Hund gestresst – warum?
Haben Sie es gewusst? Ist Ihr Hund gestresst, kann es unter Umständen an Ihnen, Ihrem Umfeld oder auch Ihrer Erziehung liegen.
Gestresste Hunde sind immer wieder ein Thema, aber was können wir tun und vor allem, was sollten wir wirklich über Stress wissen?
Der Traum eines jeden Hundehalters ist es, einen ausgelassenen Hund an seiner Seite zu haben. Relaxt, völlig entspannt sollte er durch Dick und Dünn gehen können. Ach, und richtig schön wäre es natürlich auch, wenn er nicht gleich gestresst aus dem Fell springt.
Ja klar, solche Hunde gibt es und sind die Anlagen des Hundes entsprechend, können Hundehalter dieses natürlich auch fördern und ihre geliebten Vierbeiner auf ein Leben mit einem normalen Stresslevel vorbereiten. Und wenn ich von Anlagen schreibe, möchte ich auch darauf aufmerksam machen, dass Stressbewältigung oder sagen wir mal, die Fähigkeit Stress auch gut zu vertragen, unter anderem genetisch bedingt ist. Auch gibt es unter den Rassen Unterschiede. Die einen kommen besser als andere Rassen mit Stress klar. Hier möchte ich dann auch mal auf die sogenannte Reizschwelle aufmerksam machen.
Leider sind viele Hundehalter an sich selbst schon Stressmenschen und für viele soll ein Hund den nötigen Ausgleich schaffen. Was aber passiert denn mit einer Fellpfote, wenn ihm selbst kein entspanntes Leben vorgelebt wird? Haben Sie sich darüber auch schon mal Gedanken gemacht?
Hund gestresst. In der heutigen Zeit wissen wir schon enorm viel über Hunde, auch, wodurch im Grunde Stress ausgelöst wird und wie sich Stress eben nicht nur bei uns, sondern auch bei Hunden auswirkt.
Auch ist allgemein bekannt, dass die Summe einzelner und verschiedener Stresssituationen über einen bestimmten Zeitraum zu Stresssymptomen führt.
Hund gestresst. Was können denn Stresssituationen bei unseren und für unsere Hunde sein?
- Dazu gehören zum Beispiel viele hochfahrende, hektische Spiele
- Auch Kinder im Haushalt, die extrem laut und agil sind
- Hunde, die man in ihren Ruhepausen stört und sie sich erschrecken
- Viel zu kleine Wohnung mit zu vielen Menschen – sozialer Brennpunkt. (Dabei sei nicht meine Meinung berührt, dass man mit einem Hund auch auf einem Wohnclo leben kann, solange er da schläft und frisst , sonst aber artgerecht gehalten wird)
- Ein Stressfaktor kann auch Unterforderung sein – zu wenig physische und psychische Auslastung
- Zu wenig Ruhepausen, die man dem Hund gönnt – Ein unruhiges, ohne Struktur und Regeln gelebtes Leben mit einem Hund
- Alle diese Situationen, Bedingungen können in der Summe einen Hund unendlich belasten und im Verlauf zu einem stark gestressten, schnell hochfahrenden Hund werden lassen..
Nun kann und soll man Hunde nicht vor jedem Stress schützen. Denn wir wissen ja auch, dass Stress – positiver Stress – sehr gesund sein kann.
Hund gestresst. Fakt ist auch, dass bei unseren Hunden gleich wie bei uns Menschen, nicht immer die Intensität eines Stressfaktors entscheidend ist, sondern vielmehr, wie lange wir, also über welchen Zeitraum, wir diesen verschiedenen Stressfaktoren ausgesetzt sind. Oftmals ist genau die Dauerbelastung das Übel.
Natürlich ist es auch richtig, dass Lebewesen, ob Mensch oder Hund, individuell auf bestimmte Situationen reagieren. Nun sagt man, um so mehr Welpen lernen, je mehr Lärm usw. sie kennen lernen, umso besser kommen sie im Erwachsenenalter klar. Ja, das kann man so sagen – ABER – die Art und Weise, wie sie mit verschiedenen für sie Stress auslösenden Situationen konfrontiert werden, macht nachher den Umgang aus.
Hund gestresst. Auch, welche Stresssituationen es sind, werden unsere Hunde prägen.
Beispiele für einen Stressfaktor:
Hund gestresst. Sie kennen es: Ist Ihr Hund schussfest?
Die einen Hunde geraten fast in Panik, wird ein Schuss abgegeben und haben enormen Stress, andere wiederum interessiert es nicht – Grundvoraussetzung für einen Jagdhund oder aber auch Jagdbegleithund. Hunde, die also mit einem Schussstress gut zurechtkommen und dem Jäger zuarbeiten durch Apportieren beispielsweise, werden dem Schuss etwas Positives abgewinnen, sie empfinden positiven Stress. Ihr Stresslevel steigt mit abgegeben Schuss, weil sie wissen, nun können sie gleich los und arbeiten.
Anderes Beispiel:
Hund gestresst. Die Begegnung mit Artgenossen.
Hunde, sie durchaus keine negativen Erfahrungen mit Artgenossen machen mussten, empfinden beim Anblick eines anderen Hundes positiven Stress. Am liebsten würden sie sofort hin und spielen, rennen …
Andere wiederum, die leider auf Hunde trafen, die sich nicht von ihrer besten Seite zeigten, können schon in Stress geraten und in einem absoluten alert modus schalten. Sie haben Stress und werden nicht ausgeglichen und ruhig einer Hundebegegnung gegenüberstehen.
Wir Menschen sind natürlich wieder gefragt. So, wie wir eben auch mit bestimmten Situationen umgehen, wie wir unsere Hunde auf ein Leben vorbereiten, wie wir ihnen verschiedene Situationen nahe bringen hat einen enormen Einfluss auf das Bewältigen von Stress bei unseren Hunden. Dabei ist enorm wichtig, dass wir unseren Hunden IMMER beistehen und versuchen, entweder allein für unseren Hund etwas zu regeln oder aber wenn es möglich ist, und das ist es meist, gemeinsam einen Stressfaktor in eine Art positiven Stress zu wandeln.
Es gibt leider Situationen, in denen Hunde scheinbar alles richtig machen, sie dennoch aber leider die Verlierer sind. In der Hundebegegnung ist es leider immer noch so, dass viele Menschen ihre Hunde einfach nicht lesen, verstehen und total falsch einschätzen.
Hund gestresst. Sie kennen folgende Situation, wenn nicht selbst erlebt, doch schon etliche Male gehört oder auch gelesen:
Bello kommt ganz unvoreingenommen des Weges gelaufen und Nachbars Pluto kreuzt den Weg. Der Nachbar natürlich noch 20 Meter hintendran. Bello guckt, Pluto plustert sich auf und kommt mit unschönen Absichten und in Machomanier auf Bello zu. Dieser macht sich klein, guckt weg, beschwichtigt, was das Zeug hält und hofft somit, die Situation positiv zu regeln. So wäre auch bei jedem gut sozialisierten Hund das Procedere und alles wäre gut, wenn nicht in diesem Fall Pluto das alles gar nicht interessierte und er sich auf Bello stürzte.
So, nun haben Sie ein Problem. Denn Sie beide, Sie, der Mensch, als eben auch der Hund sind im schlechtesten Fall traumatisiert. Dieses Ereignis hat nun einen starke Stressreaktion ausgelöst. Wenn solche Erfahrungen öfter gemacht werden, entstehen große Probleme bei unseren Hunden, die mit viel, viel Arbeit kontrollierbar werden, aber leider nicht mehr gelöscht werden können.
Ab nun hat Ihr Hund also immer Stress, wenn Sie einen Artgenossen treffen.
Es hängt also immer von den Erfahrungen ab, die Hunde über einen Zeitraum machen, wie sich ein Hund in der Umwelt bewegt. Ist er ausgeglichen und entspannt oder aber hat er einfach mit vielen Dingen nur Stress – und sie dann natürlich auch!
Das zieht sich durch die gesamte Hundehaltung.
Wie „arbeitet“ nun aber Stress?
Wir sprechen hier von Stresssituationen, die sich in 3 Stufen eingliedern lassen.
Ich möchte Ihnen das „System“ so einfach wie möglich und so runter reduziert wie es nur geht, näher bringen. Natürlich ist der Prozess des Stresses viel umfangreicher und komplexer, aber dafür können Sie ja gerne die entsprechende Literatur zu lesen. Hier in diesem Zusammenhang möchte ich es so erklären, dass wir alles es verstehen könenn.
1. Das vegetative Nervensystem
2. Stresshormone im Körper
3. Bereich des Gefühls im Gehirn
Hund gestresst. Nehmen wir als Beispiel eines, das wir alle kennen:
Ein Hund kommt ungebremst auf Ihren zu! Ihr Hund hat sichtlich Angst vor diesem oder vor der Situation oder aber ist verunsichert!
Was passiert nun mit Ihrem Hund? Wie verläuft die Stressreaktionskette?
1. Stufe – das vegetative Nervensystem reagiert
Das vegetative Nervensystem regelt die unbewusst ablaufenden Körperfunktionen (z. B. Atmung, Herzaktion, Magen-Darmtätigkeit) und ist somit grundsätzlich in dieser Aufgabe über den Willen nicht steuerbar.
2. Der Körper reagiert. Hier werden dann die Hormone Adrenalin und Noradrenalin im Blutkreislauf freigestezt.
Adrenalin (auch Epinephrin) ist wie das ähnlich wirkende Noradrenalin ein Hormon, das man auch als Stresshormon bezeichnet. Die Freisetzung von Adrenalin ermöglicht es dem Körper, schnell an Energiereserven heranzukommen, um rasch fliehen oder auch kämpfen zu können.
Noradrenalin wird mithilfe eines Enzyms aus Dopamin hergestellt. Im Gehirn ist der Neurotransmitter vor allem für die Steuerung des Wachheitsgrades und der Aufmerksamkeit verantwortlich.
3. Freisetzung des Hormons Cortisol und Entscheidung
Das wichtigste Anti-Stress-Hormon des Körpers ist das Cortisol. Cortisol ist das körpereigene aktive Cortison und schützt den Körper vor den negativen Folgen von starkem Stress und sorgt für eine sinnvolle Anpassung an aktuelle Umweltbedingungen.
Das heißt dann auch hier in diesem Zusammenhang, dass das Cortisol im Grunde die Stresssituation noch verstärkt und veranlasst. Unter anderem Fett in die Blutbahn freizugeben, um die Muskeln weiter zu stärken.
Alle diese 3 Stufen führen nun dazu, dass sich Ihr Hund mental und physisch auf den herannahenden, nicht freundlichen Hund eingestellt hat. Er kann nun entscheiden, ob er flüchtet oder angreift. Hier hilft Ihrem Hund natürlich die Situation richtig zu beurteilen oder entsprechend zu reagieren, wenn er auf Erfahrungen zurückgreifen kann … Und hier schließt sich wieder der Kreis …. Welche Erfahrungen hat Ihr Hund gemacht?
Bei allen Umständen und was auch immer Ihr Hund für Stress hat, sorgen Sie bitte dafür, dass Ihr Hund ausreichend Ruhe bekommt und seinen Körper wieder in eine Art Normalzustand bringen kann.
Und einer der größten und wichtigsten Punkte in der Hundehaltung ist die soziale Sicherheit.
Noch viel zu wenig Hundefreunde verstehen tatsächlich, was das bedeutet! Was soziale Sicherheit für unsere Hunde bedeutet.
Darum ist folgende Aussage auch wirklich zu verinnerlichen:
Sicherheit bringt ganz bestimmt der Sozialkontakt, aber damit sich ein Hund auch wirklich sicher FÜHLEN kann, ist wieder mal der Mensch gefordert. Ein ruhiger, souveräner Hundehalter ist das Beste und auch, was jeder Hund verdient hat. Ein Hundehalter, der Verantwortung übernimmt, Kenntnisse um die Bedürfnisse eines Hundes hat, ein angenehmes Wesen auszeichnet, ist des Hundes Glück. Konsequenz, ein liebevolles Miteinander ist die Basis in einer Verbindung zwischen Hund und Mensch. Sind Sie aufbrausend, haben Sie eine leicht aggressive Ader, gehören zu den Cholerikern, dann bitte verzichten Sie doch auf einen Hund und verabschieden Sie sich davon, einem Hund das Leben zu vermiesen. Denn Hunde kommen mit einem Menschen, der so ungleich ist, nicht verlässlich, nicht einschätzbar, ohne gute Kontrolle über sich selbst und ohne ausreichende Kenntnis über seinen vermeintlichen Freund, nicht gut zurecht.
Zudem befindet sich Ihr Hund im permanenten Stress und wird wohl kaum zu den ausgeglichenen, gemochten, gern gesehenen Hunden zählen können.
Fazit:
- Hunde benötigen in stressigen Situationen Hilfe, Ihre Hilfe! Oftmals ist es leider auch so, dass unsere Fellfreunde enorm in psychische Schwierigkeiten geraten können, wenn sie in Stress geraten.
- Stress kann zu gesundheitlichen Problemen führen. Hierzu gehören Verdauungsprobleme, Herzprobleme, Überreaktionen im Allgemeinen und natürlich Angst, Allergien, auch emotionale Konflikte.
- Hunde, die unter Stress stehen, zu oft zu lange unter Stresssituationen leiden, reagieren auch oft schneller, sie verteidigen sich öfter, fühlen sich schneller bedroht. Auch ist die Reaktion auf eine mögliche Verteidigung doch sehr viel beschleunigter.
- Hunde, die in einem aggressiven Umfeld leben, in einem Zuhause, in denen auch die Menschen nicht sonderlich feinfühlig miteinander umgehen und es wenig Harmonie herrscht, gelten im Allgemeinen als viel reizbarer, verteidigungsbereiter, auch heftiger und entschiedener in einer möglichen Verteidigungssituation. Ihr Verhalten wird oft viel offensiver!
- Richtig machen Sie es, wenn Sie Ihren Hund behutsam Neues zeigen, beibringen. Mit ihm gemeinsam langsam angst – und/ oder stressige Situationen meistern und positiv beenden.
- Wenn Sie Hundebegegnungen kontrollieren und immer ein Auge auch auf den anderen Hund und seinen Menschen haben. Wer hier schon geschult ist, kann anhand der Menschen, des Verhaltens dieser sehen, wie deren Hunde ticken.