Adipositas beim Hund
Vorwort. Persönliche Einleitung.
Kenn Sie das Problem mit dem Übergewicht? Wir Menschen sind schon oft damit überfordert, aber ganz ehrlich – wir haben das (wenn nicht gesundheitlich bedingt) selbst in der Hand. Übergewicht bei uns Menschen ist im Grunde nur eine Frage der Disziplin und Ernährung – wir können selbst entscheiden.
Unsere Hunde dagegen bekommen ihr Futter in der Regel ausschließlich über uns, den Menschen, dem Hundehalter. Damit sind wir also auch im Bezug auf Ernährung und Gesundheit in der Verantwortung. Ganz deutlich: Ist Ihr Hund nicht wegen medizinischer Gründe adipös, übergewichtig, dick, fett, dann haben Sie ihn gemästet. Wenn man böse schreiben möchte, könnte man auch sagen, Sie haben fahrlässig die Gesundheit Ihres Hundes auf's Spiel gesetzt. Oder aber, Sie sind nicht ausreichend über Ernährung und Bedarf Ihres Hundes informiert.
Sind Sie jetzt etwas erbost? Müssen Sie nicht sein! Sie dürfen sicher sein, dass ich weiß, worüber ich schreibe. Eine meiner Hündinnen war sogar stark übergewichtig. Sie war eine Rhodesian Ridgeback Hündin mit einem Stockmaß von 63 cm und einem zur schlimmsten Zeit Lebendgewicht von 52 kg.
Ach, du dicker Hund.
Alle Bemühungen, ihr Gewicht zu reduzieren, schienen sinnlos, waren über eine sehr lange Zeit erfolglos. Zahlreiche Tierarztbesuche und die verschiedensten Diätfuttersorten haben nichts zur Gewichtsreduktion beigetragen.
Zahlreiche Hilferufe habe ich gesendet, in verschiedenen Foren und auf unterschiedlichen Plattformen von meinem Problem berichtet. Sehr viele Hinweise und Telefonnummern erhielt ich und natürlich habe ich die Telefonate geführt und bekam wirklich Unterstützung. Aber, nichts, wirklich nichts hat geholfen.
Alle möglichen Untersuchungen wurden durchgeführt, verschiedene Laboruntersuchungen in den Auftrag gegeben, auch die Nebennierenrinden, auf einen Hinweis hin, wurden untersucht. Nichts!
Irgendwann war ich so verzweifelt und mein letzter Ausweg war der Züchter meiner Hündin. Dieser Anruf war zunächst wie ein Schlag ins Gesicht. Der Züchter erklärte mir nämlich, dass es einzig und allein meine Schuld sei, wenn meine Hündin fett ist und sie im schlimmsten Fall, ginge es so weiter, ich daran Schuld wäre, wenn sie an Herzverfettung sterbe. Dass man das nicht hören mag, ist sicher klar. Fakt war aber auch, dass ich mir anhören musste, was er zu sagen hat, denn ich selbst war ja mit meinem Latein am Ende. Lange Rede kurzer Sinn. Er empfahl ab sofort meiner Hündin nur noch eine Handvoll Futter zu geben, egal, was komme, sie darf nur noch jeweils eine Handvoll fressen. Liebe Leser, ja, ich musste mit mir und meinem Mitleid kämpfen.
Diese Information und die Hilfe einer Ernährungsberaterin haben uns dann allen geholfen. Meine Hündin nahm ab und als sie ihr Gewicht von 34 kg erreichte, haben wir das Futter so eingestellt, dass sie dieses halten konnte.
Diese Informationen wollte ich gerne vorab senden, damit Sie gewillt sind, weiter zu lesen, denn ich erhebe hier nicht den Zeigefinger, sondern möchte Ihnen helfen.
Ach, du dicker Hund …
Was genau ist Adipositas und welche Auswirkungen hat Übergewicht?
Ab wann spricht man von Adipositas?
• Überschreitet Ihr Hund 10 % des ihm idealen Körpergewichts, spricht man schon von beginnender Adipositas.
• Wiegt Ihr Hund allerdings schon 20 % mehr als sein für ihn Idealgewicht, heißt die Diagnose bereits: Adipositas und damit hat Ihr Vierpfotler nicht nur paar Pfündchen zu viel auf den Rippen, sondern er ist übergewichtig.
Wie entsteht Übergewicht?
• Eigentlich ist es ganz einfach, diese Frage zu beantworten. Führen Sie Ihrem vierpfotigen Freund mehr Energie zu als er umsetzt, wird er ganz einfach irgendwann zu dick. Dieser Umstand unterscheidet sich nicht von uns Menschen. Nochmal etwas einfacher: Bekommt Ihr Hund mehr Futter als er aufgrund seines Bewegungsmusters und Alters benötigt, wird er zu dick! Zu viele Kalorien bei zu geringer Bewegung!
• Der Energiebedarf sinkt aber auch durch andere Umstände, die weniger mit Bewegung zu tun haben. Beispiele: nach Kastration, wenn Hunde älter werden und zu den Senioren zählen, bei Einnahme bestimmter Medikamente .
Ihr Hund soll Gewicht verlieren, aber wie?
1. Zunächst sollten Sie erstmal erkennen, dass Ihr Hund ein paar Pfunde (Kilos) zu viel auf den Rippen hat. Werden Sie darauf angesprochen, egal ob von Menschen aus Ihrem sozialen Umfeld oder gar Ihrem Tierarzt, ignorieren Sie das bitte nicht. Es ist wenig hilfreich diesen Umstand zu belächeln und gegeben hinzunehmen. Im Gegenteil! Alle Alarmglocken sollten bei Ihnen läuten, denn Ihr Hund befindet sich bereits in einer misslichen Lage.
2. Schauen Sie sich bitte einmal Ihre Futtervorräte an und sehen Sie genau nach, was Ihr Vierbeiner an Grundfutter haben sollte unter Berücksichtigung seiner Aktivität und was er tatsächlich bekommt. Zählen Sie das bitte einmal zusammen.
• Futter
• Leckerein so nebenbei
• Trainingshappen
• Rest von Frühstückstisch oder den Happen unter dem Tisch von Ihrem Kind
• Eigene Jagdbelohnung, wie zum Beispiel ein kleines Mäuschen
3. Besprechen Sie mit ihrem Tierarzt wie hoch der normale Energieumsatz dato für Ihren Hund ist. Vergleichen Sie den Bedarf mit der tatsächlichen gegebenen Menge, also der von Ihnen zugeführten Energiemenge. Setzen Sie gemeinsam ein Zielgewicht fest.
4. Haben Sie das Idealgewicht erarbeitet, kann es mit der sogenannten Diät losgehen. Man spricht dann von einer Reduktionsdiät. Nun liegt es an Ihnen, denn SIE haben ein Muster zu durchbrechen. Das „Ich liebe meinen Hund und zeige es ihm mit Futter“ muss aufgelöst werden.
5. Haben Sie dann eine Zahl im Kopf, wissen Sie wie hoch das eigentliche Gewicht Ihres Hundes sein soll, verinnerlichen Sie es bitte und los geht’s. Mit höchster Disziplin, und zwar Selbstdisziplin und dem Ziel vor Augen, bekommt Ihr Hund nun ab sofort 60 % der täglich benötigten Energiezufuhr. Diese Reduktionsdiät wird von Ihrem Tierarzt begleitet und eine regelmäßige Gewichtskontrolle ist selbstverständlich. Nach etwa 14 Tagen sollte sich bereits schon ein Gewichtsverlust eingestellt haben. Ist dieses nicht der Fall, werden Sie gemeinsam mit Ihrem Tierarzt des Vertrauens die Diät anpassen und die Energiezufuhr weiter senken.
Ach, du dicker Hund …
6. Sie gehen mit Ihrem Hund regelmäßig spazieren und sind der Meinung, Ihr Vierpfotler hat ausreichend Bewegung? Überdenken Sie bitte einmal Ihre Meinung und Einstellung. Ist das wirklich so? Beobachten Sie doch mal andere Hunde mit ihren Haltern. Eventuell befindet sich Ihr Hund doch nicht auf dem, dem Alter entsprechenden Fitnesslevel? Und vielleicht wären Sie gut beraten, die Aktivitäten, am besten natürlich die gemeinsamen, zu steigern? Sie müssen ja nicht gleich der große Hundesportler werden, aber möglicherweise finden Sie mit Ihrem Hund Freude an Apportierarbeit, Suchspielen, Fährtenarbeit … Oder aber Ihr Hund findet das gelenkschonenede Schwimmen ganz toll?
Oft höre ich Hundehalter über ihre Hunderunden sprechen. Liebe LeserInnen, gehören Sie zu den Menschen, die drei mal am Tag eine „Runde um den Block“ drehen, muss ich Ihnen sagen: Das reicht NICHT! Das kann einfach nicht im Sinne eines artgerechten Hundelebens sein. Und wenn Sie nun antworten: „Der will aber gar nicht mehr!“, dann erwidere ich: Daran sind Sie schuld. Sie haben Ihrem Hund nichts (an)geboten. Einem gesunden, normalen Hund kann das nicht reichen. Beginnen Sie bitte, Ihre Spaziergänge, Ihre Hunderunden langsam, aber stetig auszudehnen, zu erweitern.
Ach, du dicker Hund …
7. Es gäbe auch die Möglichkeit, dass sich Ihr Hund sein Fressen erarbeiten muss. Klar, das bedeutet nun natürlich auch für Sie, dass Sie Ihre eigene Komfortzone verlassen müssen. Denn, soll Ihr Hund arbeiten, müssen sie quasi sein Arbeitgeber sein. Das beinhaltet, Dass Sie täglich einen Plan haben müssen, sich eben auch physisch und psychisch-mental anstrengen müssen.
Lesen Sie bitte weiter in Teil II