Die Leinenführigkeit Teil 1
Leine und Führung
Die Leinenführigkeit scheint eines der größten Thematiken unter uns Hundehaltern zu sein. Gerade auch Freunde großer Hunde sehen sich oft außerstande, ihren Vierbeiner locker an der Leine zu führen.
Hundeschulen werden besucht, was auch sehr löblich ist und irgendwie scheint vieles oft auf dem Platz zu funktionieren, aber im eigenen sozialen Umfeld geht wieder der Hund mit dem Halter spazieren.
Oft ist zu sehen – ich will sicher nicht angreifen – es ist nur ein Spiegel meiner Erfahrungen und sicher nicht verallgemeinernd gemeint – es sind oft die Frauen, die speziell große Hunde nicht sicher und locker an der Leine führen können. Leider ist es auch vermehrt ein Grund zur Abgabe geworden. Durch die Unsicherheit mit Hunden an der Leine wird Meideverhalten praktiziert, an Stellen gefahren, an denen der Hund frei laufen kann usw.
Dabei, ob es uns nun gefällt oder nicht, liegt das Problem am Ende der Leine. Nicht der Hund will nicht an der Leine laufen, es ist, ganz klar, meistens unsere Faulheit, unsere Schuld, dass Boma und Co nicht in der Lage sind oder sein wollen, entspannt mit uns an der Leine zu laufen.
Und auch das wissen wir: Die Leinenführigkeit ist eine Grundvoraussetzung für ein harmonisches Miteinander von Mensch und Hund. Und auch das ist wahr, der Mangel an der Leinenführigkeit ist eines der grundlegenden Probleme in der Hundeerziehung.
Wie stellt sich der Blick von Außen dar? Wie beobachten wir Halter mit ihren Hunden, die nicht leinenführig sind? Wir sehen Menschen, die von ihrem Hund durch die Gegend gezogen werden, Hunde, die mit vollem Vier-Pfoten-Antrieb in der Leine hängen – hintenan „Frauchen“ ( es sind aber auch fast so viele Männer), die mit wehenden Rockschürzen versucht, gegen an zu halten. Und oftmals hören wir Sprüche wie: Wer geht denn da mit wem spazieren?
Aber was genau passiert denn da? Wieso läuft der Hund nicht von allein ganz normal neben einem her? Nun, zunächst einmal ist es so, dass der geliebte Vierbeiner gelernt hat, dass wenn er nur genug zieht, er auch gut voran kommt. Wann hat er DAS denn gelernt? Unmerklich, aber ganz systematisch haben wir Halter ihnen das beigebracht. Wie bitte? Nein? Doch! Nehmen wir mal folgendes Beispiel:
Ein junger Hund, umweltinteressiert und neugierig läuft mit Ihnen eine schöne Runde. Dabei entdeckt er hier mal was und da was Neues. Will in die Richtung oder in die andere. Natürlich soll er auch mal gucken gehen und riechen, ist auch enorm wichtig! Aber, was passiert? Hundi zieht nach links, weil es da gut riecht – Sie geben nach und lassen ihn schnüffeln. ER kommt wieder in Ihre Richtung – alles gut und plötzlich zieht er nach rechts – ehe Sie sich versehen, laufen Sie mit (und amüsieren sich darüber, was der Hund alles so entdeckt, wie freudig er ist usw.) Im späteren Verlauf korrigieren Sie ihn, weil es ja manchmal auch nervt. Genau, manchmal! Und dieses NUR Manchmal reicht eben schon aus, dass Sie den Hund nach und nach auf das Ziehen konditionieren. Was heißt das im Klartext?
Sie haben meist Einhalt geboten, wenn der Hund gezogen hat und ihn dabei unterbrochen. Ihm klar gemacht, dass er mit Ziehen nicht voran kommt. Aber wie schrieb ich? MEIST! Und manchmal eben auch nicht. Weil Sie unaufmerksam waren oder weil Sie keine Lust hatten oder eben auch mal nachgiebig. Dieses, Ihr Verhalten, hat bei dem Hund folgendes ausgelöst. Er zieht – Sie korrigieren – ok – er zieht- Sie lassen sich mitziehen – er kommt zum Ziel und sein Zieh-Verhalten wurde somit positiv verstärkt! In diesem Fall wurde er sogar auch variabel verstärkt, was heißt, dass eine variable Verstärkung eine Zufallsbestärkung ist. Ja, und wenn Ihr Hund nicht weiß, wann er denn belohnt wird, steigt seine Motivation. Ist irgendwie einleuchtend, oder? Worin liegt denn aber hier die Belohnung? Die Belohnung ist das Erreichen des Zieles, zu dem er wollte und weshalb er gezogen hat. Er hat gezogen – Sie waren jetzt nicht nachhaltig erzieherisch tätig – also kam er mit seinem Verhalten ans Ziel. Er ist belohnt worden – sein Ziehen, seine Bemühungen auf Sicherstellung einer Belohnung (Zufallsbelohnung) hat ihm klar signalisiert, dass es sich lohnt, immer wieder zu versuchen, durch sein Ziehen ans Ziel zu kommen.
Wie kann man denn von Anfang an „alles richtig“ machen?
Alles richtig macht man wohl nie, aber man kann sich natürlich schon im Vorfeld ein wenig informieren. Es schadet sicher auch nicht, sich spätestens dann mit der Leinenführung auseinanderzusetzen, wenn sie nicht gegeben ist.
Haben Sie das Glück und ein Welpe zieht in Ihre Familie, können Sie spielerisch schon die ersten Grundsteine legen. Zunächst einmal werden Sie Ihren kleinen Schatz erstmal an Halsband und Leine gewöhnen müssen. Dieser Umstand alleine, ein Halsband und eine Leine um den Hals gelegt zu bekommen, verunsichert die kleinen Geschöpfe schon mal. Sie reagieren unterschiedlich. Die einen sind frustriert, andere wieder völlig gestresst und wieder andere werden total nervös. Hier sind Sie natürlich gefragt, gefordert. Leine sollte immer was Positives sein. Mit der Leine sollte Ihr Wurm immer was Tolles verbinden. Und hier entsteht auch ein Wortspiel. Sie binden Ihren Hund an – sich – sprich, anleinen, anbinden(an sich) hat auch was mit Bindung zu tun.
So können Sie beispielsweise mit Ihrem Welpen anfangen, an der Leine zu spielen (an der Leine, nicht mit der Leine), bitte aber immer mit durchhängender Leine – achten Sie darauf! – Sie können mit ihm laufen … also rennen, was später eines der größten Glücksmomente für Ihren Hund sein wird – mit Ihnen rennen! Dabei sollten Sie stets Ihren Hund beobachten. Ist er schnell aufgeregt, fährt er zu sehr hoch, dämpfen Sie bitte den Spielpegel, da Ihr Schatz sonst die Leine als Bindungsglied zu Ihnen nicht versteht, sondern anfängt, in die Leine zu beißen und auch den Blick nicht mehr auf Sie gerichtet hat. Das genau wollen Sie ja nicht! So schaffen Sie es, eine positive Verknüpfung zum Anleinen zu schaffen. Der Hund assoziiert mit der Leine was Tolles.
So fängt Ihr Hund also positiv an, zu lernen, der erste Grundstein zum „An-der-Leine-Laufen“ ist gelegt.
Beschäftigt man sich mit der Leinenführigkeit, stößt man unter Umständen, wenn es gut läuft, auf das Buch von Anton Fichtelmeier: „Der Hund an der Leine“
Er beschreibt im Zusammenhang mit der Leinenführung 3 Elemente.
Element 1: Der Mensch – der führt
Elemet 2: Die Leine – damit wird geführt
Element 3: Der Hund – der geführt wird.
Was heißt das?
Weiter im Teil 2