Negative Verstärker, negative Verstärkung
Sprechen wir von negativer Verstärkung, können wir auch erleichternde Verstärkung sagen. Warum? Nun, weil etwas für den Hund Unangenehmes entfernt wird. Im Grunde ist es ganz einfach zu verstehen. Die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens oder einer Reaktion kann erhöht werden, wenn als Reiz ein negativer Verstärker entfernt wird.
Was können negative Verstärker sein? Bei uns Menschen zum Beispiel ist es am einfachsten zu erklären, indem Sie sich vorstellen, dass, wenn ein unangenehmer Zustand aufhört; dieses durch die eigene, als Ihre, Tat herbei geführt wird. Ein uns allen bekannter negativer Verstärker ist ein Schmerzmittel, das das Nachlassen des Schmerzes zur Folge hat.
Konkreter, um auch den Unterschied zwischen Verstärker und Verstärkung herauszuarbeiten.
Negative Verstärker – Beispiel:
Sie haben Kopfschmerzen und nehmen daraufhin eine Kopfschmerztablette. Anschließend lassen die Kopfschmerzen nach. Danach greifen Sie öfter zu Medikamenten, wenn Sie Kopfschmerzen bekommen. Hier spricht man von einer negativen Verstärkung, da das Verhalten, nämlich die Einnahme eines Schmerzmittels zur Konsequenz hat, dass die Kopfschmerzen beseitigt werden. Also, ist hier der Verstärker das Schmerzmittel und die Verstärkung, die immer öftere Einnahme dieses.
Negative Verstärker – Ein pädagogisches Beispiel:
Ihr Kind ist nachlässig im Hausaufgabenmachen. Als Konsequenz daraus, wird es nicht mehr zum Sport gehen dürfen. Ihr Kind wird nun alles daran setzen, seine Hausaufgaben pflichtgemäß und regelmäßig zu machen. Der Sportentzug wird aufgehoben.
Ein negativer Verstärker wirkt also auch als Belohnung und hat einen Verhaltensaufbau zur Folge. Das heißt, etwas wegnehmen, sprich, um den Hund in der Ausführung eines Signal zu motivieren, wird etwas (Unangenehmes) entfernt.
Negative Verstärker – Beispiel:
Wir hatten in einem vorherigen Beitrag, als es um Verstärker ging, bereits das Beispiel von einem Elektrozaun. Haben Sie nun also einen Hund, der die Kühe auf einer Weide zum Jagen spannend findet und will diesem Reiz nachgehen, kann hier der Stromzaun ein negativer Verstärker sein. Ihr Hund wird am Betreten der Weide gehindert und wird dieses Verhalten sehr wahrscheinlich nicht mehr zeigen.
Negative Verstärker – Beispiel:
Nun ein Beispiel in der Hundeerziehung, das klassischer Weise die meisten kennen.
Sie erinnern sich: Etwas, das für Ihren Hund negativ ist, wird entfernt! Sie bringen Ihrem Hund „Sitz“ bei. Dabei drücken Sie leicht auf sein Hinterteil oder seinen Rücken, um das Hinsetzen herbeizuführen Ihr Hund lernt, wenn er sich hinsetzt beim Signal „ Sitz“, wird der ihm eventuelle Druck auf das Hinterteil erspart, denn wenn Ihr Hund sitzt, hört der Druck auf.
Negative Verstärker – Beispiel:
Einige von Ihnen müssen ihren Hund an einem Halti führen. Hier ist es sehr anschaulich zu erklären: Gibt Ihr Hund dem Zug am Halti nach, hört der unangenehme Druck an seiner Schnauze auf.
Negative Verstärker – Beispiel:
Ihr Hund hat seine Schnauze am Tisch und schaut sich das reichhaltige Angebot Ihres Frühstücks an. Natürlich hat er schon was Leckeres in seinem Focus – in seiner Nase! Sie allerdings sind schnell und machen sich bemerkbar, beispielsweise mit einem Räuspern oder einem „Nein“. Ihr Hund geht vom Tisch weg und das Räuspern oder das „Nein“ stoppt sein Verhalten. Der negative Verstärker war ihr Räuspern oder das “Nein”. Das auf diese Art negativ verstärkte Verhalten ist das Weggehen von Tisch, wenn Sie in der Nähe sind.
Negative Verstärker können also auch negative Signale in der Binärsprache sein. Dazu gehören zum Beispiel:
- Sämtliche Variationen durch Stimme, durch Lautäußerungen w. z. B. der Tonfall, ein Räuspern, ein Knurren bis hin zu einem kräftigen Brüllen
- Körpersprache, w. z. B. hochgezogene Schultern oder angespannte Körperhaltung
- Auch ihr finsterer Gesichtsausdruck
Bei der negativen Verstärkung folgt auf das erwünschte Verhalten das Verschwinden eines unangenehmen Ereignisses. Von negativer Verstärkung spricht man z.B. wenn Ihr Arzt Sie ermahnt, den Zigarettenkonsum zu reduzieren, da sich sonst Ihr Krankheitsbild drastisch verschlechtert.
Dabei unterscheidet man zwei Formen der negativen Verstärkung:
- Das Fluchtlernen (Flucht- und Abschaltverhalten) Beim Fluchtlernen werden Sie direkt mit dem unangenehmen Ereignis konfrontiert (also, wenn Sie nicht aufhören zu rauchen, dann ….) und ergreifen Maßnahmen, um diesem zu entkommen (Sie hören mit dem Rauchen auf!).
- Das Vermeidungslernen (Ausweich- und Vorbeugungsverhalten).Bei dem Vermeidungslernen handelt es sich, wenn Sie, durch einen Signalreiz gewarnt werden (Raucherhusten!), rechtzeitig Vorsorge treffen, um das aversive , also unangenehme Ereignis, vorbeugend zu vermeiden (Sie reduzieren Ihren Zigarettenkonsum oder hören auf, zu rauchen). Dabei handelt es sich um eine aktive Form der Vermeidung. Hier muss in der Hundeerziehung äußertse Vorsicht geboten sein. Denn Vermeidungsverhalten ist meistens nicht gewünscht!
Fassen wir noch mal zusammen:
Ein positiver Verstärker ist das Hinzufügen eines angenehmen Reizes und negativer Verstärker ist das Wegnehmen eines unangenehmen Reizes. Beides verstärkt ein Verhalten.
Ein negativer Verstärker darf also nicht (wie es oft passiert) mit einer Bestrafung verwechselt werden!
Merke!
- Ein negativer Verstärker wirkt auch als Belohnung und hat einen Verhaltensaufbau zur Folge.
- Negative Verstärker können also auch negative Signale in der Binärsprache sein.
- Man unterscheidet zwei Formen der negativen Verstärkung: 1. Das Fluchtlernen, 2. Vermeidungslernen
- Ein negativer Verstärker darf nicht mit einer Bestrafung verwechselt werden.