Schlepp- Schweißleinen und Schweißhalsungen
In der Hundehaltung kommen wir oft an der Arbeit mit einer Schleppleinen nicht vorbei.
Heute soll es um die Schleppleinen an sich gehen, nicht um das Training. Das sollten Sie mit erfahrenen Hundehaltern und/ oder Trainern absolvieren.
Ich werde Ihnen in diesem Artikel nur einige Begriffe, Tipps und Informationen zu den Schleppleinen und Handling geben.
In einem weiteren Artikel erkläre ich Ihnen so gut es geht, die Theorie zur praktischen Arbeit mit der Schleppleine
Immer wieder lesen wir von einer Schleppleine. Manchmal eben auch von Schleppleinentraining. Verwirrend dann, wenn wir von Schweißleinen, Schweißhalsungen, Feldleinen usw. lesen. Was ist denn was und wozu brauchen Hundehalter welche Leinen?
Zunächst einmal ein paar Begriffe.
Schweißleine:
Schweißleinen und Schweißhalsungen benötigen Jagdhunde in Arbeit. Es sind Schweißhunde, die solche Halsungen tragen und für die Sie auch solche Schweißleinen benötigen. Schweißleine wird auch Schweißriemen genannt. In der Jägersprache ist es ein zur Nachsuche benötigter, stabiler Riemen.
Schweißhalsung:
Eine Schweißhalsung dient dazu, einen Hund auf einer Schweißfährte zu führen. Schweißhalsungen werden meist im jagdlichen Umfeld gebraucht. Auch im sportlichen Bereich werden Sie diese Halsungen sehen können. Denn beispielsweise auf Fährtensuche werden grundsätzlich Halsungen ohne Zug eingesetzt.
Die Inneneinlage ist beispielsweise wie hier auf dem Foto mit Aluminium verstärkt, sodass sich die Halsung unter Zug nicht zusammenziehen kann und den Hund wohlmöglich am Atmen hindert.
Diese Schweißhalsung hier auf dem Foto besteht zudem aus einer dicken Neoprenpolsterung, die für einen hohen Tragekomfort sorgt. Das Material ist so gewählt, dass es kein Wasser aufnimmt. An den Schweißhalsungen werden Schweißriemen/ Schweißleinen befestigt.
Schweißhalsungen sind immer sehr komfortabel für die Hunde. Sie beengen nicht noch würgen sie. Ein in Arbeit befindender Hund wird immer ein sehr qualitativ hochwertiges Halsband/ Halsung von seinem Führer erhalten.
Geschirr:
In der normalen Hundehaltung werden Hunde an Geschirren geführt. Auch im sportlichen Bereich.
Nun zur Schleppleine
Schleppleine:
Eine Schleppleine ist eine lange, sehr leichte Leine, die am Geschirr des Hundes befestigt wird. Viele Hundehalter fragen mich, wie lang eine solche Schleppe sein soll. Nun, es kommt darauf an. In erster Linie richtet sich die Wahl der Schleppleine nach Ihrem Hund. Genauer, nach dem Gewicht Ihres Hundes und klar, auch nach Ihrer Verfassung, sprich, Ihrer Standfestigkeit oder einfacher gesagt, wie stark Sie sind. Sie sollten im jedem Fall eine in sekundenschnelle gespannte Schleppleine auch halten können also, Ihren Hund halten können. Sie kennen das sicher aus dem Physikunterricht. Da wirken nämlich dann ordentliche Kräfte … Wenn so ein Hund antritt, kann man schon mal schnell hinterherfliegen oder sich die Hände verbrennen, aber auch beide Arme brechen … Das habe ich alles schon gesehen.
Mal zur Verdeutlichung:
Sie wiegen etwa 60 kg. Ihr Hund vielleicht 35 kg. Ihre Schleppleine ist 10 m lang.
Ihr Hund bekommt einen Impuls und fängt an, zu beschleunigen – sagen wir mal, bis zum Zug also bis die Leine gespannt ist, hat Ihr Hund ca. auf 20 km/h beschleunigt …
Das heißt, um die Kraft auszurechnen, errechnen wir zunächst mal Masse mal Beschleunigung. Dazu benötigen wir erst die Geschwindigkeit. Gehen wir also davon aus, dass Ihr Hund in 2 Sekunden 10 Meter zurücklegt, so braucht er 1 Sekunde für 5 Meter.
Nun können wir die Kraft wie folgt errechnen: 35 kg x 5 m/s = 175 Newton.
Was heißt das genau?
1 Newton ist die Kraft, die benötigt wird, um einen Körper von einem Gewicht von 1 kg auf 1 m/s zu beschleunigen. Das heißt in etwa, dass das 17,5fache des Gewichts der Person (hier 60 kg) im ersten Ruck (der Ruck, der Sie erreicht, wenn die Leine an Ihnen und somit auch am Hund ruckt) auf die Person einwirken.
Sie können sich also vorstellen, was für eine Kraft da plötzlich auf Sie einwirkt. Haben Sie dann die Leine etwa in der Hand … oder sogar am Körper befestigt oder Sie stehen falsch auf der Leine, können Unfälle oft gar nicht vermieden werden.
Wie viel Kraft haben Sie nun am Ende der Leine, die Sie bändigen, aufhalten, stemmen müssen?
Haben Sie einen großen, kräftigen Hund, arbeiten Sie zunächst mit einer kürzeren Schleppleine, 5m. Haben Sie einen kleinen Hund, beispielsweise einen Yorkie, ja dann können Sie auch eine 15 – 20 Meter lange Schleppleine benutzen.
Also, überlegen Sie gut, wie lang Ihre Schleppleine für Ihren Hund sein sollte. Eigentlich benutzt man diese ja im Training. Gerade im Anfang eines sicheren Herankommens, in der Arbeit mit dem Abbruchsignal und natürlich im Antijagdtraining, sozusagen. Eine Schleppleine soll dem Hund genügend Raum geben, aber im Radius begrenzen.
Die Wahl der Schleppleine
Eine richtig gute Schleppleine ist Gold wert. Sie können in jeder Preisklasse fündig werden. Eine gute Schleppe ist aber für die regelmäßige Arbeit unerlässlich. Gute und sichere Schleppleinen bestehen meist aus Nylon, sind wasserabweisend, leicht, sie können in der Regel auch ohne Handschuhe genutzt werden und sie verknoten nicht so einfach. Neuere sehr gute Schleppleinen bestehen aus Beta-Biothane. Der Vorteil hier ist, dass sie die guten Eigenschaften der Lederleinen haben, aber nicht so gepflegt werden müssen, zudem haben sie tolle und sichtbare Farben, die eine gute Sichtung garantieren.
Auch die Breite der Schleppleine ist von Bedeutung. Haben Sie größere, schwere Hunde, sollten Sie darauf Acht geben, dass die Schleppleine einen Ihrem Hund angepassten Durchmesser hat. Zum einen beugen Sie durch die Wahl der Schleppe Verbrennungen vor, zum anderen aber auch geht es hier um Reißfestigkeit. Nehmen Sie für einen großen, schweren Hund eine zu dünne und fipsige Leine, kann Sie Ihnen schnell auch eben im Zug reißen – nicht hilfreich.
Wie Sie sich denken können, hat die Wahl der Schleppleine natürlich auch Auswirkungen auf das Gewicht dieser. Darum sollten Sie diese wirklich für IHREN Hund kaufen. Benutzen Sie nämlich eine Schleppe für Ihren Westhighland Terrier Ihrer Nachbarin, die eine Deutsche Dogge führt, dann könnte sich Ihr Westie äußerst unwohl fühlen, wenn er so ein Gewicht hinter sich herziehen soll.
Zubehör:
Ruckdämpfer:
Beginnen Sie mit der Arbeit mit der Schleppleine, bewährt sich auch ein Ruckdämpfer. Dieser wird zwischen dem Geschirr und der Schleppleine befestigt.
Ich denke, ich muss nicht darauf hinweisen, dass Schleppleinen grundsätzlich am Geschirr befestigt werden müssen? Das erklärt sich schon durch die Kraft, die entsteht, wenn Ihr Hund losrennt und Sie ihn über die Länge der Leine abbremsen … Die gesundheitlichen Schäden, die am Hals- Halswirbelsäule entstehen, können Sie sicher erahnen, trägt Ihr Hund ein Halsband.
Zurück zum Ruckdämpfer. Dieser ist tatsächlich gut für Ihren Hund als auch für Ihren Rücken. Er federt den ersten Ruck etwas ab.
Handschuhe:
Es hat sich bewährt, Handschuhe zu tragen. Wir greifen auch auf diese zurück, wenn wir ins Training im Gelände gehen. Aber auch bei unseren Nothunden, zogen wir Handschuhe bei der Arbeit mit der Schleppe vor.
Es gibt unterschiedliche Handschuhe, die hierfür geeignet sind. Fast überall finden Sie hierzu Modelle. Wir selbst kaufen diese in einem Army – Laden. Sie sind vom Material super, manchmal auch ganz stylisch und vor allem kosten sie kein Vermögen. Denn im Durchschnitt benötigen jeder 2 – 3 Paar im Jahr.
Festes Schuhwerk:
Arbeiten Sie mit der Schleppleine, sollten Sie unbedingt festes Schuhwerk tragen. Ein sicherer Schuh, sprich, ein sicherer Stand im Schuh, ermöglicht es Ihnen, auch mal eben kurz auf die Schleppleine zu treten, um Ihren Hund aufzuhalten.
Schmutzige Kleidung:
Als Schleppleinenarbeiter werden Sie in der Regel stets noch dreckigere Kleidung tragen als sonst. Schleppleinen sind immer dreckig. Sie ziehen sich durch Pfützen, Dreck und Schlamm. Es wird nicht möglich sein, wenn Sie wirklich mit dieser arbeiten, sauber zu bleiben.
Unfälle vermeiden Hund:
Die Schleppleine wird am Geschirr des Hundes befestigt. Dadurch erleidet Ihr Hund keine Schäden durch die enorme Kraft, die auf die Halswirbelsäule wirkt, wenn sie im Zug ist. Eine Schleppe soll über den Rücken laufen, auch das ist durch das Geschirr gegeben. Sitzt das Geschirr richtig, sitzt auch die Schleppe.
Viele Hundehalter behelfen sich am Ende der Leine mit einem Knoten, sodass die Schleppe nicht durch die Hand gleiten kann. Ja, kann man machen, man sollte allerdings dann immer etwas mehr Acht darauf geben, dass der Knoten nicht irgendwo im Gebüsch oder am kantigen Stein hängen bleibt. Das Gleiche gilt dann auch für Leinen mit Griff.
Der Hund soll also eine fast nicht merkbare Leine am Geschirr hinter sich herziehen.
Normalerweise lässt man Hunde an der Leine ja nicht spielen. Mit der schleppleine scheint dieses Tabu etwas gebrochen. Laufen Hunde an der freien Schleppe zu anderen Hunden hin, dann fühlen sie sich frei, obwohl sie eine Leine am Geschirr haben. Bitte bedenken Sie aber, dass sich die Leine um die Beine der ganzen Vierpfotler wickeln wird. Das kann zu Unfällen, aber auch unerwünschten Situationen führen.
Ein nicht achtsames Handling mit der Schleppleine kann bei Ihrem Hund Blockaden verursachen. Blockaden durch das Hängenbleiben an Gestrüpp oder Steinen, beispielsweise. Auch kann sich Ihr Hund Zerrungen, Stauchen und Abrisse zuziehen.
Unfälle vermeiden Mensch:
Wenn Sie Neueinsteiger sind, werden Sie anfangs die Leine in der Hand halten. Bitte lassen Sie sich nicht ablenken. Wenn Sie mit einem Partner laufen, dann reden Sie bitte nicht über Gott und die Welt, sondern haben Sie Ihre Augen und Gedanken wirklich nur bei Ihrem Hund. Sie müssen ihn tatsächlich genau beobachten, vor ihm alles sehen, sofort erfassen, was Ihr Hund vorhat.
Achten Sie bitte auf sich selbst. Da Ihr Hund um Sie herumläuft, hin und her und ja auch mit Ihnen arbeitet (arbeiten, interagieren soll), kann sich die Leine auch um Sie und Ihre Beine verheddern. Eine so leichte und kaum merkbare Schleppe kann ein enormes Unfallrisiko darstellen, wenn Sie plötzlich über diese gespannte fallen. Seien Sie bitte IMMER aufmerksam und vorsichtig.
Prescht Ihr Hund vor und Sie führen die Schleppe in der Hand, besteht die Gefahr, dass Sie durch das schnelle Hindurchgleiten der Leine erhebliche Verbrennungen der Handflächen davontragen. Bitte achten Sie wirklich darauf, wo die Leine am Boden läuft. Sie können tatsächlich stürzen, sich enorme Verletzungen zuführen und auch, wie ich selbst bei einer erfahrenen ehemaligen Tierschutzkollegin erleben musste, beide Arme brechen. Also bitte VORSICHT!
Zusammenfassend: Wozu soll eine Schleppleine nun gut sein?
Die Schleppleine dient zum Training. Sie ist nicht dafür geeignet, Ihrem Hund an einer langen Leine laufen zu lassen. Sie üben an der Schleppe im Alltag wichtige Kommunikationsregeln wie „Komm“, „Hier“ oder ähnliche für Sie hilfreiche „Kommandos“.
Sie trainieren mit Ihrem Hund, einen gewissen Radius nicht zu überschreiten. Sie Schleppe können Sie variieren. Läuft Ihr Hund ruhig und sicher bei Ihnen, können Sie ihm mehr Raum geben.
Ein Schleppleinentraining sollte man nicht unbedingt ohne Einführung beginnen. Es ist nicht unsagbar schwer und Sie müssen auch nicht ewig lange Kurse dazu besuchen. Manchen Hundehaltern reicht es, sich ein Buch vorzunehmen und die wichtigsten Schritte im Training zu lesen. Andere wiederum lassen sich ein solches von erfahreneren Hundehaltern zeigen. Manche Hundehalter fragen in ihrer Hundeschule nach. Wie auch immer Sie sich entscheiden, welche Art der Einführung Sie wählen – wählen Sie aber bitte eine und gehen nicht unvorbereitet in ein solches Training. Auch das „WIE“ auf die Leine treten, sollten Sie sich unbedingt zeigen lassen. Es ist nicht selten vorgekommen, dass Hundehalter durch den Zug der Leine unter dem Schuh, plötzlich stürzen – auch mir ist das schon passiert. Ganz schlimm dann, wenn Sie die Schleppe in der Hand halten, sich zudem auf sie stellen und dann im falschen Winkel stehen – sie werden stürzen. Also bitte, nehmen Sie die Arbeit mit dieser Leine nicht auf die leichte Schulter.
Am Anfang des Trainings arbeitet man mit einer kurzen Schleppleine oder aber verkürzt diese auf etwa 4 Meter. Dann arbeiten Sie quasi noch aus der Hand heraus (bitte Handschuhe nicht vergessen). Sitzen Kommandos wie „Komm“ gut, dann nehmen Sie die volle Länge der Schleppe und lassen Sie am Boden schleifen. Darum schon alleine, weil zum einen das erlernte Kommando schon sitzen sollte und zum anderen dann auch, weil Sie größere Hunde an der Schleppe einfach nicht halten können, jedenfalls nicht mehr, wenn die Leine länger als 10 Meter ist. Sie können sich die Kraft, wie oben beschrieben, die auf Sie wirkt, ja ausrechnen.
Fazit:
• Im Training ist die Schleppleine wirklich ein hervorragendes Instrument, um mit Ihrem Hund erfolgreich zu arbeiten.
• Auch wenn Sie als Pflegestelle für Nothunde arbeiten, ist die Schleppleine eine richtig gute Methode, mit dem Hund zu agieren.
• Die Wahl und die Länge der Leine soll sorgsam gewählt werden.
• Zu einer Schleppleine gehört auch ein Geschirr!
• Nur Arbeitshunde sollten eine Schweißhalsung tragen.
• Schleppleinen nutzt man im Anfangstraining, um dem Hund zum einen Auslauf zu gewähren und nicht nur an der Führleine zu halten und ihm somit einen angemessenen Radius der Bewegung nahe zu bringen. Außerdem können Sie an der Schleppleine wichtige „Kommandos“ wie „Komm“ und „Hier“ trainieren.