Die jährliche Diskussion: Gehören Hunde auf einen Weihnachtsmarkt?
Es ist ja, für viele zur Freude, wieder Weihnachtsmarktzeit. Und wie jedes Jahr vernehmen wir unterschiedliche Meinungen zum Thema: Hunde auf dem Weihnachtsmarkt.
Die einen, die gar nicht verstehen, dass man die armen Vierpfotler durch das Gedränge mitschleift, die anderen, die sogar soweit gehen und sich für ein allgemeines Verbot von Hunden auf Weihnachtsmärkten aussprechen.
Aber dann gibt es wieder ein anderes Lager, das dieses nicht gelten lassen möchte und behauptet, ihre Hunde hätten entweder gar kein Problem mit der Mitnahme ins Gewühl oder aber sie würden wegen Trainings gerade solche Plätze mit vielen Menschen, Gerüchen usw. suchen und darum den Weihnachtsmarkt als optimalen Präge- und/oder Trainingsplatz finden.
Hunde auf dem Weihnachtsmarkt: Ja, dieses Thema polarisiert. Und es wird so jeder auch seine Meinung dazu haben.
Gibt es hier nur schwarz und weiß? Ich denke nicht. Denn es gibt ja auch Tageszeiten, an denen der Markt sicher noch nicht so besucht sein wird wie zum Beispiel am Wochenende oder zur Feierabendzeit.
Dennoch möchte ich natürlich auf den Stress für einen Vierbeiner hinweisen und auch nicht vergessen, auf Gefahren für den Hund – auch Mensch – aufmerksam zu machen.
Hunde auf dem Weihnachtsmarkt.
Stress:
- Lautstärke
- Menschenmassen
- Gerüche
- Enge
- Starre Blicke
- Betrunkene/ Angetrunkene
- Angegrapsche
- Anrempeln
Lautstärke.
Wir alle wissen, dass Hunde um so viel besser hören als wir Menschen. Auch können sie differenzierter hören. Musik, lautes Gerede, Gegröle von Angetrunkenen, histerisch lachende Frauen. Das alles kann absoluter Stressauslöser für jeden Hund sein.
Menschenmassen.
Versetzen wir uns doch bitte mal in die Position eines Hundes. Was kann er im Gewühl der Menschen eigentlich sehen? Beine. Genau, ganz viele Beine, die um ihn herum laufen, auf ihn direkt zukommen. Nein, hier gibt es kein Bogenlaufen, hier geht’s schurstracks auf den Hund zu – vorausgesetzt, er wird überhaupt gesehen!
Gerüche.
Oh mein Gott. Sie wissen wie ausgeprägt der Geruchssinn eines Hundes ist? Ich sage nur eines dazu: Kocht Ihr Partner eine Suppe, kommen Sie nach Hause und Sie riechen: Hmmm, es riecht nach Suppe! Kommt Ihr Hund in die Küche, kann er Ihnen alle einzelnen Zutaten, die für die Suppe verkocht wurden, „aufsagen“. Ja, und dann sind Sie auf dem Markt mit Pommes, Bratwurst, Holzkohlegrill, Zuckerwatte für die Kinder, Mandelhäuschen usw. Na, das hat ja schon ein bisschen von seelischer Grausamkeit, finden Sie nicht auch?
Enge.
Oh, Enge mögen Hunde ganz besonders. Was lernen wir Hundefreunde so ziemlich am Anfang der Hundehaltung? Hunde dürfen niemals in die Enge getrieben werden. Passiert es dennoch, kann der Hund reagieren – reagieren mit Abwehr durch Schnappen und Beißen.
Prima, fühlt sich der Hund dann doch irgendwann in die Enge getrieben und es entstehet genau diese Situation und er langt zu – Herzlichen Glückwunsch! Ab jetzt haben Sie einen beißenden Gefahrenhund. Und bitte beten Sie zu Gott, dass es nur das Bein, die Hand eines Erwachsenen war und nicht etwa das Gesicht eines Kindes.
Starre Blicke.
Ja, und dann stehen Sie mit Ihrem Hund vielleicht an einem Glüchweinstand. Ihr Vierbeiner sitzt noch ganz gelassen, oder gelangweilt, gähnenderweise. Nicht etwa, weil er müde ist, sondern weil er Ihnen eigentlich Stress anzeigt – das ignorieren Sie aber mal – und neben Ihnen stehen auch noch Menschen – ebenfalls vielleicht gelangweilt oder mit Kindern, die Ihren Hund erblicken und diesen Blick nicht von Ihrem Hund abwenden können. Jawohl, Ihr Hund fühlt sich angestarrt, bedroht. Super, er zeigt es an, knurrt vielleicht auch … natürlich bekommt er dafür geschimpft, denn Sie haben doch einen lieben Hund, und der Mensch dort tut doch nichts !
Betrunkene/ Angetrunkene Menschen.
Oh ja, Alkohol ist des Vierbeiners bester Freund. Bei dem Thema Alkohol werden alle Hunde hellwach. Zum einen mögen sie den Geruch eigentlich überhaupt nicht und zum anderen sind alkoholisierte Menschen für Hunde nicht mehr zu erfassen. Sie benehmen sich nicht normal. Ach, und haben Sie dann selbst noch was getrunken, na dann Gute Nacht. Entweder Ihr Hund ist nur noch ängstlich oder aber er könnte meinen, nun mal ein bisschen mehr auf Sie aufzupassen. Toll, so mitten in der Menschenmenge!
Angegrapsche.
So, und dann haben Sie einen Hund, der ganz niedlich ist, einen Welpen oder Junghund? Einen Hund, der gar so lieb guckt. Oder einen klassisch bildschönen. Und plötzlich meinen alle Menschen, ihren Hund unbedingt anfassen zu müssen. Viele bleiben stehen und Sie wissen, Ihr Hund wird wieder angefasst, wieder gestreichelt. Einige aber meinen, das immer am Vorbeigehen machen zu müssen, wie eben auch das Zungenschnalzen und was auch immer. Ja, das ist doch ein wahrer Hundehimmel – so viel Aufmerksamkeit auf einmal. Welcher Hund wünschte sich das nicht?
Anrempeln.
Haben Sie einen größeren Hund, wird er wahrscheinlich noch gesehen, ist aber in der Menschenmenge dann auch dafür prädestiniert, genau wie Sie, angerempelt zu werden. Ja, liebe Hundefreunde, das mögen Hunde unglaublich gerne. Sie werden so wahnsinnig gerne provoziert. Und haben Sie kleine Hunde, die Sie hinter sich her schleifen, dann ist das mit dem Anrempeln nicht so schlimm, da wird dann einfach gegen gelaufen, gegen Ihren Hund getreten, auf Pfoten und Rute getrampelt. Ja, Hunde mögen es sehr, wenn man auf ihnen herumtrampelt.
Hunde auf dem Weihnachtsmarkt.
Gefahren:
- Pommes, Wurst und Co auf dem Boden
- Auf Pfoten treten
- Mit heißem Glühwein/ Punsch übergießen
- Getreten werden
- Mit Leine an Menschenbeinen verheddern
- Glasscherben am Boden
- Zigaretten von Rauchern
Pommes, Wurst und Co auf dem Boden.
Sie wissen doch selbst, was alles auf dem Boden herum liegt, was alles, gerade auf solchen „Veranstaltungen“ einfach weg geworfen wird. Auf Ihren eigenen Festivitäten achten Sie peinlichst darauf, dass Ihr Hund von Ihren Gästen nicht mit Grillzeug usw. gefüttert wird. Aber Gott ja, hier ist man ja nur auf dem Weihnachtsmarkt, was macht es schon ,wenn Ihr Hund im späteren Verlauf Bauch- und Magenschmerzen von all dem weggeworfenen Essen, das er vom Boden in sich hinein inhaliert, bekommt?
Auf Pfoten treten.
Es ist eine Frage der Zeit, bis irgendjemand, aus welchen Grüden auch immer und natürlich unbeabsichtigt, auf die Pfote(n) Ihres Hundes tritt. Dazu braucht man kein Hellseher zu sein. Diese Situation ist unausweichlich, weil eben Menschen manchmal nicht ausweichen können. Wenn ich darüber nachdenke, wie oft man mir auf die Füße tritt – danke.
Mit heißem Glühwein/ Punsch übergießen.
Und wenn Sie nicht selbst am Glühweinstand stehen, neben Ihnen ein Gruppe, die sich gegenseitig anschuckelt oder ähnliches, läuft bestimmt irgendwann jemand über Ihren Weg mit einem Heißgetränk, der dieses im Lauf über Ihren Hund schüttet. Da mag man doch gerne Hund sein.
Getreten werden.
Ja, das hatten wir schon. Aber lassen Sie sich das noch mal durch den Kopf gehen. Ja, es kann passieren – es passiert viel zu oft, dass der Hund getreten wird – natürlich aus Versehen, aber das spielt doch keine Rolle.
Mit Leine an Menschenbeinen verheddern.
Sie haben einen kleineren Hund, der irgendwie an der Leine hinter Ihnen versucht herzudackeln, manche schleifen ihren Vierbeiner regelrecht hinter sich her – alles schon gesehen. Prima, und nun stellen wir uns die vielen Menschenbeine vor. Sie laufen links, rechts, bleiben stehen, nehmen hier eine Niesche und dort durch die nächste kleine Möglichkeit – Ihr Hund an der Leine hinter Ihnen und plötzlich geht’s nicht weiter. Nur gut, dass kein Mensch über Ihre Hundeleine fiel, aber nette Gespräche werden Sie jetzt sicher auch nicht führen, wenn Ihre Leine eine Barriere und Gefahrenquelle für Menschen wird und Ihr Hund sich verheddert hat.
Glasscherben am Boden.
Ich mag gar nicht darüber schreiben. Aber es ist nun mal so, dass enorm viele Scherben auf dem Boden liegen und sich Ihr Hund verletzen kann. Bitte denken Sie auch darüber nach.
Zigaretten von Rauchern.
Auch die Raucher stellen eine Gefahr für Ihre Hunde dar. Es wird gerade eben in der Öffentlichkeit geraucht. Und wenn Ihr Hund vielleicht nicht die Kippe Ihres Nachbarn abbekommt, dann eventuell aber die, die von einem Raucher weg geschnippt werden könnte. Nicht so schön, wenn diese auf der Nase Ihres Hundes landet oder im dichten Fell, das dann plötzlich angschmokelt riecht.
Hunde auf dem Weihnachtsmarkt.
Ja, liebe Leser, es ist für einen Hund auf einem vollen Weihnachtsmarkt wirklich nicht schön und bedeutet Stress pur.
Leider musst ich sogar auch schon Hunde sehen, die an einem Halti über den Markt geführt wurden. Das Halti viel zu eng und einschnürend. Das bricht mir wirklich das Herz!
Auch Hunde, mit eingezogener Rute, in geduckter Haltung, züngelnd, gähnend – Hunde, die mit allem Ausdruck signalisieren, dass sie Stress haben – und Menschen, die das entweder nicht wahr nehmen, ignorieren oder aber die Zeichen nicht deuten. Spricht man die Menschen an, bekommt man leider wenig positiven Feedback – im Gegenteil, kümmere man sich doch besser um eigene Dinge, ja.
Nun gibt es natürlich Menschen, die sagen: Mein Hund hat gar kein Problem, wenn er mitkommt. Sicher, das mag sein, dass er kein Problem an sich hat, wenn es kennt, Ihnen vertraut, er eine souveräne Persönlichkeit an sich ist. Wenn er selbstbewusst ist, wird er dem Unterfangen positiv und offen gegenüber stehen.
Wenn Sie zudem auch eine Zeit wählen, in der Sie selbst eben auch nicht gestresst durch die vielen Menschen sind, dann ist soweit ja fast alles in Ordnung, wenn man die Stressauslöser und Gefahren mal beiseite lässt.
Es gibt Hunde, die durch ihre Menschen ein Training in Öffentlichkeitssituationen bekommen haben. Im Grunde sollten ja alle Hunde ein Stadttraining usw. genossen haben. Diese Hunde kommen in solchen Situationen besser zurecht.
Hunde auf dem Weihnachtsmarkt.
Dann gibt es aber auch die Menschen, die die Meinung vertreten, gerade Weihnachtsmarkt wäre optimal dafür, um genau so ein Training zu absolvieren oder aber andere, die sagen: Mein Hund muss so was können! Was bitte genau? Über einen Weihnachtsmarkt stress-angstfrei zu laufen? Wozu? Wirklich, ich frage mich warum und wofür? Ja, Stadttraining auch für Landhunde! Bin total dafür! Sie sollen Autos, Bahn und Busse kennen. Vielleicht auch mal mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren sein. Denn Ihr Auto könnte mal stehen bleiben und Sie müssen in einer fremden Stadt durch selbige mit Ihrem Hund laufen und eventuell auch einen Bus, eine Bahn, den Zug nehmen müssen. Das wäre schon von Vorteil, wenn Ihr Hund das mitmacht.
Aber einen Weihnachtsmarkt können müssen? Nein!
Und liebe Leser, auch darauf möchte ich aufmerksam machen:
Es gibt Menschen, die Angst vor Hunden haben. Ob Erwachsene oder Kinder. Und genauso wie manchmal Hunde einfach mitgeschleift werden, werden es leider auch zu oft Kinder. Kinder an einem langem Arm hinter den Eltern hinterher laufend, Angst vor einem Hund, der dann plötzlich auch noch neben ihm läuft.
Bitte seien Sie umsichtig.
Mein persönliches Fazit:
Hunde müssen auch mal alleine bleiben können, ja, das muss definiert trainiert werden. Und nein, Hunde müssen sicher nicht auf den Weihnachtsmarkt mitgenommen werden, das braucht man auch nicht trainieren.
Kann der Hund alleine bleiben, können auch Sie viel entspannter den Glühwein trinken.
2 Kommentare
Ein sehr guter Beitrag Frau Thompson. Hoffentlich wird er von vielen Hundehaltern gelesen und auch beherzigt. Leider gibt es zu viele “Zweibeiner”, die sich mit der Psyche eines/ihres Tieres nicht auseinandergesetzt haben und die “Sprache” ihres Hundes, die bei manchen Rassen besonders diffizil ist, nicht kennen oder einfach ignorieren, weil sie ja “DER Chef” sind und der Hund sich anzupassen hat.
Ich werde ihren Beitrag teilen, in der Hoffnung, dass dadurch manchem armen Wesen die Weihnachtsmarktqualen erspart bleiben.
Vielen Dank, ja, es sei zu wünschen, dass genau die Hundehalter diese Zeilen lesen, die auch lesen MÖCHTEN! Wir dürfen dennoch hoffen, dass gerade auch Neuhundehalter das eine oder andere beherzigen, woran bislang vielleicht noch gar nicht so gedacht wurde. Denn sind wir ehrlich, sind wir ja alle nicht als DIE Hundekenner zur Welt gekommen und wir alle können dazu lernen. Vielen Dank fürs Verbreiten – Teilen.
Nette Grüße
Birthe Thompson
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