Dankbare Hunde, gibt es das, sind sie es wirklich?
Immer wieder lesen wir von dankbaren Hunden, dankbaren Hundeseelen usw. Aber ist das so? Sind Hunde dankbar? Haben sie etwas von Dankbarkeit oder auch Schuldgefühlen?
Dankbare Hunde.
Die Frage oder sagen wir mal die Aussagen um Dankbarkeit von Hunden beschäftigt viele Hundeleute. Und diejenigen, die mit Hunden mehr als ein „normaler“ Hundehalter arbeiten, vertreten hierzu eine klare Meinung.
Nun ist genau auch diese Dankbarkeit wieder thematisiert worden und ich freue mich sehr, dass ich diesen Gedankenaustausch hier veröffentlichen darf.
Ausschlaggebend hierzu war ein Posting von Regina Buchhop, die sich wie folgt auf Facebook äußerte. Nebenbei freue ich mich sehr, mit so vielen tollen Menschen über Facebook verbunden zu sein und Gedanken und Erfahrungen aus erster Hand mit Hundeleuten austauschen zu können. Ein Geschenk, das man mit nichts aufwerten kann – was kein Buch hergibt –.
Dankbare Hunde.
Zitat Regina Buchhop, 1. Vorsitzende des Tierschutzvereins für den Landkreis Rotenburg (Wümme) e. V.:
„ … Gerade lese ich wieder einen Artikel, in dem es darum geht, dass der Hund dem Menschen dankbar ist für das Positive, das er mit seinem Menschen erfährt.
Für mich zeigt der Hund in gewissen Situationen Freude durch sein Verhalten mir gegenüber, er zeigt mir seine Zuneigung. Wobei auch das Interpretation ist, die ich seinem Verhalten entnehme.
Dankbarkeit aber ist in meinen Augen eine Antwort auf die Erwartungshaltung des Gegenübers. Schon als Kind haben wir ja gelernt, wenn wir etwas bekommen, dann MUSS man Danke sagen. Warum muss man das? Es ist eine Geste des Anstands, weil man das dem “Schenker”, “Geber” SCHULDIG ist.
Schuldet uns unser Hund irgend etwas für meine Zuneigung und Freundschaft?
Ich meine nicht, und deshalb habe ich in meinem Leben auch noch nie den Gedanken gehabt, er ist mir für irgend etwas dankbar, wenn er mir einfach schlicht und ergreifend freundlich, lieb und anhänglich gesonnen erscheint.
Bin ich da auf dem Holzweg?
Aus ähnlichem Grund mag ich den Begriff “Gnadenhof” nicht. Ich bin so gnädig, mich des Tieres zu erbarmen? Will ein Tier mein Mitleid(en) und meine Gnade? Oder möchte es vielmehr ein Leben seinen Bedürfnissen angemessen leben dürfen? (und dann auch nicht dankbar sein müssen …) „
Wie wunderbar – und Regina Buchhop sprach nicht nur mir, sondern so vielen anderen Hundemenschen aus der Seele. Ein reger Austausch fand statt und ich war so erfreut darüber, dass ich nicht die Einzige bin, die den Hunden keine Dankbarkeit zuspricht, sondern immer wieder versuche, anderen zu erklären, dass Hunde nicht dankbar sind, auch nicht sein können.
Tolle Meinungen hierzu waren zu lesen, und einige, liebe Leser, stelle ich Ihnen sehr gerne (mit Zustiummungen der Autoren) auf dieser Plattform zur Verügung.
Dankbare Hunde.
Natalie Reineke, Tierpsychologin und Inhaberin von Sammys Farm schrieb wie folgt:
„Ich habe schon einigen schwierigen Hunden das Leben gerettet. Zum Dank haben sie mich angeknurrt, gebissen oder ignoriert. Es gibt keine Dankbarkeit bei Hunden. Ich würde es eher Loyalität nennen, was in diesem Fall viel mit Vertrauen zu tun hat. Übrigens war ich in keiner Weise böse oder enttäuscht über das Verhalten der Hunde. Mit manchen schwierigen Hunden habe ich mich einfach arrangiert. Andere haben sich zu wunderbaren Kumpels entwickelt, die das Zusammenleben mit mir scheinbar sehr genossen haben. Deshalb ist auch die Vermittlung von Hunden immer schwieriger geworden, da die Erwartungshaltung der Menschen nicht erfüllt werden können, zumindest nicht in einer absehbaren Zeit. …“
Sabine Maack, Inhaberin von DogWishes schrieb:
„Es gibt keine dankbaren Hunde und ich erwarte das auch nicht von einem Tier… im Gegenteil, ich empfinde tiefe Dankbarkeit dafür, dass sie mir anvertraut wurden. Ich bin dankbar dafür, dass sie mir mehr und mehr ihr Vertrauen schenken und damit eine Bindung zu mir eingehen. Ich würde es nicht Freundschaft nennen, vielmehr denke ich, dass meine Hunde eine Bindung zu mir aufbauen, die aus Vertrauen besteht, was ich mir erarbeitet habe und immer noch erarbeite, das Vertrauen darauf, dass ich als verlässlicher Partner in der Beziehung jede Situation meistere und sie nicht in “Gefahr” geraten, egal in welchem Bereich des Lebens!
In Bezug auf die Antwort einer Hundefrau, reagierte Regina Buchhop wie folgt:
„Ja , und ich glaube, das sehen zu wenige, dass die Hunde im “hier und jetzt” leben. Und mich gruselt es, wenn jemand z.B. schreibt, die Augen des Hundes leuchten vor Dankbarkeit. ”
So scheint es vielen von uns Hundemesnchen zu gehen und auch Sabine Maack bezog Stellung:
„Ja Regina, ich muss schmunzeln, das liest man immer wieder und die Leute glauben das auch noch… das ist gauso wie die Mähr vom “schlechten Gewissen” wenn Hund Mist gebaut hat “
Und eine Meinung, die ich hier auch in diesem Zusammenhang richtig klasse finde, ist die, dass man dann auch so entsetzt darüber sei, wenn ein Hund flüchtet, man es nicht verstehen könne, denn der Hund „muss doch dankbar sein“.
Wunderbar auch die Ausführungen von Silke Wingen
„Dankbar …….. hhhhhmmmm……… mag ich schon beim Menschen nicht. Ich gebe was und wenn ich kann. Das, was ich gebe, gebe ich gern und ohne Erwartungshaltung. Dankbarkeit hat für mich persönlich was mit Macht zu tun.
Warum sollten mir meine Hunde dankbar sein? Weil ich sie aus ihren Hundehöllen geholt habe? Ich glaube nicht. Ich denke, es ist eine Verbundenheit zwischen uns, ja, aber ich denke nicht, dass meine Hunde dankbar sind. Das müssen sie auch nicht, denn letztendlich, warum schaffen sich Menschen eigentlich einen Hund an? Weil sie einen treuen Wegbegleiter wollen, jemanden zum Knuddeln, jemanden, der ihnen die Seele streichelt, jemanden, der auf mich aufpasst, jemanden der einfach da ist, ohne Bedingungen zu stellen … Die Liste könnte man noch viel länger aufzählen.
Wenn wir also von Dankbarkeit reden, dann wohl sollte ich eher meinen Hunden dankbar sein, bei dem, was sie alles für mich tun!
Wir geben und wir nehmen so gut wie wir können und was wir brauchen und das, jeder auf seine Art. Wir sind ein Team, mal besser und mal schlechter … aber dankbar … nein, denn kein Leben ist mehr oder weniger wert als das andere.“
Ähnlich äußerte sich auch Birgit Schilling, die sich mit dieser Thematik gerade auseinandergestzt sieht und folgendes überlegt:
“Das habe ich auch schon oft gehört und nie wirklich verstanden. (Die sind ja auch so dankbar)????? Ja????? Wie????? Meine, erfreuen sich einfach ihres jetzt schönen Lebens. Das zeigen sie, indem sie lebenslustig spielen. Sie haben Vertrauen zu mir, das zeigen sie mir, indem sie oft meine Nähe suchen. Sie genießen es bestimmt, regelmäßig zu fressen. Aber dankbar, ich weiß nicht!!! Hab ich noch nicht drüber nachgedacht. Was ich allerdings weiß ist, dass ich dankbar bin, für jede Nase, die in mein Leben kommt. Sie geben uns unendlich viel, wenn man sich darauf einlassen kann. Zeit, ihnen mal DANKE zu sagen. „
Aber auch andere Kommenatre sind zu lesen. Meinungen wie von Conny Lange, die zu diesm Thema ihre ganz eigene Sicht vertritt und somit sicher vielen Hundehaltern aus der Seele oder dem Herzen spricht:
„Ich finde, es kommt darauf an wie man das Wort “Dankbarkeit” und bestimmte Verhaltensweisen eines Lebewesens interpretiert. Im Grunde werden wir nie in die Köpfe oder Seelen dieser Tiere schauen können und uns immer anmaßen zu sagen, wie sie denken und fühlen und ob sie überhaupt dies oder jenes tun“ …
„… Also ich hab ein großes, bunt gemixtes Rudel. Von mini bis riesig, aus lala-Haltung über guter Haltung bis hin aus (jahrelanger) Höllenhaltung. Ich für mich sehe da sehr wohl Unterschiede in der jehweiligen Tierseele …, aber ich maße es mir nicht an, das Verhalten, die Bindung, oder was auch immer des jehweiligen Hundes “Dankbarkeit” zu nennen, oder dem Tier ein Dankbarkeitsgefühl abzusprechen. Und dennoch fühle ich, dass der Hund, der es jetzt nach jahrelanger Hölle genießt respektvoll, sicher und voller Achtung behandelt zu werden. Er ist “anders” als die anderen … erfahrener und vielleicht auch weiser … aber dankbar? Keine Ahnung “
Amüsiert und im Geiste zustimmend, las ich den Beitrag von Roswitha Jost.
„Hahahaha……”Dankbar.”….kann ich von meiner Laika nicht behaupten…..ich habe sie auch vor der Tötung “gerettet”………deshalb ist sie mir nicht dankbar…..im Gegenteil…..oft genug wird mir von ihrer Seite aus der “Stinkefinger” gezeigt…..sie ist so geblieben wie sie es auch vorher war, nur eben hat sie sich an manche Situationen angepasst, da sie schlichtweg einen Vorteil daraus zieht.“
Und ganz wunderbar finde ich, was Heike Ziener zu diesem Thema beitrug. Diese Worte sagen so viel aus.
„Ich habe von meinen Hunden nie erwartet, dass sie mir dankbar sind, wofür denn auch, denn eigentlich müsste ich ihnen dankbar sein.
In über 20 Jahren Hundehaltung habe ich einiges erlebt. Hunde aus dem Tierheim, ausrangierte Zuchthündinnen die nur aus purer Angst bestanden, die nichts kannten ausser Ihrer ehemaligen Haltung in Scheunen oder Kellern …. Rüdenunverträgliche Rüden.
Alles, was ich gebe ist Liebe und Zeit …. den Hund einfach Hund sein lassen.
Und mit der Zeit wächst das Vertrauen. Das Vertrauen, dass offene Türen nicht beißen oder Tische nicht gefährlich sind, dass Nähe zulassen wunderschön sein kann.
Und auch, dass ein ins Haus gemachter See nicht tragisch ist, wenn man blind, fast taub, 15 Jahre alt und ein wenig verpeilt ist …
Und ich bin ihnen dankbar, dass sie ein Stück meines Weges mit mir gehen oder auch schon gegangen sind … aber ich erwarte das nicht von meinen Hunden.“
Dankbare Hunde.
Abschließen möchte ich die Reihe von Meinungen mit einem weiteren Kommentar von Conny Lange. Sie fühlt wohl, wie sehr viele Menschen und zeigt, obwohl doch die meisten von uns Hundeleuten mit Dankbarkeit im Zusammenhang mit Hunden nichts anfangen können, dass sie ganz tief im Innersten glaubt und vielleicht auch wünscht, dass es etwas wie Dankbarkeit von Hunden gibt und gibt uns Leser hier nochmal eine andere Sicht auf das Thema:
“Erwarten tut man es vielleicht nicht, aber mancher interpretiert das in die tiefe Liebe, die so ein Seelchen einem gibt, hinein. Und wer will denn mit Gewissheit sagen können, das Hunde nicht für etwas dankbar sein können ?!
Wenn eine ausrangierte Zuchthündin z.B. nix anderes kennt als die dunkle Scheune, in der sie in einem Käfig verharren muss, Mishandlung, schlechtes Futter, eingesperrt sein Tag und Nacht, keine Zuneigung, nix … und das jahrelang ihr halbes Leben lang. … wenn diese Hündin nun von diesem einen ihrem Menschen erfährt, was das wirkliche Leben für schöne Seiten bringen kann, wenn sie erfährt was Liebe, Vertrauen, Sicherheit, Zusammenhalt und Verständnis bedeutet und das alles annimmt und sich an Kleinigkeiten erfreut und ihr neues Leben geniesst, dann formt das diesen Hund wie ein Stück Knete. Und ich für mich ganz persönlich habe diese Erfahrungen gemacht: Ich habe in der Seele meiner Hündin Dankbarkeit gefühlt und gesehen. Dankbar über jede menschliche Hand, die sanft über ihren Kopf und lange Nase fuhr. Sie forderte selbst sanft und verständnisvoll Zuneigung der Menschen die uns begegneten.
Sie hat nicht einfach nur gelehrt, dass das Leben schön sein kann … ich bin mir fast sicher, dass sie diesen Unterschied auch gefühlt hat…jeden Tag aufs neue. Und wer will sich da anmaßen, ihr das Gefühl der Dankbarkeit abzusprechen ? Das könnte nur ein Hund, denn nur Hunde fühlen, was Hunde fühlen. Menschen meinen, sie wüssten und sehen alles, was um sie herum geschieht, aber “nur wer mit dem Herzen sieht , sieht wirklich gut” und das tun die wenigsten Menschen. Und wer durch die Seele spricht, sieht Dinge, die mancher nicht mal mit dem Herzen sieht.
Kurz gesagt, wir Menschen wissen gar nicht ob Hunde dankbar sein können oder nicht, denn wir fühlen nicht wie Hunde“
Nun haben Sie, liebe Leser, einen Meinungsspiegel vorgehalten bekommen. Wozu neigen Sie? Sind Hunde dankbar oder aber interpretieren wir Dankbarkeit in die Gefühlswelt unserer Hunde?
Gibt es schwarz und weiß? Oder doch immer irgendetwas dazwischen? Mit dem Wissen, dass Hunde Egoisten sind, im Hier und Jetzt leben, nach Instinkten handeln, durch Verknüpfungen lernen, Ressourcen sichern, ihr Handeln durch Triebe gesteuert ist …. Wie sieht es aus? Was glauben Sie? Sind Hunde dankbar?
5 Kommentare
Das mit der Dankbarkeit sehe ich ähnlich, aber dass Hunde “im Hier und Jetzt” leben, möchte ich nicht unterschreiben.
Erinnerungen, gute wie schlechte, werden nicht ausgelöscht im Hier und Jetzt, sie sind da. Würden Hunde im Hier und Jetzt leben, gäbe es nicht die Erinnerungen an “früher”. Die manche Hunde ein Leben lang prägen.
Ich glaube, es ist vollkommen egal, wie wir etwas nennen. Aber Dankbarkeit ist es ganz bestimmt nicht.
Aber wir Menschen wünschen uns, dass der Hund für alles dankbar ist und schon vermenschlichen wir ihn. Das wird sich auch in 100 jahren nicht geändert haben und betrifft nicht nur das Thema Hunde.
Wir als Menschen erwarten einfach Dank. Weil wir so gepolt sind.
Ich auch. Aber ich habe mir das abgewöhnt, Dinge eben nicht immer infrage zu stellen. Meinen weg zu gehen und nicht immer für alles DANKE zu sagen, weil man so erzogen wurde. Dinge als gegeben anzunehmen und jeden Tag zu leben und zu genießen. Und nichts aber auch gar nichts infrage zu stellen.
Ich habe den besten Hund der Welt. Ohne Dank. Sondern weil ich ihn habe! Und ich finde es toll, dass ihr es mal anspricht. Weiter so!
Hallo Frau Böse,
ja, so sind wir. Und ehrlich? Wenn mein Tango mir nach dem Füttern eben mal einen Nasenschleck gibt (was er immer macht, wenn er echt reingehauen hat), sage ich immer: Bitteschön … Gerne … Ja … , dann bin ich eben auch in meiner ganz eigenen menschlichen Welt …
Nette Grüße
Birthe Thompson
Ich war schon immer der Meinung, sie sind nicht dankbar. Wofür auch? Manche haben einfach ein supertolles Sozialverhalten. Ich möchte auch keinen dankbaren Hund. Ich mag lieber diesen Schulterschluss.
Hallo Frau Ries,
“… den Schulterschluss …” Wie toll formuliert! Herzlichen Dank dafür!
Nette Grüße
Birthe Thompson
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