Beißhemmung müssen Hunde lernen
Autsch und Aua sind alles Indizien dafür, dass unsere Hunde die Beißhemmung noch lernen (müssen).
Wer seinen Hund als Welpen kennt, der weiß jetzt, worüber ich schreibe. Erinnern Sie sich noch an die spitzen kleinen Zähnchen? Oh ja, konnten die tatsächlich richtig weh tun! Naja, und wenn Sie auch noch kleine Kinder haben (hatten), war das Geschrei sicher so ein manches Mal groß.
Vorab und Nebeninfo: Ich habe wieder Leser nach Fotos gefragt und tatsächlich ganz tolle bekommen. Es fällt mir wirklich schwer, eine Auswahl zu treffen. Denn irgendwie untermauern genau diese vielen Fotos das, was ich sagen möchte. Darum stelle ich sie auch wieder als Galerie ein. Galerie heißt dann, dass ich viele Fotos einbinden kann, Sie diese aber bitte zum Vergrößern gerne anklicken können. Vielen lieben Dank für Ihr Vertrauen, das Sie mir mit dem Zusenden der Fotos aussprechen. Ich freue mich sehr.
Da Hunde unter anderem ihre Umwelt durch ihr Maul wahrnehmen und lernen, ist es natürlich auch nicht verwunderlich, dass sie alles versuchen, zwischen ihre Zähne zu bekommen. Das beginnt ja eigentlich schon mit der Geburt, wenn sie anfangen, klein, winzig mit geschlossenen Augen, ihr süßes Mäulchen in Richtung Zitze zu bringen, um bei Muttern Nahrung zu bekommen. So geht es natürlich weiter … Sie können noch gar nicht richtig laufen, fallen, nein plumpsen, öfter auf ihren süßen Hintern, aber das Maul ist geöffnet, um die Schnauze des Brüderchen oder Schwesterchen zu umfassen.
Später zahnen sie und die – lassen Sie es mich einmal sehr laienhaft sagen – Schnauzenzärtlichkeit ist nicht mehr so zärtlich und tut dem Gegenüber weh. Der Lütte quiekt und Puschel hält inne: Huch? Was war das? Hier beginnt der Lernprozess!
So lernen die Kleinen natürlich schon von Anfang an, nämlich untereinander, innerhalb des Wurfes, wie weit sie gehen können.
Ihre spitzen Zähnchen bohren sich in das Fell des Kameraden – bis es wieder quietscht und quiekt.
Naja, und nun können Sie sich ja vorstellen, dass die kleinen Würmer in einem Alter von 9 – 12 Wochen, wenn Sie bei Ihnen einziehen, eine Beißhemmung dennoch nicht erlernt haben. Es sind lediglich die Grundlagen geschaffen. Jetzt wird Ihre Wohnung, Ihr Haus genauer inspiziert und Sie machen im Grunde anfangs nichts anderes, als Ihrem süßen Fratz hinterher zu laufen, ihm alles aus dem Maul zu nehmen …, was SIE ihm nicht gegeben haben. Und, na klar, und natürlich ihm beizubringen, wo sich SEINE „Toilette“ befindet.
Naja, aber so, wie sich die Kleinen untereinander maultechnisch ineinander verhaken, mit ihren Zähnen spielen und diese eben auch ineinander, aneinander „schlagen“, glauben sie eben auch, genau das mit uns Menschen zu können. Hier fehlt jetzt das Quietschen und wird von einem Autsch oder Aua abgelöst. Wohl dem, der diese Wörter beeindruckend anbringen kann und somit den Racker aufhält.
Natürlich nutzen Hunde ihre Zähne auch wie wir unsere Arme und darum müssen wir ihnen beibringen, dass an unserem Körper bitte keine Zähne erwünscht sind – und klar, im Umgang mit anderen Hunden sehr bewusst eingesetzt werden.
Selbstverständlich spielen wir mit unseren Hunden und sind sie noch sehr jung, ist es unsere Aufgabe, ihnen eine Beißhemmung zu vermitteln. Ohne eine solche Beißhemmung wäre ein jedes Spiel – ob mit Artgenossen oder auch Menschen – brandgefährlich.
Wenn Sie den Hunden zusehen, wie sie miteinander spielen, kommunizieren, ihre Zähne einsetzen, dann kann man doch nur das Bedürfnis haben, dass sie diese genauso einziehen wie Katzen ihre Krallen, oder? Wenn dann auch Ihr junger Hund auf Sie zustürmt … im vollen Galopp und offenem Maul … und Sie sind das noch nicht gewohnt … kämen vielleicht Gedanken auf wie: Nicht umrennen und nicht fangen! (Sorry, ein bisschen Spaß muss sein!) Was denken Sie, wie es erst ist, wenn die Kleinen dann ganz Große werden?
Im täglichen Miteinander lernen unsere Hunde, dass auch für sie selbst ein gefahrloses Spiel nur dann möglich ist, wenn das Gegenüber über eine Beißhemmung verfügt. Die Schmerzgrenzen eines jeden Individuums sind bekanntlich unterschiedlich. Umso wichtiger ist es für uns Menschen, diese so gering wie möglich zu halten und schon beim einfachen Fühlen der Zähne, ohne, dass sie tatsächlich in den Einsatz gerieten, aufzuschreien, empört zu sein, das Spiel direkt abzubrechen. Eine Beißhemmung ist ein Lernprozess. Desto konsequenter Sie sind, desto einfacher wird später der Umgang mit Ihrem Hund.
Das ist auch darum so enorm wichtig, da die Hunde nun mal unter anderem über ihr Maul kommunizieren. Immer werden Sie sehen, dass sie ihre Zähne blitzen lassen – und das eben nicht nur dann, wenn sie sauer sind!
Ich gebe Ihnen hier gerne mal ein Negativbeispiel:
Eine Familie kauft sich einen Welpen. Ein stattlicher Rüde soll es sein. Dieser wird Liebling der ganzen Familie und zu den Kindern ist er Zucker. Wann immer der Hund zu arg spielte, schrieen und weinten die Kinder und Bello lernte schnell … LIEBSEIN ist hier angesagt. In der Hoffnung, dass auch die Kinder nicht so grob zu ihm sein werden!
Mutter hat die meiste Arbeit mit ihm. Sie betüddelt ihn, geht Gassi, fährt zum Tierarzt. Na, man könnte meinen, es ist ihr Hund – viele kenne das, nicht wahr?
Herrchen kommt nach Hause und schnappt sich erstmals den Hund. Ja, Herrchen kann toben! Wie die Irren schmeißen sie sich auf den Boden, Bello schnappt sich den Arm und zieht Herrchen über den Boden und beide finden das einfach nur großartig. Es wird rumgepöbelt und alles das gemacht, was Frauchen die ganze Zeit verbietet, klasse! Ja, und nun bekommen die Kinder Besuch. Es wird laut, die Kinder toben in ihrem Zimmer, schmeißen sich auf den Boden, raufen aus Spaß … Bello kommt, sieht das … Und … Bingo. Später lesen Sie: „Bello sucht ein neues Zuhause, er kann nicht mit Kindern.“
Sie sehen, es ist enorm wichtig, zu wissen, was Beißhemmung tatsächlich bedeutet.
Die erlernte Beißhemmung hat was mit gutem Benehmen zu tun! Und so nebenbei – ältere Hunde sind hier sehr, sehr gute Lehrer. Sie zeigen den Kleinen sofort und direkt Grenzen auf und maßregeln sie unmissverständlich! Bitte mischen Sie sich da nicht ein – So lernen Welpen, nämlich eben auch von den älteren Hunden – wie sonst?
Und bitte, egal wie süß Ihr Kleiner ist, wie knutschig das auch sein mag, wenn er an Ihnen rumkaut. STOPP! Der Arm im Maul bedarf nur Ihres Blickes (den Ihr Hund in der Regel dann auch sucht), um zu wissen, „Nein, das Maul wird nicht geschlossen – ich gehe besser 2 Schritte zurück!“
Die Zähne unserer Hunde verändern sich. Aus den spitzen kleinen Zähnchen, die echt weh tun, werden starke, kräftige Zähne, die dann gezielt eingesetzt werden! Und wenn Sie sich diese dann in der ganzen Schönheit anschauen, sollen Sie ganz sicher sein, dass diese Sie “nur anlächeln” und nicht schon im Begriff sind, aktiv zu werden … Na, Sie wissen schon, wie ich das meine …
Kleine persönliche Anekdote:
Bitte nicht nachmachen!!!!!
Eine meiner Hündinnen hatte mich ordentlich gezwackt, als ich am Boden über den Büchern lag. Das tat so weh, dass ich sie aus dem Affekt heraus direkt in die Lefzen biss – das war ein Impuls. Danach war das ein für alle Mal geklärt.
Liebe Neuhundehalter, bitte legen Sie äußersten Wert darauf, Ihrem Hund bei dem Erlernen der Beißhemmung nicht nur behilflich zu sein, sondern ihn darin zu stärken. Dann haben nicht nur Sie weniger Probleme, sondern auch Ihr Hund!
1 Kommentar
Unser Welpe hat sehr schnell gelernt was “AU” bedeutet.
Hat er mal wieder etwas zu fest an meiner Hand/meinem Finger “geknabbert/gebissen”:
einfach selbst mit den eigenen Zähnen ins Ohr vom Hund “beißen ” bzw. “zwicken” bis der Hund selbst quieckt, dann sofort (!!!) “AU” sagen.
Beim nächsten Spiel habe ich auch wieder sofort “AU” gesagt, als er mal wieder zu sehr “gebissen” hat.
Ergebnis:
Unser Kleiner, mittlerweile 10 Monate alt, hat sich dieses “AU” ganz genau gemerkt ?
Es funktioniert!
Viel Erfolg!
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