Der Knigge in der Hundehaltung
Wie der Herr – so’s Gescherr? Oder wie bewegt man sich prollig durch die Hundewelt!
Vorwort
Diese sogenannten Benimm-Regeln sind zugegebenermaßen nicht freundlich verfasst. Freundliche Knigge-Artikel sind viele im Internet zu finden.
Einige Beispiele aus dem Hundeknigge:
Und ja, ich habe mich extra für diese Feder entschieden, denn die Zeiten des „Wir gründen einen Gesprächskreis“ und „Wir haben uns alle lieb“ sind vorbei.
Klartext und auch schon auch mit eigener Befindlichkeit geschrieben.
Sie mögen es mir bitte nachsehen.
Und natürlich ist in meiner persönlichen Anrede nicht jeder Hundehalter gemeint. Das ist doch auch klar. Wenn ich also schreibe … „Lassen Sie das … „, dann meine ich nicht Sie, angenehmen Hundefreund, sondern den Proleten von nebenan.
Der Hundeknigge: Wer sich zu benehmen weiß, ist gerne gesehen. Und wer sich als Mensch an Benimm –Regeln hält, wird diese auch auf seinen Hund übertragen. Das geht gar nicht anders, denn das haben wir durch unsere Kinderstube ja mit auf den Weg bekommen.
Erstaunlich dann doch, dass Menschen, die oft darauf achten, nach Außen hin die Form zu wahren, sich zu benehmen, die wissen, was sich gehört, alles vergessen und den Proll raushängen lassen, wenn sie mit ihren Hunden unterwegs sind.
Oder tue ich diesen Menschen jetzt unrecht und sollte unterstellen, dass sie keine Ahnung von Hunden haben, also auch nicht von Hundehaltung? Oder tue ich den Menschen jetzt schon wieder unrecht und unterstelle, sie sind dumm, oder faul, ignorant?
Wie dem auch sei, unerzogene Menschen haben meist auch unerzogene Hunde. Das ist einfach Fakt. Und in dieser Kombi ist ein Zusammentreffen mit diesem Gespann für uns „Normalos“ eine Herausforderung.
Dabei ist im Internet so viel darüber zu lesen, wie man sich mit einem Hund doch verhalten soll. Auch gibt es ja Hundeschulen, die sind gar nicht mal so neu – es gibt tatsächlich viele! Und Bücher gibt es, sogar betitelt mit „Hundeknigge“!
Und ja, nun möchte ich nicht anders als mich auch mit diesem Thema zu beschäftigen.
• Wir schränken unseren Wortschatz ein
„ Der tut nix“, „Der will nur spielen“ und „Das klären die unter sich“ dürfen wir aus dem vorhandenen Wortschatz streichen und wenn nicht möglich, bestenfalls nicht verbal äußern.
Wenn mir jemand begegnet, der mir sagt, dass sein Hund nichts tue und ich meinen ruhig von der Leine lassen kann, dann teile ich immer die Freude mit dem Menschen und beglückwünsche ihn. Und gebe dann zu verstehen, dass ich dieses von meinem Hund nicht sagen kann und ich seinen Hund nun gerne vor meinem schützen werde.
• Der fremde Hund an der Leine
… ist nicht etwa aus Spaß an dieser. Es wird einen Grund dafür haben und zeichnet den dazugehörigen Halter aus. Es ist nicht nur normal, dass auch Ihr Hund dann bitte angeleint wird und das andere Team nicht belästigt, es ist zudem Ihre Pflicht und hat mit Verantwortung zu tun. Viele Hundehalter verkennen solche Situationen oder ignorieren sie ganz und machen sich nicht klar, dass sie schuldig einer eventuell vorsätzlichen Körperverletzung wären.
Außerdem ist es äußerst respektlos, wenn durch das Führen eines Hundes an der Leine die eventuelle Ausbildung des Hundes gefährdet wird. Kann doch sein, dass gerade JETZT in dem Moment, der Hund eine wichtige Verknüpfung herstellen soll – die nun aber durch Sie topediert wird. Glückwunsch – wieder von vorne.
• Öffentliche Toiletten
Ein leidliches Thema, und leider immer noch eins. Die Hinterlassenschaften der Hunde sind schlicht und ergreifend wegzuräumen, zu beseitigen, zu entsorgen! Es gibt Hundetüten! Auch wir hassen es stets und ständig in irgendwelche Tretminen zu latschen, die mit 100 % iger Sicherheit nicht unsere Hunde ausgelegt haben.
Auch das Urinieren der Hunde ist in den Griff zu bekommen. Nein, der Hund muss nicht überall einen See hinterlassen und schon gar nicht muss ein Rüde alle 3 Meter sein Bein heben. Es wird nicht an Häuserwände gepinkelt, nicht an irgendwelche Poller, nicht an Fahrradständer, Gartenzäune, Häuserhecken … Wenn Sie einen Hund haben, der alles und stets markiert, sollten Sie vielleicht jemanden fragen, der sich auskennt, denn dann haben Sie Ihren Hund überhaupt nicht im Griff und unter Kontrolle! Aber bitte, lassen Sie sich gerne weiter auf der Nase rumtanzen!
• Distanz ist das Zauberwort
Absolut und uneingeschränkt unakzeptabel ist es, wenn Ihr Hund auf fremde Menschen zurennt. Ich mag nicht mal darüber etwas aussagen, wie es ist, wenn Ihr Hund diese Menschen auch noch anspringt. Und nein, es ist auch ganz sicher nicht bei den ganz kleinen Herzenshunden niedlich, wenn er mir an den Beinen hochsteigen will.
Sowohl Mensch als auch Hund haben ein Recht auf Individualdistanz. Ich rate jedem Hundehalter, der hier bereits schon „Opfer“ war, mit Anlauf auf den entsprechenden Halter zu rennen und ihn mal so richtig freudig anzuspringen und zu sagen: „Ich freue mich, dich zu sehen, ich tue doch nix und will mit dir spielen, dich nur mal begrüßen. Ich mag Menschen.“ Viel Spaß dabei!
Dass es unzählige Menschen gibt, die auch schlicht und ergreifend Angst und Unbehagen haben bei Hunden, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Und mal ganz im Ernst – selber schuld, also wir Hundehalter. Wir schüren die Angst ja auch mit unserem prolligen, rücksichtslosen Verhalten!
• Leinenkontakt
Bitte aufwachen, die alten „das habe ich aber mal so gelernt“ – Wissenslücken neu füllen!
Angeleinte Hunde begegnen sich nicht völlig normal an der Leine und sagen mal eben kurz „Hallo, wer bist du denn?“ Zeichnet es sich ab, dass sich die Hunde eventuell „verstehen „ könnten, kann man sie im gegenseitigen Einverständnis beider Halter von der Leine lassen und im entsprechenden Abstand Kontakt aufnehmen lassen. Das ist normal … Schnüffeleien usw. an den Leinen dagegen nicht!
Es versteht sich von selbst, dass Hunde bitte auch nicht an der Leine miteinander spielen!
• Freilauf
Es wäre toll, wenn wir zu einem freilaufenden Hund auch den dazugehörigen Menschen sehen könnten. Hunde, die weit vor ihren Menschen laufen, sorgen nicht unbedingt für ein Wohlfühlbehagen.
Es sind oft dann auch die Hunde, die ungebeten fremde Grundstücke betreten, die ganze Welt ihr Eigen nennen, auf sämtlichen Grünflächen buddeln, in deren Löcher ich mit Sicherheit trete und danach immer Spaß habe. Es sind auch die Hunde, die Radfahrer kreuzen, müssen sie nicht mal anspringen oder anbellen, davon ist nicht mal die Rede …
Schön wäre es doch, wenn Hundehalter ständig Zugriff auf ihren Hund hätten und ihn kontrolliert frei laufen lassen würden. Dann hat mit Sicherheit auch niemand etwas dagegen.
• Häschen versink geschwind, dass dich der Jagdhund nicht find´t
Mittlerweile solle es auch der letzte gehört, gelesen und verstanden haben, dass Hunde nicht hetzen, jagen sollen. Was soll das? Es gibt tatsächlich Hundehalter, die sagen, man müsse den Hunden auch mal Spaß gönnen. Super, toller Spaß, wenn dabei andere Tiere zu Schaden kommen, sie ihre ungeborenen Leben verlieren, diese Hunde auch oft andere Unfälle verursachen, Autos crashen und was weiß ich noch alles. Und Spaß? Können Sie sich vielleicht vorstellen, dass Jagderlebnisse Hunde eventuell auch stressen können?
Nein, Hunde sind vom Jagen abzuhalten. Punkt!
• Hunde in der Öffentlichkeit.
Schön, dass es noch Restaurants und Cafés gibt, in denen Hunde willkommen sind. Das soll bitte auch so bleiben und ich möchte Sie herzlich bitten, wenn Sie ein Halter eines unerzogenen Hundes sind oder Sie selbst anmaßend und respektlos anderen Menschen gegenüber sind, mit Ihrem Hund nicht einzukehren. Wir würden gerne weiterhin mit unseren Hunden freudig begrüßt werden.
Im Restaurant soll der Hund möglichst unauffällig sein. Toll, wenn er unter den Tisch geht und nicht gesehen und gehört ist. Das Füttern des Hundes vom Tisch – Bitte, das mögen Sie unterlassen und sehe ich nochmal einen Hundehalter, der sogar seinen Hund vom Teller unterm Tisch fressen lässt, werde ich mich wehren. Auch finde ich es absolut unzumutbar, seinen Hund, egal wie klein er sein mag, am Tisch sitzen zu lassen, gar neben einem auf der Sitzbank. Machen Sie das Zuhause, wenn es Sie glücklich macht, aber doch nicht in einem Restaurant.
Genauso unmöglich ist es, in einem Straßencafé oder Biergarten zu sitzen und es toben die Hunde darin rum. Ich will auch nicht, dass mir eine kleine Sabberschnute über den Tisch streift und nachsieht, was ich im Glas oder auf dem Teller habe. Halten Sie Ihre Hunde bitte bei sich und sorgen dafür, dass er sich ruhig verhält. Wenn das alles nicht geht, dann geht’s eben nicht, dass Sie Ihren Hund mitnehmen. So einfach ist das.
• Der Leinenzwang
Na klar ärgert uns Hundehalter der allgemeine Leinenzwang. Und gerade die Hundehalter leiden darunter, deren Hunde eigentlich keinem solchen Zwang unterliegen bräuchten. Dennoch komisch, dass gerade die Hundehalter, deren Hunde auch ohne Leine laufen könnten, sich an diese Leinenpflicht halten. Es sind dann wieder die sogenannten ANDEREN, die alles ignorieren und deren Hunde dann natürlich auf unsere angeleinten Hunde zurennen … Da schließt sich wieder der Kreis.
• Höflichkeit ist das Zauberwort!
Werden Sie höflich darum gebeten, Ihren Hund anzuleinen, meine Güte, machen Sie es doch. Warum muss man diskutieren? Es wird doch einen Grund dafür geben, warum man Sie bittet. Leinen Sie an und gehen Sie einfach ohne Ihre werte Meinung, um die man Sie nicht bat, kund zu tun. Das spart Zeit, Nerven und ist viel stressfreier, versprochen.
• Füttern verboten!
Eine besondere Unart ist es, seine eigenen vollgestopften Taschen voller Leckeries bei anderen Hunden zu leeren, also ungefragt in die süßen Mäuler fremder Hunde zu stopfen. Warum macht man das? Ich möchte es nicht, dass irgendjemand meinem Hund ungefragt Leckerlis gibt. Und ich denke mal, die richtig teuren, super guten und gesunden Leckereien werden sicher nicht so großzügig verteilt, die sind ja auch ganz schön teuer. Liebe Hundehalter, den Billigmist und beispielsweise für meine Hunde nicht in Frage kommend, spart euch bitte für die nächste Mülltonne auf. Meine Hunde sind keine Mülleimer. Außerdem hat es viel Training gekostet, und wird es sicher noch, wenn einer meiner Hunde annimmt, sie davon abzuhalten, von Fremden etwas anzunehmen oder überhaupt draußen etwas aufzunehmen.
• Tierarzt
In der Regel geht man ja zum Tierarzt, wenn der Hund etwas hat oder aber zum Jahrescheck usw. Mittlerweile ist es Gang und Gebe, dass in jeder Praxis ein Wassernapf steht, aus dem alle Hunde saufen können. Prima, da hat also ein Hund eine ansteckende Krankheit und verbreitet die Viren gleich mal ordentlich. Auch wird nicht immer entsprechend terminiert, das kann man aber auch nicht wirklich leisten von Seiten der Praxis und so sitzen hochansteckende Hunde mit eigentlich gesunden in einem Raum, oft über einen langen Zeitraum. Wie oft ich schon mit Zwingerhusten aus der Praxis kam und dann nicht nur 1 Hund, der eben mit mir beim TA war, krank wurde, sondern gleich mal alle restlichen ansteckte, ist auch nicht normal.
Also möchte ich Sie bitten, den anderen Patientenhaltern doch darauf aufmerksam zu machen, dass Ihr Hund wohl ansteckend erkrankt sein kann. Es ist nicht nur unangenehm für jeden Hund, es ist es auch für den Geldbeutel!
• Hundeverbot, wenn Sie Ihr Handy ausführen.
Wenn Sie mit Ihrem Handy Gassi gehen und ihm seine Aufmerksamkeit schenken, es der Welt präsentieren, lassen Sie doch bitte Ihren Hund zuhause. Hunde haben in Ihrem Team Mensch-Handy nichts verloren.
Es ist doch nicht zu fassen, dass die Menschen es nicht schaffen, eine Hunderunde ohne Handy zu absolvieren. Es wird telefoniert, getickert … Und der Hund? Er wird zur Nebensache. Hallo!!!! Sie gehen mit Ihrem Hund raus, nicht mit dem Handy!
• Welche Unart, das ständige Anfassen
Nein, ich möchte nicht, dass Fremde meine Hunde anfassen, streicheln. Warum auch? Ich möchte auch nicht angefasst werden, will auch nicht, dass man mir zu nahekommt. Warum sollte mein Hund das mögen? Er kennt den Menschen nicht und wird ihn wahrscheinlich auch nie mehr wiedersehen. Lassen Sie es doch bitte und gehen woanders auf Tuchfühlung, wenn Sie immer irgendwas angrabbeln müssen.
Sehen Sie einen Hund, der etwas Gelbes an sich trägt, an Leine, Halsband oder Geschirr, werden Sie freundlich darum gebeten, noch mehr Abstand zu halten. Bitte unterlassen Sie jede Kontaktaufnahme und lassen Sie bitte ausreichend Platz zwischen Ihren Hunden.
In diesem Sinne …
Herzlichst
Ihre
Birthe Thompson
1 Kommentar
Bravo, Frau Thompson. Ihr Bericht über den Hundeknigge bringt es sowas von auf den Punkt. Ohne die Begegnungen mit so manchen “unhöflichen und respektlosen Hundehaltern” wären Spaziergänge mit unserem Hund viel stressfreier und entspannter. Statt dessen muss man sich für die Einforderung von eigentlich nur höflichem Verhalten auch noch rechtfertigen. Ich rechtfertige mich nicht mehr. Mir egal, wenn man mich dann für unhöflich hält.
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