Thema heute: Eichenprozessionsspinner
Von der Raupe zum Nachtfalter
Glauben Sie das? Schon wieder ein Artikel über Tierchen, die wir nicht brauchen …
Heute nun geht es um die Eichenprozessionsspinner. Oh Gott, sagen Sie, was ist das nun schon wieder? Ich glaube, die meisten von uns kennen sie, nehmen sie vielleicht aber gar nicht wahr, solange wir mit ihnen nicht in Kontakt kommen oder mit ihnen zu tun haben – vor allem aber auch unsere neugierigen Hunde nicht.
Nun aber mal Klartext:
Was sind denn nun Eichenprozessionsspinner?
Eichenprozessionsspinner gehören laut Rentokil zu den kriechenden Insekten. Wobei diese Einstufung, zumindest für mich, irreführend ist. Es mag aber sein, dass es Sinn macht, da hier in diesem Fall das Stadium der Raupe schädlich ist.
Um einen genaueren Einblick hierzu zu erhalten, muss man wohl mal kurz auf die Biologie eingehen. Ich fasse mich kurz:
Bis der Eichenprozessionsspinner ein erwachsenerer Nachtfalter wird, durchläuft er einen Entwicklungszyklus vom Ei über 6 Raupenstadien, der Puppe bis eben hin zum Nachtfalter.
Sein Name erhielt der Eichenprozessionsspinner durch seinen Lebensraum, nämlich der Eiche. Hier, in der Baumkrone der Eichen, werden die zwischen 100 bis 200 Eier von den Weibchen im Spätsommer abgelegt. Dort überwintern sie auch, bis sie im nächsten Jahr etwa im April bis Mai schlüpfen.
Ab da geht’s los. In den ersten beiden Entwicklungsphasen sind die Eichenprozessionsspinner für uns noch unbedeutend, aber dann … ja, dann … , denn sie beginnen mit der 3. Phase schon 2 verschiedene Arten von Haaren zu bilden. Sie haben das bestimmt schon mal gesehen. Die kleinen, doch eigentlich ganz hübschen Raupen, die so haarig aussehen. Wenn nun also die Raupen schlüpfen, beginnen sie, ihre giftigen Raupenhaare auszubilden.
Wenn Sie genauer hinsehen, können Sie etwas längere Haare sehen, beobachten Sie aufmerksam auch die kleineren Härchen. Das sind die Brennhaare, die sich bei Bedrohung aufrichten. Diese Brennhaare beinhalten das Gift. Eichenprozessionsspinner besitzen etwa eine halbe Million giftiger Brennhaare.
Diese Gifthaare, Brennhaare, sind genau das Übel für uns Menschen und unsere Tiere. Es sind also die Raupenhaare, will man es kurz fassen, die enormes Unheil anrichten können, wenn wir nicht bescheid wissen.
Das Fatale bei diesen Raupen ist, dass man hier von einem Gefährdungszeitraum von einem ganzen Jahr sprechen kann.
Warum? Weil sich seine gefährlichen Brennhaare nicht nur in der Umgebung ehemals befallener Eichen (Unterholz, Bodenbereiche) anreichern, sondern insbesondere alte Gespinstnester auch noch nach Monaten und Jahren ihre schädliche Wirkung entfalten können.
Kommen Brennhaare, Nester oder Kokonreste der Eichenprozessionsspinner in Kontakt mit der Haut und/ oder den Schleimhäuten, entfaltet das Eiweißgift Thaumetopein seine Wirkung und kann Symptome wie Raupendermatitis, Hautausschlag, allergische Reaktionen sowie Entzündungen der Augenbindehaut, des Rachens, der oberen Luftwege sowie andere Krankheitsbilder verursachen. Bedenken Sie bitte, welche Schäden solche Haare erst an der Hundezunge anrichten können! Sie wissen ja, wie neugierig unsere Vierbeiner manchmal so sind. Oft reicht es nicht nur zu gucken, sie müssen auch mal eben kurz mit der Schnauze ran, mal ablecken. Oder was, wenn Ihr Hund so ein Haar mit den Widerhaken einatmet?
Wie bereits geschrieben, besteht die Gefahr ganzjährig, aber wie das so ist, es gibt natürlich Zeiten, in denen eine erhöhte Gefahr ausgeht. Das ist der Zeitraum zwischen Ende Mai bis September.
Man möge glauben, dass nun mit mit dem fertigen Schmetterling um die Monate Juli/ August mit der Verpuppung die Gefahr gebannt ist. Leider nein! Die in den Nestern verbliebenen Haare und Kokonreste werden natürlich durch den Wind weitergetragen. Und somit können Sie sich eben auch vorstellen, wie diese Haare auch auf unseren Boden gelangen.
Besonders sollte die Gruppe Acht geben, die viel in Wäldern unterwegs ist. Aber auch Parks, Grünanlagen usw. sind gefährdete Gebiete.
In früheren Jahren konnte man nachlesen, wo speziell Regionen sind, in denen eine Gefahr im roten Bereich angezeigt wurde. Das kann man heute nicht mehr als Richtlinie nehmen, denn diese Raupen kommen mittlerweile wirklich überall vor.
Es gibt, beschäftigt man sich mit dieser Raupe eingehender, auch Warnhinweise an die Zielgruppe, die Brennholz abnehmen. Auch hier besteht ein erhöhtes Gefahrenrisiko.
Worin äußern sich Symptome, was kann nach einem Kontakt mit solchen Haaren passieren?
• Müdigkeit
• Fieber
• allergische Schockreaktionen
• Juckreiz
• insektenstichartige Blasen
• Quaddeln
• Schwere Bindehautentzündungen
• starke Rötungen und Schwellungen der Augenlider
• Lichtempfindlichkeit
• Entzündungen im Rachenbereich durch Einatmen
• Schleimhautreizungen
• Bronchitis
• Asthma
Der Tierarzt Frank Lausberg schreibt hierzu:
„… Während beim Mensch hauptsächlich Hautsymptome zum Tragen kommen, sind Hund und Katze durch ihr Fell geschützter, allerdings kommen sie dafür durch bspw. neugieriges Beschnuppern oder Stöbern, die geringere Distanz von Augen, Nase und Mund zum Boden sowie durch das Ablecken des Felles viel häufiger und schwerwiegender über die Schleimhäute der Bindehäute, des Mund- und Rachenraumes und der Atemwege in die Bredouille.“
„Von der lokalen Quaddel bis zum lebensbedrohlichen Allergieschock ist eine breite Palette an Schadwirkungen möglich und beschrieben. Beim Mensch ist neben den auch bei Hund und Katze auftretenden Erkrankungen/ Schädigungen der Schleimhäute v.a. eine zunächst typische Nesselsucht (Brennen der Hautkontaktstelle, Quaddel/ Hautödem mit Rötung) bekannt, die später oder auch ohne vorherige Sofort-Anzeichen zu einer bis zu zwei Wochen andauernden papulösen Dermatitis führt. Bei Hund und Katze ist davon auszugehen, dass eine typische allergische/ pseudoallergische Reaktion der Haut sich vornehmlich im Kopfbereich zeigen wird, bzw. dort, wo die Haut kaum oder gar nicht von Fell geschützt wird. Besonders das sogenannte Angio-Quincke-Ödem, eine allergische Sofortreaktion der Haut und Unterhaut im Kopfbereich ist zu erwarten. Hierbei schwillt das Gewebe der Haut und Unterhaut besonders um die Augen, um die Schnauze herum und auf dem Nasenrücken massiv und sehr schnell an.
Bei Kontakt mit den Bindehäuten ist eine stark juckende und massive Bindehautentzündung (Rötung/ Schwellung) typisch.
Durch Einatmen oder Ablecken der Raupenhaare wiederum kommt es zu heftigen allergischen und entzündlichen Reaktionen der Schleimhäute der Atemwege und des vorderen Verdauungstraktes. Bedrohlich wird dies unter Umständen, wenn die Atemwege durch Schwellung verlegt werden (Zunge/ Rachenbereich). Auch bleibende massive Schäden an Zunge und Mundschleimhaut habe ich bei einem Hund (aus dem Mittelmeerraum) bereits gesehen. In den Atemwegen kann eine Bronchitis und schwere Asthmasymptomatik ausgelöst werden. Auch ein allergischer Schock und andere systemische Krankheitsanzeichen wie Fieber und Erbrechen sowie Lethargie sind beschrieben.“
Das heißt also:
Hatten Sie Kontakt mit diesen Raupenhaaren, und haben einige dieser Symptome oder aber auch nur eine Störung Ihres Allgemeinbefindens, allergische Reaktionen oder ähnliches, sollten Sie dringend und sofort einen Arzt aufsuchen.
Zudem rät Rentokil dazu:
• Meidung der Befallsareale.
• Keinesfalls Gespinstnester oder Eichenprozessionsspinnerraupen berühren.
• Schutz unbedeckter Körperbereiche wie vor allem Nackenpartie, Hals, Arme und Beine.
• Bei Kontakt mit Raupenhaaren trotz Juckreiz nicht kratzen, sofortiger Wechsel der Kleidung, intensives Abbrausen + ausgiebige Haarwäsche.
• Giftige Raupenhaare können mit Klebestreifen von der Haut entfernt werden.
• Kontaminierte Kleidung bei 60 Grad in die Waschmaschine, um Raupenhaare auszuwaschen.
• Verzicht auf Holzarbeiten wie Ernte- und Pflegemaßnahmen in betroffenen Gebieten, solange keine Entwarnung vor akuter Gefahr gegeben wurde.
Sie sehen, liebe Leser, diese kleinen süßen , haarigen Raupen sind echt nicht ohne. Da kann man sich tatsächlich vorstellen, wie es unseren Hunden erghet, kommen sie mit diesen Haaren in Kontakt. Sie befinden sich ja noch wesentlich näher am Boden als wir.
Und so sieht dann der ungefährliche Nachtfalter aus:
Quelle: Rentokil, Wikipedia, TA Frank Lausberg