieder nachlässt.
Es gibt aber auch Erfreuliches zu der lokalisierten Demodikose zu berichten. Nach aktuellem Wissensstand ist diese Form der Demodikose nicht erblich und man muss über keinen Zuchtausschluss nachdenken. Zudem ist die lokalisierte Demodikose durch eine sogenannte Spontanheilung von etwa 90 % der Fälle gekennzeichnet.
Dennoch sollte hier ein Kontrollschabsel nicht vernachlässigt werden. Ihr Tierarzt wird Sie sicher darauf aufmerksam machen. Nehmen Sie das bitte ernst und lassen Sie Ihren Hund wirklich untersuchen, um auszuschließen, dass die Demodikose nicht doch in eine generalisierte Demodikose übergeht.
2. Lokalisierte, iatrogene (von außen verursachte) Demodikose, Demodex canis
Eine weitere Form der Demodikose, die unabhängig vom Alter auftreten kann. Ausgelöst wird sie durch eine örtliche Immunsuppression.
(Als Immunsuppression bezeichnet man die Unterdrückung einer Reaktion des Immunsystems, die durch die Begegnung mit einer fremden oder auch bekannten Substanz hervorgerufen wird, die durch einen externen Eingriff hervorgerufen wird. Diese Reaktion entspricht nicht dem normalen biologischen Prozess des Körpers.)
Möglich wären hier Injektionen von Depot – Kortisonpräparaten oder Läufigkeitsverhütungen, aber auch durch äußere Anwendungen wie etwas durch Kortisonsalben oder Cremes.
Iatrogen heißt in diesem Zusammenhang eigentlich, dass diese Form von Demodikose aufgrund einer Behandlung eingetreten ist – Injektion nicht richtig gesetzt oder auch nicht vertragen, oder ähnliches. Oder aber es ist eine unerwünschte Nebenwirkungen auf die Injektion. Also eine Erkrankung, die zwar ärztlich verursacht, aber nicht vorhersehbar war.
Erkennbar ist diese Form der Demodikose an einzelnen Hautstellen, im Grunde dort, wo die Injektion gesetzt wurde oder aber dort, wo man beispielsweise kortisonhaltige Salben usw. auftrug. Diese Stelle dann zu sehen, ist wieder mal für Halter von kurzhaarigen Hunden einfacher, während die Freunde von Langhaarhunden diese Erkrankung sehr schwer erkennen.
Aufmerksam müssen Sie werden, wenn Sie Haarverlust erkennen, genau wie bei der 1. Form, Rötung der Haut erkennen, sich Pusteln und Krusten bilden. Der Juckreisz setzt mit einer möglichen bakteriellen Beteiligung der Regionen ein.
Auch wenn diese Form nicht unbedingt eine der schlimmsten ist, ist diese jedoch unheimlich hartnäckig und kann bis zu einem Jahr lang andauern. Meist klingt diese dann auch mit dem Abklingen des Depots ab. Das heißt, lässt die Wirkung des verabreichten Präparats nach, werden meist die Stellen auch wieder ohne weitere nötige Behandlungen abklingen und anheilen. Danach normalisiert und erholt sich die Haut wieder.
Ist dieser Krankheitsverlauf etwas schwieriger, bedingt durch eine sekundäre bakteriellen Infektion und nachgewiesenen lebenden Milben, muss der Tierarzt mit antibakteriellen Mitteln Abhilfe leisten.
Gute Nachricht auch hier für Züchter. Diese Form der Demodikose ist züchterisch natürlich auch nicht relevant.
3. Generalisierte, erbliche Demodikose, Demodex canis
Die generalisierte, erbliche Demodikose trifft meist die Hunde zwischen 1,5 und 2 Jahren.
Zeigen Hunde Symptome, ohne dass es zu einer Immunsuppression gekommen ist, geht man von einem erblichen Immundefekt aus.
Generalisiert in diesem Zusammenhang heißt, dass die Demodikose zunächst zwar lokalisiert auftritt, aber sehr schnell eine Generalisierung erfolgt, sprich, sich die Demodikose über den ganzen Körper verteilen kann.
Erkennbar ist diese Form der Demodikose natürlich wieder am Haarverlust, Rötungen der Haut und bei vielen Hunden entsteht die klassische Brille. Ganz häufig beginnt diese Form der Demodikose an den Vorderläufen. Also Kopf und Vorderläufe sind zunächst betroffen.
Leider treten auch hier vermehrt bakterielle Sekundärinfektionen auf. Sie zeigen sich durch Pusteln, extremen Juckreiz (eben durch diese Infektion) , aber auch durch geschwollene Lymphknoten. Diese Form der Erkrankung geht auch oft mit einem schlechten Allgemeinbefinden und Fieber einher.
Oft kann man Fistelbildungen erkennen und die Hunde leiden unter Schmerzen.
Wenn Sie vermehrt Mitesser auf der Haut Ihres Hundes sehen, sollten Sie auch einen Arzt aufsuchen. Sie können einen Hinweis auf eine Erkrankung sein.
Es ist hier tatsächlich Vorsicht geboten, denn durch die Entzündungen und eine damit entstehende mögliche Sepsis durch eine Blutvergiftung, herbeigeführt durch Bakterien, kann eine nicht behandelte Erkrankung zum Tod führen.
Man unterscheidet zwei Formen der generalisierten Demodikose. Die juvenile Form tritt bei wachsenden Hunden meist im Alter von drei bis 18 Monaten auf. Es ist aber nicht ungewöhnlich, bei Hunden über zwei Jahren die Diagnose juvenile Demodikose zu stellen. Diese Hunde leiden meist seit Welpenalter unter einer chronischen Hauterkrankung, welche bislang noch nicht diagnostiziert wurde (SCOTT et al. 2001).
Wenn die generalisierte Demodikose bei ausgewachsenen Hunden auftritt, spricht man von der adulten Form der Demodikose (SCOTT et al. 2001). Die adulte Form ist seltener und tritt bei ungefähr 30 % aller Hunde mit Demodikose auf (DUCLOS et al. 1994).
Bei dieser Form von Demodikose ist ein Zuchtausschluss angeraten. Betroffene Hunde sowie die Elterntiere sollten sofort aus der Zucht genommen werden.
Foto: S. DiehlDemodikose: Schnauze
4. Generalisierte Demodikose aufgrund iatrogener oder spontaner Immunsuppression, Demodex canis
Tritt eine generalisierte Demodikose bei einem älteren Hund auf, muss auch diese späte Erkrankung sehr ernst genommen werden.
Was heißt das?
Immunsuppression:
Eine Immunsuppression ist die durch einen Eingriff von außen erfolgte und nicht den normalen biologischen Prozess entsprechende Unterdrückung einer Reaktion des Immunsystems auf die Konfrontation mit einer fremden oder auch bekannten Substanz.
Iatrogene Immunsuppression:
Iatrogen, wir hatten das schon erklärt, bedeutet, dass dieses durch eine ärztliche Behandlung ausgelöst wurde. Hier beispielsweise eben durch die Gabe von Medikamenten. Ein Ausbruch von Demodikose konnte bei der Behandlung nicht vorhergesehen werden. Oder aber auch durch eine gesetzte Injektion.
Ausgelöst wird die Erkrankung durch mögliche immunsuppressive Medikamente. (Medikamente, um das Immunsystem zu unterdrücken). Diese Medikamente greifen auf sehr unterschiedliche Weise in das Immunsystem ein. Sie sind zwar sehr effizient, haben aber auch häufig Nebenwirkungen)
Spontane Immunsuppression:
Eine spontane Immunsupression tritt beispielsweise bei Tumorerkrankungen auf. Auch Stoffwechselerkrankungen sowie einige Leberkrankheitsbilder können zu einer spontanen Immunsupression führen.
5. Demidikose der Pfoten, die Pododemodikose, Demodex canis
Bei dieser Form der Demodikose sind die Pfoten betroffen. Anzeichen sind ein vermehrets Lecken der Pfoten. Hier kann eine Erkrankung durch Demodexmilben vorliegen.
In häufigen Fällen sind die Pfoten geschwollen, die Hunde zeigen Schmerzen und auch Lahmungen. Die Pfoten können bakterielle Infektionen aufweisen.
6. Demodikose durch Demodex cornei
Diese Form der Erkrankung an Demodikose ist relativ neu. Denn sie wird durch eine weitere entdeckte Milbenart hervorgerufen. Da man noch nicht so viel über diese Milbe weiß, ist es auch noch unklar, ob diese Art überhaupt zur normalen Hautflora des Hundes gehört.
Dennoch, auch diese Form zeigt sich durch Rötungen der Haut, Schuppenbildungen und einem Juckreiz.
7. Demodikose durch Demodex injai
Die Milbe Demodex injai scheint vor allem in den Talgdrüsen zu leben und wird im Zusammenhang mit fettiger Haut gefunden. Die Erkrankung führt zu schlechter Haarqualität mit Fellverlust und unterschiedlich starkem Juckreiz besonders auf dem Rücken.
8. Otodemodikose
Eine weitere Sonderform ist die Otodemodikose. Hierbei lassen sich zahlreiche Demodexmilben in bräunlicher Substanz der Ohren nachweisen. Diese Form tritt meist im Zusammenhang mit einer Störung des Haut – Fellbildes im Gesichtsbereich auf.
Hinweis!
Sie sollten wirklich einen Tierarzt aufsuchen. Einen Heilpraktiker und/ oder Homöopathen hier zur Hilfe zu nehmen, wird meist erfolglos sein. Diese Milben, diese Parasiten, sind extrem widerstandsfähig und müssen tatsächlich tiermedizinisch bekämpft werden.
Über Therapien und Behandlungsmöglichkeiten habe ich extra nichts geschrieben. Ich bin kein Tierarzt und werde also demzufolge nichts dazu (ab)schreiben. Ihr Tierarzt des Vertrauens wird Sie und Ihren Hund bei einer Erkrankung an Demodikose mit seinem Wissen zur Seite stehen.
Wir wünschen Ihnen eine gute Tiergesundheit und dass sich Ihr Hund rundum wohl fühlt!
Foto: S. Diehl
Diesem Artikel, dem Beitrag zu Demodikose ging der Teil 1 – Die Übersicht – voraus! Bitte lesen Sie auch den 1. Teil zum besseren Verständnis.