Der Welpe und seine Entwicklungsphasen
Die Aufgaben der Menschen zur Unterstützung der biologischen Entwicklung von Welpen.
Der physische und psychische gute Zustand der Mutterhündin ist die Grundvorraussetzung für die Versorgung und die Interaktion mit den Welpen.
Ebenso sind die Veranlagungen und der Gesundheitszustand beider Elterntiere vor der Verpaarung zu beachten.
Im gewissen Umfang sind neurologische Anlagen, Krankheitsneigungen und einige Wesenszüge vererbbar.
Die Tragzeit der Hündin sollte der körperlichen Veränderungen angepasst sein und ihren Befindlichkeiten sollten in einigen Situationen Rechnung getragen werden. (z. B. ein erhöhtes Ruhebedürfnis).
Sie sollte grundsätzlich einen engen Kontakt zum Menschen haben und ihre Welpen in einer geschützen Gemeinschaft dem Verband zur Welt bringen können. Dies reduziert die Stresshormonausschüttung und erleichtert den Ablauf der Biokoordinationen. (Schützen, Säugen usw.)
Die Vegetative/Neonatale Phase (1. und 2. Woche)
Kontakt zum Welpen
In den ersten 14/20 Tagen im Leben der Welpen, sollte der Züchter vor allem sanften Körperkontakt zu jedem Welpen aufnehmen. Dieser nimmt den menschlichen Geruch und die Berührungen als erstes wahr. Sie können zwar noch nicht hören aber empfangen Schwingungen, daher ist eine Ansprache beim Streicheln wichtig. Dies schafft die Basis für eine Mensch-Hund-Bindung.
Fürsorge
Die Hündin sollte Schutz vor möglichen störenden Tieren oder Menschen bekommen und ihr sollte die Aufzucht zugetraut und überlassen werden.
Lediglich auf die Rahmenbedingungen muss man achten, z. B., ob sie sich um alle Welpen kümmert, gerade bei großen Würfen oder einer unerfahrenen Hündin kommt es vor, dass ein/ zwei Welpen ständig vom Gesäuge abgedrängt werden oder unbemerkt aus dem Wurflager fallen.
Pflege, Gesunderhaltung
Außerdem sollten die Welpen (anfangs jeden, später jeden zweiten/dritten Tag) gewogen werden. Diese sollten ihr Geburtsgewicht bis zum 10. Lebenstag verdoppeln, bis zum Ende der dritten Woche verdreifachen.
Die Übergangsphase (3. Woche)
Kontakt zum Welpen
Auch in dieser Phase sollte ein gegenseitiger Kontakt zu jedem einzelnen Welpen aufrechterhalten werden. Dazu zählen der Körperkontakt und die Ansprache. In die ersten Interaktionen sollte von Seiten des Menschen nur im “Notfall” eingegriffen werden.
->Nun kann die Konditionierung auf die Pfeife oder ein Heranrufen erfolgen, wenn der Pfiff/ das Rufen direkt vor der Futtergabe erfolgt.
->Beim ersten Verlassen des Wurflagers kann die erste Stufe der Sauberkeitserziehung beginnen. Diese sollte sich ausschließlich auf das Vermitteln der Lösestelle beschränken.
Der Welpe wird beim ersten Anzeichen der Lösung auf eine “Toilettenecke” gesetzt, diese sollte in kurzer Zeit auch für die Welpen aus eigener Kraft zu erreichen sein. (2-3 Meter vom Wurflager entfernt, später vergrößert sich der Abstand, bis der Löseplatz draußen liegt.)
Wenn der Welpe sich löst, wird er überschwenglich gelobt.
Wichtig: Wenn der Welpe sich außerhalb des Löseplatzes löst, wird er nicht gestraft, erschreckt oder korrigiert.
Diese Verknüpfung ist selbst bei exakter Ausführung für den Welpen in diesem Entwicklungstadium nicht nachvollziehbar!
Fürsorge
Nun orientiert sich die Hündin wieder mehr nach aussen, sie verlangt nun manchmal nach Auszeiten von ihrem Wurf und fordert Bewegung und Entspannung ein.
Pflege und Gesunderhaltung
Das Wiegen der Welpen kann, bei stetiger Gewichtszunahme, verringert werden auf 2-3 mal die Woche. Die Nabel sollten gut verheilt sein, in diese Zeit fällt die zweite Entwurmung der Mutter und ihrer Welpen.
Die Hündin braucht hochwertige und energiereichere Nahrung, bei auschließlichem Säugen von 6 Welpen ca 1/3 ihrer gewohnten Nahrungsmenge zusätzlich. (Je nach Größe der Welpen)
Sozialisierungsphase (4.-12. Woche)
Kontakt zum Welpen
Nun zeichnet sich immermehr eine Beziehung zum Menschen ab,der Welpe nimmt von sich aus Kontakt auf und spielt nicht nur mit Artgenossen.
Der körperliche und verbale Kontakt ist auch weiterhin sehr wichtig!
Die Interaktion sollte auch weiterhin nicht gestört werden.
In diese Zeit fällt das Heranführen an Alltagsgeräusche und Situationen.
(Staubsauger, Autofahren usw – Faustregel – max eine sensible Situation pro Tag)
Dies sollte unbedingt dem Entwicklungsstand und der Reaktion jedes einzelnen Welpen angepasst werden.
Wo ein Welpe neugierig reagiert, so kann dies für einen anderen schon eine Überforderung sein.
Die Endfamilie sollte einen aufbauenden Kontakt zu ihrem Welpen pflegen, wenn möglich sollte dieser am Vortag der Übergabe letztmalig stattfinden.
Der Welpe kann nun sanft, berechenbar und situationsbezogen korrigiert werden.
Fürsorge
Die Hündin schafft immer öfter eine Distanz zwischen ihr und ihren Welpen, dies ist entwicklungsbiologisch bedingt aber auch, weil ihr das Gesäuge oft weh tut oder sie Ruhe haben möchte.
Sie braucht dringend eine Möglichkeit, um diese Distanz durchsetzen zu können, ohne sich ständig erwehren zu müssen.
Pflege und Gesunderhaltung
Das dritte Entwurmen und die erste Impfung steht an, außerdem sollten die Welpen an regelmäßige Pflegemaßnahmen gewöhnt werden.
(Ohren reinigen, Pfoten kontrollieren, bürsten usw.)
Rangordnungsphase (13. bis 16. Woche)
Kontakt zum Welpen
Bei dieser Phase sagt die Bezeichnung und auch viele Hunderatgeber etwas viel zu Radikales aus:
Dem Junghund muss nun klargemacht werden, wer der “Chef” ist.
Das ist so nicht richtig.
Sicher probiert jeder Hund seine Möglichkeiten und Grenzen aus, körperlich und auch im neuen Mensch-Hund-Verband, wie dies geschieht ist sehr individuell.
Aber das Begrenzen des Jundhundes sollte eher einer Führung ähneln, als einer Rangordnungsdemonstration. Grobheiten sollten dringend vermieden werden, auch wenn der Hund zum x-ten Mal auf das Sofa springt.
Für den Menschen ist dies eine Provokation, für den Hund ein Rangordungsspiel.
Die Verbindung zum Menschen sollte, durch viel Körperkontakt, Ansprache und dem Vermitteln von Schutz gefestigt werden.
Das Lernen sollte mit einem deutlichen Fokus auf das Spiel liegen, lustvoll sein und Spaß machen. (Hund und Mensch). Ich persönlich bin dafür, erst eine selbstgewählte “Vorstufe” zum Lernablauf zu erleben – wie eine Art Kindergarten für den jungen Hund.
Ziel dieser Vorstufe ist es – grob umrissene Verhaltensregeln zu vermitteln und neugierig auf das Leben zu machen.
Korrekturen und Begrenzungen sollten dringend im artgerechten und verhaltensbiologisch nachvollziehbaren Rahmen bleiben.
Fürsorge
Eben dieser Schutz gehört auch zur Fürsorgepflicht des Menschen gegenüber des jungen Hundes.
Nach dem Temperament, der individuellen Entwicklung und den Reaktionen des Junghundes,sollten alle Situationen moderiert werden.
Hierbei kann nur durch genaue Beobachtung der Unterschied zwischen Überbehüten und Überforderung erkannt werden.
Ein Beispiel:
Der Junghund reagiert sehr unsicher auf den herankommenden größeren/älteren Hund. Der kleine versucht sich dieser “Gefahr” erstmal zu entziehen, hängt aber mit der Halsung an der Leine.
Was wäre die Aufgabe des Hundeführers?
Einige bleiben stehen, reagieren nicht auf ihren Hund und lassen den großen Hund dran – gern begleitet mit den Worten “Der tut doch nix”-der Junghund erlebt seinen Menschen nicht als Hilfe.
Andere nehmen den kleinen sofort ruckartig auf den Arm und gehen – oder führen ihn zu sich ran und streicheln (bestätigen) ihn in seiner Unsicherheit.
Die Aufgabe des Menschen ist es aber, dem Hund Schutz und Überlegenheit (der Situation gegenüber) zu vermitteln und ihn zu ermuntern sich auf diese einzulassen.
Z. B. in dem man den jungen Hund schützt (nah bei ihm hocken ,hockend auf dem Arm halten) und die Situation gemeinsam durchsteht.
Schlechte Erfahrungen sollten minimiert werden, deshalb rate ich immer, den Kontakt mit dem anderen Hundeführer zu suchen um abschätzen zu können wie dessen Hund reagiert und auch in den Kontakt zu dem fremden Hund zu gehen. (ansprechen)
Dies ist nur ein Beispiel, im Alltag gibt es viele…
-Die lauten Bauarbeiten lassen sich eher ertragen, wenn der Mensch Sicherheit gibt
-Der Andrang von mehreren fremden Kindern sollte reguliert werden
usw.
Pflege und Gesunderhaltung
Die Körperpflege der Hundes sollte natürlich weiterlaufen, in dieser Zeit liegt der Fokus aber auf der Vermeidung von Aufzuchtfehlern.
(Kein Treppensteigen, nicht unter den Vorderläufen anfassen beim Hochnehmen, hochwertige Ernährung usw.)
Rudelordnungsphase (5. und 6. Monat )
Kontakt zum Hund
In dieser Zeit prägt der Junghund abermals wichtige, teils angeborene, teils erlernte Verhaltensmuster aus, und auch diese Zeit sollte von einer partnerschaftlichen aber klar hieraischen Führung geprägt sein.
An diesen Punkt seiner biologischen Entwicklung,entsteht ein Stillstand in zweierlei Hinsicht:
-Erstens bleiben wir Elternkumpan, denn wir bringen dem Junghund weiterhin das Futter und gehen nicht mit ihm auf die Jagd – sofern wir eben nicht einen Jagdhund ausbilden.
-Zweitens bleiben wir mit unserem Hund gewissermaßen in der Rudelordnungsphase stecken, denn er bleibt ja zeitlebens mit uns zusammen und wird nicht auf die Führung eines eigenen Rudels vorbereitet.
Wir verschieben also ab da die naturgegebenen Verhältnisse recht einschneidend. (Dies hat häufig Auswirkungen auf Jungrüden, wenn sie in die Geschlechtsreife kommen und eigentlich den Verband verlassen würden)
Wir müssen daher die Zusammenarbeit, wie sie in der Rudelordnungsphase freilebender Hundeartiger erfahren wird, auf andere Möglichkeiten umleiten.
Gemeinsame Jagd erfordert eine gewisse Disziplin. Wir bieten diszipliniertes Spiel – neben dem völlig gelösten, das wir zuvor als gruppenbindend bezeichnet haben – und in ihm erste Vorstufen zu seiner Ausbildung.
Mit kleinen Aufgaben und Übungen, auch jenen, die zur Unterordnung gehören, kann der Mensch seine Stellung als Rudelführer festigen, wobei er durch Selbstsicherheit (nicht durch Gewalt) seine Stellung unterstreichen sollte.
(nochmal ein Auszug aus den Entwicklungsphasen …)
Der Junghund erwartet ein »Leitbild« des erfahrenen, psychisch überlegenen Anführers und ist keineswegs darauf eingestellt, einem Tyrannen zu Diensten zu sein.Es ist also eine kritische Phase, die sehr leicht zu künftigen Erziehungsschwierigkeiten führen kann, wenn diese Vorrangstellung als umsichtiger und überlegener Meuteführer vom sehr scharf beobachtenden Hund nicht anerkannt werden kann.
Er ist jetzt sehr geneigt, die eigene Ranghöhe zu verbessern, wenn das Leitbild versagt. Das beginnt damit, daß er sich weniger um die Wünsche seines Herrn kümmert, bereits gelernte Kommandos geflissentlich überhört, und so fordert er uns heraus.
Eine Steigerung der Erziehungshärte ist nun völlig falsch- das steigert sich bis zu dem Tag, an dem uns der inzwischen erwachsene Hund direkt droht, oder uns ganz raffiniert überrundet, indem er sich zu einem Haustyrannen entwickelt.
Stattdessen sollte die Interaktionsebene genau beleuchtet und Verschiebungen in der Hierarchie sorgsam ausgeglichen werden.
Fürsorge
Auch ein Junghund ist noch klein – er braucht Nestwärme und Schutz durch den Menschen.
Der Körperkontakt sollte eine Selbstverständlichkeit sein und ein ermunternder Blick sollte ihn begleiten,wenn er die Welt erforscht.
Es ist völlig normal, dass er nun mutiger wird und sich aus dem schützenden Bereich seines Menschen heraus wagt. Auch in dieser Zeit lernt der Junghund noch viel und kann von positiv besetzten Erlebnissen ein Leben lang profitieren.
Pflege und Gesunderhaltung
Bei dem immer aktiver werdenden Junghund besteht zunehmend die Gefahr der Überlastung/ Überforderung.
Sie scheinen so unermüdlich – aber die körperliche Schonung sollte weiterhin beachtet werden!
Pflegemaßnahmen sollten nun zum normalen Ablauf gehören – auch soziale Pflegemaßnahmen, wie langes ausgiebiges Bürsten.