Mein Hund frisst Gras – ist das schlimm?
Die meisten Ersthundebesitzer sind irgendwann darüber verwundert, wenn ihr Hund anfängt draußen zu grasen wie eine Kuh. Meist beginnt die “Gras-Fress-Saison” im Frühjahr mit dem ersten jungen Grün. Zunächst wird geschaut, dann gelächelt, unglaubäubig beäugelt, auch nette Sprüche werden an den Hund gerichtet. Jedoch kommt der Zeitpunkt, an dem sich Unsicherheit breit macht, gerade, wenn unsere Vierbeiner hastig zupfen, reißen, kauen und kaum zu bremsen sind. Und dann stellen sich zumindest zwei Fragen: “Mein Hund frisst Gras – doch warum”? und “Darf er das überhaupt?”
Das Grasfressen unserer doch fleischfressenden Vierbeiner
gehört zum natürlichen Verhalten von Hunden.Das frische, erste Gras ist saftig und aromatisch. Und dieses Gras ist besonders nährstoff- und rohfaserreich, was wiederum den Darm ordentlich in Schwung hält. Umgrunde ist das Grasfressen in Maßen nicht schädlich.
Ursachen für das Grasfressen können unterschiedlich sein und es bedarf manchmal auch eines kritischen Hinsehens.
1. Ihr Hund mag es einfach. Frisches, junges Gras, auf das man herumkamen kann … erfrischend, saftig, lecker …
2. Die Ursache für die Tatsache “Mein Hund frisst Gras” liegt selten in ernährungsbedingten Mangelerscheinungen.Wirklich deshalb selten, weil das heutige Hundefutter, egal, ob Fertigfutter oder selbst zubereitetes Frischfutter, den Tagesbedarf an Nährstoffen abdeckt, sodass nicht unbedingt zugefüttert werden muss. Zugefüttert? Was denn? Beispielsweise den Green Mix des Futtergerstellers Rinti. Dieser wird bei Fleischfütterung als ballastoffreichen Zusatz als Zufütterung empfohlen. Ballaststoffe wirken sich positiv auf die Verdauung aus. Es gibt Hinweise darauf, dass einige Hunde nach gezielter Zugabe von Green Mix später auf das Grasfressen ganz verzichten.
Das Institut für Tierernährung an der Tierärztlichen Hochschule, Hannover, führte bereits schon 1982 eine Erhebung an 600 Haushunden durch und fand keine gesicherten Hinweise auf Ursachen für das Grasfressen z. B. in ungenügendem Ballast in der Nahrung, in ungenügender Sättigung, Substitution von Vitaminen und Mineralien …
3. Ein weiterer Grund für die Tatsache “Mein Hund frisst Gras” können Verdauunugsprobleme sein. Mögliche Ursachen für diese können das Verschlucken von Fremdkörpern, Kleintieren (Mäuse) o. ä. sein, was nun wiederum Übelkeit hervorrufen kann. Frisst der Hund dann Gras, versucht er die Verdauungsproblem so zu lösen, dass er durch das Grasfressen erbricht und somit den Übeltäter ausbringt. Aber auch Haare im Magen können der Grund dafür sein, dass Ihr Vierbeiner sich am Gras zu schaffen macht. Denn für Hunde ist es schon auch unangenehm, so viele Haare in sich zu haben und dabei müssen es nicht unbedingt immer nur ihre eigenen sein.
Es heißt somit also auch, dass bei Magenproblemen Gras als Transportmittel hilfreich ist. Hat ein Hund etwas gefressen, das unverdaulich oder gar giftig ist, hat der Vierbeiner natürlich auch Schmerzen. Sein Körper versucht nun alles, diesen unangenhemen Zustand zu ändern. Gras fressen ist dabei eine ganz hilfreiche Methode so wie sich auch die Gabe von Sauerkraut bewährte . Das heißt also, Ihr Hund erbricht nicht, weil er Gras gefressen hat, sondern er frisst Gras, um erbrechen zu können (nicht alle Hunde erbrechen nach dem Grasfressen, die Motivation des Grasfressens ist unterschiedlich) oder aber, das ist auch möglich, rektal ausscheiden zu können. Sicher haben Sie schon gehört, wenn ein Hund etwas Unverdauliches verschluckte, dass man anriet, Sauerkraut zu füttern. Ja, dieses wickelt sich dann um den Fremdkörper und wird dann entweder oral, meist rektal ausgeschieden, ohne Magen- oder Darmwände zu verletzen. So funktioniert es auch mit Gras. Der Hund weiß also instinktiv, was er in einer solchen Notlage zu tun hat. Es gibt auch Hunde, die kleine Steinchen aufnehmen, um die gleiche Wirkung wie beim Grasfressen zu erzielen.
4. Eine weitere Möglichkeit für den Aufschrei “Mein Hund frisst Gras – darf er das?” liegt in Hinweisen darauf, dass einige Hunde Gras fressen, um etwaige Mandelentzündungen zu lindern.
5. Wie bei den meisten Dingen des Lebens ist immer wieder Vorsicht geboten. Beobachten Sie genau, wie oft und wie viel Ihr Hund an Gras verzehrt. Denn übermäßiges Grasfressen kann auch ein Hinweis auf gesundheitliche Ursachen sein, gerade, wenn Ihr Hund in diesem Zusammenhang vielleicht auch an Appetitlosigkeit und/ oder starken Verdauungsproblemen leidet.
Und natürlich sollten Sie auch darauf achten, welches Gras Ihr Hund zu sich nimmt. Nicht selten ist Gras an Wegesrand belastet mit Pestiziden oder Dünger, was wiederum nicht zum Verzehr geeignet ist. Auch Gras, das scharf ist, raub, sollten Ihre Vierbeiner vielleicht nicht unbedingt bedenkenlos zu sich nehmen, es könnte die Magenwände ankratzen …
6. Ein weiterer Faktor für “Mein Hund frisst Gras” kann auch Stress sein. Gras enthält zuckerartige Stoffe, schmeckt also süß. Es gibt Hunde, die, wenn sie aufgeregt oder überfordert sind, anfangen Gras zu fressen, um den Blutzuckerspiegel wieder ansteigen zu lassen. Denn bei Stress fällt der Blutzuckerspiegel. Somit bringt sich der Hund ganz instinktiv, aber gezielt wieder ins Gleichgewicht und seine Konzentrationsfähigkeit wird wieder gesteigert.
Zudem benötigen gestresste Hunde mehr Wasser, das ebenfalls im Gras enthalten ist. Stress beeinflusst die Nebennierenrinde, die wiederum den Wasserhaushalt im Körper steuert. Da Gras eben auch Wasser enthält, wird es von Hunden oft auch als Durstlöscher gewählt. Gerade agile Hunde, Hunde, die sehr viel mit der Nase arbeiten, Jagdhunde, Fährtenhunde usw. fressen viel Gras, denn sie benötigen viel Wasser. Nasenarbeit beansprucht die Riechepithele und die Schleimhäute trocknen aus. Wie auch bei uns Menschen verursacht Wassermangel Kopfschmerzen und beeinträchtigt die Konzentrationsfähigkeit.
Zu guter Letzt:
Sehen Sie Ihren Hund gemütlich kauen und die Grashalme genüsslich zupfen, vermag man zu sagen: Ihr Hund ist glücklich und ein ganz normaler Hund. Denn auch ihre Verwandten wie die Wölfe oder Kojoten sind auch keine reinen Fleischfresser. Zudem wirkt das Kauen von Gras entspannend. Durch die Bewegung des Kieferknochens werden Glückshormone, Endorphine, freigesetzt. Wenn möglich, gönnen sie Ihrem Freund diese Zeit der Entspannung – es scheint ihm gut zu gehen und freuen Sie sich einfach mit ihm.
Fazit: Mein Hund frisst Gras weil es ein arttypisches Ernährungsverhalten von Hunden ist.
Achtung! Warnung!
Sollte Ihr Hund Gras fressen, schauen Sie bitte auch einmal mehr in das Maul Ihres Hundes. Die Zecken mögen sich auch gerne mal in die Zahntaschen verkriechen!
2 Kommentare
Ich fand diese Erklärungen sehr hilfreich und informativ. Ich mache mir bei meiner Hündin nur oft Sorgen, da sie das ganze Jahr immens viel Gras frisst. Auch im Winter.
Oft sind dabei Blätter, Stengel usw von mir unbekannten Wildpflanzen dabei.
Ab und zu scheint es ihr dann nicht zu bekommen, denn am nächsten Tag hat sie Magengrummeln und null Appetit was sich im Laufe desTages aber legt.
Sämtliche Erziehungsmethoden scheitern und ich muß kapitulieren. Es erscheint mir manchmal wie eine Zwangsneurose bei ihr. Aber durch diesen Artikel bin ich nun etwas beruhigt.
LG
Hallo Frau Ebert,
egal, was Hunde zeigen, wir müssen es immer im Gesamtkontext sehen. Sicherlich ist ist Ihre Hündin in tiermedizinischer Betreuung und Sie haben dieses schon mal angesprochen? Einige dinge sind ganz sicher schon in einem Blutbild erkennbar, andere wiederum mal durch ein Schallen usw.
Grundsätzlich fressen alle Hunde Gras … und auch aus unterschiedlichen Gründen. Dennoch, wenn Sie ein ungutes Gefühl haben und Ihr Bauch Ihnen sagt, es könnte etwas nicht stimmen, dann sprechen Sie das beim nächsten TA-besuch einmal an. Unser Bauch ist ganz oft unser zuverlässige Partner.
Meine Hunde fressen/ fraßen stets “schubweise” mal viel oder weniger. Das ganze Jahr über und auch im Winter – kann mich nicht daran erinnern, nein.
Nette Grüße
Birthe Thompson
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